Elemente des Rassismus und Nationalsozialismus in "Harry Potter"

Zusammenhang zwischen Fiktion und Realität


Seminararbeit, 2019

26 Seiten, Note: 1

A. S. (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in die Inhalte der Seminararbeit

2. Elementare Zusammenfassung der „Harry Potter“-Romane

3. Rassismus im 21. Jahrhundert
3.1 Definition
3.2 Gründe für die Entstehung

4. Rassismus in der Welt von „Harry Potter“
4.1 Ideologie der Blutreinheit
4.2 Unterdrückung von Muggeln und Muggelstämmigen
4.3 Halbmenschen, Zauber- und Tierwesen

5. Parallelen zum Nationalsozialismus
5.1 Voldemort als fiktionale Personifizierung Hitlers
5.2 Das politische System

6. Befragung
6.1 Auswertung
6.2 Fazit

7. Schlusswort

8. Literatur- und Quellenverzeichnis

9. Anhang
9.1 Begriffsklärungen
9.2 Darstellungen zur Visualisierung
9.3 Umfragebögen

1. Einführung in die Inhalte der Seminararbeit

„Harry Potter“ ist ein Roman, der jedem Menschen bekannt ist. Doch nur Wenigen ist es bewusst, dass dieses Werk von viel mehr handelt als lediglich um die Geschichte eines Jungens, der die Zauberei erlernt. Es ist vielmehr eine Erzählung über Werte und Probleme einer fiktiven Welt, die unserer Gesellschaft so ähnlich ist.

„[D]ie Welt [teilt sich] nicht in gute Menschen und Todesser. Wir haben alle sowohl eine helle als auch eine dunkle Seite in uns. Es kommt darauf an, welche Seite wir für unser Handeln aussuchen. Das macht uns wirklich aus.“

(Yates, David: Harry Potter und der Orden des Phönix, 2007.)

Mit diesen bewegenden Worten wird bereits der Hauptkonflikt der gesamten „Harry Potter“-Reihe angesprochen, der auch Inhalt meiner Seminararbeit ist. Spezifiziert geht es um die Auseinandersetzung zwischen zwei Seiten einer Gemeinschaft, die Eine geprägt durch Hass und rassistische Denkweisen, die Andere durch ihren Kampf für Gleichberechtigung und gegen das Böse. Es bleibt uns überlassen, die richtige Seite zu wählen.

Um eine Grundlage für weitere Überlegungen im Rahmen meiner Seminararbeit zu erlangen, beginne ich mit einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse der „Harry Potter“-Reihe und erkläre daraufhin, was genau unter Rassismus zu verstehen ist. Somit wird es mir ermöglicht, rassistische Denk- und Handlungsweisen im Werk „Harry Potter“ zu analysieren und mithilfe von Beispielen auf ihre Konsequenzen aufmerksam zu machen. Zusätzlich erforsche ich im Rahmen meiner Arbeit mögliche Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus und erkläre ihre Bedeutung innerhalb der Romane. Eine Befragung soll hierbei meine Ergebnisse bekräftigen und erweitern.

Als es zur Phase der Themenfindung unserer Arbeiten kam, war mir durchaus bewusst, dass ich über etwas schreiben möchte, was im Allgemeinen mit den „Harry Potter“-Romanen zusammenhängt. Bereits in der Vergangenheit sind mir beim Lesen der „Harry Potter“-Heptalogie viele Textstellen aufgefallen, die Gemeinsamkeiten zur Zeit des Deutschen Reiches aufweisen oder die sich generell mit der Thematik des Rassismus beschäftigen. Aufgrund der Allgegenwärtigkeit dieser Problematik habe ich beide Themenstränge miteinander verknüpft und nutze nun die Gelegenheit, genauer über ihren Zusammenhang zu forschen. Inwiefern J. K. Rowling mit ihrem Werk auf rassistische Ideologien eingegangen ist und welche Parallelen zum Nationalsozialismus geschaffen wurden, werde ich im folgenden Hauptteil meiner Seminararbeit untersuchen.

