Anglizismen in der Jugendzeitschrift BRAVO in den Jahren 1985 und 2016

Häufigkeit und Verwendung


Bachelorarbeit, 2016

62 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Jugendsprache
2.2 Aktuelle Schwerpunkte der Jugendsprachforschung
2.2.1 Jugendsprache als Gruppenphänomen
2.2.2 Jugendsprache als Medienphänomen
2.2.3 Jugendsprache als internationales Phänomen
2.3 Merkmale von Jugendsprache
2.4 Jugendsprache in den Medien

3. Der Entlehnungsprozess aus dem Englischen
3.1 Historischer Umriss des Sprachkontakts
3.2 Sprachliche Entlehnungsarten
3.2.1 Äußeres Lehngut
3.2.1.1 Direkte Entlehnungen
3.2.1.2 Scheinentlehnungen
3.2.2 Inneres Lehngut
3.2.2.1 Lehnbedeutung
3.2.2.2 Lehnbildungen
3.3 Begriffsklärung: Anglizismus
3.3.1 Lehnmotivation von Anglizismen in der deutschen Sprache
3.3.2 Anglizismen in der Jugendsprache

4. Methodik und Korpus
4.1 Methodik.
4.2 Regeln für die Auswertung
4.3 Korpuszusammenstellung
4.3.1 Allgemeines über die BRAVO-Zeitschrift
4.3.2 Gründe für die Auswahl der BRAVO
4.4 Genutzte Anglizismenwörterbücher

5. Anglizismen in der BRAVO
5.1 Vergleich der Anglizismenhäufigkeiten der Jahre 1985 und 2016
5.2 Häufigkeit nach Rubriken
5.3 Häufigkeit nach Wortart
5.4 Die zehn frequentesten Anglizismen
5.4.1 Anglizismen mit deutscher Entsprechung
5.4.2 Anglizismen ohne deutsche Entsprechung
5.4.3 Übersetzung und Analyse der zehn frequentesten Anglizismen

6. Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang: Liste der Anglizismen.

1. Einleitung

Sprachkontakt findet überall dort statt, wo verschiedene Sprachen oder Varietäten aufeinander treffen. Dadurch kommt es zu einer wechselseitigen Beeinflussung. Für die Sprachenwissenschaft sind hierbei die Ergebnisse dieser Beeinflussung besonders interessant. Diese können sowohl auf der Ebene der Grammatik, der Pragmatik als auch des Wortschatzes stattfinden.

Die Interaktion derer, die verschiedene Sprachen sprechen, führt unter anderem zu der Übernahme von Fremdwörtern. Diese spielen eine wichtige Rolle, denn sie können etwas über die Beziehung zu anderen Völkern und Ländern aussagen.

Auch das Deutsche unterlag in seiner Geschichte einem stetigen Wandel und einer stetigen Beeinflussung durch verschiedene Sprachen. Den längsten und vor allem nachhaltigsten Einfluss übte das Lateinische auf die deutsche Sprache aus. In den Anfängen des 17. Jahrhunderts wurde der deutsche Wortschatz unter dem französischen Einfluss um viele Entlehnungen ergänzt.

Besonders seit dem letzten Jahrhundert werden vermehrt Fremdwörter aus dem Englischen, der lingua franca, in die deutsche Sprache integriert.

Nicht nur in der Fachsprache, sondern auch im Alltagsleben begegnen uns immer häufiger so genannte Anglizismen. Wir fahren shoppen anstatt einzukaufen und setzen uns gemütlich auf einen Gin Tonic an die Bar. Für die Party am Abend zieht man sich das fancy Cocktailkleid an, geht in die Disco und danach vielleicht noch zur Afterhour. Wir donwloaden Apps für unsere Smartphones, während wir auf den Zug in die City warten. Auf unseren MP3-Playern hören wir Techno und R’n’B von DJs, weil das gerade total hip ist. Im Kino läuft ein cooler Action-Film mit Hollywood-Stars, die wir toll finden. Zu Hause im TV sehen wir dann das Interview mit den Superstars.

Anglizismen fügen sich leicht in unsere Sprache ein und kommen in allen Bereichen vor. Teilweise sind sie schon so gut integriert, dass wir sie als solche gar nicht mehr erkennen und sie uns nicht mehr „fremd“ vorkommen. Während anfangs englische Entlehnungen besonders häufig in Bereichen der Technik, Wirtschaft und Werbung zu finden waren, haben sie immer mehr ihren Weg in die Jugend- und Szenensprache gefunden.

In der folgenden Arbeit soll der Einfluss der englischen Sprache auf das Deutsche untersucht werden. Zu diesem Zwecke wird die Häufigkeit und Verwendung von Anglizismen in einem deutschen Magazin analysiert. Jeweils zwei Ausgaben aus den Jahren 1985 und 2016 werden gegenübergestellt und verglichen. Der Vorteil von Printmedien ist, dass man leichten Zugriff auf große Datenmengen unterschiedlicher Jahre hat. Auch kann man Massenmedien als Spiegel der aktuellen Zeit betrachten. Sie üben einen großen Einfluss auf die Sprache und den Wortschatz durch die Verbreitung neuer Wörter aus. Die Zeitungssprache kann also sowohl schöpferisch agieren als auch aktuelle sprachliche Trends der Bevölkerung aufnehmen und widerspiegeln.

