Außerunterrichtliche Angebote an Ganztagsschulen im Raum Frankfurt/M.


Magisterarbeit, 2018

95 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Geschichte der modernen Ganztagschule
2.1 Traditionelle und moderne Ganztagsschule
2.2 Modelle der Ganztagsschule in der frühen Reformpädagogik
2.2.1 Das „Halbinternat“ nach Ernst Kapff
2.2.2 Die „Waldschule“
2.3 Ganztagsschulmodelle zur Weimarer Zeit
2.4 Schule zur Zeit des Nationalsozialismus
2.5 Die moderne Ganztagsschule in der Bundesrepublik
2.5.1 1945-1955: Die Bestrebungen um eine moderne Ganztagsschule
2.5.2 1955-1965: Die Phase der Realisierung
2.5.3 1965-1975: Die Weiterentwicklungen der Ganztagschule
2.5.4 Ab 1975: Die Weiterentwicklungen der Ganztagsschule
2.6 Die PISA-Studie aus dem Jahr 2000

3 Ganztägige Konzeption in Schulen der Sekundarstufe
3.1 Grundlegende Vorgaben und Voraussetzungen an eine Ganztagsschule
3.2 Ganztagsschule in der Sekundarstufe 1
3.2.1 Organisationsformen
3.2.2 Übungsaufgaben und Fördermaßnahmen
3.2.3 Freizeitgestaltung und Freizeiterziehung
3.2.4 Verbindung von Unterricht und Freizeit
3.2.5 Raum- und Flächenangebot / Sachausstattung
3.3 Formen von Schulen mit ganztägiger Konzeption der Sekundarstufe 1
3.3.1 Sekundarstufenschule und Hort
3.3.2 Sekundarstufenschule mit offener Betreuungsmöglichkeit
3.3.3 Sekundarstufenschule als „erweiterte" Halbtagsschule
3.3.4 Sekundarstufenschule als Tagesheimschule
3.3.5 Sekundarstufenschule als „offene“ Ganztagsschule
3.3.6 Sekundarstufenschule als „gebundene“ Ganztagsschule
3.3.7 Teilgebundene Ganztagschule
3.4 Unterscheidung offene und gebundene Form von Ganztagsschulen

4 Formen ganztägig arbeitender Schule in Hessen
4.1 Schulen mit Ganztagsangeboten gemäß Profil 1 und Profil 2
4.2 Ganztagsschulen gemäß Profil 3

5 Richtlinien für ganztägig arbeitende Schulen in Hessen
5.1 Betreuungsangebote und ganztägige Angebote
5.2 Merkmale von ganztägig arbeitenden Schulen
5.2.1 Qualitätsrahmen für die Profile ganztägig arbeitender Schulen

6 Ganztagschulen im Raum Frankfurt (Profil 3)

7 IGS Herder
7.1 IGS Herder als Ganztagsschule
7.2 IGS Herder als Teamschule
7.3 Angebote
7.3.1 Mittagessen
7.3.2 Offener Anfang/ Mittagspausenangebote
7.4 Kooperationen
7.4.1 Zusammenarbeit mit Kulturpartnern
7.4.1.1 English Theatre
7.4.1.2 Theaterhaus
7.4.1.3 Filmmuseum
7.4.1.4 Weltkulturenmuseum
7.4.2 Zusammenarbeit mit Institutionen
7.4.2.1 Gewaltpräventionstrainings mit der Polizei

8 Friedrich-Ebert-Schule
8.1 Die Friedrich-Ebert-Schule als
8.1.1 Tschai und Clubraum
8.1.2 Die Betreuung
8.1.3 Mittagsfreizeiten
8.1.4 Arbeitsgemeinschaften
8.1.5 Mittagessen
8.2. Angebote
8.2.1 Intensivklassen
8.2.1.1 Wochenstunden
8.2.1.2 Methoden und Beurteilung
8.2.1.3 Regelklassen und Übergangsmöglichkeiten
8.2.2 Jugendhilfe
8.2.3 Schulbibliothek

9 Vergleich
9.1 Auswertung des Vergleichs

10 Schlussbetrachtung

1 Einleitung

Der Ausbau von Ganztagsangeboten in Hessen ist ein wichtigstes Vorhaben der Landesregierung1. Das Land Hessen hat innerhalb des Dreijahresprogramms von 2010 bis 2013 in 345 Stellen investiert, sowie die notwendigen Mittel dafür bereitgestellt. Allein im Schuljahr 2011/2012 standen dem Land Hessen 63 Millionen Euro zur Verfügung, die das Land in den Ganztagsbereich investiert hat. Ab dem Schuljahr 2012/2013 lässt sich feststellen, dass die Hälfte aller hessischen allgemeinbildenden Schulen der Primarstufe, der Sekundarstufe I und der Förderschulen ganztägige Angebote anbieten können. Bereits hier lässt sich feststellen, dass sich der Ausbau von Ganztagsangeboten schnell entwickelt.

Um den Schulen einen einheitlichen Rahmen zu bieten, wurden 2004 die Richtlinien für Ganztagsschulen überarbeitet, die die unterschiedlichen Ganztagsmodelle organisieren. Diese Richtlinien beinhalten einen Qualitätsrahmen, welche Schulen sich als Ganztagsschule eignen sowie welche Kriterien zum Gelingen einer Ganztagsschule notwendig sind. Grundlage für die neuen Richtlinien, sowie den neuen Qualitätsrahmen, sind die Empfehlungen der Ganztagskommission des Kultusministeriums. Das Ganztagsprogramm des Kultusministeriums soll Bildung, Betreuung und soziales Lernen miteinander verbinden. Der Unterricht, die Angebote, sowie die Pausen sollen in einen Rhythmus gebracht werden, der sich für die Lernenden, sowie die Lehrenden positiv auswirkt.