2. Elementare Zusammenfassung der „Harry Potter“-Romane

In dem nach seinem Protagonisten benannten Werk „Harry Potter“ geht es um einen Waisen, der nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante und seinem Onkel aufwachsen muss. Von ihnen wird er stets schlecht behandelt, weil er anders ist als die meisten Kinder, denn Harry ist ein Zauberer. Dies erfährt er erst im Alter von elf Jahren, als ihm seine Aufnahme an die Zauberschule Hogwarts mitgeteilt wird. Seine Eltern wurden von dem berüchtigten dunklen Zauberer, Lord Voldemort, getötet, als Harry ein Jahr alt war. Der dunkle Lord war damals auf dem Höhepunkt seiner Schreckensherrschaft über die magische Bevölkerung. Er wollte Harry, der laut einer Prophezeiung dazu bestimmt war, zu seinem bedeutendsten Gegner heranzuwachsen, aus dem Weg räumen, um seine Unsterblichkeit zu erzielen und somit seine Macht zu sichern. Doch Harry überlebte durch die Liebe seiner Mutter, eine Macht, die Voldemort nicht kennt. Der Fluch, den dieser auf ihn ausübte und den bisher noch keiner überlebt hat, prallte auf Voldemort zurück, welcher daraufhin aus seinem Körper gerissen wurde. Harry selbst wurde dadurch zu einem berühmten Helden für die magische Welt.

Jeder der sieben „Harry Potter“-Romane spiegelt ein Schuljahr in Hogwarts wieder, in dem er zusammen mit seinen Freunden Hermine Granger und Ronald Weasley viele Abenteuer erlebt. In ihrem ersten Schuljahr stehen sich Voldemort und Harry erneut gegenüber. Harry kann ihn zwar vorerst aufhalten, doch die Zahl Voldemorts Anhänger, der Todesser, vergrößert sich nach seiner Rückkehr erneut. Jahre später gelingt es ihm und seiner Gefolgschaft, das Zaubereiministerium zu infiltrieren und das Böse zurück an die Macht zu bringen. Die Ideologie der Blutreinheit, welche die Unterdrückung von Muggeln, Zauberern sowie Hexen mit Muggelabstammung und anderer als minderwertig betrachteter Gruppen mit sich bringt, steht im Vordergrund. Die benannten Gruppen werden ohne weiteren Grund verhaftet oder verfolgt.

Schlussendlich gelingt es Harry, die magische Bevölkerung vor Voldemorts Machenschaften zu retten und diesen ohne Gewalt zu töten. Die gute Seite siegt.

3. Rassismus im 21. Jahrhundert

3.1 Definition

Um eine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus überhaupt zu ermöglichen, muss eine grundlegende Definition hierzu vorliegen. Johannes Zerger formulierte ein Konzept, dass „Rassismus [als] […] Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften [umfasst], denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden“ (Zerger, Johannes: 1997, S.81).

Als Grundelemente des Rassismus kristallisieren sich somit zum einen eine Gruppe Menschen heraus, die durch ihre Abstammung vermeintlich gemeinsame Merkmale aufweisen. Der zweite wesentliche Punkt des Rassismus besteht darin, dass Rassisten diesen Gruppen Schaden zufügen, sie aus der Gesellschaft ausschließen und sie beherrschen. Eine Herrschaftsordnung entsteht. Die Gruppen erfahren aufgrund von Rassismus Benachteiligungen, die sie persönlich nicht beeinflussen können, sondern nur aus der Manifestierung des Merkmals ihrer Abstammung entstehen, die für sie unveränderbar ist (vgl. Schirrmacher, Thomas: 2009, S.14.).

3.2 Gründe für die Entstehung

Rassismus kommt in jeder Gesellschaft vor, in der Gruppen verschiedener Ethnizitäten aufeinandertreffen. Somit zählt es zu einem der Probleme, die wir als Alltäglich erachten. Da Rassismus innerhalb einer Gesellschaft oftmals verharmlost wird, wird gleichermaßen rechtsextremistisches Denken normalisiert und größtenteils akzeptiert.

