Jugendsprache. Innovation oder Verfall?


Hausarbeit, 2019

19 Seiten, Note: 1,5

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Hinführung zum Thema

Hauptteil

2 Definition der Jugend

3 Jugendsprache
3.1 Definition
3.2 Geschichte der Forschung von Jugendsprache
3.3 Kennzeichen
3.4 Funktion

4. Jugendsprache in Medien

5. Umfrage

6. Generationskritik

7. Fazit

Quellen

Einleitung

1 Hinführung zum Thema

Letztens lief der Film „Fack ju Göhte“ und dort wurde ständig die Jugendsprache benutzt. Sprüche wie „Ich schwöre, du bist so Arzt“1 lässt einen hinterfragen, was mit der deutschen Sprache passiert ist. Tagtäglich hört man Wörter wie „Diggah“ oder „Alter“ im Straßenjargon der Jugendlichen. Früher war Deutschland bekannt für seine Dichter und Denker, heutzutage existieren Möchtegern-Rapper, welche kontinuierlich einen Slang benutzen. Jugendlichen wird vorgeworfen, dass sie die deutsche Grammatik nicht mehr anwenden können, folglich die deutsche Sprache nicht beherrschen. Ein Teil befürwortet die Jugendsprache, da sie der Auffassung sind, dass die Jugendsprache die Kreativität fördere, für Innovation spräche.

Diese Facharbeit beschäftigt sich mit der Jugend sowie dem Thema, was die Jugendsprache überhaupt ist. Zugleich ermittelt sie, warum Jugendliche diese Sprache benutzen und seit wann. Weiterhin wird hinterfragt, welche Merkmale die Jugendsprache kennzeichnet. Ob nur Floskeln wie „Alter“, „isch schwör“ den Soziolekt ausmachen oder was die wirklichen Merkmale sind.

Ältere Generation kritisieren die Jugendliche für den Sprachverfall und klagen an, dass die neuen Medien sie verdummen lassen. Hat der Medienkonsum wirklich Einfluss auf das Denken der heutigen Generation? Ist die Kritik an der Jugendsprache tatsächlich gerechtfertigt.

Um eine zu subjektive Betrachtung des Themas zu verhindern, wurde eine Umfrage unter Jugendlichen durchgeführt. Die folgenden Ausführungen enthalten das Ergebnis dieser Umfrage „Was denken Jugendliche zu der Frage – Jugendsprache Sprachwandel oder Sprachverfall?“ Folglich wird nicht nur die Meinung von Erwachsenen in dieser Arbeit dargestellt, sondern auch von denen, auf die sich diese Arbeit spezialisiert.

Hauptteil

2 Definition der Jugend

In der Regel wird die Jugend als die Zeit zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein bezeichnet. Das genaue Alter wird in den Definitionen unterschiedlich angegeben. Im Allgemeinen ist es auch an die gesellschaftlichen Umstände und deren Entwicklung geknüpft. In unserer Gesellschaft sind die Rollen eines Kindes oder eines Erwachsenen genau beschrieben. Das gilt nicht für die Lebensstellung, die der Jugendliche innehat. Das Jugendalter ist eine Phase, in der der Mensch nicht mehr Kind ist, aber auch noch nicht den Erwachsenen zuzurechnen ist. Jugend kann folglich als der Zeitraum beschrieben werden, in dem das Kind zum Erwachsenen wird; das Jugendalter ist also eine Phase des Übergangs. Aus diesem Grund sind auch - im Gegensatz zu den Erwartungen gegenüber Kindern und Erwachsenen - die gegenüber den Jugendlichen gestellten, nicht eindeutig festgelegt. Das führt häufig zu Problemen.

Biologisch beginnt die Jugendphase mit der Entwicklung der Sexualreife. Der Aufbau einer eigenen Geschlechtsrolle und die Entstehung von Partnerbindungen kennzeichnen die Jugend.2

Die Jugendphase ist eine Periode des Ausprobierens verschiedener Identitäten. Diese Entwicklung ist im Laufe der Zeit immer freier und unspezifischer geworden. Waren früher die Jugendlichen noch in Institutionen wie kirchlichen Jugendgruppen, der Parteijugend und anderen organisierten Gemeinschaften integriert, so wird heute ein mehr oder weniger loser Freundeskreis für die Entwicklung wichtiger. Die Hinwendung zur gleichaltrigen Gruppe ist für die Sprache sehr entscheidend.

