Potentiale von eHealth Anwendungen in der Krankenhauspflege

Ein Überblick


Hausarbeit, 2019

12 Seiten, Note: 2,0

Julia Kersten (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract:

1. Hinführung zur Thematik
1.1. Relevanz
1.2. Problemstellung

2. eHealth Anwendungen in der Krankenhauspflege
2.1. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)
2.2. Assistenztechnologien
2.3. Robotik

3. Diskussion

4. Schlussfolgerungen

5. Literaturverzeichnis

Abstract:

Der demographische Wandel und der fortschreitende Fachkräftemangel führen in der deut- schen Krankenhauspflege immer häufiger zu Engpasssituationen. eHealth Anwendungen bie- ten großes Potential, um mangelnde Versorgungssituationen zu kompensieren. Durch sie kön- nen Arbeitsabläufe unterstützt und Arbeitsprozesse besser vernetzt werden. International wer- den verschiedene technische Lösungen angeboten. Definitionen und Zuordnungen der einzel- nen Technologien sind in der Literatur nicht einheitlich. Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen Überblick über potentiell einsetzbare eHealth Anwendungen im stationären Kranken- hausalltag zu geben. Einzelne Technologiearten werden unterteilt in drei Gruppen: Informa- tions- und Kommunikationstechnologien, Assistenztechnologien und Robotik. Die Diskussion dieser Technologien sowie Schlussfolgerungen, sind aus der vorliegenden Arbeit zu entneh- men.

1. Hinführung zur Thematik

Um eHealth definieren zu können, müssen verschiedene Quellen in Betracht gezogen werden, denn ein einheitlicher Begriff ist in der Literatur nicht vorzufinden. Ebenso wird Digitalisierung in der Regel synonym zu eHealth verwendet und ist dadurch nicht eindeutig abgrenzbar. Laut Duden ist unter „E - Health“ der „Einsatz von Computern und Internet im Gesundheitswesen“ zu verstehen (Duden 2019). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eHealth mit dem „Einsatz von Informations - und Kommunikationstechnologien (IKT) im Gesundheitswe- sen.“ (WHO 2019). Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fasst den Begriff weiter. Demnach werden unter „E - Health“ Anwendungen verstanden, die für die Behandlung und Be- treuung von Patient*innen Informations-und Kommunikationstechnologien (IKT) nutzen. Durch sie werden “[…] Informationen elektronisch verarbeitet, über sichere Datenverbindungen aus- getauscht und Behandlungs- und Betreuungsprozesse von Patientinnen und Patienten unter- stützt […]“ (BMG 2018). Eine sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesund- heitswesen regelt das E-Health-Gesetz.

Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und dadurch Gesundheit für alle Menschen zu ermöglichen, entwickelte die WHO eine globale Strategie. Dafür wurden For- schungsergebnisse der eigens durchgeführten Studie „Global diffusion of eHealth (WHO 2019) genutzt. Ziel dieser Studie war es, mittels Umfragen die Entwicklungen der teilnehmen- den Mitgliedsstaaten im Bereich eHealth zu untersuchen. Laut WHO sind globale Digitalisie- rungsprozesse unabdingbar um eine universelle Gesundheitsversorgung erreichbar zu ma- chen. 58 Prozent der untersuchten Staaten verfügten im Jahr 2016 über eine nationale eHealth Strategie (WHO 2016). Deutschland nahm nicht an der Studie teil, denn bis heute existiert noch keine offizielle eHealth Strategie. In einem gemeinsamen Diskussionspapier vom 13.03.2019 rufen die acht Verbände der industriellen Gesundheitswirtschaft zu einer nationa- len Koordinierungsstelle für eHealth in Deutschland auf (Bundesverband Gesundheits-IT: 2019). Im internationalen Vergleich gilt Deutschland bezüglich der Etablierung von Digitalisie- rungsprozessen als rückständig. Dabei bieten aktuelle Technologien großes Potential um bei- spielsweise Herausforderungen in der Krankenhauspflege bewältigen zu können (Fachinger und Mähs 2019).