Doch wie kann diese Ignoranz der Gesellschaft überhaupt möglich sein und sogar als Gewöhnlich bezeichnet werden? Um diese Denkweise besser verständlich zu machen, muss Wissen darüber vorhanden sein, „dass Rassismus sich […] auf Normalität bezieht, dass er Normalität produziert, aber auch voraussetzt“ (Osei, Marcus/Reiners, Hartmut: Erscheinungsjahr unbekannt, S.1.).

Damit ist die Wechselwirkung zwischen Vorstellungen von Menschen über ihre Einteilung in einzelne Gruppen gemeint; „Wir“ und „die Anderen“. Gleichermaßen wird diese Einteilung als Selbstverständlich erachtet. Daraus kristallisiert sich die Hauptaussage heraus, dass man sich selbst als „besser“ und von höherer Bedeutung ansieht, als die von ihnen selbst kreierte Gruppe „der Anderen“.

Die Wurzeln des in der heutigen Gesellschaft bestehenden Rassismus kann man hauptsächlich während der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert finden. Erstmals wurde eine rassistische Weltanschauung innerhalb der Politik öffentlich, welche sogar als Rechtfertigung für die Eroberung und Errichtung von Kolonien genutzt wurde. Demnach seien die in den Kolonien ansässigen Einwohner „der weißen Rasse“ unterlegen und von geringeren Wert, weshalb gerechtfertigt wird, sie zu versklaven, zu verfolgen oder gar zu töten. „Sie wurden als triebhaft und kulturlos bezeichnet. Es wurde ihnen ein überdimensionaler Sexualtrieb unterstellt. Den afrikanischen Männern wurden Vergewaltigungen zugetraut, die Frauen galten als zügellose Verführerinnen“ (Eickelberg, Gudrun: 2013, S.3.).

„Dem schwarzen Volk“ wurde anhand des Merkmals ihrer Hautfarbe eine bestimmte Mentalität zugewiesen. Durch dieses Konzept wurde die besagte Zuordnung legitimiert und als biologische Selbstverständlichkeit akzeptiert, die allein auf Vorurteilen basiert (vgl. Rommelspacher, Birgit: 2009, S.26.).

Zusätzlich wurde die Kolonialisierung in der Öffentlichkeit als etwas Positives dargestellt, da die „unterentwickelte“ Bevölkerung Afrikas nun erstmals zivilisiert würde und somit in den Kontakt mit europäischen Werten trete (vgl. Eickelberg, Gudrun: 2013, S.2.).

Dies ermöglichte eine positive Selbstreputation, ein Motiv, das sich abgewandelt auch heute noch als Erklärung für rassistisches Gedankengut erweist. Durch ein negatives Fremdbild wird das eigene Selbstbewusstsein aufgewertet. Ein Überlegenheitsgefühl wird hervorgerufen, wenn es eine vermeintlich geringwertigere Gruppe gibt, die durch ein bestimmtes Merkmal, hierbei durch rassenspezifische Eigenschaften, als solche deklariert wird. Allerdings artet dieses natürliche gedankliche Grundkonstrukt in Rassismus aus, wenn es zu einem ständigen Bestandteil des Lebens eines Individuums wird, der sich stets auf die gleiche Personengruppe bezieht.