Da Anglizismen ein Phänomen sind, welches vor allem in der Jugendsprache anzutreffen ist, wird bei der Analyse auf das auflagenstarke Jugendmagazin BRAVO zurückgegriffen.

Die Zielsetzung hierbei ist, zu zeigen, wie sich die Häufigkeit der Anglizismen über den Zeitraum von 21 Jahren verändert hat. In diesem Zusammenhang sollen die absolute und die relative Häufigkeit sowie die Häufigkeit nach Rubriken und Wortart miteinander verglichen werden. Welche Veränderung ist zu beobachten? Welche Trends sind erkennbar?

Außerdem sollen die zehn am häufigsten verwendeten Anglizismen aus beiden Jahrgängen analysiert werden. Es wird geklärt, ob deutsche Entsprechungen für die verwendeten Entlehnungen existieren und in welchen Kontexten das Wort auftauchen kann.

Zunächst werden der Begriff der Jugendsprache sowie die Merkmale der Jugendsprache vorgestellt. Da es sich bei dem Untersuchungsgegenstand um ein Massenmedium handelt, wird die Jugendsprache auch im Kontext der Medien betrachtet.

Im nächsten Schritt wird auf die Entlehnungsprozesse aus dem Englischen eingegangen. Diese bilden die Grundlage für die Anglizismendefinition, welche unter anderem eine zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist. Die Problematik, die sich bei dem Versuch der Definition ergibt, wird ebenfalls thematisiert. Den Hauptteil bilden die Korpusanalyse sowie die Auswertung der Ergebnisse. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und Ausblick ab.

2. Jugendsprache

Was genau versteht man unter dem Begriff der Jugendsprache? Welche Bereiche umfasst sie? Eine klare Definition gibt es, trotz zahlreicher Forschungen auf dem Gebiet, bis heute nicht.

Zunächst galt die allgemeine Annahme, dass Jugendsprache, ähnlich der „Kindersprache“, selbsterklärend sei (vgl. Neuland 2008, 55); Jugendsprache werde ganz einfach von Jugendlichen gesprochen, so wie Kindersprache von Kindern benutzt wird.

Dieser Erklärungsversuch erwies sich jedoch als unzureichend, denn es konnte gezeigt werden, dass auch Erwachsene bzw. Kinder jugendsprachliche Ausdrücke benutzen (vgl. ebd.). Dennoch findet sich in der Jugendsprache eine „Verdichtung bestimmter Merkmale und Muster im Jugendalter“ (ebd., S.86). Beispiele für solche Muster sind das Handlungsmuster des Lästerns oder das „Spiel mit Sprache und die Lust an sprachlichen Veränderungen“ (ebd.). Neben dem Altersfaktor stellt sich auch die Frage, inwieweit es sich bei dem Sprachgebrauch Jugendlicher um eine Varietät oder um einen Stil handelt. Stile sind, im Gegensatz zu Varietäten, Ausdrucksformen sprachlichen und nichtsprachlichen Handelns (vgl. ebd., S. 71). Auch paralinguistische und nonverbale Merkmale sind ein Teil davon (vgl. ebd.). Varietäten hingegen werden grammatisch bzw. lexikalisch bestimmt (vgl. ebd.).

Neuland (2008) definiert Jugendsprache folgendermaßen:

Jugendsprache wird heute vorwiegend als ein mündlich konstruiertes, von Jugendlichen in bestimmten Situationen verwendetes Medium der Gruppenkommunikation definiert und durch die wesentlichen Merkmale gesprochener Sprache, der Gruppensprache und der kommunikativen Interaktion gekennzeichnet (ebd., S. 57).

Nach Neuland handelt es sich bei der Jugendsprache also eher um einen soziolinguistischen Stil, da der Begriff der Varietät viele der Auffälligkeiten im jugendlichen Sprachgebrauch nicht abdeckt.

2.2 Aktuelle Schwerpunkte der Jugendsprachforschung

Nachdem Jugendsprache definiert wurde, soll es in den folgenden Abschnitten um die aktuelle Lage der Jugendsprachforschung nach Neuland (2008) gehen. Die Vielzahl der Fragestellungen zu dem Thema lassen viele Forschungsschwerpunkte zu. Um jedoch den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten, werden nur die für die spätere Analyse relevanten Punkte erläutert.