1.1. Relevanz

Der demographische Wandel und die damit verbundene Alterung der Bevölkerung werden immer bedeutsamer für das deutsche Gesundheitssystem. Zukünftig müssen immer weniger „junge Menschen“ im erwerbstätigen Alter, die alternde Bevölkerung versorgen. Auch alters- bedingte Phänomene und Erkrankungen werden für die Gesundheitsversorgung relevanter. Chronifizierungen, Multimorbidität, Hochaltrigkeit und dementielle Erkrankungen dominieren den Arbeitsalltag eines Krankenhauses zunehmend. Das Statistische Bundesamt verzeich- nete im Jahr 2019 ein Medianalter von 46,3 Jahre und prognostiziert für das Jahr 2060 ein Medianalter von 50,5 Jahre. Ebenso wird der Altenquotient von derzeit (2019) 37 auf voraus- sichtlich 65 (2060) ansteigen (Statistisches Bundesamt 2015). Folglich werden zunehmend weniger Menschen erwerbstätig sein. Engpässe bei den Pflegeberufen sind bereits jetzt schon vorzufinden. In einem von der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2018 veröffentlichten Bericht wird geschildert, dass ein Fachkräftemangel „[…] ausnahmslos in allen Bundesländern […]“ zu verzeichnen ist (Bundesagentur für Arbeit 2018). Damit die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung gewährleistet und dessen Qualität sichergestellt werden kann, sind Anpassungs- maßnahmen unabdingbar. Um Versorgungslücken zu schließen und die Arbeit des Pflegeper- sonals zu unterstützen, bieten digitale Technologien großes Potential.

1.2. Problemstellung

Eindeutige Definitionen und die Abgrenzung der Begriffe eHealth und Digitalisierung, sowie die darunter verstandenen Technologien, existieren in der aktuellen Literatur nicht und werden als Synonyme verwendet. Auch Einordnungen und Begriffsbestimmungen der einzelnen Tech- nologien „verschwimmen“ in einander. Dass eHealth Anwendungen im Gesundheitswesen je- doch großes Potential bieten und Digitalisierungsprozesse weiterhin zu etablieren sind, ist un- umstritten. Ziel dieser Arbeit soll es daher sein, dem Leser einen Überblick von Technologien im Bereich der Krankenhauspflege zu geben. Zur Orientierung wurde der, in diesem Jahr (2019) veröffentlichte Krankenhaus-Report 2019 Das digitale Krankenhaus von Klauber et al. verwendet.

2. eHealth Anwendungen in der Krankenhauspflege

Die technische Entwicklung verlief in der Vergangenheit zunächst schleichend und dann mit immer rasanterer Geschwindigkeit. Experten sprechen von einer exponentiellen Wachstums- kurve (Vogel-Heiser et al. 2017). Dies wird im folgenden Beispiel deutlich: Auf einer kanadi- schen Konferenz im Jahr 1995 wurde dem Einsatz von Computern im stationären Alltag eines Krankenhauses großes Potential zugesprochen. Sie galten als Unterstützung bei der Bildung therapeutischer Entscheidungen und sollten das Praxismanagement verbessern. Das Kran- kenhauspersonal wurde zu mehr Akzeptanz aufgefordert um Computer erfolgreich in den Ar- beitsalltag integrieren zu können (Lowry 1995). In den letzten 24 Jahren ist die Implementie- rung von Computern weit vorrangeschritten und zu einem unverzichtbaren Bestandteil des stationären Krankenhausalltags geworden. Die technische Entwicklung verlief seitdem rasant. eHealth Anwendungen, wie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Assistenz- technologien und Robotik werden in den nächsten Jahren vermehrt Einzug in der Pflege er- halten. Hierbei handelt es sich nur um eine grobe Einteilung. Da Systeme oft untereinander vernetzt sind, herrscht hinsichtlich der Abgrenzung der einzelnen Anwendungen ein fließender Übergang (vgl. Fachinger und Mähs 2019).