Ein Indiz für eine gute Ganztagsschule ist eine Rhythmisierung. Unter Rhythmisierung versteht man einen periodischen Wechsel von Unterricht und Freizeit.2 Für den Freizeitbereich wird der Schulalltag durch Förderangebote, Wahlangebote sowie Bewegungs- und Ruhephasen erweitert.3

2015 hat der hessische Ministerpräsident das politische Ziel vorgegeben, dass alle Schulen in das Landesprogramm Ganztagsschule aufgenommen werden können, die in das Landesprogramm aufgenommen werden möchten. Jedoch steht das Prinzip der Freiwilligkeit im Vordergrund.4 Ein flächendeckendes Angebot für ein Nachmittagsprogramm für alle Schulen wird nicht angestrebt. Jede Schule darf selbst entscheiden, welches Profil sie umsetzen möchte. Seit 2010 wird deutlich, dass bereits 80-90 Prozent der weiterführenden Schulen ganztägig arbeiten.

Mein Interesse an der Thematik besteht zum einen am schnellen Wachstum der Schulen mit ganztägigen Konzeptionen bzw. Schulen mit Nachmittagsangeboten. Der Ausbau von Ganztagsangeboten ist ein relevantes Thema, da ein weiterer Ausbau angestrebt wird. Zum anderen möchte ich selbst als Haupt- und Realschullehrerin arbeiten und finde daher eine Rhythmisierung des Schulalltags ein gelungenes Mittel, um den Schülerinnen und Schülern den Schulalltag zu verbessern. Eine Rhythmisierung, also der Wechsel von Unterricht und Freizeit, lockert den Schulalltag auf und bringt frischen Wind in den Schulalltag.

In meiner Arbeit lege ich den Fokus auf Ganztagsschulen gemäß dem Profil 3. Hierbei grenze ich mein Thema auf Schulen der Sekundarstufe I ein, da ich Lehrerin für die Haupt- und Realschule werden möchte.

Die vorliegende Arbeit betrachtet das außerunterrichtliche Angebot an Ganztagsschulen im Raum Frankfurt. Hierbei werden vier integrierte Gesamtschulen im Raum Frankfurt untersucht und miteinander verglichen. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, werde ich zwei der vier Schulen exemplarisch vorstellen. Der angestrebte Vergleich wird tabellarisch erfolgen.

Zu Beginn der Arbeit wird ein geschichtlicher Überblick über die Entstehung der modernen Ganztagsschule geliefert. Dort werden relevante Modelle von Schulen vorgestellt sowie ein kurzer Überblick zu den Ergebnissen der PISA­Studie aus dem Jahr 2000 geliefert. Im Anschluss werden die grundlegenden Vorgaben und Voraussetzungen für eine ganztägige Konzeption von Schulen der Sekundarstufe I genauer vorgestellt sowie ein Überblick geliefert, welche Formen von Schulen der Sekundarstufe I mit ganztägigen Konzeptionen arbeiten. Um spezifischer in die Thematik einzusteigen, werden die einzelnen Profile ganztägig arbeitender Schulen des Landes Hessens genauer beleuchtet. Daran anknüpfend wird untersucht, welche Vorgaben und Voraussetzungen für ganztägig arbeitende Schulen in Hessen festgelegt wurden. Um noch spezifischer auf die Thematik einzugehen, werden zwei Ganztagsschule gemäß Profil 3 exemplarisch vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Angeboten der Schulen und ihren Kooperationspartnern. Diese Angebote sollen im Anschluss miteinander verglichen werden.

2 Die Geschichte der modernen Ganztagschule

Die gesellschaftliche sowie bildungspolitische Diskussion um eine Ausweitung des Angebots an Ganztagsschule ist keine neue Diskussion. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute lassen sich verschiedene Erörterungen sowie Bemühungen feststellen, die verschiedene Formen von Ganztagsschulen realisieren wollten.5 Harald Ludwig zeigt diese Erörterungen und Bemühungen in seiner Studie über die Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland auf, welche er im Rahmen seiner Habilitation durchgeführt hat.

Laut Harald Ludwig hat die moderne Ganztagsschule ihre Wurzeln bereits in der historischen Reformpädagogik zwischen 1890 und 1940. Zudem wurden immer häufiger Entwürfe der modernen Ganztagsschule vorgelegt, die teilweise auch umgesetzt wurden.

Zudem hält sich die Behauptung hartnäckig, dass die Halbtagsschule in Deutschland traditionell verankert sei sowie sich in der Praxis bewährt habe. Jedoch kann diese Behauptung nicht bestätigt werden. Bereits im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland sowie in anderen Ländern eine ganztägige Organisation.6

2.1 Traditionelle und moderne Ganztagsschule

Unter der traditionellen Ganztagsschule versteht man eine Schule im 19. Jahrhundert, die ganztägig geführt wurde. Diese ganztägige Führung war sowohl in Deutschland, als auch in anderen Ländern üblich. Der Unterricht fand vormittags von 8 bis 12 Uhr statt, sowie am Nachmittag von 14 bis 16 Uhr. In der Zeit zwischen 12 und 14 Uhr hatten die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer und Lehrerinnen die Möglichkeit, nach Hause zu gehen und dort zu essen. Nach dem Nachmittagsunterricht mussten die Schülerinnen und Schüler die Hausaufgaben erledigen.