2.2.1 Jugendsprache als Gruppenphänomen

In aktueller Jugendsprachforschung betrachtet man Jugendsprache auch als Mittel für gruppenspezifische Kommunikation. Für Neuland (2008) handelt es sich dabei um das gemeinsame Produkt

einer kollektiven ‚Stil-Bastelei’ oder Bricolage im Prozess der Gruppenkommunikation. Die geteilte Erfahrungswelt und übereinstimmende Normen und Wertsetzungen der Gruppen bilden einen gemeinsamen Bedeutungskontext als Voraussetzung für das Funktionieren einer gruppenspezifischen Verständigungsweise (S. 40)

Verschiedene Anspielungen, Wortspiele und dergleichen können nur innerhalb der Gruppe verstanden werden. Dabei greifen die Jugendlichen auf die Standardsprache zurück, wobei jedoch eine bestimmte Auswahl getroffen wird und diese dann umgewandelt und neu zusammengefügt wird (vgl. Mardari 2013, S. 44). Um sich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu zeigen, werden in diesem Zusammenhang oft Anglizismen benutzt, zum Beispiel bei Mitgliedern einer HipHop-Clique.

2.2.2 Jugendsprache als Medienphänomen

Betrachtet man Jugendsprache aus der Sicht der Medien, so wird deutlich, dass diese ihr ganz eigenes Bild von jener haben. Sie haben zu der voreingenommenen Einstellung beigetragen, dass Jugendsprache bloß eine Ansammlung von fertigen Phrasen und Wörtern sei (Neuland 2008, S. 41). Die aktuelle Jugendforschung untersucht die Wechselwirkung zwischen den Medien und der Jugendsprache; vor allem die Nutzung elektronischer Medien beeinflusst die jugendliche Kommunikation.

Viele „Aspekte der medienbedingten Variation wie der expressive Gebrauch typografischer Ausdrucksformen, z.B. Emoticons […] vermischen sich mit den allgemeinen Kennzeichen des mündlichen Sprachgebrauchs Jugendlicher“ (Mardari 2013, S.45). Die eigene Medienerfahrung mit Filmen, Songtexten, Werbesprüchen etc. wird kreativ in den Sprachgebrauch integriert (vgl. ebd.).

Jedoch wird auch davon ausgegangen, dass die Medien eine Vorlage zur Wahrnehmung von jugendspezifischen Merkmalen und insbesondere Jugendsprache bilden (vgl. ebd.). Auf diese können die Jugendlichen dann zurückgreifen. Die Art der Vorlage hängt maßgeblich mit dem Rezeptionsverhalten der Jugendlichen ab.

Durch die Betrachtung der Jugendsprache als Medienphänomen können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie jugendliche Sprachstile in Printmedien und in audiovisuellen Medien dargestellt werden.

2.2.3 Jugendsprache als internationales Phänomen

Jugendsprache als Phänomen ist nicht nur in bestimmten Räumen anzutreffen. Auch über nationale Grenzen hinweg haben sich verschiedenste jugendliche Sprechweisen gebildet.

Die Verwendung von Anglizismen und ähnlichen sprachlichen Besonderheiten ist im Sprachgebrauch vieler Jugendlichen auf der ganzen Welt festzustellen (vgl. Neuland 2008, S.42).

2.3 Merkmale von Jugendsprache

Es gibt keine einheitliche, eigenständige Jugendsprache, die von allen Jugendlichen gesprochen wird. Der Grund dafür ist, dass jugendliche Gruppen nicht als eine homogene Sprachgemeinschaft angesehen werden können (vgl. Mardari 2013, S. 73). Faktoren wie Alter, Geschlecht, soziale Herkunft oder Bildungsniveau haben einen großen Einfluss auf den Sprachgebrauch.

Trotz allem lassen sich einige Eigenschaften feststellen, die als typische Charakteristika von Jugendsprache gelten können. Sie sind „soziolektale Kennzeichen der Jugendsprache und zeigen ihre Besonderheit als Sondersprache auf“ (ebd.).

Als eine Besonderheit von Jugendsprache wird die erhöhte Emotionalität und Expressivität gesehen (vgl. ebd.). Grußformeln, Anreden und Partnerbezeichnungen werden häufig genutzt, ebenso wie griffige Namen und Sprüche (vgl. Henne 1986, S.208), wie zum Beispiel läuft bei dir ! Des Weiteren sind metaphorische, hyperbolische Sprechweisen sowie Repliken mit Entzückungswörtern häufige Merkmale (vgl. ebd.). Ein Beispiel für ersteres ist Oberarschloch und für letzteres megageil.

Darüber hinaus sind prosodische Sprachspielereien und Lautverkürzungen bzw. -schwächungen ein Teil der Jugendsprache (vgl. ebd.). Lautwörterkommunikation, wie bahhh oder kotz sind ebenfalls häufig in jugendsprachlicher Kommunikation zu finden (vgl. ebd.). Auch Wortneubildungen und Worterweiterungen durch Präfix- oder Suffixbildung sowie Kurzwörter werden als Teil der Jugendsprache gesehen (vgl. ebd.).

Weitere Merkmale sind außerdem: Umdeutungen, Polysemie1, bedeutungsveränderte Wörter in fest gefügten Wort- und Satzformen, Analogiebildungen und Sonderwortschätze (vgl. Heinemann 1989, S. 27f). Als einige weitere Charakteristiken zählt Heinemann auch Regionalismen, Archaismen, bestimmte Wortbildungsmodelle und grammatische Umdeutungen wie rummotzen sowie Anglizismen auf (vgl. ebd.). Der Zusammenhang von Anglizismen und Jugendsprache wird in Kapitel 4 näher erläutert.