Bei der Erziehung eines Kindes durch seine Eltern werden ihre Ansichten an das Kind weitergegeben. Das Kind wird, sobald es dazu in der Lage ist, die politischen Ideologien seiner Eltern vorerst adoptieren. Ebenso würde es mit rassistischen Positionen passieren, die vorübergehend kopiert würden und somit das Kind prägen. Später erst würde ein Kind seine Einstellung überdenken. Doch wird sich rassistisches Gedankengut, sofern es einmal instituiert ist, nur selten wieder revidieren. Die Konstruktion von Bildern über „die Anderen“ durch Mitmenschen und Medien wird weiterhin stattfinden, was Rassismus vielmehr reproduziert. Laut Untersuchungen Teun A. van Dijks sind hierbei die Eliten, die großen Einfluss auf die Bürger eines Landes haben, die Hauptverantwortlichen, die durch Nutzung der ihnen zur Verfügung stehenden Medien zu rassistischen Anschauungen anregen. Zu diesen besagten Eliten gehören unteranderem Politiker und Journalisten (vgl. Jäger, Siegfried: 1988, S.13.).

4. Rassismus in der Welt von „Harry Potter“

4.1 Ideologie der Blutreinheit

Die Ideologie der Blutreinheit ist ein ständiger Bestandteil der „Harry Potter“-Reihe. Anders als bei uns bezieht sich der Begriff „Rasse“ in der Welt von „Harry Potter“ nicht auf die Hautfarbe, sondern auf die Reinheit des Blutes. Anhand dieses Merkmals werden Personen in verschiedene Kategorien eingeteilt; Reinblüter, Halbblüter, muggelstämmige Hexen und Zauberer, Squibs sowie Muggel.

Wie auch in der realen Welt kann man erste rassistische Ansichten in „Harry Potter“ schon weit in der Vergangenheit finden. Bereits Salazar Slytherin, der im Mittelalter geboren wurde und als einer der vier Gründer Hogwarts gilt, war davon überzeugt, dass „das Studium der Zauberei […] den durch und durch magischen Familien vorbehalten sein [müsse]. Schüler von Muggeleltern wollte er nicht aufnehmen, denn sie seien nicht vertrauenswürdig“ (Rowling, J. K.: 1999, S.157.). Er errichtete zusätzlich die Kammer des Schreckens in Hogwarts, um mithilfe des dort lebenden Basilisken die Schule von muggelstämmigen Schülern und Schülerinnen zu befreien (vgl. ebd., S.157 f..).

Der Glaube, dass Muggel und Muggelstämmige den Reinblütern unterlegen seien, blieb weiterhin die Überzeugung einiger magischer Familien. So erklärt Draco Malfoy, reinblütiger Zauberer, direkt bei seinem ersten Zusammentreffen mit Harry seinen Standpunkt, dass er „überhaupt nichts davon [hält], die andern (Muggelstämmige) [in Hogwarts] aufzunehmen […], [weil sie] eben nicht dazu [gehören] […] [und] die alten Zaubererfamilien […] unter sich bleiben [sollten]“ (Rowling, J. K.: 1998, S.88.). Er ist der Ansicht, dass „[d]ie Schule […] von allen schmutzigen Schlammblütern gereinigt werden [müsse]“ (Rowling, J. K.: 1999, S. 233.). Auch die Familie Black, deren Familienmotto „Toujours pur“ (Rowling, J. K.: 2003, S.135) (dt. etwa: immer sauber, stets rein) lautet, teilte diesen Standpunkt. Laut Sirius Black waren sie „alle für die Säuberung der Zaubererrasse, die Muggelstämmigen sollte man loswerden und die Reinblütigen sollten das Sagen haben“ (ebd., S.136). Sirius klärt auch darüber auf, dass die reinblütigen Familien alle miteinander verwandt seien, um ihr Blut vor Verunreinigung durch Muggelabstammung zu schützen. Er selbst und auch andere Familienmitglieder wurden von einem Wandteppich (sh. Punkt 10.2), der den Familienstammbaum zeigt, entfernt, da sie nicht in die Familiengesinnung passten (vgl. ebd., S.135ff..) (vgl. Wismeg, Rebecca: 2012, S.76ff..).

