Die Kathedrale zu Amiens. Monatsarbeiten und Tierkreiszeichen in Frankreich


Hausarbeit, 2014

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen im Anhang

Verzeichnis der Abkürzungen

1 Einleitung

2 Die Tierkreiszeichen

3 Die Bedeutung der Monatsbilder in Frankreich

4 Die Monatsbilder an der Kathedrale zu Amiens

5 Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen im Anhang

Abbildung 1: Die Westportale der Kathedrale mit Firminportal, Weltgerichtsportal und Marienportal (von links nach rechts)

Abbildung 2: Linkes Gewände des Firminportals, mit den Tierkreis-Symbolen Krebs bis Schütze und den Monatsbildern Juni bis November, um

Abbildung 3: Linkes Gewände des Firminportals, mit den Tierkreis-Symbolen Krebs bis Schütze und den Monatsbildern Juni bis November, um

Abbildung 4: Rechtes Gewände des Firminportals, mit den Tierkreis-Symbolen Steinbock bis Zwillinge und den Monatsbildern Dezember bis Mai, um

Abbildung 5: Rechtes Gewände des Firminportals, mit den Tierkreis-Symbolen Steinbock bis Zwillinge und den Monatsbildern Dezember bis Mai, um

Abbildung 6: Tierkreiszeichen Steinbock mit Monatsbild Dezember

Abbildung 7: Tierkreiszeichen Wassermann mit Monatsbild Januar

Abbildung 8: Tierkreiszeichen Fische mit Monatsbild Februar

Abbildung 9: Tierkreiszeichen Widder mit Monatsbild März

Abbildung 10: Tierkreiszeichen Stier mit Monatsbild April

Abbildung 11: Tierkreiszeichen Zwillinge mit Monatsbild Mai

Abbildung 12: Tierkreiszeichen Krebs mit Monatsbild Juni

Abbildung 13: Tierkreiszeichen Löwe mit Monatsbild Juli

Abbildung 14: Tierkreiszeichen Jungfrau mit Monatsbild August

Abbildung 15: Tierkreiszeichen Waage mit Monatsbild September

Abbildung 16: Tierkreiszeichen Skorpion mit Monatsbild Oktober

Abbildung 17: Tierkreiszeichen Schütze mit Monatsbild November

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Monatsbilder sind repräsentative Darstellungen der einzelnen Monate, die durch Symbole, Attribute oder Arbeitsvorgänge gekennzeichnet sind.“1

Die Bedeutung der Bilder ist auf das Jahr 46 v. Chr., genauer auf die Kalenderreform Julius Cäsars zurückzuführen, bei der der Monat mit seinem Zwölferrhythmus zeitlich in das Jahr eingepasst wurde und so seine ursprüngliche Bedeutung – dessen Abhängigkeit vom Mondlauf – abgelöst wurde. Dabei stand die Erleichterung landwirtschaftlicher Arbeiten, welche durch den Sonnenstand bestimmt wurden, im Vordergrund. Szenen der Zwölf Monatsbilder finden wir beispielsweise an Wandgemälden und in Handschriften, vor allem aber an den Portalen von mittelalterlichen Kathedralen in Frankreich, Deutschland, Italien,2 Spanien und England. Die gotischen Kathedralen in Frankreich gelten als Vorreiter der gotischen Baukunst.3 Dies spiegelt sich auch in den Monatsbildern wieder, welche sich als Plastiken in den Archivolten der Ka- thedralsportale wiederfinden. Die bekanntesten französischen Monatsbilder befinden sich in Autun, Aulnay, Vézelay, Bourges, Saint Denis, Chartres,4 Reims, Paris und Amiens, in Semur und Senlis. Im Folgenden werden die französischen Monatsarbeiten mit den zugehörigen Tier- kreiszeichen genauer betrachtet und beispielhaft die Monatsbilder in Amiens erläutert.5