2.4 Jugendsprache in den Medien

Neuland bezeichnet die Medien auch als „Promotoren des Wandels“ (2008, S. 83). Dies bedeutet, dass Neuerungen in der Jugendsprache von den Medien aufgegriffen und verarbeitet werden. Jedoch wird sie dabei oft zur „Jugendsprache stereotypisiert und kommerzialisiert“ (ebd.). Als besondere Mittel der Promotion sind an dieser Stelle Wörterbücher sowie der Gebrauch von Jugendsprache in der Werbung hervorzuheben.

Zur Vermarktung der Jugendsprache trägt insbesondere die Verbreitung so genannter „Jugendwörterbücher“ wie 100 Prozent Jugendsprache 2016 von Langenscheidt bei.

Oftmals sind diese populär- und pseudowissenschaftlichen Wörterbücher keine zuverlässige Quelle, denn sie basieren lediglich auf der persönlichen Intuition des Autors (vgl. ebd., S. 84).

Aber auch durch die Vermarktung von jugendsprachlichen Ausdrücken in der Werbung werden diese verbreitet (vgl. ebd., S.85). Die deutsche Elektronikfachmarktkette Saturn wirbt seit geraumer Zeit mit dem Spruch Geiz ist geil, wobei sich „geil“ nicht auf seine ursprüngliche Wortbedeutung bezieht2, sondern auf das jugendsprachliche „gut, großartig“. Aber auch Sendeformate wie MTV oder Viva, welche hauptsächlich von Jugendlichen geschaut werden, integrieren stark verdichtete Jugendsprache (vgl. ebd., S.88). Daneben spielt Jugendsprache auch bei Jugendzeitschriften eine große Rolle. Gerade in diesem Bereich wird besonders deutlich, dass jugendsprachliche Phänomene aufgegriffen und eingebaut werden. Die Jugendsprache ist auch hierbei stark verdichtet.

3. Der Entlehnungsprozess aus dem Englischen

Nachdem der Begriff der Jugendsprache beleuchtet wurde, wird nun auf den Entlehnungsprozess aus dem Englischen eingegangen. Zunächst einmal ist es wichtig, den geschichtlichen Hintergrund zu klären. Somit ist es leichter, die Frage nach den Gründen für die Übernahme von englischem Wortgut in das Deutsche zu klären.

3.1 Historischer Umriss des Sprachkontakts

Sprachkontakt führt unabdingbar zu Neuerungen in beiden Sprachen. Im Mittelalter war der Einfluss des Englischen auf das Deutsche vergleichsweise gering. Während im Früh-Mittelalter vor allem Wörter aus der Kirchensprache übernommen wurden, waren es im Spät-Mittelalter hauptsächlich Begriffe aus der Seefahrt, die Einzug ins Deutsche erhielten (vgl. Besch et al. 2004, S. 3317).

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts stand England durch die Ermordung Karls des I. im Mittelpunkt des Interesses (vgl. ebd.). Durch Flugblätter verbreitete sich diese Neuigkeit. Vor allem Wörter aus der Politik wurden zu dieser Zeit in direkter oder übersetzter Form in das Deutsche eingegliedert (vgl. ebd.). Auch Shakespeares Werke, welche fast das ganze Jahrhundert über in Deutschland aufgeführt wurden, hinterließen ihre Spuren in der Sprache. Ein Beispiel für eine Entlehnung aus dieser Zeit ist das Wort Lord.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde aus dem gelegentlichen Sprachkontakt ein sehr enger (vgl. ebd., S. 3318). Die Einflüsse des Englischen auf das Deutsche fanden vor allem auf „geistig-kulturellem Gebiet“ (ebd.) statt. Als Grund dafür sind unter anderem die Reisen der deutschen Bevölkerung auf das britische Festland zu nennen (vgl. ebd.).

Im 19. Jahrhundert wurden hauptsächlich Begriffe aus den Bereichen Politik, Technik und Naturwissenschaft eingegliedert (vgl. ebd.). Auch Fachausdrücke wie Anästhesie oder Naphthalin erhielten Einzug ins Deutsche sowie Wörter aus dem Bereich des Sports (vgl. ebd., S. 3319).

Im 20. Jahrhundert verursachte der erste Weltkrieg einen Rückgang der Lehnwortflut, jedoch gab es eine erneute Welle der Anglizismen in der Zwischenkriegszeit (vgl. ebd.). Allerdings wurden nicht nur Wörter aus Großbritannien importiert, sondern auch aus den USA (vgl. ebd.). Dass die Vereinigten Staaten von Amerika ein „politisches, wirtschaftliches, technisches und wissenschaftliches Übergewicht“ (ebd.) hatten, war der Grund dafür, dass mehr Anglizismen von dort als von den britischen Inseln in die deutsche Sprache integriert wurden. In vielen Fällen ist jedoch ein genauer Nachweis dessen, welches Wort nun aus dem britischen Englisch bzw. dem amerikanischen Englisch stammt, nicht mehr möglich (vg. ebd.). Einige Beispiele für Entlehnungen aus dieser Zeit sind folgende: Untergrundbahn (engl. underground line), Kreuzworträtsel (engl. crossword puzzle) und Lautsprecher (engl. loud speaker) (vgl. ebd., S. 3320).