4.2 Unterdrückung von Muggeln und Muggelstämmigen

„Sie wirkte recht beängstigend, diese riesige Skulptur einer Hexe und eines Zauberers, die auf kunstvoll geschnitzten Thronen saßen. […] Am Sockel des Denkmals waren in etwa dreißig Zentimeter großen Buchstaben die Worte MAGIE IST MACHT eingraviert. […] Harry schaute genauer hin und erkannte, dass das, was er für zierreich gemeißelte Throne gehalten hatte, in Wirklichkeit Massen von Menschen waren, aus Stein gehauen: Hunderte und Aberhunderte von nackten Körpern, Männer, Frauen und Kinder, alle mit ziemlich dummen, hässlichen Gesichtern, krümmten sich und zwängten sich zusammen, um die Last der schön gekleideten Zauberer zu tragen. ‚Muggel‘, flüsterte Hermine. ‚An ihrem rechtmäßigen Platz‘“ (vgl. Rowling, J. K.: 2007, S. 249f..) (sh. Punkt 10.2). Diese im Zaubereiministerium errichtete Statue spiegelt die Einstellung Voldemorts und zahlreicher anderer Zauberer und Hexen wieder; Muggel sind minderwertige Geschöpfe und den Zauberern zweifellos unterlegen. Das wurde auch während Voldemorts Schreckensherrschaft in Hogwarts gelehrt. Eine Todesserin, die als Muggelkundelehrerin eingestellt wurde, vermittelt dort, „dass Muggel wie Tiere sind, dumm und schmutzig“ (ebd., S.582.). Jegliche Widerrede seitens der Schüler wurde bestraft, somit wurden sie ruhiggestellt und mühelos indoktriniert (vgl. Rowling, J. K.: 2003, S.582ff..).

Gleicherweise gelten Muggelstämmige als Opfer von rassistischer Denkweise, was unteranderem durch die Beleidigung „Schlammblut“ (u.a. Rowling, J. K.: 1999, S.117.) offenbart wird, mit der häufig die muggelstämmige Hexe Hermine Granger konfrontiert wird. Zu ihrem Glück gibt es aber auch Zauberer wie Ron Weasley, die denken, es sei „[a]bscheulich, jemanden so zu nennen“[…], [denn] heute haben die meisten Zauberer ohnehin gemischtes Blut. Wenn wir keine Muggel geheiratet hätten, wären wir ausgestorben“ (ebd., S.121.). Ron‘s Vater, Arthur Weasley, ist ein Ministeriumsangestellter der sich stark für die Rechte von Muggeln einsetzt (vgl. Rowling, J. K.: 2000, S.58). Für diese tolerante Einstellung und seine Maßnahmen zum Schutz der Muggel wurde der Familie Weasley die Bezeichnung „Blutsverräter“ (u.a. Rowling, J. K.: 2007, S.197.) auferlegt. Für viele Zauberer „sind die Blutsverräter genauso schlimm wie die Schlammblüter“ (ebd., S.255.). Auch Albus Dumbledore galt als „Fürsprecher der Gewöhnlichen, der Schlammblüter und Muggel“ (Rowling, J. K.: 2000, S.677.). Zauberer und Hexen, die sich für Muggel einsetzen, werden von einem Großteil der restlichen magischen Bevölkerung verachtet. Diese rassistische Einstellung hat zu Zeiten Voldemorts Herrschaft die Oberhand gewonnen. Wer sich ihr widersetzt, wird bestraft.

4.3 Halbmenschen, Zauber- und Tierwesen

Rubeus Hagrid ist ein weiterer bei den Lesern sehr beliebter Charakter, doch auch ihm wird Rassismus entgegnet. Er wird aufgrund seines Daseins als Halbriese von den anderen ausgegrenzt. Wie auch Madame Maxime, eine andere Halbriesin, versucht er seine Abstammung zunächst zu verheimlichen (vgl. ebd., S.446ff..), um Vorurteilen aus dem Weg zu gehen.