2 Die Tierkreiszeichen

Schon die frühste Menschheit hat sich mit der Astrologie – der Kunst der Sternendeutung – beschäftigt und versucht Erklärungen für die Geschehnisse des irdischen Daseins durch die Bewegungen des Sternenhimmels – auch gestirnter Himmel genannt – zu finden. Dabei ging man davon aus, dass alles irdische Geschehen und Tun immer von der kosmischen Ordnung der zwölf Sternzeichen – dem Zodiakus – beherrscht wird. Folglich steht der Rhythmus der zwölf Monate im Jahr sowie deren Monatsarbeiten mit dem Rhythmus der zwölf Tierkreiszeichen im Einklang. Durch die Regelmäßigkeit mit der die Sternbilder am Himmel vorbeiziehen entwi- ckelte sich daraus der Begriff der Ewigkeit. Die zwölf Tierkreiszeichen mit Widder, Stier, Zwil- linge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische bilden zusammen den größten Kreis am Himmel. Die Namen der Sternbilder gehen dabei durch die jeweilige abstrakt-bildliche Anordnung der einzelnen Sterne am Himmel hervor.6 Durch diesen sinnbildhaften Zusammenhang der Monatsbilder mit den Tierkreiszeichen, werden diese folglich immer in Kombination an den Kathedralen abgebildet.

3 Die Bedeutung der Monatsbilder in Frankreich

Durch die personifizierten Abbildungen der Monate, welche als Symbol der ewigen Wiederkehr der Formen der Zeitlichkeit im Leben des Menschen gelten, wird die körperliche Arbeit im auf- und absteigenden Rhythmus des Jahres gepriesen.7 Die Bedeutung der Ewigkeit wird dabei durch die Sinnbilder des gestirnten Himmels – der Tierkreiszeichen – untermauert. Durch die körperliche Arbeit hat der Mensch die Möglichkeit sich von der Last, welche ihm durch den Sündenfall auferlegt wurde, zu befreien. Die auf ihm lastende Unwissenheit soll dabei durch die geistliche Arbeit aufgelöst werden.8 Es existieren bestimmte ikonographische Monatsdar- stellungen, welche immer wieder verwendet werden. Ihre Verteilung auf die einzelnen Monate ist jedoch sowohl von den örtlichen Bräuchen und klimatischen Bedingungen der einzelnen Länder, als auch von der subjektiven Auffassung des Künstlers abhängig.9

Durch diverse Vergleiche der Monatsbilder an Frankreichs Kathedralen im 12. und 13. Jahr- hundert, kann die nachfolgende ikonographische Betrachtung als allgemeingültig betrachtet werden:

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass in den Monaten Dezember, Januar, Februar, April und Mai nicht gearbeitet wird. Dabei dienen die Wintermonate vornehmlich der Sammlung und geistigen Ruhe. In den Wonnemonaten April und Mai wird der Natur in ihrer vollen Pracht ge- huldigt, darüber hinaus finden in diesen Monaten Feste und Turniere statt. Dabei galt im Mit- telalter der April als schönster Monat, in welchem der Frühling und die Natur durch die Trou- badours – die Sänger und Komponisten des Mittelalters – besungen wurde. Repräsentativ für diesen Monat ist der vornehme Ritter, anstatt des ärmlichen Arbeiters. Dabei findet man die Attribute des Aprils oft auch im Mai, da dieser Monat die Zeit der Turniere und der Jagd ist. Des Öfteren wird auch ein vornehmer Jüngling abgebildet, welcher mit einer Blumenkrone bekränzt ist. Diese stellt den Preis für den Minne-Gesang an seine Herz-Dame dar. Der Januar wird grundsätzlich als zweigsichtige römische Gottheit Janus – dem Gott des Anfangs und des Endes – dargestellt.10 Oft gleicht das eine Gesicht dem eines alten Mannes, welcher in sich ge- kehrt über das alte Jahr sinniert. Das andere Gesicht ist das eines jungen Mannes, der freudig dem kommenden Jahr entgegenschaut. Diese symbolische Gestalt steht dabei für den Übergang des alten Jahres in das neue. Oft sitzt Janus auch an einem reich mit Gaben bedeckten Tisch, der die Festlichkeit des Monats inszeniert. Der Februar wird häufig als einen mit einem langen Kapuzenmantel bekleideten alten Mann mit Bart dargestellt, der sich freudig am Kamin wärmt.11