Gerade dieser Prozess des Beobachtens bewirkt eine reflektierte und kritische Einschätzung gesellschaftlicher Hierarchien, die Ursache für vermehrte Protesthaltungen ist. Politische Werthaltungen werden übernommen und in manchen Fällen beginnt die Partizipation als Staatsbürger/in. Die Jugendlichen entwickeln die Fähigkeit, sich selbst einzuordnen.3

Daneben übernehmen Jugendliche die Rolle von Konsumenten am Markt. Sie bekommen Geld und investieren in Konsumgüter. Der Mediensektor wird für die Jugendlichen besonders wichtig. Parallel dazu entstehen und stabilisieren sich Werthaltungen.4 Dabei fällt auf, dass die Jugendliche heute nicht stark von den Wertvorstellungen ihrer Eltern abweichen. Dies hängt damit zusammen, dass sich der Wertehorizont der Eltern weiterentwickelt hat und sich an die heutige Gesellschaft angepasst hat. In der Folge ist die Akzeptanz und Toleranz der „Erwachsenen“ gegenüber den Jugendlichen sowie deren Werteorientierung höher als in den

vorhergehenden Jahrhunderten. Medien und die Gleichaltrigen, womöglich organisiert in Jugendszenen, sind dabei die wesentlichen Vermittler und haben Kirche sowie politische Parteien als Orientierungsinstanzen weitgehend abgelöst.5

Nach Hurrelmann ist die Jugendphase abgeschlossen, wenn diese 4 Entwicklungsaufgaben erfüllt wurden.

1. „Entwicklung einer intellektuellen und sozialen Kompetenz, […]
2. Entwicklung des inneren Bildes von der Geschlechtszugehörigkeit, […]
3. Entwicklung selbstständiger Handlungsmuster für die Nutzung des Konsumwarenmarktes, […]
4. Entwicklung eines Werte- und Normensystems und eines ethnischen und politischen Bewusstseins, […]“6

3 Jugendsprache

3.1 Definition

Der Begriff der Jugendsprache zeichnet sich im Besonderen durch die Abweichung zur Standardsprache aus. Eine exakte Definition des Wortbegriffes Jugendsprache existiert nicht. Aus diesem Grund ist der Grad der Abweichungen und in welchen Bereichen diese auftreten können sehr unterschiedlich. Ob im Mündlichen oder Schriftlichen - die Jugendsprache bleibt insgesamt ein diffuses Phänomen, welches nicht einfach einzugrenzen ist. Eins ist dennoch klar: Sie ist eine individuelle Abänderung der Standardsprache und spiegelt in einzelnen Aspekten die Ansichten, Normen und Werte des Individuums und der entsprechenden Gruppe wider.7

3.2 Geschichte der Forschung von Jugendsprache

Mozart sagte: „Jeder Jugendliche muss schlimme Wörter sagen, ansonsten ist er kein Jugendlicher.“8 zitiert nach Rotraut Kutscher. Jugendsprache ist nichts Neues. Sicherlich sprachen die Jugendlichen aller Epochen, sei es in der Urzeit, der Antike oder im Mittelalter eine etwas andere Sprache als die ältere Generation.

Die Sprachforscherin Eva Neuland stellt in ihrem Buch „Jugendsprache, Eine Einführung“ aus dem Jahr 2008 fest, dass die im 16. Jahrhundert von den Studenten verwendete Mundart als Vorläufer der Jugendsprache bezeichnet werden kann. Durch sie entwickelte sich die Burschensprache, die ein Gemeinschaftsgefühl zwischen den Studierenden herstellte.9 Wörter, die aus dieser Zeit noch heute präsent sind, sind beispielsweise einschreiben oder schwänzen.