Auch nach dem zweiten Weltkrieg fanden zahlreiche Entlehnungen aus dem Englischen ihren Weg in die deutsche Sprache und diese Entwicklung hält bis heute an.

3.2 Sprachliche Entlehnungsarten

Viele Sprachwissenschaftler haben sich mit den Arten der Entlehnung auseinandergesetzt. Nach Werner Betz (1974) kann man das Lehngut in folgende zwei Hauptkategorien unterteilen: Lehnwörter und Lehnprägungen. Die Lehnwörter wiederum lassen sich unterteilen in Fremdwörter und assimilierte Lehnwörter. Welche Bezeichnung das Wort erhält, hängt im Wesentlichen von dem Grad der Anpassung an die eigene Sprache ab (vgl. Betz 1974, S.136).

Die Unterteilung der Lehnprägungen ist etwas umfangreicher. Zunächst gibt es die Unterkategorie der Lehnbildungen und der Lehnbedeutungen. Die Lehnbildungen unterteilt er nochmals in Lehnformungen und –schöpfungen. Bei den Lehnformungen unterscheidet er weiterhin zwischen Lehnübersetzung und Lehnübertragung. In einer früheren Version seiner Ausarbeitung spricht er auch von den Oberkategorien des inneren und äußeren Lehnguts (vgl. Betz 1949, S.20). Die Betzsche Terminologie bildete die Basis für viele weitere Typisierungen.

So spricht Carstensen (1979) von dem evidenten und latenten Lehngut, welche bloß andere Bezeichnungen für Betz’ inneres und äußeres Lehngut sind (vgl. Carstensen 1979a, S. 90). Yang (1990) übernimmt diese Kategorien zum größten Teil, erweitert sie jedoch um einige Punkte. Die folgende Grafik stellt die Entlehnungsarten in Anlehnung an Yangs Untersuchungen dar. In den nächsten Kapiteln werden die verschiedenen Arten der Entlehnung nach Yang vorgestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Entlehnungsarten in Anlehnung an Yang (1990)

3.2.1 Äußeres Lehngut

Yang unterteilt das äußere Lehngut in die drei Kategorien der direkten Entlehnungen, Mischkomposita und Scheinentlehnungen. Unter die Kategorie der direkten Entlehnungen fallen Fremdwörter, Lehnwörter sowie fremde Wörter. Zu den Scheinentlehnungen zählen Lehnveränderungen, lexikalische Scheinentlehnungen und semantische Scheinentlehnungen.

3.2.1.1 Direkte Entlehnungen

Die Kategorien der Lehnwörter und Fremdwörter bilden innerhalb des englischen Worteinflusses die größte Gruppe (vgl. Yang 1990, S. 11).

Ob ein Wort als Lehn- oder Fremdwort gilt, hängt von dem „Eindeutschungsgrad“ ab (ebd.). Der Duden beschreibt das Fremdwort als ein aus „einer fremden Sprache entnommenes oder in der übernehmenden Sprache mit Wörtern oder Wortteilen aus einer fremden Sprache gebildetes Wort“ (Duden 2016, Fremdwort). Die fremde Herkunft des Wortes lässt sich meist leicht erkennen. Beispiele für solche Fremdwörter aus dem Englischen sind Callgirl, Football, Barbecue, Business und viele weitere. Bei der Verwendung solcher substantivischen Fremdwörter in der deutschen Schriftsprache werden die Anfangsbuchstaben jedoch groß geschrieben.

Das Lehnwort ist ähnlich wie das Fremdwort ein aus einer anderen Sprache entnommener Begriff, jedoch wird er der Nehmersprache morphologisch und/oder orthographisch und/oder phonologisch angepasst (vgl. Yang 1990, S.11). Nach Yang (1990) stellen diese drei Faktoren die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zwischen einem Fremd- und einem Lehnwort dar.

1. Morphologisches Merkmal: Unter diesem Merkmal versteht Yang, dass an jedes, ins Deutsche entlehnte Verb das deutsche Infinitivmorphem –e(n) angehangen wird (vgl. ebd.). Aus to dance wird also dancen, aus to chill wird chillen. Auch die Personalendungen werden bei der Flexion berücksichtigt (vgl. ebd.), zum Beispiel er hatte gestern gecampt.

Die Adjektive passen sich ebenfalls in ihrer Flexion dem Deutschen an (vgl. ebd.). So spricht man von einer fitten Sportlerin.

Nach Übernahme in die deutsche Sprache erhalten viele substantivische Anglizismen eine Pluralform, zum Beispiel der Boss/die Bosse oder der Manager/die Manager (vgl. ebd.). Die Großschreibung der Nomen wird nicht als Merkmal der Lehnwörter betrachtet.