Die übrigen Monate stehen vollkommen im Zeichen der Arbeit: So werden im März die Arbei- ten im Weinberg und auf dem Acker dargestellt. Im Juni folgt die Heu-Ernte. Oft wird hier ein Jüngling mit Sense bei Mäharbeiten dargestellt, oder ein Mann trägt ein Heubündel auf dem Rücken. Der Juli und der August stehen für die Getreide-Ernte, wobei die Frucht entweder mit einem Stock geschlagen wird, oder es wird ein junger Mann bei der Garbenbindung abgebildet. Am Marienportal der Notre Dame in Paris findet man für diesen Monat bspw. einen jungen Mann vor, der besonnen sein Werkzeug schärft, um sich anschließend der Arbeit hinzugeben.12

Der September steht im Zeichen der Obst- und Weinlese. Häufig wird hier ein Mann abgebildet der die Frucht vom Baum pflückt, oder den Wein in einem Bottich keltert. Diese Arbeiten kön- nen sich auch noch in den Oktober verlagern. Typisch für diesen Monat ist jedoch der Sämann, der die Saat in die vorbereitete Erde legt, damit im kommen Jahr die Ernte sichergestellt wird. Eine weitere Tätigkeit in diesem Monat kann auch die Schweine-Mast bedeuten, damit das Festmahl zum Weihnachtsfest garantiert wird. Dieses Monatsbild wird durch einen Jüngling dargestellt, der Eicheln vom Baum schlägt, um diese an die Schweine zu verfüttern. Der No- vember steht dabei ganz im Zeichen der Vorbereitung des Weihnachtsfestes – unter anderem des Schlacht-Akts der Schweine. Dabei können die Monatsarbeiten des Oktobers können auch denen des Novembers entsprechen. In Frankreich sind hierbei auch Abbildungen des Holzhau- ers üblich. Im Dezember, dem letzten Monat des Jahres, welcher den Kreislauf beschließt, wird dem Weihnachtsfest durch das Festmahl gehuldigt. Häufig dargestellt wird eine Szene, wo ein Mann an einem reich mit Gaben bedeckten Tisch sitzt und das Weihnachtsfest in fröhlicher Stimmung feiert. Im Vergleich zum Januar, wird bei dieser Darstellung deutlich, dass sich der Kreis schließt: Das Jahr beginnt und endet mit positiven Darstellungen.13

