Offshoring und die Auswirkungen auf die Löhne niedrig qualifizierter Arbeiter


Seminararbeit, 2018

35 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1 Einführung
1.1 Begriffsbestimmung
1.2 Gang der Untersuchung

2 BeschreibungdesModells
2.1 Grundlagen des Modells
2.2 Gleichgewichtsbedingung

3 Offshoring von niedrig qualifizierten Tatigkeiten
3.1 Auswirkungen auf die Produktivitat
3.2 Auswirkungen auf den relativen Preis
3.3 Auswirkungen auf das Angebot an Arbeit

4 Kritische Würdigung
4.1 Literaturüberblick
4.2 Reale Veranderungen in den Löhnen in den USA und in Deutschland

5 Zusammenfassung

Literatur

Abbildungsverzeichnis

1 Handel mit Zwischenschritten versus Handel mit ganzen Gütern

2 Gleichgewichtsbedingung für Offshoring

3 Reduktion der Offshoringkosten

4 Relatives Weltmarktgleichgewicht von Gut Y

5 Der Rybczynski-Effekt

6 Importqoute nach dem VGR-Konzept in Deutschland

7 Anteile inlandischer Wertschöpfung und exportinduzierter importierter Vorleistungen an den Exporten der pharmazeutischen Industrie in den Jahren von 2000 bis 2009 (in Prozent)

8 Entwicklung der Reallöhne und Nominallöhne sowie Veranderung der Pro- duktivitat pro Erwerbstatiger im Vergleich zum Vorjahr

9 Effekte des Offshoring von niedrig qualifizierten Aufgaben

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

In den letzten Jahrzehnten hat die Verzahnung in der Weltwirtschaft deutlich zugenom- men. Die Produktionsketten sind zunehmend global ausgelegt, Kapital- und Finanz- markte eng verwoben und der AuBenhandel wird standig erweitert. Innovative Entwick- lungen im Transport- und Kommunikationswesen führen dazu, dass Daten und Informa- tionen schneller und komfortabler übertragen werden können. Güter können kostengüns- tig selbst an weit entfernte Orte transportiert werden. Diese Entwicklungen bewirken, dass der Faktor Arbeit sich in immer kleinere Schritte unterteilen lasst. Die zunehmende Öffnung und Ausweitung der Markte bestarkt diesen Trend noch weiter.

Durch die immer feiner werdende Arbeitsteilung können erhebliche Gewinne in der Pro- duktivitat verzeichnet werden. Schon Adam Smith erkannte 1776 in seinem Buch „Der Wohlstand der Nationen“ die groBe Bedeutung der arbeitsteiligen Gesellschaft. Für die Güterproduktion bedarf es einer Menge an einzelnen Arbeitsschritten oder Aufgaben. Die Komplexitat eines Gutes setzt zur Fertigung die Notwendigkeit einer groBen Anzahl an Arbeitsschritten voraus.1

Verfechter von offenen Markten argumentieren, dass Handel mit anderen Landern lang- fristig immer zum Vorteil der beteiligten Lander geschieht. Im Zuge der Globalisierung geriet das Phanomen Offshoring in den Fokus der öffentlichen Debatte. Dabei wurde mit dem Begriff des Offshorings meistens der Verlust von Arbeitsplatzen im Inland assoziiert. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit soll die Frage beantwortet werden, wie sinken- de Offshoring-Kosten die Lohnkosten im Heimatland beeinflussen. Es soll dabei ange- nommen werden, dass nur gering qualifizierte Arbeiten ausgelagert werden können. Die Grundlage für die Ausführungen stellt das Modell von Grossmann und Rossi-Hansberg von 2008 dar. Dieses Modell erkennt einen Produktivitatseffekt , der durch denjenigen Faktor Gewinne erbringt, der am leichtesten an einen anderen Ort verlagert werden kann. Die Produktivitatsgewinne können dabei so groB werden, dass es zu Wohlfahrtsgewin- nen für alle Beteiligten kommt. Diese erstaunliche Erkenntnis soll nun weiter vertieft werden.2