Die Lehrer und Lehrerinnen konnten die Zeit nach 16 Uhr nutzen, um den Unterricht nachzubereiten und den kommenden Unterricht vorzubereiten. Diese Organisationsform ließ sich noch bis zum 20. Jahrhundert in der Volksschule feststellen.7

Die heute bekannte Vormittagsschule entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts. Die Gründe für den Wechsel von der traditionellen Ganztagsschule zur Vormittagsschule waren zum einen die Rücksichtnahme auf die Kinderarbeit. Die Kinder mussten den Familien bei der Landwirtschaft helfen. Zudem wurde der Schichtunterricht eingeführt, da die Klassen zu voll waren. In den höheren Schulwesen mussten die Schülerinnen und Schüler den weiten Schulweg viermal am Tag zurücklegen, wenn sie zum Essen nach Hause wollten. Zudem hatte die traditionelle Ganztagsschule eine höhere Belastung der Schülerinnen und Schüler zur Folge. Neben dem ganztägigen Unterricht mussten sie auch noch die Hausaufgaben erledigen.

In Deutschland entstand so eine Halbtagsschule. Länder wie die USA oder Frankreich behielten die traditionelle Ganztagsschule bei. Jedoch wurde das Konzept der traditionellen Ganztagsschule durch zusätzliche Aufgaben erweitert.8

2.2 Modelle der Ganztagsschule in der frühen Reformpädagogik

Mit der Einführung der Halbtagsschule in Deutschland wurde auch die Forderung nach einer Ganztagsschule mit geteilter Unterrichtszeit und pädagogisch sowie didaktischer Einstellung laut.

Die Reformpädagogen, von denen diese Forderung stammte, hatten die angelsächsischen Schulen sowie die deutschen Landerziehungsheime als Vorbild.9 Hermann Lietz gründete Ende des 19. Jahrhunderts diese Landerziehungsheime als Alternative zur traditionellen Schule.

Diese Landerziehungsheime hatten eine reformpädagogische Konzeption und können als Internatsschule verstanden werden. Diese Internatsschulen haben einige Vorteile gegenüber einer Halbtagschule. Zum einen wirkt sich das Gemeinschaftsleben im Internat positiv auf die Schülerinnen und Schüler aus. Zudem haben die Internatsschulen ein pädagogisches Programm, welches auf eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung und Entwicklung abzielt. Hermann Lietz war der Meinung, dass die Schule nicht nur zum Lernen da sein sollte, sondern auch zum Leben von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Deshalb wurde eine Rhythmisierung eingeführt, welche den Unterricht mit weiteren Formen der Bildung verknüpfte. Diese Formen waren zum einen musikalisch und künstlerisch sowie handwerklich und sportlich.

Diese Internatsschulen gibt es auch noch heute in Deutschland. Bekannte Beispiele sind die Hermann-Lietz-Schule in Haubinda, Westhausen, sowie die Internatsschule Schloss Salem.10 Diese Internate liegen in freier Trägerschaft in Hessen.

2.2.1. Das „Halbinternat“ nach Ernst Kapff

Ernst Kapff liefert ein Beispiel für eine Konzeption einer Ganztagsschule in Form einer Tagesschule. Laut Kapff ist eine Internatsschule keine geeignete Alternative. Ein Internat ist für ihn eine einseitige Einrichtung, in der Rousseaus Kultur und Zivilisation gelebt wird.

Dort kommen die Jugendlichen in Berührung mit Rousseaus schädigenden Einflüssen und müssten dort in Abgeschiedenheit leben.

Des Weiteren würde das Internat zu wenig Raum bieten für eine ordentliche Familienerziehung. Auch ist ein Internatsbesuch mit hohen Kosten verbunden.11

Eine Alternative zu den Internatsschulen ist nach Ernst Kapff das „Halbinternat“. Dieses „Halbinternat“ beinhaltet alle Vorteile einer Internatsschule ohne dass die oben genannten Mängel mit einbezogen werden. Ein „Halbinternat“ ist für Ernst Kapff eine Tageseinrichtung in naturnaher Umgebung. Jedoch bietet dieses „Halbinternat“ die Nähe zum Elternhaus. Des Weiteren können so die Jugendlichen weiter am kulturellen Leben teilnehmen, ohne abgeschieden zu sein.12

Das „Halbinternat“ sieht jedoch keine Übernachtungen vor. Die Jugendlichen haben zwei Tagen frei. Das Konzept enthält neben dem Unterricht ein Mittagessen, eine Hausaufgabenbetreuung sowie bei Bedarf Förderunterricht, ein abwechslungsreiches Schulleben sowie intensive Elternarbeit.

Das Konzept von Ernst Kapff orientiert sich an den englischen „School Societies“. Sein Konzept wurde jedoch nicht umgesetzt.

2.2.2 Die „Waldschule“

Das Konzept der „Waldschule“ ist im Rahmen der damaligen Reformpädagogik entstanden. Das Konzept wurde durch Pädagogen und Mediziner erarbeitet. Der Fokus des Konzepts lag auf der Idee, Bildungshilfen und Gesundheitsfürsorge für behinderte Jugendliche in die Schule zu bringen.

Die erste „Waldschule“ wurde in Berlin-Charlottenburg gegründet.13 Die „Waldschule“ umfasste eine ganztägige Betreuung der Jugendlichen. Hierbei lag der Fokus auf einer gesunden Ernährung, einer anständigen Hygiene, Bewegung und als Ausgleich dazu Ruhe und Spielen. Sofern des Förderungsbedarf gab, wurde auch eine spezielle Förderung angeboten.