2. Orthographisches Merkmal: Der orthographische Faktor bezeichnet nach Yang die Ersetzung des englischen –c und –ss durch –k und –ß (vgl. ebd.).

Beispiele dafür sind: comfort – Komfort, stress – Streß oder club – Klub (vgl. ebd., S. 12). Betrachtet man aktuellere Ausgaben von Printmedien, so fällt auf, dass immer häufiger auch die englische Schreibung übernommen wird. Man liest selten vom Streß, sondern eher vom Stress. Als weitere Beispiele für Veränderungen auf dem orthographischen Level nennt Yang Streik anstelle von strike und Schock anstelle von shock (vgl. ebd.)

3. Phonologisches Merkmal: Bei der Eingliederung von Entlehnungen aus anderen Sprachen spielt der phonologische Faktor eine nicht unerhebliche Rolle. Wörter wie Stop, Start oder Basketball werden an die deutsche Aussprache angeglichen (vgl. ebd.). Während man diese Wörter als „phonetisch integriert“ (ebd.) bezeichnet, gibt es noch andere Begriffe, die ihre ursprüngliche Aussprache beibehalten. Diese nennt man dann Fremdwörter.

Die Unterscheidung von Fremd- und Lehnwörtern ist schwierig und die Grenzen zwischen den beiden Bezeichnungen werden als fließend betrachtet (vgl. Zürn 2001, S. 31). Grund dafür ist unter anderem, dass ein Fremdwort nicht von einem auf den anderen Tag seine Phonologie, Orthographie oder weitere Merkmale ändert. Folglich ist auch immer die historische Entwicklung des Eingliederungsprozesses zu berücksichtigen (vgl. ebd.). Es ist also in einigen Fällen nur jemandem mit etymologischen Kenntnissen vorbehalten, die fremde Herkunft einiger Wörter zu erkennen (vgl. ebd.).

Während Expansion oder telefonieren noch als Fremd- bzw. Lehnwörter erkannt werden, wird die fremde Herkunft bei Wörtern wie Keks, Boot oder Pflanze nicht mehr bemerkt (vgl. ebd.).

Zindler (1959) geht davon aus, dass „[…] die Scheidung zwischen Fremd- und Lehnwort dem Sprachgefühl überlassen bleibt und damit vom Bildungshintergrund des Beurteilers abhängt“ (Zindler 1959, S. 10) und bestätigt damit Zürns Annahmen.

Die fremden Wörter, welche auch Exotismen genannt werden, müssen aus der Kategorie der Fremd- und Lehnwörter ausgeklammert werden. Sie bezeichnen Dinge, Personen oder Vorgänge, welche es in dem deutschen Sprachraum nicht gibt, sodass der Ausdruck dafür übernommen wird (vgl. Keune 2006, S. 6). Einige bekannte Beispiele sind: Bobby, Halloween, Sheriff, Western oder Hurrikane (vgl. Zürn 2001, S. 47). Nach Yang eignen sie sich besonders gut dafür, Lokalkolorit, also eine besondere örtliche Färbung oder Atmosphäre, zu erzeugen und einzufangen (vgl. Yang 1990, S. 12)

3.2.1.2 Scheinentlehnungen

Als Scheinentlehnungen sind Wörter zu bezeichnen, welche in der Herkunftssprache unbekannt sind, aber mit den Sprachmitteln des Ursprungslandes gebildet werden (vgl. ebd.). Beispiele für solche Scheinentlehnungen sind Twen, Profi oder Handy (vgl. Zürn 2001, S. 34).

Scheinentlehnungen werden gemeinhin in drei Unterkategorien eingeteilt: Lehnveränderungen, lexikalische Scheinentlehnungen und semantische Scheinentlehnungen.

Unter Lehnveränderungen versteht Yang die „morphologisch veränderte Übernahme der englischen Sprachzeichen“ (Yang 1990, S. 13). Sie können in vier Kategorien eingeteilt werden. Zürn bezeichnet die Lehnveränderungen als „morphologische Scheinentlehnungen“ (vgl. Zürn 2001, S.36).

Als erste Kategorie ist die Kürzung von Einzelwörtern zu sehen. Die gekürzte Version wird in der Ausgangssprache nicht mehr verstanden. Aus Pullover wird somit Pulli, aus Deodorant wird Deo und aus Professionelle(r) wird Profi (vgl. ebd.). Im Englischen gibt es diese Kürzungen nicht.

Die zweite Kategorie ist die Kürzung von Zusammensetzungen (vgl. Yang 1990, S. 13). Englische Komposita werden im deutschen Gebrauch gekürzt (vgl. ebd.). Beispiele hierfür sind der discount store, der im Deutschen zu Discount gekürzt wird oder der Smoking für das englische smoking-jacket (vgl. ebd.).

Unter die dritte Kategorie fallen Kürzungen von Einheiten, die aus mehr als einem Wort bestehen, wie zum Beispiel gin and tonic, das im deutschen Sprachraum unter Gin Tonic bekannt ist (vgl. ebd.).