1.1 Begriffsbestimmung

Der Begriff Offshoring wird im Modell von Grossmann und Rossi-Hansberg im Zusam- menhang mit der Auslagerung von Zwischenschritten in einzelnen Produktionsprozessen verstanden. Dabei ist es unerheblich, ob diese Fertigungsschritte von Tochterunterneh- men oder fremden Firmen im Ausland gefertigt werden. Die Auslagerung ist weiterhin nicht an zeitliche oder raumliche Restriktionen gebunden.3 Das Offshoring orientiert sich lediglich an Faktorkostenunterschieden, wie sie etwa in Gestalt von Lohnkosten- unterschieden in verschiedenen Landern zu finden sind. Aufgrund dieser oft erheblichen Lohnkostenunterschiede vollzieht sich der Trennungs- oder Offshoringprozess hauptsach- lich von reicheren zu armeren Landern. Dadurch entsteht ein Wettbewerbsvorteil für diejenigen Firmen, die Offshoring betreiben.4 Laut dem Modell von Grossmann und Rossi-Hansberg führt dies zu Produktivitatssteigerungen und Wohlfahrtsgewinnen.

Offshoring kann in diesem Kontext auch als ein Import von Leistungen verstanden wer­den; Arbeitsschritte werden auBerhalb des Landes getatigt, die dadurch entstandenen Teilprodukte werden dann wieder ins Heimatland eingeführt.5 Das Heimatland ist in die- sem Sinne der geografische Ort, an dem das Produkt ursprünglich, vor dem Offshoring- Prozess, hergestellt wurde. Nicht-Heimatland oder auch Ausland ist der geografische Ort, an den das Zwischenprodukt ausgelagert wird und an dem die Wertschöpfung generiert wird.

Arbeitsteilung bedeutet die Aufspaltung der Produktion in einzelne Arbeitsschritte oder auch Zwischenschritte. Manche dieser Zwischenschritte sind von groBer Bedeutung für die Wettbewerbsfahigkeit von Firmen, andere sind zwar notwendig, aber nicht bedeu- tend. Wenn sich Firmen auf eine Kernkompetenz spezialisieren, so wird ihre Produktivi- tat gesteigert. Im Folgenden sollen diese Zwischenschritte als Tasks bezeichnet werden. Tasks sind einzeln definierte Arbeitsschritte, die in einer festgelegten Zeit zu erledigen sind und die sich klar voneinander abgrenzen lassen. Solche Tasks, die klar abgrenz- bar sind, werden immer mehr zu einem Handelsgut. Trade in Tasks, also der Handel mit Tasks, bedeutet, dass die Möglichkeiten, Handel zu betreiben, enorm ausgeweitet werden können.6

In Abbildung 1 wird deutlich, dass es mit dem Phanomen Offshoring möglich wird, nicht nur ganze Güter zu handeln (in denen die verschiedenen Tasks eingeschlossen sind), sondern auch die Tasks selbst. Auf der rechten Seite von Abbildung 1 ist der Handel mit ganzen Gütern dargestellt. Auf dem internationalen Gütermarkt konkurrieren die Güter, produziert im jeweiligen Heimatland, miteinander. Dabei wird ein Bündel von Tasks gebraucht, um das Endprodukt mit Hilfe von L und H (L für niedrig qualifizierte Arbeit und H für hoch qualifizierte Arbeit) herzustellen. Der Produktionsprozess kann mit einer Produktionsfunktion wie z.B. X = F[L x,H x] ausgedrückt werden.

Auf der linken Seite von Abbildung 1 stehen anstelle der ganzen Güter Bündel an Tasks (Task 1, Task 2, Task ...). Bleiben diese Bündel an Tasks in einem Unternehmen in ihrer Gesamtheit unangetastet, dann ergibt sich keine Veranderung zu der rechten Seite. Kön- nen die Bündel an Tasks jedoch aufgebrochen und einzelne Tasks herausgenommen wer­den, die dann selbst zu handelbaren Gütern werden, dann kann die Funktion F [L x,H x] nicht langer ihre Gültigkeit behalten. Nun können nicht nur ganze Güter gehandelt wer­den, sondern zusatzlich auch einzelne Tasks. Die Produktionsfaktoren im Heimatland konkurrieren nun mit den Produktionsfaktoren im Ausland auch über Tasks. Dies er- höht den internationalen Wettbewerbsdruck auf die Produktionsfaktoren zusatzlich.7

Abbildung 1: Handel mit Zwischenschritten versus Handel mit ganzen Gütern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Baldwin, R. und Nicoud, F. R. (2006), S. 2