Der Unterricht an der „Waldschule“ fand in der Natur statt. Jedoch war die Unterrichtszeit deutlich kürzer. Eine Unterrichtssequenz umfasste 30 Minuten. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse variierte deutlich zu den damals üblichen Schülerzahlen. Klassen mit bis zu 40 bis 50 Schülerinnen und Schülern waren üblich. Die Klassenstärke an einer „Waldschule“ umfasste lediglich 20 bis 25 Schülerinnen und Schüler. Der Lehrplan der „Waldschule“ wurde nicht abgeändert. Er entsprach dem Lehrplan der Volksschule. Allerdings lag der Fokus auf einer fröhlichen und zudem ungezwungenen Lernatmosphäre. Die damals übliche Prügelstrafe sowie andere Disziplinarmaßnahmen waren untersagt. Das Konzept der „Waldschule“ war später ein Vorbild für weitere Institutionen. Jedoch konnte das „Waldschul“- Konzept nicht weiter realisiert werden, da der Erste Weltkrieg ausbrach.

2.3 Ganztagsschulmodelle zur Weimarer Zeit

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Konzept von Hermann Lietz wieder populär. Es wurden weitere Schulen gegründet, die zwar ganztägig arbeiteten und sich an das Konzept von Hermann Lietz anlehnten, jedoch lag auf der Gründung dieser neuen Schulen kein Fokus mehr auf gesundheitlich benachteiligte Kinder- und Jugendliche. Die erste „Waldschule“ in Berlin Charlottenburg wurde 1923 von Wilhelm Krause zu einer ganzjährigen Tagesschule umfunktioniert. Dort war es zudem möglich, sein Abitur zu erlangen.14

1932 wurde in Leipzig eine weitere Ganztagsschule gegründet, die unter dem pädagogischen Einfluss von Gustav Wyneken stand. Der Fokus lag jedoch wieder nicht auf den gesundheitlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen.15

Die Arbeiterbewegung lieferte in den 20 er Jahren weitere Impulse für eine ganztägige Schule. Zwei Konzepte sind hierbei zu nennen. Zum einen die Arbeitsschulkonzeption nach Georg Kerschenstein sowie das Modell der „Elastischen Einheitsschule“ nach Paul Oestreich.16

Die „Elastische Einheitsschule“ nach Paul Oestreich war eine „Gesamtschule“ für alle Schülerinnen und Schüler. Hierbei waren die soziale Herkunft, das Geschlecht, die Konfession und die Begabung nebensächlich. Die „Gesamtschule“ umfasste sogar eine Krippe für Säuglinge sowie eine Hochschule. Besonderes Augenmerk lag auf der Sekundarstufe. Dort hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Kurse zu wählen. Diese Kurse durften sie nach ihren Interessen und Begabungen wählen. Ein weiterer Fokus lag auf einer weiteren Bildung. Die Schülerinnen und Schüler sollten industrielle Produktion lernen sowie praktisch-soziales Handeln sowie praktisch-technisches Handeln.

Eine weitere „Gesamtschule“ mit ähnlichem Konzept wurde in Berlin- Neukölln gegründet. Gründer war Fritz Karsen.17 In seinem Konzept sollten verschiedene Schulformen in eine „einheitliche Schule“ zusammengefasst werden. Der Fokus der Schule lag auf einer betriebswirtschaftlichen und funktionalen Orientierung. Die „einheitliche Schule“ wurde in Unterstufe und Mittelstufe gegliedert. Eine Entscheidung über die weitere Schullaufbahn sollte erst ab dem 8. Schuljahr getroffen werden.

Nach dem 8. Schuljahr hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Gesamtschule mit der mittleren Reife zu verlassen oder die Oberstufe zu besuchen. Dort hatten sie die Möglichkeit, zwischen vier Richtungen zu wählen. Diese Richtungen waren philosophisch und sprachlich, technisch und mathematisch, wirtschaftlich-sozial oder künstlerisch.

Nach Fritz Karsen sollte die Schule auch weiter ausgebaut werden. Die Schule sollte nach dem Ausbau 3000 Schülerinnen und Schüler aufnehmen können. Mit dem Ausbau sollte die Schule auch ganztägig genutzt werden.

Hierbei plante Fritz Karsen auch Speiseräume, Spielplätze, Turnhallen, Gemeinschaftsräume und ein Schwimmbad für die Schülerinnen und Schüler mit ein. Die dazugehörige Grundschule war jedoch vom Ganztagsbetrieb ausgeschlossen.

Jedoch konnte das Konzept nach Fritz Karsen aufgrund der nationalsozialistischen Herrschaft nicht realisiert werden.

2.4 Schule zur Zeit des Nationalsozialismus

Nach Ludwig (2003) hat der Nationalsozialismus die Entfaltung reformpädagogischer Schulreformbestrebungen unmöglich gemacht, da das Schulwesen sowie das Bildungswesen durch den Nationalsozialismus formiert wurde. Jedoch kam es nicht zu einem kompletten Abbruch aller Bemühungen.18

Es gab auch Weiterentwicklungen der Reformpädagogik zur Zeit des Nationalsozialismus. Einige emigrierte Pädagogen haben im Ausland die Reformpädagogik weiterentwickelt. Dies waren Kurt Hahn, Paul Geheeb und Minna Specht.

