Gesundheit und sozialer Status - Überlegungen zur projektbezogenen Nutzbarkeit der Erkenntnisse zum Kohärenzgefühl


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Interpretation nach salutogenetischer Perspektive

3. Zentrale Komponenten des Kohärenzgefühls

4. Projekt: Bürgerbüro

5. Lernerfolg / Fazit

1. Einleitung

Zu Beginn unserer Projektgruppe die aus fünf Teilnehmern besteht, stand die Frage: Was heißt für uns salutogenetisch? Entsprechend der Gruppengröße verlief die weitere Diskussion sehr arbeits- und zeitaufwendig, aber keineswegs unproduktiv. Wir konnten alle etwas je eigenes beisteuern und fanden einen aus unserer Sicht tragfähigen gemeinsamen Ausgangspunkt. Für uns war wichtig: Die jeweils andere Perspektive, die aus Sicht des Subjektes vorher abzuklären und zum Fundament des weiteren Vorgehen zu machen. In unserem Fall waren es die Bewohner einer Straße in einem Brennpunktviertel. Zunächst haben wir die wichtigen Punkte im Zusammenhang Salutogenese mit Blick auf unser Projekt eingeführt.

1. Verstehbarkeit: Hierunter fallen Erwartungen beziehungsweise Fähigkeiten von Menschen, Stimuli – auch unbekannte - als geordnete, konsistente, strukturierte Informationen verarbeiten zu können
2.Handhabbarkeit: Hierunter fallen für uns mit Blick auf das Projekt die Überzeugung eines Menschen, dass Schwierigkeiten lösbar sind, sowie das Ausmaß, in dem man wahrnimmt, dass man geeignete Ressourcen zur Verfügung hat, um den Anforderungen zu begegnen. Weiter geht es aber nicht nur darum, eigene Ressourcen oder Kompetenzen zu besitzen, ebenso können andere Personen dabei helfen, Schwierigkeiten zu überwinden.

Sinnhaftigkeit: Das Ausmaß in dem man das Leben als emotional sinnvoll empfindet fällt hierunter. Allgemeiner: Das wenigstens einige der vom Leben gestellten Probleme und Anforderungen es wert sind, dass man Energie in sie investiert, dass man sich für sie einsetzt und sich ihnen verpflichtet, dass sie eher willkommene Herausforderungen sind, als Lasten, die man gerne loswäre.

Vor diesem Hintergrund verlief die weitere Diskussion, nun zunehmend inhaltlich und weniger an grundsätzlichen Verständnisfragen orientiert.

In der Folge haben wir den Punkt Verstehbarkeit weiter konkretisiert: Was heißt es denn zu schauen inwiefern eine Lebenssituation verstehbar ist? Als (Verständnis)Beispiel hatten wir selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen bei Mädchen und Jungen gewählt: Ritzen gilt zunächst als „krankhaft“. Für die betroffenen Mädchen und Jungen ist es jedoch ihre persönliche „Überlebensstrategie“. Ihre Situation wird somit handhabbar gemacht, wobei der Prozentsatz an Mädchen die so „überleben“ im Vergleich zu Jungen höher zu sein scheint. Bezogen auf unser Projekt stellt sich die Situation ähnlich dar. Bewohner erleben ihr Sein, trotz der schlechten Wohnqualität, als eine Ordnung beziehungsweise Struktur. Ihre Ressource, die die Situation handhabbar macht, ist die gute Gemeinschaft, die innerhalb der Siedlung besteht. Sie reicht sogar soweit, dass die Bewohner auf keinen Fall in ein Hochhaus ziehen wollen, weil dort diese Gemeinschaft nicht mehr bestünde. Sie „überleben“ subjektiv also in der Gemeinschaft durch die Gemeinschaft soweit ganz gut. Für sozialpädagogische Maßnahmen ist also besonders wichtig, wie sehen sich die Bewohner selbst in ihrer Gemeinschaft? Von außen gesehen, ist zwar eine „beste“ Möglichkeit sicher die Bewohner umzusiedeln, aber unter salutogenetischer Sicht trifft dies so nicht zwingend zu. Die Leute wollen ja nicht zwingend beziehungsweise unter ihren derzeitigen Umständen eher nicht weg, auch wären sie an einem anderen Ort nicht zwingend „andere“ Menschen. Deshalb muss es beispielweise keine Umsiedlung sein, sondern ein umfassendes vor allem integratives Sanierungskonzept verspricht mit Blick auf Salutogenese erfolgsversprechend zu sein. Natürlich waren wir uns als Gruppe darüber einig, dass eine Umsiedlung gar keine realistische Möglichkeit darstellt und somit nicht weiter diskutiert wird. Soweit waren wir uns nach den ersten beiden Treffen einig. In der Folgezeit haben wir uns mit möglichen zunächst fachlich - theoretischen Schwierigkeiten auseinandergesetzt. Die Erkenntnisse des Konstruktivismus ( ist das Verstehen von anderen überhaupt möglich?) flossen genauso ein wie die Schwächen des Kohärenzgefühls. So misst beispielsweise der SOC Test „nur“ die psychische Verfassung relativ treffsicher: Der Zusammenhang zwischen dem SOC und Maßen körperlicher Gesundheit sind ja bekanntlich weniger eindeutig. Natürlich kann es Menschen trotz ihrer offensichtlich prekären Lage psychisch gut gehen. Offensichtlich muss dies aber nicht zwingend so sein. Wir haben die Grenzen des Modells diskutiert. Die Rechtfertigung für Gelder auch seitens der öffentlichen Hand könnten bei einer Überbetonung der Salutogenese beeinflusst werden: Statements wie „Es geht Euch dann ja eigentlich gut“ könnten dazu führen, dass man seitens der Gesellschaft an bestehenden Verhältnissen, wie beispielsweise einer ofensichtlich schlechten Wohnsituation nichts mehr ändert . Diese Gefahr der Fehlinterpretation schien uns diskussionspflichtig.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns dann daran gemacht zunächst eine Interpretation nach salutogenetischer Perspektive am Ort des Geschehens vorzunehmen, die zentralen Komponenten des Kohärenzgefühls dort vertieft zu studieren und ein passendes Projekt zu entwerfen und konkrete Ziele und Maßnahmen zu entwickeln, ohne dabei jedoch die Erkenntnisse von Machbarkeit und Finanzierbarkeit aus den Augen zu verlieren..

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Gesundheit und sozialer Status - Überlegungen zur projektbezogenen Nutzbarkeit der Erkenntnisse zum Kohärenzgefühl
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,0
Autoren
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V51115
ISBN (eBook)
9783638471664
ISBN (Buch)
9783638764919
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheit, Status, Nutzbarkeit, Erkenntnisse, Kohärenzgefühl
Arbeit zitieren
Dipl.Betrw.(BA) Michael M. Fleißer (Autor:in)Melanie Unden (Autor:in)Steffi Jäger (Autor:in)Barbara Stock (Autor:in), 2005, Gesundheit und sozialer Status - Überlegungen zur projektbezogenen Nutzbarkeit der Erkenntnisse zum Kohärenzgefühl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51115

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