4 Die Monatsbilder an der Kathedrale zu Amiens

Die Tierkreiszeichen und Monatsbilder an der Kathedrale zu Amiens befinden sich in einem Band von Vierpässen in zwei übereinanderliegenden Reihen am linken Seitenportal der West- fassade, dem Firminportal.14 Neben den Tierkreiszeichen und Monatsbilder enthalten die Pässe darüber hinaus auch die Tugenden und Laster sowie Szenen aus der Geschichte der Welt. Die Tierkreiszeichen sind dabei sinnbildlich über den Monatsbildern angeordnet, um die siderische Macht der Sternzeichen auf die Tätigkeit des Arbeiters auszudrücken. Die Szenen beginnen links am rechten Gewände mit dem Monatsbild Dezember. Bei dem Dezember handelt es sich in Amiens um einen schweineschlachtenden Mann. Ihm ist der Steinbock zugeordnet, welcher von einem Felsen springt.15 Bei dem Januar handelt es sich wiederum um den doppelköpfigen Janus, der speisend am Tisch sitzt. Neben ihm stehen zwei Diener: der eine nimmt die leere Schale vom Tisch, als Sinnbild für das vergangene Jahr, der andere bringt eine volle Schale als Zeichen für das kommende Jahr. Der Wassermann wird hier als halbnackte männliche Figur dargestellt, welcher sein Element durch verschiedene Gesten in Szene setzt: Zum einen hat er die Füße im Wasser, zum anderen gießt er Wasser aus einem Gefäß.16 Der Februar zeigt sich wiederum als ein, in einen Kapuzenmantel gehüllten alten Mann, der sich am Feuer die nackten Füße wärmt. In der Hand hält er eine Zange mit der er das Feuer schürt. Beim zugehörigen Sternzeichen sind zwei Fische im Wasser zu erkennen, wobei sich genau die Auf- bzw. Ab- wärtsbewegung der Fische erkennen lässt.17 GRAVENKAMP macht hierbei deutlich, dass bei den Abbildungen in Amiens von einer Entwicklung in der Gotik ausgegangen werden kann, was aus den zahlreichen Details sowie der erzählerischen Gestaltungsweise der Bilder hervorgeht.18 Der März stellt sich in Amiens als tätigen Winzer dar, der im verspielt dargestellten Weinberg gräbt. Über dem März ruht der Widder in seiner siderischen Seinskraft.19 Der April wird als jünglichen Ritter mit lockigem Haar dargestellt, welcher mit einem Faltengewand bekleidet, sich für die Falkenjagd rüstet. Das Gesicht hält er der wärmenden Ostersonne zugewendet. Über ihm ruht der Stier inmitten knospender Zweige. Es scheint, dass er sein Haupt ebenfalls der wärmenden Ostersonne zuwendet.20 Im Wonnemonat Mai darf die Arbeit ruhen. Als Sinn- bild für den schönsten Monat im Jahr ist eine männliche Figur im Vierpass abgebildet, die sich inmitten von blühenden Sträuchern der Natur erfreut.21 Die Szenen setzen sich am linken Ge- wände links mit dem Monatsbild des Junis fort. Zu sehen ist ein nur zur Hälfte bekleideter Jüngling zu sehen, der das Gras in der heißen Sonne des Frühsommers mit der Sense schneidet. Über ihm ist unverkennbar das Zeichen des Krebses zu sehen.22 Auf dem benachbarten Mo- natsbild ist ein leicht bekleideter Jüngling zu erkennen, welcher das Getreide zur Garbe bindet. Über ihn wacht das Tierkreiszeichen des Löwen.23 Es folgt der August, dargestellt durch einen Jüngling, der den Stock zum Schlag erhoben hat, um die Frucht der Gerste zu dreschen. Seine Arbeit steht im Zeichen der Jungfrau. Sie ist als junge Frau in einem weiten Kleid zwischen zwei auseinandergebogenen Zweigen dargestellt und hält eine Ähre – als Zeichen der Wiedergeburt24 – in der Hand.25 Der September wird durch einen Jüngling dargestellt, dessen Gewand bis zu den Knien reicht. Er bricht die Frucht vom Baum, welche als Futter zur Schweinemast dient. Auf seine Arbeit wirkt das Tierkreiszeichen der Waage ein. Anmutig und würdevoll hält sie die zwei Schalen der Tag- und Nachtgleiche in der Hand, welche sinnbildlich für den Gleichklang des Tun- und Seins stehen. Bei diesem Bild wird wiederum die tiefe Verbindung zwischen Monatsbild und Tierkreiszeichen, bzw. die siderische Macht, sichtbar, mit der das Tierkreiszeichen auf das Monatsbild einwirkt.26 Die Personifizierung des Oktobers zeigt eine männliche Gestalt, die den Wein in einem Bottich keltert. Sein Tun wird vom Skorpion geleitet.27 Der November wir vom Sämann repräsentiert, der den Samen in die winterliche Erde legt, um im kommenden Jahr reiche Frucht zu ernten. Auf dem Rücken trägt er einen Sack. Der se- genspendende Schütze, dargestellt als pferdefüßigen Silen, der seinen Pfeil ins All entsendet, bewacht dabei die Arbeit des Mannes.28