Bis zum Ende des 18. Jahrhundert wurde ausschließlich die von Männern verwendete Sprache untersucht. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich auch die ersten Universitäten für Frauen öffneten, wurde begonnen, deren Sprache zu analysieren. Die ersten Untersuchungen zur Jugendsprache gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wobei im Rahmen der Sondersprachforschung die Studenten- und die Schülersprache untersucht wurden.10 „Die Sprache der heutigen Jugend konnte sich dennoch erst entwickeln, als sich durch gesellschaftliche Umgestaltung im 18. und 19. Jahrhundert die Jugend als „sozial relevante“ Institution durchsetzte.“11 Im 20. Jahrhundert wurde zum ersten Mal versucht, Jugendsprache zu kategorisieren und einzuordnen.

Doch in der Zeit der Weimarer Republik bis nach dem Zweiten Weltkrieg brach die Sprachentwicklungsforschung größtenteils ab.12 Nach 1945 kam es zu einem gewaltigen Aufschwung der Forschung. Dies verdankte sie besonders den anglophonen Einflüssen der 50er Jahre, durch die es erstmals zu einer eigenständigen Jugendkultur kam, die sich gegen die Werte und Normen der Erwachsenen stellte.13

Als der Fernseher in den 60er Jahren immer populärer wurde, sich erste jugendliche Printmedien auf dem Markt etablierten (z.B. Bravo 1956)14, erschienen bereits die ersten Wörterbücher über die Sprache der Jugend.15

In den 80er Jahren veränderte sich die bisherige Sprachforschung. War Hauptgegenstand der Untersuchungen bislang die Sonderlexik, wurde nunmehr „die Beschreibung überwiegend mündlicher situationsgebundener und gruppenspezifischer Sprachstile mittels sprachpragmatischer und sprachfunktionaler Analysen“16 untersucht.

Vor dem Einzug der Medien in die Gesellschaft war eine Verbreitung des Wortschatzes einer Jugendgruppe regional sehr beschränkt. Ein Grund hierfür war, dass die Jugendlichen zu früheren Zeiten im Vergleich zu heute weitaus weniger überregionale Kontakte hegten. In der heutigen Zeit hat der Großteil der Jugendlichen Zugriff auf das Internet. Hierdurch ergeben sich unbeschränkte Austauschmöglichkeiten national sowie international.17

3.3 Kennzeichen

Jugendsprache zu lernen ist nicht auf dieselbe Weise möglich, wie eine Fremdsprache zu lernen, welche genauen Regeln folgt. Jugendsprache wird innerhalb des engsten Freundeskreises benutzt. Man möchte durch bestimmte Sprechweisen auffallen. In der Folge baut sich eine bestimmte Gruppenidentität auf. Durch viele unterschiedliche Gruppen, die in der Jugendszene existieren, gibt es nicht nur die eine Jugendsprache. Betrachtet man diese unterschiedlichen Gruppen, die sich durch verschiedene Sprachstile und Wortschätze auszeichnen, können die Hauptmerkmale nur sehr schwer erfasst werden. Das gestaltet sich schon allein durch die stetige Vergänglichkeit von Jugendsprache als schwierig. Sprachwendungen und Ausdrücke verlieren ihren Reiz.

Jugendsprache wird durch ihre Kreativität, Spontanität, Ironie und Direktheit gekennzeichnet. Kreativ in dem Sinne, dass man mit Themen, die teils tabuisiert sind, sprachlichen Regeln und Konventionen experimentiert. Es wird mit sprachlichen Stilen, Mustern, Bildern und Symbolen gespielt18.

Jugendliche kreieren selbst Wörter, mit denen sie die Ziele ihrer Sprachhandlungen erreichen können. Sie benutzen metaphorische Sprechweisen, zum Beispiel „Taschentiger“ oder „behaarter Bifi“19. Dieses kann durch Komposition geschehen, indem man bekannte Wörter aneinanderreiht und somit neue Wörter schafft. Ein Beispiel wäre „Gammelfleischparty“ (Ü-30 Party).

