Gestaltungs- und Wahlmöglichkeiten einer Kapitalflussrechnung für externe Analysten


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Kapitel 1

Einleitung

Im Rahmen einer Unternehmensanalyse ist die Kapitalflussrechnung ein wichtiges Instrument um die Unternehmenssituation zu bewerten. Vor allem, die sich hieraus ergebenden Kennzahlen, Cash-Flow aus Erfolgstätigkeit[1], Finanzierungstätigkeit und Investitionstätigkeit lassen sich gut für diesen Zweck benutzen[2]. In Deutschland sind allerdings laut HGB nur börsennotierte Unternehmen verpflichtet Kapitalflussrechnungen zu erstellen und zu publizieren.[3]

Somit ergibt sich für die Bewertung von nicht börsennotierten Unternehmen die Notwendigkeit, dass die Kapitalflussrechnung von externen Personen erstellt werden muss, wenn diese Kennzahlen verwendet werden sollen. Auch bietet sich hierdurch die Möglichkeit, verschiedene Unternehmen miteinander zu vergleichen. Dieses liegt daran, dass für einen Externen nicht unbedingt ersichtlich ist, welche Prämissen ein interner Ersteller gesetzt hat und somit diese Prämissen von Unternehmen zu Unternehmen variieren können. Natürlich stellt es kein Problem dar, wenn die Kapitalflussrechnung vom Externen selbst erstellt wird.

Im Rahmen dieser Hausarbeit sollen die Möglichkeiten zur Gestaltung und die Alternativen bei der Erstellung einer Kapitalflussanalyse dargestellt werden, und ihre Eignung zur Analyse von Unternehmen durch Dritte geprüft werden.

Im ersten Teil der Arbeitwird auf kurz die mit der Abgrenzung von internen und externen Analysten. Im zweiten Teil wird ein Einblick über die Erstellung einer Kapitalflussrechnung und den verschiedenen Möglichkeiten gegeben. Hierbei wird nach verschiedenen Aspekten[4] gegliedert. Darauf folgend diskutiere ich die Wahlmöglichkeiten, die durch Bildung des Fonds entstehen können. Abschliessend wird noch ein kurzer Blick auf die Darstellungsformen geworfen.

Kapitel 2

Hauptteil

Unter einer Kapitalflussrechnung wird im allgemeinen die Aufstellung einer Cash-Flow-Rech­nung (inklusive Cash-Flow aus Investitions- und Finanzierungstätigkeit) in Staffelform verstanden. In der Literatur wird jedoch von einer Kapitalflussrechnung sowohl in Staffelform, als auch in der Vorgängerform, der Kontenform gesprochen[5]. Dieses kann leicht zu Missverständnissen führen, wenn erwartet wird, dass aus jeder Kapitalflussrechnung der Cash-Flow zu erkennen ist. Dies ist jedoch nur in der Staffelform möglich.

In der Literatur wird zwischen folgenden Ermittlungsmethoden unterschieden:

- derivative oder originäre Ermittlung,
- retrospektiv oder prospektive Ermittlung[6],
- indirekte oder direkte Ermittlung und
- für interne oder externe Adressaten[7].

Bei Kapitalflussrechnungen, die von unternehmensinternen Personen erstellt wurden, muss weiterhin berücksichtigt werden, ob im Rahmen einer derivativen Erstellung die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) mit Hilfe des Gesamtkostenverfahrens oder des Umsatzkostenverfahrens erstellt wurde.[8]

Die größte Gestaltungsfreiheit besteht bei der Bildung des Fonds, also dessen, was als die liquiden Mittel brachtet wird[9].

Ein weiteres Gestaltungsmerkmal ist die Darstellungsform. Sie kann sowohl in Kontenform als auch in Staffelform gegliedert und dargestellt werden. Die Kontenform führt jedoch zu keinem signifikanten Erkenntnisgewinn - stellt allerdings im Falle der direkten Ermittlung der Kapitalflussrechnung eine notwendige Vorstufe zur Cash-Flow-Rechnung dar[10].

1 Abgrenzung von internen gegenüber externe Analysten

1.1 Interne Analysten

Unter internen Analysten versteht man im allgemeinen Mitarbeiter des Unternehmens, die für interne oder externe Adressaten eine Kapitalflussanalyse durchführen. Hierbei handelt es sich normalerweise um einen Buchhalter und/oder einen Controller.

1.2 Externe Analysten

Ein externer Analyst ist eine Person, die, entweder für sich selbst bzw. sein Unternehmen oder für Dritte, eine Analyse eines Unternehmens durchführt. Diese Person hat keinen Zugriff auf unternehmensinterne Daten wie z.B. die Buchhaltung.