Bemerkenswert bei der Darstellung der Monatsbilder ist jedoch die Anordnung der Vierpässe: Dem Betrachter stellt sich hierbei die Frage, weshalb die Bilderfolge mit dem Monat Dezember auf der linken Seite am rechten Gewände beginnt und nicht logischerweise mit dem Januar auf der rechten Seite. Diesbezüglich vermutet GRAVENKAMP, dass der Künstler keine vom Men- schen ersonnenen Grenzen setzen wollte, sondern den Betrachter dazu anleitet, dem Lauf der Zeit im Sinne eines ewigen Kreislaufs zu folgen. Dabei ist es dem Künstler gelungen, sowohl Tierkreiszeichen als auch Monatsbildern einen besonders prägenden Ausdruck zu verleihen, obwohl dies durch die komplizierte architektonische Form der Vierpässe eine besondere Her- ausforderung darstellte. Trotz deutlicher Abgrenzung des Bilderpaares, mit Monatsbild und Tierkreiszeichen, durch den äußeren Rahmen des Vierpasses, konnte der Meister den sinnbild- haften Bezug der Bilder herstellen. Eine Rolle spielt diesbezüglich auch die thematisch- geforderte Ordnung, wobei das Tierkreiszeichen grundsätzlich über dem Monatsbild liegt. Die- se Feststellung lässt sich beispielhaft an der Konstellation Krebs-Juni erläutern:29 Die unverwechselbare Tiergestalt des Krebses, erweckt beim Betrachter den Eindruck, dass das Tier frei im Raum schwebt, was sich mit der Schwerelosigkeit des Sternbildes im Himmelsraum assoziieren lässt. Dagegen hat der Arbeiter im Monatsbild die Füße fest auf dem Boden, während er mit voller Hingabe fromm seine Arbeit verrichtet. Diese Tatsache bezeugt sein irdisches Dasein. Durch die Begrenzung des Passes, wird dabei die Einheit Mensch-Arbeit verdeutlicht. Der Kontrast der Dynamik des Monatsbildes und der Regungslosigkeit des Tierkreiszeichens unter- streicht dabei seine Allgemeinheit bzw. Unendlichkeit, wogegen die Bewegung im Monatsbild einen besonderen, erzählenden Eindruck vermittelt. Hierdurch wird auch die Macht des Him- mels über die Arbeit des Menschen beleuchtet. Generell lässt sich eine Verbindung der Bilder- paare auch durch Form-Symmetrie in den einzelnen Bildern erkennen, wie etwa bei der Konstellation Skorpion-Oktober:30 Der Skorpion wie auch der Arbeiter, der den Wein in einem Bot- tich keltert, sind beide vertikal dargestellt, was die Zusammengehörigkeit der Szenen unter- streicht. Diese künstlerischen Gestaltungsmerkmale lassen sich auch bei den übrigen Szenen beobachten. GRAVENKAMP sieht in der Vertikalen Darstellung dieser Szene das Grundprinzip der gotischen Konstruktion, genauer die Sinngebung des deus abscontitus, dem verborgenen Gott, welcher durch viele kleine Details die Kathedrale regiert. Im metaphysischen Sinne verwandelt sich die Materie dabei in Geist. Letztlich regt der Bilderkreis in Amiens den Beobach- ter – auch durch seine waagerechte Abfolgedazu an, den Rhythmus des eigenen Lebens in ihm wahrzunehmen.31

5 Fazit

Die Gotik – und somit auch die Monatsbilder an den Kathedralsportalen – finden in Frankreich ihren Ursprung. Somit wurden Teile der ikonographischen Monatsdarstellungen im Laufe der Zeit von Frankreich in andere Länder, wie bspw. Italien übertragen.32 Die Monatsbilder in Frankreich bilden somit eine gute Basis zur Deutung nachfolgender Plastiken. Darüber hinaus zeigen die Bilder in Amiens durch ihre detailgetreue und thematisch-geordnete Darstellung in Vierpässen, sowie ihren sinnbildlichen Zusammenhang mit den jeweiligen Tierkreiszeichen, eine Weiterentwicklung in der Gotik.33

Letztlich möchte der Künstler mit Hilfe dieser symbolischen Darstellungsweise auf den im- merwährenden Kreislauf des Jahres und damit auf den des eigenen Lebens hindeuten, der zum einen von körperlicher Arbeit, zum anderen von göttlicher Frömmigkeit geprägt ist.

Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Westportale der Kathedrale mit Firminportal, Weltgerichtsportal und Marienportal (von links nach rechts)

[...]


1 Strohmaier-Wiederanders (1999), Vorwort.

2 Zu den Monatsarbeiten in Italien vgl. beispielhaft auch Götz (2010), S. 50-56 und Woelk (1995), S. 214-229.

3 Vgl. zum gotischen Einfluss Frankreichs auf Italien: Woelk (1995), S. 171-177.

4 Vgl. zu den Monatsbildern in Chartres auch Evers (2011), S. 70-80 und Von Schröder (1992), S. 59-67.

5 Vgl. zu diesem Abschnitt Gravenkamp (1949), S. 17; Koseleff (1934), S. 6-8; Medding (1930), S. 36 f.; zu den verschiedenen Portalskulpturen in Frankreich siehe auch Rupprecht (1984).