2.5 Die moderne Ganztagsschule in der Bundesrepublik

2.5.1 1945-1955: Die Bestrebungen um eine moderne Ganztagsschule

In dieser Phase standen die Bestrebungen um weitere Ganztagsschulen im Vordergrund. Hierbei sind die Konzepte von Lina Mayer-Kulenkampff und Hermann Nohl nennenswert. Beide Konzepte orientieren sich an einer Tagesheimschule. Lina Mayer-Kulenkampff legte ihren Fokus auf die Errichtung von ganztägigen Schulen.19 Hierbei verwies sie auf die Notlage der Menschen, die weiterhin unter der Nachkriegszeit litten. Hermann Nohl war ebenfalls der Meinung, dass eine Ganztagsschule der beste Ort wäre, um eine reformpädagogische Schulkonzeption zu verwirklichen.

2.5.2 1955-1965: Die Phase der Realisierung

Nach 1955 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage der Bundesrepublik Deutschland. Auch die Lage des Bildungswesens verbesserte sich, jedoch war niemand bereit, umfangsreich in das Bildungswesen zu investieren.20 Jedoch schaffte es der Ganztagsschulverband „Gemeinnützige Gesellschaft Tagesheimschule“, die Realisierung ganztägiger Konzepte für die Schule zu verwirklichen. Der Ganztagsschulverband „Gemeinnützige Gesellschaft Tagesheimschule“ wurde in Frankfurt am Main gegründet und besteht noch heute. Das Ziel der Reformpädagogen dieses Vereins war es, eine ganztägige Schulerziehung zum einen zu verbreiten, weiterzuentwickeln und zudem zu realisieren.21

Des Weiteren gab es in diesem Jahrzehnt die ersten empirischen Forschungsergebnisse über die ganztägige Arbeit an Schulen.22

2.5.3 1965-1975: Die Weiterentwicklungen der Ganztagschule

Ludwig (1993) nennt zwei Ansätze für die Zeit von 1965 bis 1975. Der erste Ansatz orientiert sich bildungsökonomisch. Dieser Ansatz zielte auf eine bessere Ausschöpfung der Bildungsreserven sowie eine Anpassung und Optimierung des Bildungssystems und den damit verbundenen Lern- und Bildungsprozessen.23 Im Fokus standen die Arbeit und das zu erwartende Ergebnis. Der zweite Ansatz war sozialpolitisch orientiert. Der Fokus lag auf einer besseren Bildung für alle.24

Die Entwicklung der Ganztagschulen wurde auch durch den deutschen Bildungsrat weiter vorangetrieben, der Schulversuche an Ganztagsschulen verabschiedete. Die ganztägige Schulerziehung wurde als die effektivste Schulerziehung angesehen, da sie am besten für eine Chancengleichheit der Schülerinnen und Schüler geeignet war, sowie eine bessere Ausschöpfung der Bildungsreserven anstrebte.25

2.5.4 Ab 1975: Die Weiterentwicklungen der Ganztagsschule

Zu dieser Zeit kamen Weiterentwicklungen der Ganztagschule aus der Sozialpädagogik, die die damalige Schule als ihr sozialpädagogisches Handlungsfeld sahen.26 Jedoch gab es in dieser Zeit keine größere Ausbreitung der Ganztagsschulen, da sich in der Bevölkerung ein Widerstand gegen die Gesamtschulen gebildet hat, der auch auf die Ganztagsschulen übergegangen ist.27 Jedoch entstanden einige weitere Ganztagsschulen in Deutschland.

In der Zeit ab 1975 stand hauptsächlich die Kritik an der Schule im Vordergrund. Zu dieser Zeit gab es einige politische sowie technische Veränderungen, die sich sehr rasant ausbreiteten. Diese Veränderungen hatten Auswirkungen auf die Familien und die Gesellschaft.28 Für diese Veränderungen und Wandlungen hatte das Schul- und Bildungssystem keine Lösungen parat. Zudem war man 1980 auch der Meinung, dass die Ganztagsschulen zu teuer seien und nicht effektiv und sinnvoll wären.29

Die Weiterentwicklung der Ganztagsschulen kam jedoch durch die schlechte finanzielle Lage ins Stocken. Durch die Wiedervereinigung Deutschlands kam es zur Knappheit öffentlicher Ressourcen. 30

2.6 Die PISA-Studie aus dem Jahr 2000

Die PISA-Studie ist eine internationale Vergleichsstudie der OECD. Die OECD ist eine Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. PISA steht für „Programme for International Student Assessment“ und hat das Ziel, die Stärken sowie die Schwächen der Bildungssysteme der einzelnen OECD Mitgliedsländer zu analysieren.31 Im Anschluss werden die Ergebnisse beurteilt und Verbesserungen erarbeitet, um die Bildungssysteme langfristig zu verbessern. PISA untersucht die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler, die für eine Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen sowie wirtschaftlichen Leben notwendig sind.32

Die PISA-Studie zeigte, dass die Schulbildung in Deutschland im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld lag. Des Weiteren waren die Leistungen in Mathematik, Deutsch (Lesen) und in den Naturwissenschaften unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: Deutschland erreichte nur 487 Punkte. Der Durchschnittswert der restlichen OECD-Länder lag bei 500 Punkten.

Die besten OECD-Länder waren Japan mit 543 Punkten, Südkorea mit ebenfalls 543 Punkten, dicht gefolgt von Finnland mit 540 Punkten, Neuseeland, Kanada, Australien, Irland, dem Vereinigten Königreich, Österreich, Schweden, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Island und Norwegen mit 501 Punkten.33 Betrachtet man die Plätze im Ranking der einzelnen OECD-Länder, so erreicht Deutschland im Bereich der Lesekompetenz nur den 21. Platz, im Bereich Mathematik sowie den Naturwissenschaften nur den 20. Platz.