Die letzte Kategorie behandelt morphologisch veränderte Formen. Das Morpheminventar, das aus dem Englischen übernommen wird, wird umgestaltet (vgl. Carstensen 1979b, S.160). So wird anstelle des englischen gentleman’s agreement die veränderte Form Gentleman-Agreement benutzt. Der Übergang zwischen den letzten beiden Kategorien ist oft fließend (vgl. ebd.)

In die Kategorie der lexikalischen Scheinentlehnungen fallen Lexemverbindungen, welche im Deutschen mit englischem Morphemmaterial gebildet worden sind (vgl. Yang 1990, S. 14). Die Bedeutung dieser Wörter ist im Englischen jedoch nicht bekannt. Sie werden häufig analog zu dem englischen Vorbild zusammengesetzt. Als Beispiel dafür nennt Yang Callboy, das analog zum englischen callgirl gebildet wurde. Jedoch ist der Begriff des callboys im Englischen schon sinngemäß als Hotelpage besetzt (vgl. Zürn 2001, S. 35).

Auch wenn es diese Begriffe im Englischen so nicht gibt, werden sie trotz allem als Anglizismen angesehen, denn englische Fremd- bzw. Lehnwörter sind Vorraussetzung für die Neubildung im Deutschen (vgl. Meyer 1974, S. 101).

Die semantische Scheinentlehnung liegt vor, wenn ein Anglizismus eine Bedeutung annimmt, die das Wort im Englischen gar nicht hat.

Der Flirt bezeichnet im Englischen die Person, die flirtet, während es sich im Deutschen auf die Handlung an sich bezieht (vgl. Yang 1990, S. 14).

3.2.1.3 Mischkomposita

Als Mischkomposita bezeichnet man diejenigen Begriffe, die aus englischen und auch deutschen Teilen bestehen. Auch ältere fremdsprachliche Lexeme können ein Teil davon sein (vgl. ebd.). Entweder basiert das Kompositum auf einem englischen Vorbild oder es wird ohne ein englisches Vorbild im Deutschen gebildet, wobei letzteres der häufigere Fall ist (vgl. ebd.). Beispiele für den ersten Fall sind: Haarspray nach hair spray, Jetflug nach jet flight oder Nachtclub nach night club (vgl. ebd.).

Das wohl bekannteste Beispiel für den zweiten Fall ist die Managerkrankheit, welches dem Englischen stress disease entsprechen soll (vgl. ebd.).

In den meisten Fällen ist es schwer festzustellen, ob der Begriff einer englischen Vorlage entspricht oder ob er erst im Deutschen geprägt wurde (vgl. Meyer 1974, S. 102).

Yang ist der Meinung, dass Mischkomposita besonders produktiv seien und dass sie den deutschen Wortschatz mit neuen Wörtern und Lexemverbindungen bereicherten (vgl. Yang 1990, S.15).

3.2.2 Inneres Lehngut

Yang versteht unter dem inneren Lehngut „diejenigen Entlehnungen, die im Gegensatz zum ‚äußeren Lehngut’ ausdrucksseitig kein englisches Morphemmaterial enthalten“ (ebd.). Die englische Herkunft lässt sich nicht leicht erkennen, da die Morphologie des Wortes der der deutschen Sprache entspricht. Carstensen bezeichnet diese Kategorie als latente bzw. verborgene Einflüsse (vgl. Carstensen 1979a).

Das innere Lehngut kann noch weiterhin in die Lehnbedeutung und Lehnbildung unterteilt werden. Unterkategorien der Lehnbildung sind die Lehnübersetzung, Lehnübertragung und die Lehnschöpfung.

Der quantitative Umfang dieser Gruppe ist jedoch sehr klein (vgl. Yang 1990, S. 15). Aus diesem Grund sollen die Unterkategorien nur sehr kurz vorgestellt werden.

3.2.2.1 Lehnbedeutung

Unter Lehnbedeutungen versteht Carstensen (1979a) Bedeutungen, „die ein bereits im Deutschen vorhandenes Wort unter englischem Einfluss zusätzlich annehmen kann“ (S. 92). Dabei wird nur die Bedeutung übertragen, nicht jedoch das Lexem (vgl. Zürn 2001, S. 50). Ein bekanntes Beispiel für solch eine Lehnbedeutung ist das Wort Pony.

Es bahnte sich seinen Weg aus dem Englischen ins Deutsche und war hier als kleinwüchsiges Pferd bekannt. In den 70er Jahren jedoch kam eine weitere Bedeutung hinzu, nämlich die des in das Gesicht gekämmten Haares (vgl. ebd., S. 51). Der Pony heißt jedoch auf Englisch nicht pony sondern fringe.

Es ist meist sehr schwer zu ermitteln, ob ein deutsches Wort die zweite Bedeutung entlehnt hat oder ob vielleicht auch die deutsche Bedeutung in eine andere Sprache entlehnt wurde (vgl. ebd.).

3.2.2.2 Lehnbildungen

Das Unterscheidungsmerkmal von Lehnbildungen ist die formale Abhängigkeit vom fremdsprachlichen Vorbild.