2.1. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bilden die Grundlage weiterer eHealth Anwendungen und stellen somit eine Schlüsseltechnologie dar. Durch sie werden Informatio- nen gespeichert, verarbeitet, übertragen und Geräte aller Art zusammengeführt. Im stationä- ren Versorgungsalltag eines Krankenhauses können IKT beispielsweise in Form einer elekt- ronischen Patientenakte (ePA) eingesetzt werden. Die ePA wird in der Regel in ein bestehen- des Krankenhausinformationssystem integriert (Fachinger und Mähs 2019). Mit Hilfe der ePA werden Patientendaten digital gespeichert und kommuniziert. Dadurch werden Informations- verluste vorgebeugt und daraus entstehende Behandlungsfehler oder Doppelbehandlungen vermieden. In Deutschland ist die Implementierung einer ePA, verglichen, mit anderen Natio- nen noch rückständig (Bertram et al. 2019). Um ihre Einführung im deutschen Gesundheits- wesen voranzutreiben, wurde nach einem Beschluss der 90. Gesundheitsministerkonferenz vom 21.06.2017 die Gründung eines sektorenübergreifenden Forums beschlossen. Das „ePA.forum setzt sich aus einer Vielzahl von Akteuren im Gesundheitswesen zusammen. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Krankenkassen, Ärztenetze und entscheidende Institu- tionen, wie zum Beispiel das Bundesministerium für Gesundheit sowie Unternehmen aus der freien Wirtschaft und die Akteure von derzeit 19 laufenden Projekten. Ziel des „ePA forums “ ist die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Einführung von elektronischen Patienten- akten“ (ePA.forum 2019). In Dänemark ist die Einführung einer einheitlichen sektorenübergrei- fenden Patientenakte bereits erfolgt. Seit 2003 nutzen Bürgerinnen und Bürger das Gesund- heitsportal www.sundhed.dk (vgl. Bertram et al. 2019). Mittlerweile speichert und verarbeitet die digitale Patientenplattform Gesundheits-, und Patienteninformationen von sämtlichen Akt- euren des dänischen Gesundheitswesens. Über sundhed.dk können Bürger*innen und Ge- sundheitsdienstleister*innen Rezepte, Medikationspläne, Patientenverfügungen, Arzt-, und Entlassungsberichte verwalten, sich als Blut-, Organ-, oder Eizellspender*innen registrieren, Termine vereinbaren, Krankenhäuser bewerten, Impfregister einsehen und sich zu ausge- schriebenen Studien melden. Außerdem dient die Plattform als Informationsportal für Gesund- heitsinformationen (sundhed.dk 2019).

2.2. Assistenztechnologien

Assistenztechnologien dienen dazu Pflegekräfte und Patient*innen hinsichtlich ihrer Sicherheit zu unterstützen und die Alltagsbewältigung zu erleichtern. Sie wirken psychisch, physisch und emotional entlastend auf das Pflegepersonal und tragen dazu bei, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Kontroll-, und Routinetätigkeiten können verringert und Zeit eingespart werden (Hülsksen-Giesler M 2015; Merda et al. 2017). Der Markt assistenztechnologischer Unterstüt- zungsgeräte wächst rasant und ist schwer überschaubar. Vertreten sind sowohl einfache Lö- sungen, als auch hochkomplexe vernetzte Systeme. Die meisten Geräte befinden sich mo- mentan noch in der Vormarktphase oder in der Entwicklung und sind daher auch noch nicht serienreif (vgl. Merda et al. 2017). Folgende Beispiele sind bereits existent und könnten in einen Klinikalltag eingesetzt werden: Sensormatten erfassen Bewegung und sind somit sinn- voll bei Sturzgefahr eines Patienten. Werden sie mit dem Telemonitoring einer Station verbun- den, können Bewegungen sofort erfasst und alarmiert werden. Personenortungssysteme die- nen dem Wiederauffinden von Menschen mit Fluchttendenz. Exoskelette unterstützen beim Transfer von Patient*innen oder schweren Gegenständen und können so unter anderem die Rückengesundheit des Personals schützen. Auf Intensivstationen können Beatmungsgeräte mit automatischer Beatmungsanpassung eingesetzt werden. Bei einer unzureichenden Beat- mung oder Normwertabweichung schlagen sie Alarm und passen die Einstellungen ohne Ver- zögerung automatisch an. In der Krankenhauslogistik tragen intelligente Pflegewagen und di- gitale Schranksysteme zur einer effizienteren Arbeitsweise bei. Dadurch kann Zeit und gege- benenfalls Personal eingespart werden. Datenbrillen, sogenannte Augmented Reality, sind in der Lage wichtige Informationen virtuell in das Sichtfeld des Nutzers einzublenden und ihm so Informationen visuell zu präsentieren (Fachinger und Mähs 2019). Für eine qualitative Studie zur Nutzung von Augmented Reality in der Wundversorgung wurde von einem Forscherteam eine Datenbrille entwickelt, die es dem Pflegepersonal ermöglichte Wunddokumentationen freihändig und präzise durchzuführen. Sie erkannte selbständig Gewebestrukturen sowie Wundeigenschaften und wurde mit einer Spracherkennungssoftware ausgestattet. Dadurch konnte die komplette Wundversorgung freihändig über eine Sprachsteuerung durchgeführt werden. Insgesamt wurde die Anwendung der Datenbrillen von den Nutzern als überwiegend positiv bewertet. Bemängelt wurde lediglich eine eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit mit dem Patienten, die durch das Tragen der Geräte erschwert wurde (Hübner 2018).