Riesen genießen kein besonders großes Ansehen in der magischen Welt. Sie gelten als „bösartig[e]“ Geschöpfe, „sie mögen einfach töten“ (ebd., S.450.). Als Hagrids Abstammung schließlich doch bekannt wird, wird ihm unterstellt, das „gewalttätige Wesen [seiner Riesenmutter] geerbt [zu haben]“ (ebd., S.459.). Er wird als „Monster“ bezeichnet „und man sollte [ihn] erlegen“ (ebd., S.569.). Von Dolores Umbridge wird Hagrid öffentlich diskreditiert, sie unterstellt ihm Dummheit und eine Neigung zu Gewalt. Dies tut sie, denn „[o]ffenbar hasst sie Halbmenschen“ (Rowling, J. K.: 2003, S.357.). Hagrid selbst ist entgegen den Unterstellungen ein Mensch mit einem gutmütigen Wesen. Die Abneigung ihm gegenüber lässt sich durch Unwissenheit und Angst erklären. Dennoch wird die Umgangsweise mit ihm dadurch nicht gerechtfertigt.

Auch Remus Lupin, der als Kind von einem Werwolf gebissen und dadurch mit Lykanthropie angesteckt wurde, muss seine Krankheit verstecken. Als Harry ihm das erste Mal begegnete, „trug [er] einen äußerst schäbigen, an mehreren Stellen geflickten Zaubererumhang. Er sah krank und erschöpft aus“ (Rowling, J. K.: 1999b, S.80.). Das lässt darauf hindeuten, dass Lupin extrem arm sein muss. Im fünften Teil, als Harry ihn erneut sah, sah er noch schlimmer aus als bei ihrer ersten Begegnung. Der Grund dafür ist ein Anti-Werwolf-Gesetz, welches Umbridge erstellt hat. Dieses macht es Lykanthropie-Erkrankten nahezu unmöglich, eine Anstellung zu finden (vgl. Rowling, J. K.: 2003, S.356f..). Obwohl sie nur während Vollmondnächten gefährlich sind (vgl. Rowling, J. K.: 2017, S.77.), werden menschliche Werwölfe aus der Gesellschaft ausgestoßen und verachtet. Diese auf Vorurteilen und Rassismus basierte Handlungsweise der Gesellschaft macht es den Erkrankten nur zusätzlich schwer.

Hauselfen, die der Klasse der Zauberwesen angehören, werden von Hexen und Zauberern als Sklaven gehalten. Ein Zauberwesen ist eigentlich „ein Geschöpf, dem einklagbare Rechte in der magischen Welt zustehen“ (ebd., S.xix.), doch durch diese Versklavung werden Hauselfen eben diese Rechte entzogen. Hauselfen sind dazu verpflichtet, den Anweisungen ihrer Familie stets zu befolgen. Wenn sie sich einen Fehltritt erlauben, sind sie dazu gezwungen, sich selbst durch zum Teil schwere körperliche Verletzungen zu bestrafen (vgl. Rowling, J. K.:1999, S.18.). Ihnen wird somit jegliches Recht zur freien Willensbildung abgenommen. Sie werden von der magischen Bevölkerung als absolut minderwertige Kreaturen angesehen, deren einzige Aufgabe darin besteht, den Zauberern zu dienen. Als Hermine Granger, die gegen die Versklavung der Hauselfen ist, erfährt, dass Hauselfen selbst in Hogwarts unentgeltet arbeiten, ist sie erschüttert. Darum gründet sie den Bund für Elfenrechte, B.ELFE.R, um ihre Situation zu verbessern (vgl. Rowling, J. K.: 2000, S.236.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Elemente des Rassismus und Nationalsozialismus in "Harry Potter"
Untertitel
Zusammenhang zwischen Fiktion und Realität
Note
1
Autor
Jahr
2019
Seiten
26
Katalognummer
V508642
ISBN (eBook)
9783346075956
ISBN (Buch)
9783346075963
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interpretation, Harry Potter, Nationalsozialismus, Fiktion, Realität, J. K. Rowling, NS Zeit, Voldemort, Hitler
Arbeit zitieren
A. S. (Autor:in), 2019, Elemente des Rassismus und Nationalsozialismus in "Harry Potter", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508642

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