2 Ermittlungsmethoden

2.1 Herkunft der Daten

2.1.1 Derivative Ermittlung

Bei der derivativen Ermittlung wird die Kapitalflussrechnung aus den publizieren Daten über den Jahresabschluss abgeleitet (Bilanz, Anlagespiegel, GuV ). Dies führt dazu, dass dem Bruttoprinzip[11] nicht immer entsprochen werden kann und gilt vor allem im Bereich des Umlaufvermögens und des Fremdkapitals, da hier eine Aufschlüsselung nicht aus der Jahresberichterstattung zu entnehmen ist[12]. Auch bei den Posten des Anlagevermögens lässt sich eine reine Bruttorechnung nicht erreichen, da eine gewisse Saldierung auch im Anlagespiegel vorgenommen wird[13].

Das Hauptproblem hierbei ist, dass es „wegen des Rückgriffs auf aggregierte Zahlen, die insbesondere in Form der sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Erträge in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden dürfen, nicht immer möglich ist, sämtliche nicht-liquiditätswirksamen Vorgänge herrauszurechnen und gegeneinander aufzurechnen“[14].

Trotz dieser Unzulänglichkeit, ist dies die Methode, die von externen Analysten verwendet wird, da ihnen ein Zugriff auf die originären Daten verwehrt wird und somit nur die Ermittlung aus den Zahlen der Jahresberichterstattung verfügbar ist.

2.1.2 Originäre Ermittlung

Bei dieser Methode wird direkt auf die Daten der Buchhaltung zurückgegriffen. Daraus folgt, dass nur hier dem Bruttoprinzip[15] voll gefolgt werden kann. Leider ist dieser Zugriff auf interne Analysten beschränkt. Auch bei Analysen, die für externe Adressaten von internen Analysten erstellt werden, wird meist auf die derivative Ermittlung zurückgegriffen, da diese auf bereits veröffentlichten Daten basieren und somit weniger Informationen das Unternehmen verlassen.

2.2 Zeitlicher Aspekt

2.2.1 Retrospektive Ermittlung

Bei der retrospektiven Ermittlung findet eine ver­gangen­heits­basierte Be­tracht­ung statt. Da sich hier die Zahlen aus der Jahres­bericht­erstat­tung oder aus der Buch­haltung verwenden lassen, ist diese Methode sowohl internen als auch externen Analysten zugänglich. Vorteilhaft ist bei dieser Methode, dass die Zahlen der Rechnung eindeutig belegbar sind – sie stellen die Situation einer vergangenen Periode dar. Jedoch liegt hierin auch der Nachteil dieser Methode. Im allgemeinen stehen die Daten eines Jahresabschlusses nicht vor Ablauf einer gewissen Zeit nach dem Bilanzstichtag zur Verfügung[16] und sind somit am Tag der Veröffentlichung eigentlich schon veraltet. Da die Analyse nicht automatisch am Tag der Veröffentlichung benötigt und somit erstellt wird, kommt eine weitere Verzögerung hinzu, so dass am Tag der Analyse die Daten notwendigerweise durchschnittlich über ein halbes Jahr alt sind. Dass sich in dieser Zeit die Unternehmenssituation vollständig geändert haben kann, wird bei der retrospektiven Analyse nicht berücksichtigt.

2.2.2 Prospektive Ermittlung

Die prospektive Analyse des Kapitalflusses ist die Betrachtung des zukünftigen Kapitalflusses und setzt auf Planbilanz und Plan-GuV auf. Dadurch ist sie leider nur von internen Analysten sinnvoll erstellbar. Sie wird deswegen im Rahmen dieser Arbeit nicht näher erläutert.

2.3 Rechenmethode

2.3.1 Indirekte Ermittlung

Bei der indirekten Ermittlung wird vom Jahresüberschuss anfangend zum Cash-Flow zurückgerechnet.[17]

Hierbei wird versucht den Jahresüberschuss von nicht zahlungsrelevanten Vorgängen zu bereinigen[18]. Weiterhin werden zahlungsrelevante, aber nicht erfolgsrelevante Vorgänge dem Jahresüberschuss zugeführt[19]. Diese Bereinigung hat also als Ausgangspunkt die Gewinn- und Verlustrechnung.

Bedingt durch die Rechenweise stellt die indirekte Methode den Cash-Flow durch Bereinigung auf. Es wird versucht, den Jahresüberschuss von allen nicht-zahlungs­relevanten Einflüssen zu bereinigen. Es lässt sich also nicht aus der Kapitalflussrechnung erkennen, woraus sich der Cash-Flow zusammensetzt, sondern nur, woraus er nicht besteht.