Lehnschöpfungen sind weitestgehend formal unabhängig. Diese Wörter erhalten eine deutsche Bezeichnung, da eine Übersetzung zu umständlich wäre (vgl. ebd.).

Zürn beschreibt die Lehnschöpfungen auch als „Neubildungen eines deutschen Wortes, um die Bedeutung eines englischen Wortes möglichst angemessen wiederzugeben“ (ebd.). Als Beispiel nennt Zürn air-condition, welches auf Deutsch Klimaanlage bedeutet (vgl. ebd., S.52). Ähnlich wie bei den Lehn- und Fremdwörtern sind hier in fast allen Fällen etymologische Kenntnisse erforderlich, um sie zu erkennen.

Die Lehnübertragung kann auch als freie Übertragung gesehen werden. Nicht alle Morphe werden durch das deutsche Pendant übersetzt. Beispiele sind Drogenabhängiger für drug addict, Gipfelkonferenz für summit conference oder Datenverarbeitung für data processing (vgl. ebd.). Zürn bezeichnet diese Kategorie auch als „Teil-Lehnübersetzung“ (ebd.).

Die Lehnübersetzung ist in formaler Hinsicht am ehesten von dem englischen Vorbild abhängig. Jedes Morphem erhält die passende deutsche Übersetzung, d.h. es wird ein semantisch passendes Morphem im Deutschen gesucht (vgl. ebd., S.53).

Die Lehnübersetzung für das englische one-way street ist die Einbahnstraße, für outsider ist es Außenseiter und für brandnew gibt es brandneu (vgl. ebd.)

3.3 Begriffsklärung: Anglizismus

Die vorgestellten Entlehnungsarten bilden die Basis für viele Anglizismusdefinitionen.

Das Definieren des Begriffs erweist sich jedoch als problematisch, da es viele sprachliche Einheiten gibt, die unter das Konzept fallen können. Bei den Sprachwissenschaftlern herrscht Uneinigkeit darüber, welche Teile des Lehnguts zu Anglizismen gehören. Einige beziehen sich bei ihren Definitionen nur auf das äußere Lehngut, einige beziehen hingegen auch das innere Lehngut mit ein.

Ein weiterer Punkt, der eine klare Definition erschwert, ist die Frage nach der Herkunft der Wörter. Oft wird dabei zwischen britischen und amerikanischen Anglizismen unterschieden. Dies stellt die Sprachwissenschaftler jedoch vor ein Problem: In vielen Fällen ist die genaue Herkunft nicht mehr nachzuweisen.

Yang (1990) nennt in diesem Zusammenhang die Beispiele Job, Hobby und Fußballfanatiker, welche aus dem britischen Englisch eingeführt worden zu sein schienen, jedoch vermehrt durch das amerikanische Englisch verbreitet worden seien (vgl. S.7).

Um die Problematik des Anglizismus-Begriffs zu verdeutlichen, sollen im Folgenden einige Definitionen vorgestellt und miteinander in Zusammenhang gebracht sowie kommentiert werden.

In der Sprachwissenschaft weit verbreitet ist unter anderem Zindlers Definition:

Ein Anglizismus ist ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen Englisch im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkomposition, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung (Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehnübertragung, Lehnschöpfung, Frequenzsteigerung, Wiederbelebung) nach britischem oder amerikanischem Vorbild. (Zindler 1959, S. 2).

Zindlers Anglizismus-Begriff ist ein sehr weit gefasster, der sowohl das komplette äußere Lehngut, als auch Teile des inneren Lehnguts beinhaltet. Die Lehnprägungen3 sind jedoch nur sehr schwer zu erkennen und außerdem nicht sehr häufig vorzufinden (siehe Kapitel 3.2.2 dieser Arbeit). Sie sind meist Nachbildungen von englischen Begriffen mit deutschen Lexemen (vgl. Zürn 2001, S. 65). Sein Verständnis von Anglizismen eignet sich daher nicht für die vorliegende Arbeit. Außerdem lässt Zindler andere englische Sprachräume, wie Südafrika oder Australien, komplett außer Acht und beschränkt sich nur auf das britische und amerikanische Englisch.

[...]


1 Unter Polysemie versteht man die Präsenz von mehreren Bedeutungen bei einem Wort.

2 „Geil“ bedeutet „gierig nach geschlechtlicher Befriedigung“ (Duden 2016, geil)

3 Betz bezeichnet das innere Lehngut auch als Lehnprägungen (Betz 1949, S.24)

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Titel
Anglizismen in der Jugendzeitschrift BRAVO in den Jahren 1985 und 2016
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Häufigkeit und Verwendung
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Universität zu Köln
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
62
Katalognummer
V507714
ISBN (eBook)
9783346062222
ISBN (Buch)
9783346062239
Sprache
Deutsch
Schlagworte
anglizismen, bravo, jugendzeitschrift
Arbeit zitieren
Ebru Tasin (Autor:in), 2016, Anglizismen in der Jugendzeitschrift BRAVO in den Jahren 1985 und 2016, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507714

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Titel: Anglizismen in der Jugendzeitschrift BRAVO in den Jahren 1985 und 2016



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