Besonders Prä- und Suffixe werden oft verwandt und schaffen neue Teilbedeutungen. Sie sind mit fast allen deutschen Worten kombinierbar und zusätzlich auch mit Anglizismen. Beliebt ist hier das Präfix „ab-“, welches bei den Worten „abchillen“, „abhängen“ oder auch bei dem Wort „ablachen“, auch „ultra-„ und „ober-„ sind beliebt.20 Die Bedeutung dahinter bleibt die Gleiche, doch durch das Präfix „ab-“ wird die Aussage verstärkt. Am Wortende finden häufig Suffixe wie „-ung“ Verwendung. Zudem ist die „Substantiv-Bildung durch das feminine –e“21 immer häufiger vertreten. Wörter wie „Anmache“ und „Tanke“ finden immer öfter den Weg in den jugendlichen Wortschatz. Bei diesen Wortbildungsprozessen verbreiten sich neue Konstruk-tionen sehr geschwind. Sie werden schnell durch die jugendlichen Sprecher in ihren Sprachgebrauch integriert. Auf der anderen Seite verlieren Worte, besonders bei sehr häufiger Verwendung, ihren Reiz. Diese werden regelrecht aussortiert bzw. verworfen. „Ach ja, statt geil sagt man jetzt fett“22 Die Wortbildung ist ein kreativer Prozess und zeigt persönliche Einstellungen und Ansichten. Auf dem aktuellen Stand zu sein sowie mit diesen Wörtern umgehen zu können, ist für Jugendliche wichtig. Zudem kann durch das Einbringen von eigenen Ideen, persönlich Einfluss auf die Sprache genommen werden. Somit wird diese durch die eigene Kreativität mitgestaltet.

Diese individuelle Gestaltung spiegelt sich auch im Bereich der Syntax wider. Ein vielbeschriebenes Phänomen ist der Akkusativ-Nominativ-Zusammenfall. Dieses23 beschreibt die verkürzte Akkusativ-Form. Häufig tritt es im Maskulinum und Neutrum Singular auf. Oft in Verbindung mit den Ausdrücken „ein bisschen“ oder „ein paar“. So werden diese abgekürzt. Im Nominativ wird so aus „ein“ nur der Buchstabe „n“. In Kombination entstehen so Ausdrücke wie „‘n bisschen“ oder auch „‘ne Flasche“24.

Jugendliche übertreiben ihre Aussagen gerne und stellen nicht alles immer wahrheitsgemäß dar. Durch Abtönungspartikel wie „oder so“, „irgendwie“ kann die eigene Aussage relativiert werden.

[...]


1 Weise (2010), www.prisma.de

2 Vgl. Danker (2013), www.vimu.info

3 Vgl. Neuland 2008, S.16

4 Vgl. Ebd., S. 17

5 Vgl. Danker (2013) www.vimu.info

6 Vgl. Hurrelmann 2007, S.27-28.

7 Vgl. Neuland 2008, S. 89f.

8 Kutscher 1998, S. 67

9 Vgl. Neuland 2008, 92

10 Vgl. Bluhm 2003, 217

11 Vgl. Kehm (2015), www.bpb.de

12 Vgl. Neuland 2008, 109

13 Vgl. Schlobinski 1998, 10

14 Vgl. Wünsch (2016), www.dw.com

15 Vgl. Heine (2015), www.welt.de

16 Vgl. Kochan 1993 S.144

17 Vgl. Neuland 2008, S.73

18 Vgl. Schlobinski, 1993 S.210.

19 Deutschunterricht

20 Vgl. Bachofer, 2003 S. 62-63

21 ebd.,2003 S. 61

22 ebd.,2003 S. 63

23 ebd., 2003 S. 63

24 ebd. 2003, S. 62-64

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache. Innovation oder Verfall?
Note
1,5
Jahr
2019
Seiten
19
Katalognummer
V510442
ISBN (eBook)
9783346088123
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jugendsprache, innovation, verfall
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Jugendsprache. Innovation oder Verfall?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510442

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Jugendsprache. Innovation oder Verfall?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden