Inwiefern trägt Bildung zum Abbau der Geschlechterungleichheit bei?


Hausarbeit, 2019

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Soziale Ungleichheit
2.1 Definition
2.2 Soziale Funktionen des Bildungssystems

3 Bildung
3.1 Deutsche Bildungsgeschichte
3.2 Entwicklung des deutschen Bildungssystems hinsichtlich des Geschlechts
3.3 Probleme bei der absoluten Herstellung von Chancengleichheit

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Das größte Problem in der Welt ist Armut in Verbindung mit fehlender Bildung. Wir müssen dafür sorgen, dass Bildung alle erreicht“, so Nelson Mandela im April 2005 gegenüber des Reader’s Digest Magazins. Blicken wir zurück auf die nach Soziologe Ralf Dahrendorf 1966 definierte katholische Arbeitertochter vom Land, welche all jene Benachteiligungen im Bildungsbereich vereinte, die bis in die 1960er Jahre nachgewiesen werden konnten, so stellen wir eine sehr hohe Bildungsungleichheit fest. Ihre Konfession, der schlechtere sozialökonomische Status des Elternhauses, das weibliche Geschlecht sowie die Region, aus der sie stammt trugen zur Benachteiligung im Bildungsbereich bei.

Mit der Bildungsexpansion der 1960er und 1970er Jahre, welche den Ausbau der sekundären und tertiären Bildungsbereiche meint, hat sich in Sachen Bildungsbeteiligung viel geändert. Inwiefern die Bildungsexpansion und die Bildung im Allgemeinen dazu beiträgt, die Geschlechterungleichheit abzubauen, soll in dieser Arbeit diskutiert werden. Hierzu werden folgende Hypothesen aufgestellt:

1. Die Bildungsexpansion der 60er und 70er Jahre war eine wesentliche Voraussetzung für die Beschäftigung von Frauen, hat jedoch nicht zu einer Änderung der horizontalen und vertikalen Segregation auf dem Arbeitsmarkt geführt.
2. Die Herstellung von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern hat bisher nur partiell stattgefunden. Eine grundsätzliche Benachteiligung des weiblichen Geschlechts besteht weiterhin fort.

Hierzu wird die Arbeit in drei weitere Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit der sozialen Ungleichheit, mit dessen Definition sowie mit den sozialen Funktionen des Bildungssystems. Der darauffolgende Abschnitt handelt von der Bildung, indem diese definiert wird, die Geschichte der Bildung in Deutschland nähergebracht und anschließend auf die Entwicklung des deutschen Bildungssystems hinsichtlich der Geschlechter eingegangen wird. Des Weiteren behandelt dieser Abschnitt die Problematik der absoluten Herstellung von Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen. Es folgt ein Fazit, welches die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst darstellt und sich mit den zuvor aufgestellten Hypothesen auseinandersetzt.

2 Soziale Ungleichheit

2.1 Definition

„Soziale Ungleichheit im weiteren Sinne […] liegt überall dort vor, wo die Möglichkeit des Zugangs zu allgemein verfügbaren und erstrebenswerten sozialen Gütern und/ oder sozialen Positionen, die mit ungleichen Macht- und/ oder Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet sind, dauerhaft Einschränkungen erfahren und dadurch die Lebenschancen der betroffenen Individuen, Gruppen und Gesellschaften beeinträchtigt bzw. begünstigt werden“, so definiert nach Reinhard Kreckel (1992).

Ähnliches formuliert auch Hradil in seiner Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft (1987). Nach Ihm versteht man unter sozialer Ungleichheit „gesellschaftlich hervorgebrachte und relativ dauerhafte Handlungsbedingungen […], die bestimmten Gesellschaftsmitgliedern die Befriedigung allgemein akzeptierter Lebensziele besser als anderen erlaubt“.

Im Mittelpunkt der Ungleichheitsforschung steht somit der ungleiche Zugang zu sozialen Positionen und/ oder Gütern unter der Bedingung, dass Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen innerhalb der Gesellschaft benachteiligt oder begünstigt werden.

Geläufig unterscheidet man in der Literatur zwischen zweierlei Formen der sozialen Ungleichheit – die Chancenungleichheit sowie die Verteilungsungleichheit. Unter Chancenungleichheit verstehen sich „ungleiche Chancen von sozialen Gruppen bei dem Zugang zu sozialen Positionen oder Handlungsressourcen“, wie beispielsweise der Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt oder die Einkommenspositionen, aufgrund von zugeschriebenen Merkmalen, wie die soziale Herkunft, das Geschlecht oder die Religionszugehörigkeit. Die Verteilungsgleichheit hingegen meint die Vor- und Nachteile, welche sich „durch den Besitz wertvoller Güter oder durch den Zugang zu erstrebenswerten Positionen“ ergeben, wie beispielsweise ein ungleiches Einkommen sowie ungleiche Arbeits- und Lebensbedingungen (Solga, Powell, & Berger, 2009). Im weiteren Verlauf der Arbeit bewegen wir uns im Bereich der Bildung in Zusammenhang mit der Geschlechterungleichheit.

2.2 Soziale Funktionen des Bildungssystems

Neben den grundlegenden Funktionen, Wissen zu vermitteln und Kinder zu erziehen, um diese zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen, umfasst Bildung im Wesentlichen zwei weitere wichtige soziale Funktionen: Die Platzierungs- sowie die Auslese- und Selektionsfunktion.

Die Auslese- und Selektionsfunktion liegt darin, dass Anrechte für bestimmte Ausbildungen und soziale Positionen über die erbrachten Leistungen und die Vergabe von Zertifikaten nach Prüfungsnoten und Schulart erfolgen soll (Becker, 2014).

Die Platzierungsfunktion, auch bekannt als Statuszuweisungs- oder Allokationsfunktion, regelt den Zugang zu verschiedenen sozialen Positionen mit ihren Privilegien und Benachteiligungen (Geißler, 2014). Nach der Platzierungsfunktion soll der Zugang zu bestimmten Berufen und privilegierten Positionen somit über das Bildungssystem nach erworbenen Abschlüssen erfolgen (Becker, 2014). Der Zugang zu verschiedenen Schichten sowie soziale Aufstiege und Abstiege sind relativ eng an das Bildungsniveau gekoppelt (Geißler, 2014).

Entgegen dessen, dass sowohl die Platzierungs- als auch die Selektionsfunktion über das Bildungssystem erfolgen sollen, können diese Funktionen nicht immer erfüllt werden, da der Kompetenzerwerb von mehreren Faktoren abhängig ist. So wird vermehrt statt nach Leistung über soziale Merkmale und andere Kategorien, wie Geschlecht oder Herkunft selektiert oder statt nach erworbenen Anrechten über andere Auswahlmechanismen etwa über Korruption oder Beziehungen platziert (Becker, 2014). Diese soziale Auslese, die durch das Bildungssystem reproduziert wird, wirkt sich nachhaltig auf die Zukunftschancen, wie die Schichtzugehörigkeit und die Chancengleichheit aus.

3 Bildung

3.1 Deutsche Bildungsgeschichte

Schulen, wie wir sie heute in der Bundesrepublik Deutschland kennen, sind das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung.

Im 19. Jahrhundert erlebt Deutschland einen großen bildungspolitischen Fortschritt. Mit der Übernahme der Bildungsverantwortung durch den Staat, welche zuvor vor allem Sache der Kirchen gewesen war, entsteht erstmals eine handlungsfähige Bildungsverwaltung. (Bundeszentrale für politische Bildung, 2018). Seither wurden sämtliche Reformen im Bildungssystem durchgeführt. (Becker, 2014). Lehrkräfte werden professionell ausgebildet, verbindliche Lehrpläne werden aufgestellt, strengere Studienregelungen werden eingeführt. So darf nur noch studieren, wer zuvor sein Abitur abgeschlossen hat. Bildungsabschlüsse nehmen entscheiden an Bedeutung zu und entscheiden immer mehr über die Platzierung der einzelnen Personen in der beruflichen und gesellschaftlichen Position. (Bundeszentrale für politische Bildung, 2018). Diese sich verbreitende Erkenntnis kurbelte die politischen Diskussionen über das Thema Bildung an (Becker, 2014).

Mit dem Ausbau der Primar- und Sekundarschulen sowie der Berufsausbildung nach dem ersten Weltkrieg, öffnete Deutschland die höheren Schulen und Universitäten für breitere Bevölkerungsschichten. Somit etablierte sich das im 19. Jahrhundert entstandene dreigliedrige Schulsystem, unterteilt in die Volkschulen, Realschulen und Gymnasien, endgültig. Das etablierte Schulsystem basierte jedoch weitestgehend auf politischen, ökonomischen und sozialen Statusinteressen einer Dreiklassengesellschaft. So war die Volkschule, besucht durch das „gemeine Volk“ darauf ausgelegt, Tätigkeiten in der Landwirtschaft und in der Industrie wahrzunehmen. Die Realschule, welche für die Mittelschicht geschaffen war, diente als Ausbildung für berufliche Tätigkeiten in der privatwirtschaftlichen Verwaltung und für das Militär. Das Gymnasium, als Bildungsanstalt für die Oberschicht, sah vor diese nach Abschluss in leitenden Positionen in der Politik und Wirtschaft einzusetzen. Hier hat die Beziehung zwischen dem Bildungssystem und der Sozialstruktur, die zu einer Reproduktion der sozialen Ungleichheit führt, ihren Ursprung. Trotz allgemeiner Gleichstellungspolitik in Zeiten des Nationalsozialismus kam es zu keiner Neustrukturierung des Bildungssystems (Becker, 2014). Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wird das dreigliedrige Schulsystem der Weimarer Zeit restauriert und für Kinder der bisher benachteiligten Schichten weiter geöffnet (Edelstein & Veith, 2017).

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Details

Titel
Inwiefern trägt Bildung zum Abbau der Geschlechterungleichheit bei?
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V510447
ISBN (eBook)
9783346089182
ISBN (Buch)
9783346089199
Sprache
Deutsch
Schlagworte
inwiefern, bildung, abbau, geschlechterungleichheit
Arbeit zitieren
Gina Engel (Autor:in), 2019, Inwiefern trägt Bildung zum Abbau der Geschlechterungleichheit bei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510447

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