Betrachtet man die Ergebnisse der PISA-Studie, so kann man feststellen, dass Länder wie Finnland und Schweden, die Schulen mit Unterricht am Nachmittag anbieten, deutlich besser abschnitten, als Deutschland.

Betrachtet man auch die Maßnahmen, welche nach der PISA-Studie getroffen wurden, so lässt sich feststellen, dass die Kultusministerkonferenz vom 05. und 06. Dezember 2001 Maßnahmen entwickelten, die den Ausbau von schulischen sowie außerschulischen Ganztagsangeboten vorsahen.34 Diese Maßnahmen sollten das Ziel verfolgen, den Schülerinnen und Schülern erweiterte Förderungsmöglichkeiten anzubieten. Die Maßnahmen waren besonders für Schülerinnen und Schüler, die Bildungsdefizite aufwiesen oder eine besondere Begabung aufzeigten.

3 Ganztägige Konzeption in Schulen der Sekundarstufe 1

3.1 Grundlegende Vorgaben und Voraussetzungen an eine Ganztagsschule

Nach Stefan Appel und Georg Rutz kann nur von einer Ganztagsschule gesprochen werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt werden.35

- Die Schule muss einen durchgehenden, sowie strukturierten Aufenthalt in der Schule für alle Schülerinnen und Schüler sicherstellen. Dies muss an mindestens vier Schultagen möglich sein und mindestens sieben Zeitstunden umfassen.
- Die Schule ist dazu verpflichtet, für jede Schülerin und jeden Schüler ein warmes Mittagessen bereitzustellen. Die Schülerinnen und Schüler sind nicht verpflichtet, dieses wahrzunehmen. Es muss lediglich die Möglichkeit geboten werden, ein warmes Mittagessen zu erhalten.
- Die Schule muss sicherstellen, dass die vormittäglichen, sowie nachmittäglichen Aktivitäten in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen.
- Die Schule muss in ihrer ganztägigen Konzeption alternative Unterrichtsformen ermöglichen. Beispielsweise muss es möglich sein, dass Schülerinnen und Schüler Projektarbeiten erledigen können.
- Zudem muss die ganztägige Konzeption Raum für Hausaufgaben und Fördermaßnahmen schaffen.
- Zudem muss die Schule sicherstellen, dass die Erziehung der Schülerinnen und Schüler nicht vernachlässigt wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen in einer Ganztagsschule gemeinsame sowie individuelle Freizeitgestaltung erlernen.
- Die Schule muss genügend Räume sicherstellen. Ein Ganztagsbetrieb muss über ein ausreichend großes Raumangebot verfügen, damit genügend Platz vorhanden ist, um ein großes Nachmittagsangebot anzubieten.
- Die Schule muss die ganztägige Konzeption organisieren. Diese Organisation soll von einem festen Team sowie unter Aufsicht der Schulleitung erfolgen.
- Die Schule muss ein festes Personal sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler am Nachmittag betreut. Die Schule darf jedoch außerschulische Experten zur Unterstützung des Teams hinzufügen.
- Die Ganztagsschule muss einen altersgemäßen Wechsel von Spiel und Arbeit, Freizeit und Verantwortung und Selbstbestimmung und Fremdbestimmung sicherstellen.

3.2 Ganztagsschule in der Sekundarstufe 1

3.2.1 Organisationsformen

Die Schülerinnen und Schüler erhalten über die eigentliche Stundentafel hinaus weitere fachspezifische oder auch fachgebundene Zusatzstunden verpflichtend dazu.36 Unter fachspezifischen Stunden werden Erweiterungsstunden in einzelnen Fächern verstanden. Unter fachgebundenen Stunden versteht man Stunden, die für freie Arbeiten oder beispielsweise Projektarbeiten genutzt werden können. Die Zusatzstunden sind nur für eine Ganztagsschule in gebundener Form. Im weiteren Verlauf wird der Unterschied zwischen einer gebundenen und offenen Form einer Ganztagsschule genauer erläutert.

In einer Ganztagsschule mit offener Form werden freiwillige und verpflichtende Unterrichtsangebote in den Ganztagsschulablauf eingegliedert. Dies können beispielsweise ein offener Anfang sein oder Arbeits- bzw. Übungsstunden, die zur Binnendifferenzierung dienen sollen oder alternativ Miniprojekte für die Schülerinnen und Schüler.

Es können aber auch Mischformen auftreten. Jedoch muss sowohl in einer offenen, als auch in einer gebundenen Form einer Ganztagschule auf eine sinnvolle Rhythmisierung des Ablaufs geachtet werden.

3.2.2 Übungsaufgaben und Fördermaßnahmen

Für die gebundene Ganztagsschule sollen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 Übungen erhalten, die in die Unterrichtsarbeit integriert werden sollen.37 Für die offene Ganztagsschule soll eine Hausaufgabenbetreuung angeboten werden. Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 sollen die Hausaufgabenbetreuung sowie die Übungsstunden freiwillig oder verpflichtend in den Schultagesablauf integriert werden. Die Entscheidung, ob Übungsstunden freiwillig oder verpflichtend sind, wird von den Schulen selbst entschieden. Die Übungsstunden können sowohl fachgebunden sein, als auch fächerübergreifend sein. Zudem sollen die Schülerinnen und Schüler, trotz eines festen Tagesablaufs, angeleitet werden, selbstständig zu arbeiten.