Als ein Beispiel für Trading Tasks kann die Textilindustrie herangezogen werden. Der Produktionsprozess z.B. eines T-Shirts kann aufgebrochen und in verschiedene Teil- schritte zerlegt werden wie z.B. Ernte der Baumwolle, Garnherstellung, Farben, Weben, Nahen, Knopfherstellung, Label einnahen bis zum Verkauf des T-Shirts. Ein Task ist z.B. das Weben des Garnes, das in der Türkei ausgeführt wird, ein anderer Task ist das Far- ben des Garnes, das in Bangladesh ausgeführt wird. Somit tritt an die Stelle des Handels mit einem ganzen Gut, z.B. T-Shirt, der Handel mit Zwischenschritten. Die einstmals notwendige geografische Nahe im Zusammenhang mit Arbeitsteilung wird aufgehoben. Arbeitsschritte und Produktionsprozesse können zeitlich und raumlich getrennt werden.8

1.2 Gang der Untersuchung

In Kapitel 2 werden zunachst zentrale Annahmen des Modells festgelegt. Nachfolgend sollen in Kapitel 3 die niedrig qualifizierten Tatigkeiten, welche vom Offshoring beson- ders betroffen sind, untersucht werden. Dabei sollen der Produktivitâtseffekt , der relative Preiseffekt und der Arbeitsangebotseffekt bestimmt und erlautert werden. In Kapitel 4 werden anschlieBend die erworbenen Erkenntnisse kritisch hinterfragt. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Modelluntersuchung schlieBen die Seminararbeit ab.

2 Beschreibung des Modells

2.1 Grundlagen des Modells

Das Modell von Grossmann und Rossi-Hansberg baut im Kern auf dem typischen Heck- scher-Ohlin-Modell auf, dem Standardmodell der AuBenhandelstheorie. Mit zwei Pro- duktionsfaktoren, L und H, werden zwei Güter, X und Y, in zwei Landern produziert , in diesem Fall mit Heimatland und Ausland bezeichnet. Da vollstandiger Wettbewerb und konstante Skalenertrage vorausgesetzt werden, entspricht der Preis des Gutes den Produktionskosten. Die Produktionskosten setzen sich wiederum aus gering qualifizierter Arbeit (L) und höher qualifizierter Arbeit (H) zusammen.

Das Heckscher-Ohlin-Modell der beiden schwedischen Ökonomen Eli Heckscher und Ber- til Ohlin aus dem frühen 20. Jahrhundert kann wie kein anderes Modell den internationa­len Handel beleuchten. Dieses Modell wird auch als Faktorproportionentheorie bezeich- net. Einer der wichtigen Elemente dieses Grundmodells ist, dass es starke Argumente für freien Warenhandel liefert. Durch freien Warenverkehr und damit verbundene Speziali- sierungseffekte steigt die Wohlfahrt in den beteiligten Landern. Der Grundgedanke bei Heckscher-Ohlin lehnt sich dabei an den komparativen Kostenvorteilen an, wie sie schon David Ricardo formuliert hat. Auch im Heckscher-Ohlin-Modell macht der komparative Kostenvorteil den Grundstock aus, im Unterschied zu Ricardo, werden Technologieun- terschiede aber nun keine Rolle mehr spielen.

Immer mehr Firmen verlagern ihre Tasks ins Ausland, um die daraus resultierenden Kos- teneinsparungen anderweitig nutzen zu können. Dies hangt ganz entscheidend damit zu- sammen, dass sich die Transport- und Kommunikationskosten erheblich reduziert haben. Die Kosten für Lufttransport sind im Zeitraum von 1930 bis 2000 um 90 % gesunken, für Seefracht sind es im selben Zeitraum immerhin 65 %. Bei den Kommunikationskosten ist diese Entwicklung noch starker ausgepragt. Wahrend ein Telefongesprach von New York nach London 1930 noch etwa 245 US Dollar kostete, so sind es im Jahr 2000 nur noch 86 US Cent - eine Reduzierung um 99 %.9 Halbfertige Produkte und Produktkomponen- ten können heutzutage somit schnell und kostengünstig versendet werden, selbst über gröBere Entfernungen. Dazu kommt, dass viele Tasks elektronisch übermittelt werden können und diese Entwicklung steht erst am Anfang.10