Vorteilhaft ist hier, dass bei dieser Rechnung, aufgrund der normalerweise vereinfachten Rechenweise, die Bestimmung wesentlich schneller erfolgen kann als bei der direkten Methode. Wenn jedoch Wert auf die Genauigkeit der ermittelten Daten gelegt wird, ist diese Methode von Nachteil, da hierzu dann genau die gleichen vorbereitenden Schritte wie zur direkten Methode notwendig sind, ohne allerdings den gleichen Informationsgehalt zu generieren. In der Literatur wird die Meinung vertreten, dass die direkte Methode der indirekten überlegen ist, da bei einer gewissenhaften Ermittlung der nicht zahlungsrelevanten Positionen sämtliche GuV-Positionen auf ihre Zahlungswirksamkeit überprüft werden müssen[20]. Er weist darauf hin, dass vermutlich aus diesem Grund in den internationalen Stellungnahmen die direkte Methode präferiert wird.

Nachteilhaft ist allerdings, dass sich zum Beispiel die Auszahlungen für Material und Personal aus dieser Form der Kapitalflussrechnung nicht erkennen lassen.[21] Diese können gerade für externe Analysten von großem Wert sein, da sich hieraus direkte Rückschlüsse auf andere Kennzahlen ziehen lassen.[22]

2.3.2 Direkte Ermittlung

Im Rahmen einer direkten Ermittlung wird die Bilanz um Kontenumsätze und Gewinn- und Verlustrechnung erweitert. Dies führt dazu, dass die Erstellung relativ aufwändig ist, jedoch in der Regel genauere Daten ermittelt werden können.

2.3.2.1 Erstellung

Wie in Abbildung 1 dargestellt, müssen zur Erstellung der Kapitalflussrechnung und der Cash-Flow-Rechnung aus Bilanz, GuV und Anhang erst folgende Schritte durchlaufen werden:

1. Beständedifferenzenbilanz
2. Veränderungsbilanz
3. Bewegungsbilanz

[...]


[1]Im allgemeinen und weiteren nur als Cash-Flow bezeichnet.

[2]Auf die Interpretation und Bewertung dieser drei Kennzahlen wird hier jedoch verzichtet, da sie den Umfang dieser Arbeit sprengen würden.

[3]vgl. Küting und Weber, Seite 2

[4]Herkunft der Daten, Bezugszeitraum und Rechenmethode.

[5]Vgl. Küting und Weber, Seite 165 ff.

[6]Da die prospektive Ermittlung nur für interne Analysten möglich ist, wird diese hier nur kurz erwähnt.

[7]Diese Punkte dienen nur der Vollständigkeit, da diese Arbeit sich nur auf Aspekte für externe Analysten eingeht.

[8]Diese Unterschiede werden hier jedoch ausgeklammert, da sie für externe Analysten nicht relevant sind und somit diese keine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Verfahrens der Erstellung der GuV haben.

[9]Siehe auch Punkt 3.

[10]Siehe auch Punkt 2.3.2

[11]Siehe Bieg, Seite 101.

[12]Dagegen ist nach §268(2) HGB das Anlagevermögen soweit aufzugliedern, dass sich daraus die entsprechenden Bruttowerte entnehmen lassen.

[13]Siehe auch Bieg, Seite 143 ff.

[14]Bieg, Seite 146

[15]Bieg, Seite 100 ff.

[16]Drei bis sechs Monate dürften ungefähr die Regel sein.

[17]Vgl. Bieg, Seite 189

[18]Es findet eine sog. Rückrechnung statt.

[19]Je nach Art des Vorgangs wird es dem Jahresüberschuss zugerechnet oder abgezogen.

[20]Bieg, Seite 189

[21]Bieg, Seite 189 ff.

[22]Zum Beispiel auf die Personalintensivität des Unternehmens, aber auch auf die Anfälligkeit der Kosten auf Materialpreisänderungen.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gestaltungs- und Wahlmöglichkeiten einer Kapitalflussrechnung für externe Analysten
Hochschule
Hochschule Bremen
Veranstaltung
Jahresabschlussanalyse
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V51009
ISBN (eBook)
9783638470841
Dateigröße
573 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gestaltungs-, Wahlmöglichkeiten, Kapitalflussrechnung, Analysten, Jahresabschlussanalyse
Arbeit zitieren
Per Abich (Autor:in), 2006, Gestaltungs- und Wahlmöglichkeiten einer Kapitalflussrechnung für externe Analysten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51009

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