Förderangebote sollen für die gesamte Schülerschaft angeboten werden, unabhängig davon, ob es sich um leistungsstarke oder leistungsschwache Schülerinnen und Schüler handelt. Die Förderangebote können sowohl individuell, als auch gruppenbezogen oder themenbezogen angeboten werden. Individuelle Förderangebote werden beispielsweise nach Krankheiten von Schülerinnen und Schülern angeboten oder alternativ bei Lernstörungen oder bei einem Schulwechsel. Hierbei handelt es sich um Zusatzangebote. Diese können sowohl erweiternd oder vertiefend sein.

Gruppenbezogene Förderangebote sind beispielsweise für Legastheniker oder für Schülerinnen und Schüler, die Deutsch neu erlernen müssen, da sie beispielsweise als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.38

Themenbezogene Förderangebote sind Angebote mit verschiedenen Schwerpunkten. Beispielsweise Förderaufgaben zum Thema Bruchrechnen.

Die Förderangebote können entweder freiwillig von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden oder durch die Lehrkraft verpflichtend für einzelne Schülerinnen und Schülern sein. Die Entscheidung darüber trifft die Lehrkraft. Die Förderangebote sind zeitlich gebunden. Der Zeitraum wird hierbei von der Lehrkraft festgelegt, wenn es sich um ein verpflichtendes Angebot handelt. Bei einem freiwilligen Förderangebot können die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, wie lange sie das Angebot wahrnehmen möchte. Sollte das Förderangebot jedoch zeitlich gebunden sein, müssen die Schülerinnen und Schüler das Angebot wahrnehmen.

3.2.3 Freizeitgestaltung und Freizeiterziehung

Die Ganztagsschulen sollen den Schülerinnen und Schülern gelenkte sowie ungelenkte Freizeitangebote anbieten.39 Für die Schülerinnen und Schüler soll das Freizeitangebot der Schule als Orientierung dienen. Zudem sollen die Schülerinnen und Schüler durch die Freizeitangebote ihre eigenen Interessen sowie Neigungen herausbilden. Durch die Vielzahl von Angeboten können die Schülerinnen und Schüler ein Gefühl für den Aufbau eines Schulalltags erhalten. Ein fester Rhythmus hilft ihnen dabei. Jedoch stehen im Fokus der Spaß am Spiel sowie die Erholung vom Unterricht.

Für die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen werden verbindliche Angebotsformen angeboten. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Arbeitsgemeinschaften oder Neigungsgruppen. Diese verbindlichen Angebotsformen sollen den Schülerinnen und Schülern zu einer Stabilisierung ihrer Interessen verhelfen. Durch diese Stabilisierung ihrer Interessen können die Schülerinnen und Schüler zu einer bewussteren Freizeitgestaltung gelangen.

Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9. und 10. werden Angebote angeboten, die einen selbstständigen Umgang fördern. Hierbei sollen die Schulen die Schülerinnen und Schüler bei der Planung der Angebote sowie bei der Durchführung der jeweiligen Angebote beteiligen.

Für die Angebote an den Ganztagsschulen gibt es thematische Vorgaben. Die Angebote sollen zum einen breit gefächert sein, als auch ausgewogen.

Folgende Thematiken sollen abgedeckt werden:

- musikalische, sowie kulturelle Betätigung
- praktische, sowie technische Betätigung
- spiel- und bewegungsorientiere Betätigung
- soziales Engagement
- Aktivitäten, die an die jeweiligen Jahreszeiten angepasst werden
- Aktivitäten, bei denen die Umgebung der Schulen mit einbezogen wird oder bei denen kommunale Einrichtungen mitarbeiten.

Zudem sollen die Ganztagsschulen Raum schaffen, in denen sich die Schülerinnen und Schüler auch einmal zurückziehen können, damit sie sich regenerieren können und sich vom Schulalltag entspannen können.

3.2.4 Verbindung von Unterricht und Freizeit

Laut Appel und Rutz beeinflussen sich der Unterrichtsbereich sowie der Freizeitbereich gegenseitig.40 Dadurch kann soziales Lernen und Handeln vertieft werden. Im Freizeitbereich kann beispielsweise der Unterricht durch Umweltprojekte ergänzt werden. Andererseits kann der Freizeitbereich auch einen Einfluss auf den Unterricht haben. In der Freizeit haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen. Dieses Kennenlernen hat einen Einfluss auf den späteren Unterricht. Zudem können beide Bereiche den Schülerinnen und Schülern der 8. bis 10. Klassen bei der Berufsorientierung helfen.

3.2.5 Raum- und Flächenangebot / Sachausstattung

Die Ganztagsschulen benötigen zusätzliche Räume sowie Fläche, damit sie ihr erweitertes Unterrichtsangebot anbieten können.41 Dies sind beispielsweise Stillarbeitsräume, Gruppenräume, eine Bibliothek, eine Mediothek sowie weitere Arbeitsräume, die flexibel genutzt werden können.

Für den Freizeitbereich sollen Ruheräume vorgesehen werden sowie Erholungszonen und Spielräume. Dort sollen sowohl laute, als auch leise Aktivitäten realisiert werden können. Ebenso muss die Schule eine Sportfläche zur Verfügung stellen.

Ebenfalls muss für das Mittagessen ein Raum vorgesehen werden. Die Schule muss hierfür eine angemessene Sachausstattung anschaffen.

3.3 Formen von Schulen mit ganztägiger Konzeption der Sekundarstufe 1

3.3.1 Sekundarstufenschule und Hort

Für diese Schulform sind die Schule sowie der Hort in räumlicher Nähe zueinander.42 Hierbei richtet sich der Hort nach der Schule. Das kann sowohl zeitlich, als auch pädagogisch sein. Eine Ausnahme gibt es jedoch. Der Hort nimmt nur Schülerinnen und Schüler bis zum 12. Lebensjahr auf.