Firmen wahlen den Teilproduktionsstandort nach Kostengesichtspunkten aus. Es ist an- zunehmen, dass Firmen noch weitere Faktoren für die Standortwahl berücksichtigen, wie z.B. politische Stabilitat, Ausbildungsstand der Arbeiter, Rechtssicherheit usw. Die- se weiteren Standortkriterien sollen hier keine Rolle spielen. Die Zwischenschritte oder Tasks können unterschieden werden in L-Tasks (L für Low Skill) und H-Tasks (H für High Skill). L-Tasks benötigen wenig Kenntnisse oder Training und können nach einer kurzen Einarbeitungszeit ausgeführt werden. H-Tasks erfordern höhere Kenntnisse und mehr Training. Für verschiedene Tasks werden unterschiedliche Offshoring-Kosten unter- stellt. Zu den Offshoring-Kosten gehören auch Kosten wie sie z. B. für die Koordination, Überwachung und Kontrolle anfallen. Weiterhin wird angenommen, dass aufier L- und H-Tasks, noch weitere Tasks aufgewendet werden müssen, z. B. für Kapital oder weitere Arten von Arbeitsschritten. Alle Tasks, die für den Zwischenschritt benötigt werden, werden unter dem Begriff f -Task, wobei f für L, H und weitere Tasks steht, zusammen- gefasst. Es ist nicht möglich, verschiedene Tasks gegeneinander auszutauschen.11

Die zwei Güter, X und Y, werden von Firmen im Heimatland gefertigt. Die Tasks, die zur Erstellung eines Gutes benötigt werden, seien mit i definiert. Jedes Gut benötigt für die Produktion sowohl L- als auch H-Tasks. Da es nicht möglich ist, die Tasks gegenein- ander auszutauschen, müssen sie jeweils mit einer festgelegten Anzahl in das Endergebnis einfliefien. Diese und eventuell weitere Tasks werden zu 1 normiert.

Zusammengefasst benötigt eine Firma « y^ -Einheiten des Faktors f, um eine Einheit des Gutes j zu produzieren. Anders ausgedrückt, ist der Faktor f die Gesamtsumme aller Tasks, die aufgewendet werden müssen, um eine Einheit des Gutes j zu produzieren. Industrie X und Y verbrauchen verschiedene Anteile an L- und H-Tasks. Industrie X soll die Industrie sein, die mehr H-Tasks einsetzt (fahigkeitsintensive Industrie). Industrie Y setzt somit mehr L-Tasks ein (arbeitsintensive Industrie). Es gilt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Weiterhin sind die Kosten des Offshorings exogen gegeben. Diese dienen als Indikator dafür, wie leicht sich ein Task ins Ausland verlagern lasst, ausgedrückt durch den Pa- ramter . Wie leicht sich ein Task verlagern lasst, hangt wiederum davon ab, ob er persönlich übermittelt werden kann und wie schwierig es ist, das Endergebnis des Tasks zu übermitteln oder zu transportieren. Die Erfassung von Daten ist z.B. leichter auszu- lagern als die Aufgabe des Hausmeisters. Durch Offshoring werden einige L-Tasks ins Ausland verlegt, was jedoch mit zusatzlichen Kosten verbunden ist. Verbessert sich die Kommunikationstechnologie oder die Transportmöglichkeiten, so können diese Kosten sinken. Für den Verbrauch von L- und H-Tasks ist es unerheblich, an welchem geografi- schen Ort diese ausgeführt werden. Der Teil der Aufgaben, der nicht auslagerungsfahig ist, wird mit dem Audruck (1— I) beschrieben.

Der Task i kann verschiedene Gröfien auf der Skala von 0 und 1 annehmen, dabei gelte i œ [0 , 1]. In der Aufgabenfunktion t (i) werden die Aufgaben i nach Offshoringfahigkeit angeordnet. Auch dieser Ausdruck t (i) ist für beide Industrien gleich. Die Tasks werden nach aufsteigenden Kosten angeordnet, somit gilt t'(ï) > 0. Entschliefit sich eine Firma, die das Gut j produziert, den Task i im Ausland verrichten zu lassen, so wird dies als — L j — t j (i) angegeben. Eine Einheit — L j — t j (i) kann als eine Einheit fremder Arbeit bezeichnet werden. Unter dem Begriff fremde Arbeit soll dabei die Tatigkeit verstanden werden, die nach dem Offshoring-Prozess im Ausland verrichtet wird.