2.3. Robotik

Roboter in der Pflege dienen vor allem zur Übernahme von Routineaufgaben und einzelner Tätigkeiten wie beispielsweise der Essensausgabe oder dem Transfer von Personen. Die meisten Roboter sind momentan Prototypen aus Forschungsprojekten. Eine flächendeckende Implementierung im Krankenhaus ist in naher Zukunft noch nicht absehbar (Merda et al. 2017; Fachinger und Mähs 2019). Internationaler Vorreiter beim Einsatz von Robotik ist Japan. Pro- totypen werden dort in der Pflege bereits erprobt (vgl. Merda et al. 2017). Potentielle, in der Krankenhauspflege einsetzbare Roboter, werden unterschieden in Serviceroboter, Behand- lungsroboter und sozialinteraktive Roboter (Fachinger und Mähs 2019). Aktuell am stärksten verbreitet sind Serviceroboter. Zu ihnen zählen unter anderem autonome Transportsysteme, die in der Lage sind Verbrauchsmaterialien, Lebensmittel, Wäsche, Abfälle oder Medikamente zu befördern. In großen Kliniken werden sie immer häufiger eingesetzt (vgl. Fachinger und Mähs 2019; Meißner 2019). Ein weiteres Beispiel für einen mobilen Serviceroboter ist der „Care-O-Bot . Er wurde entwickelt um Menschen aktiv in ihrer Umgebung zu unterstützen (vgl. Meißner 2019). Zu den Behandlungsrobotern zählen robotische Systeme mit direkten Patientenkontakt. Diese werden vereinzelt bereits in Operationssälen eingesetzt. Im Vergleich zum Menschen können sie Operationen präziser, ausdauernder und sicherer durchführen. Kaum verbreitet sind Roboter, die fähig sind pflegenahe Tätigkeiten zu übernehmen, wie beispielsweise das Heben, Tragen oder Lagern von Patienten (Fachinger und Mähs 2019). Der japanische Transferroboter „robear“ der Firma Riken ist zu diesen Tätigkeiten in der Lage. (Meißner 2019). Sozialinteraktive Roboter können auf Mimik, Gestik und Stimme reagieren, Orientierungshilfe geben oder Menschen unterhalten (Fachinger und Mähs 2019). Der in Japan entwickelte Baby-Robbenroboter „PARO“ wurde auf menschliche Reaktionen und Emotionen programmiert. Er besitzt weiches Fell, große und bewegliche Augen sowie taktile Sensoren und kann dadurch Gefühle ausdrücken. Dabei soll er selbst nicht fürsorglich sein, sondern zu therapeutischen Zwecken, fürsorgliches Handeln auslösen. Insbesondere bei der Therapie von Menschen mit fortgeschrittener Demenz wurden schon viele positive Effekte erzielt (Meißner 2019). Ein weiterer sozialinteraktiver Roboter, der in den Medien zunehmend an Popularität gewinnt ist „Pepper“. Im Gegensatz zu „PARO“ ist „Pepper“ humanoid und darauf programmiert selbst fürsorglich und informierend zu handeln. Kameras in den Augen ermöglichen es ihm Gesichter und menschliche Emotionen zu erkennen und angemessen darauf einzugehen. Er kann sich mit anderen Geräten vernetzen sowie, über ein Tablet mit Touchscreen Funktion, visuelle Informationen anzeigen und über taktile Sensoren Berührungen empfangen. Über eine Spracherkennungssoftware ist eine Kommunikation in mehreren Sprachen möglich (Pandey und Gelin 2018).

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Potentiale von eHealth Anwendungen in der Krankenhauspflege
Untertitel
Ein Überblick
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
12
Katalognummer
V509481
ISBN (eBook)
9783346074607
ISBN (Buch)
9783346074614
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eHealth, Krankenhauspflege
Arbeit zitieren
Julia Kersten (Autor:in), 2019, Potentiale von eHealth Anwendungen in der Krankenhauspflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509481

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