3.3.2 Sekundarstufenschule mit offener Betreuungsmöglichkeit

Bei dieser Schulform handelt es sich um Schulen, die in Verbindung mit kommunalen, gemeinnützigen oder freier Trägerschaft arbeiten.43 Hierbei bietet die jeweilige Schule beispielsweise die Hausaufgabenbetreuung sowie einige Freizeitangebote institutionalisiert an. Deshalb ist das Personal für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler auch unterschiedlich. Hierbei kann es sich um Aushilfspraktikanten oder um andere Kräfte handeln.

[...]


1 Vgl. Hessisches Kultusministerium (Hrsg.): Ganztägig arbeitende Schulen. Mehr Zeit für Bildung., Überarbeitete Auflage 2011, S.4

2 Vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/Rhythmus (zuletzt geprüft am 16.04.2018)

3 Vgl. Hessisches Kultusministerium (Hrsg.): Ganztägig arbeitende Schulen. Mehr Zeit für Bildung., Überarbeitete Auflage 2011, S.5ff.

4 Ebd., S. 9

5 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51, 2 Teilbände. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien.

6 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. S. 36 ff.

7 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagsschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag. S.25ff.

8 Vgl. Lohmann, J. (1965): Das Problem der Ganztagsschule. Ratingen.

9 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagsschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag. S.28ff.

10 Bernhard Bueb, der ehemalige Leiter der Schule Schloss Salem, beschäftigt sich in seinen zwei Büchern „Von der Pflicht zu führen“ und „Lob der Disziplin, eine Streitschrift“ intensiv mit den weiteren Formen der Bildung. Gerade diese anderen Zugänge zur Bildung (musikalisch, künstlerisch, sportlich oder handwerklich) können Jugendliche begeistern und auf ihrem weiteren Lebensweg motivieren. Das Arbeiten mit einem Musikinstrument beispielsweise lehrt dem Jugendlichen Disziplin in Verbindung mit Freude am Instrument. Diese Erfahrungen wirken sich positiv auf die Entwicklung aus.

11 Vgl. Kapff, E. (1906): Die Erziehungsschule. Stuttgart o.J. S.17 ff.

12 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagsschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag. S.29.

13 Ebd., S. 30

14 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. S. 228ff.

15 Vgl. Merker, F. (1987): Die Waldschule Leipzig 1932-1939 - Eine Ganztagsschule. In: Pädagogische Rundschau 41/1987.

16 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. S. 243ff.

17 Ebd. S.284 ff.

18 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagsschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag, S. 36.

19 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. S. 588.

20 Ebd., S. 462

21 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag, S. 38

22 Ebd., S. 568

23 Vgl. Ludwig, H. (1993): Entstehung und Entwicklung der modernen Ganztagsschule in Deutschland, Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte, Hrsg. Vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Bd. 51. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. S. 544

24 Ebd.

25 Ebd., S. 556.

26 Ebd., S. 568.

27 Ebd., S.575

28 Vgl.Appel, S./Rutz, G. (2005): Handbuch Ganztagsschule. Konzeption, Einrichtung und Organisation. Wochenschau Verlag, Schwalbach im Taunus, S.19

29 Ebd..

30 Vgl. Ludwig, H. (2003): Moderne Ganztagsschule als Leitmodell von Schulreform im 20. Jahrhundert. Historische Entwicklung und reformpädagogische Ursprünge der heutigen Ganztagsschule. In: Appel, S./Ludwig, H./Rother, U./Rutz, G. (Hrsg.): Jahrbuch Ganztagsschule 2004. Neue Chancen für die Bildung. Wochenschau Verlag, S. 40

31 Vgl. https://www.mpib-berlin.mpg.de/Pisa/grundlagen.htm#top, 09.04.2018

32 Ebd.

33 Vgl. https://www.mpib-berlin.mpg.de/Pisa/ergebnisse.pdf, 09.04.2018

34 Vgl..https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2002/2002_10_07-Pisa-2000-Zentrale-Handlungsfelder.pdf, 09.04.2018

35 Vgl. Appel, S./Rutz, G. (2009):Handbuch Ganztagsschule. Praxis, Konzepte, Handreichungen. Reihe Politik und Bildung- Band 13. Wochenschau Verlag. Schwalbach/Ts. S. 80-81.

36 Ebd., S. 82

37 Ebd., S. 83

38 Ebd., S. 82-83

39 Ebd. S. 83

40 Ebd., S. 83-84

41 Ebd., S. 97

42 Ebd., S. 97

43 Ebd., S. 97-98

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Außerunterrichtliche Angebote an Ganztagsschulen im Raum Frankfurt/M.
Hochschule
Studienseminar für Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen Frankfurt
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
95
Katalognummer
V511255
ISBN (eBook)
9783346109095
ISBN (Buch)
9783346109101
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wissenschaftliche Hausarbeit in den Bildungswissenschaften zum Thema Ganztagsschule. Hierbei wird das Nachmittagsprogramm genauer betrachtet und anhand der Standards des Kultusministeriums analysiert.
Schlagworte
außerunterrichtliche, angebote, ganztagsschulen, raum, frankfurt/m
Arbeit zitieren
Julia Roth (Autor:in), 2018, Außerunterrichtliche Angebote an Ganztagsschulen im Raum Frankfurt/M., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/511255

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