Wird ein Task im Heimatland produziert, so werden dafur — L j -Einheiten benötigt. Wird derselbe Task im Ausland erbracht, so werden — L j — t j (i) benötigt. Die Offshoring-Kosten (— t j (i) 0 1) teilen sich auf in einen allgemeinen Teil, ausgedrückt durch und einen speziellen Teil je nach Task, ausgedrückt durch t j. Es gilt t j ( •) sei stetig ableitbar und —t j 0 1 für alle i und j.12

Obwohl angenommen wird, dass die Güter X und Y in verschiedenen Industriezwei- gen hergestellt werden, kann trotzdem davon ausgegangen werden, dass manche Tasks gleich sind. Typische Beispiele hierfür sind einfache Buchhaltungstatigkeiten, Aktenfüh- rung oder Call-Center-Tatigkeiten. Wenn beide Industrien solche Tatigkeiten im Aus- land erledigen lassen, werden die Offshoring-Kosten hierfür annahernd gleich sein. Somit wird angenommen, dass t x (i) = t y (i) = t(i). Die Löhne sollen im Modell mit w und w * bezeichnet werden; w sind dabei die Löhne im Heimatland und w * die Löhne, die im Ausland gezahlt werden. AnnahmegemaB sind die Löhne im Ausland geringer als im Heimatland (w>w *). Somit gilt, wenn w>—t(0) w *, dann folgt unmittelbar daraus, dass sich Offshoring für die Firma lohnt.

2.2 Gleichgewichtsbedingung

Die Gleichgewichtsbedingungen im Modell dienen dazu, anzuzeigen, wie weit sich die Offshoring-MaBnahmen ausdehnen lassen bzw. wie lange sich Offshoring lohnt.13 Mit dem Index I wird die Grenzaufgabe beschrieben. Daraus folgt die Gleichgewichtsbedin- gung:

w = —t(I) w * (1)

Es werden also so lange Tasks ins Ausland ausgelagert, bis die Gleichgewichtsbedingung erreicht ist. Abbildung 2 zeigt dieses Gleichgewicht in grafischer Form.14

Findet die Produktion von Task i im Heimatland statt, dann betragen die Produkti- onskosten — L jw. Wird der gleiche Task i im Ausland produziert, so betragen die Pro- duktionskosten —t(i)— L jw*. Somit lagern Unternehmer den Task i nur dann aus, wenn gilt: w>—t(I)w *. Oder anders gesagt, wenn w<—t(I)w *, dann lohnt sich die Ferti- gung des Tasks i im Ausland nicht, da die Lohnstückkosten und die Offshoringkosten zusammen die inlandischen Lohnstückkosten übersteigen. Folgerichtig wird der Task i in diesem Fall im Inland verbleiben. Die Situation, in der das Unternehmen indifferent ist zwischen der Produktion im Heimatland und im Ausland wird in Abbildung 2 durch den Gleichgewichtspunkt beschrieben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, angelehnt an Wright, G. (2014), S.66

Bei einem vollkommenen Wettbewerbsmarkt entspricht der Preis des Gutes den Pro- duktionskosten (Grenzkosten). P sei der Preis für eine Einheit des Gutes j. Zu den Produktionskosten zahlen die Kosten für L-Tasks, H-Tasks und evtl. weitere Kosten für andere Tasks.

Im Optimum wahlen die Firmen die optimale Faktorstarke - L j , - H j ,... und das optimale AusmaB an Offshoring und somit ergibt sich für p:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

für j = x, y. Der Preis des Gutes j setzt sich zusammen aus den Löhnen für die gering qualifizierten Arbeiterim Heimatland (1. Term). Die Lohnkosten der gering qualifizierten Arbeiter im Ausland werden durch den 2. Term reprasentiert. Der 3. Term schlieBlich zeigt die Lohnkosten der heimischen hoch qualifizierten Arbeiter an. In Gleichung (2) wird mit s der Lohnsatz für H-Tasks angezeigt. - Fj sind die relativen Kosten für eine optimale Aufspaltung zwischen Heimatproduktion und Offshoring. In Gleichung (1), der

Gleichgewichtsbedingung, wird w* nun ersetzt und es entsteht die Gleichung fur j = x, y:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

wobei

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ist. In Gleichung (3) wurden die Kosten fur die gering qualifizierte Arbeit, also der 1. Term und der 2. Term aus Gleichung (2) zusammengefasst. Hier wird gleichzeitig ausge- drückt, wie hoch die Intensitat des Offshorings von L-Tasks ist. Die marginalen Kosten des Offshorings werden durch den Grenztask I ausgedrückt. Q (I) beschreibt die durch- schnittlichen Kosten des Offshorings. Die durchschnittlichen Kosten des Offshorings sind geringer als die marginalen Kosten, da von einer aufsteigenden Anordnung der Tasks i ausgegangen wird. Somit muss gelten: Q < 1.