6 Vgl. zu diesem Abschnitt Gravenkamp (1945), S. 5-12; Strohmaier-Wiederanders (1999), Vorwort.

7 Vgl. zur Arbeit bzw. zur Monatsarbeit im Mittelalter auch Kentenich (1924), S. 117 ff. und Postel (2009), S. 11-18.

8 Vgl. auch zur Arbeitspflicht im Mittelalter: Lang (2006), S. 21-56.

9 Vgl. zu diesem Abschnitt (1945), S. 18-21; Boinet (1931), S. 54; Koseleff (1934), S. 5.

10 Vgl. zur Symbolik des Janus: Janus (2004), S. 217 f.

11 Vgl. zu diesem Abschnitt Gravenkamp (1945), S. 13-17; Koseleff (1934), S. 9-67.

12 Vgl. zum Monatsbild Juli in Paris: Gravenkamp (1945), S. 35.

13 Vgl. zur allgemeinen Darstellung der Monatsarbeiten in Frankreich auch Gravenkamp (1945), S. 13-17; Boinet (1931), S. 54; Koseleff (1934), S. 9-67; Von Schröder (1992), S. 59-67.

14 Vgl. Dercks (2006), S. 221 f.; vgl. hierzu auch Abbildung 1 bis Abbildung 5.

15 Vgl. zum Monatsbild Dezember in Amiens Abbildung 6.

16 Vgl. zum Monatsbild Januar in Amiens Abbildung 7.

17 Vgl. zum Monatsbild Februar in Amiens Abbildung 8.

18 Vgl. Gravenkamp (1949), S. 23.

19 Vgl. zum Monatsbild März in Amiens Abbildung 9.

20 Vgl. zum Monatsbild April in Amiens Abbildung 10.

21 Vgl. zum Monatsbild Mai in Amiens Abbildung 11.

22 Vgl. zum Monatsbild Juni in Amiens Abbildung 12.

23 Vgl. zum Monatsbild Juli in Amiens Abbildung 13.

24 Vgl. zur Symbolik der Ähre: Ährenkleid Mariae (2004), S. 21 f.

25 Vgl. zum Monatsbild August in Amiens Abbildung 14.

26 Vgl. zum Monatsbild September in Amiens Abbildung 15.

27 Vgl. zum Monatsbild Oktober in Amiens Abbildung 16.

28 Vgl. zu diesem Abschnitt Gravenkamp (1949), S. 26-29; Koseleff (1931), S. 9-67; Medding (1930), S. 36 f.; vgl. zur Darstellung des Monatsbildes November in Amiens auch Abbildung 17.

29 Vgl. zum Monatsbild Juni in Amiens Abbildung 12.

30 Vgl. zum Monatsbild Oktober in Amiens Abbildung 16.

31 Vgl. zu diesem Abschnitt Gravenkamp (1949), S. 26-29; Medding (1930), S. 36 f.

32 Vgl. zu diesem Abschnitt Strohmaier-Wiederanders (1999), Vorwort; vgl. zu den Ähnlichkeiten der Monatsar- beiten in Italien mit denen in Frankreich auch Woelk (1995), S. 214-229 und Götz (2010), S. 50-56.

33 Vgl. Gravenkamp (1949), S. 27.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die Kathedrale zu Amiens. Monatsarbeiten und Tierkreiszeichen in Frankreich
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Enzyklopädische Bildprogramme in Italien 13. - 16. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
29
Katalognummer
V511813
ISBN (eBook)
9783346126900
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Enzyklopädische Bildprogramme, Italien, Bildprogramme, Monatsarbeiten, Tierkreiszeichen, Kathedralen, Frankreich, Kathedralen Frankreich, Gotik, Mittelalter, Architektur, Enzyklopädie, Relief, Spätmittelalter, Chartres, Notre Dame, Amiens, Kathedrale Amiens, Reims, Autun, Aulnay, Vezelay, Bourges, Saint Denis, Paris, Semur
Arbeit zitieren
Victoria Landmann (Autor:in), 2014, Die Kathedrale zu Amiens. Monatsarbeiten und Tierkreiszeichen in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/511813

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