(1 — I) sind die gesamten Kosten fur eine MaB-Einheit von L-Tasks, die im Heimatland gefertigt werden. Fallen die Gesamtkosten fur L-Tasks, dann fallen auch die durchschnitt- lichen Kosten w Q(I) im gleichen AusmaB. Mit s sollen die durchschnittlichen Kosten fur H-Tasks ausgedruckt werden.15 Ohne Offshoring sind demnach die durchschnittli- chen Kosten fur eine Einheit von gering qualifizierter Arbeit gröBer als mit Offshoring: w>w Q(I) mit Q < 1. Werden Tasks ins Ausland verlagert, dann hat dies Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt. Mit L sei das Angebot an niedrig qualifizierter Arbeit und mit H das Angebot an höher qualifizierter Arbeit beschrieben.

Es sei nun weiter angenommen, die zwei Industrien fragen mehr Arbeit fur L-Tasks nach, als im Heimatland angeboten wird. Der Markt wird geraumt, wenn gilt: (1 — I)— Lx ( ^ ) x + (1 — I)— Ly (•) y = L oder anders ausgedrückt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

mit x und y als hergestellte Guter.16

— Ly ist der Arbeitseinsatz von L-Tasks pro Einheit Output. Steigt I, was gleichbedeutend ist mit einer Ausweitung des Offshoring, so steigt auch L an. Eine Ausdehnung des Offshoring wirkt dabei wie ein Hebel.

Es sollen nun weitere Annahmen ins Modell aufgenommen werden. Bei einem kleinen Heimatmarkt ist der Preis exogen gegeben, wahrend bei einem groBen Heimatmarkt der relative Preis von der Welt-Nachfrage und dem Angebot bestimmt wird. Weiterhin wird von homogenen und identischen Praferenzen der Haushalte ausgegangen. Gut X soil annahmegemafi das Numeraire-Gut sein. Nach dieser Aufstellung der grundlegenden Bedingungen und Annahmen soll nun die Frage untersucht werden, welche Auswirkungen ein Offshoring von L-Tasks auf die Löhne und auf die Wohlfahrt haben kann. Speziell auf die Auswirkungen auf die Produktivitat, den relativen Preis und das Angebot an Arbeit soll dabei naher eingegangen werden.

[...]


1 Vgl. Lanz, R. et al. (2011), S.7.

2 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hannsberg, E. (2008), S. 1978.

3 Vgl. Ebd.

4 Vgl. Blinder, A. S. (2006), S. 113ff.

5 Vgl. Ders. (2007), S. 1f.

6 Vgl. Lanz, R. et al. (2011), S. 8f.

7 Vgl. Baldwin, R. und Nicoud, F. R. (2006), S. 2f.

8 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hannsberg, E. (2008), S. 1978.

9 Vgl. Busse, M. (2002), S. 2.

10 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hannsberg, E. (2008), S. 1978.

11 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hannsberg, E. (2008), S. 1980f.

12 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hansberg, E. (2008), S. 1981f.

13 Vgl. Ebd., S. 1979.

14 Vgl. Wright, C. (2014), S. 66.

15 Vgl. Grossmann, G. M. und Rossi-Hansberg, E. (2008), S. 1982f.

16 Vgl. Ebd., S. 1983.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Offshoring und die Auswirkungen auf die Löhne niedrig qualifizierter Arbeiter
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Fakultät für Wirtschaftswissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
35
Katalognummer
V507593
ISBN (eBook)
9783346073976
ISBN (Buch)
9783346073983
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Offshoring
Arbeit zitieren
Michaela Rintz (Autor:in), 2018, Offshoring und die Auswirkungen auf die Löhne niedrig qualifizierter Arbeiter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507593

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