Körperbildtherapie bei Anorexia Nervosa


Diplomarbeit, 2015

18 Seiten, Note: 1.5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1.1. Einleitung
1.2. Ziel der Arbeit
1.3. Fragestellung

2. Methodik

3. Theoretischer Hintergrund
3.1. Anorexia Nervosa
3.2. Körperbild
3.3. Körperbildstörungen bei Kindern und Jugendlichen
3.4. Kognitive Verhaltenstherapie

4. Ergebnisse
4.1. Inhalte des Behandlungsprogramms
4.2. Beeinflussung des Körperbilds und darauf bezogenen Komponenten
4.3.Veränderung des physischen und psychischen Zustands

5. Diskussion

7. Lösungsmöglichkeiten für den Berufsalltag

8. Praxisimplikation

5. Literaturverzeichnis .

Abstract

Hintergrund: Körperbildstörungen spielen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Essstörung Anorexia Nervosa eine zentrale Rolle. Ein negatives Körperbild erhöht die Rückfallgefahr nach einer Therapie. Dennoch steckt die Körperbildtherapie noch in den Kinderschuhen.

Ziel: Das Ziel der Arbeit ist es die Effektivität der Körperbildtherapie bei Personen mit Anorexia Nervosa zu erfassen und relevante Aspekte in der Behandlung hervorzuheben.

Methode: Die Fragestellung wurde mittels einer systematischen Literatursuche in spezifischen Datenbanken bearbeitet. Die kritische Auseinandersetzung mit der Literatur führte zur Beantwortung der Forschungsfrage.

Resultate: Anhand der vier verwendeten Hauptstudien konnte aufgezeigt werden, dass Körperbildtherapie physische und psychische Aspekte positiv beeinflusst.

Schlussfolgerungen: Es zeigte sich, dass vor allem auf der kognitiv-affektiven und der behavioralen Ebene Verbesserungen des Körperbilds festgestellt werden konnten. Die Behandlung des negativen Körperbilds sollte in die ambulante und stationäre Therapie integriert werden.

Keywords: „ body image“, „disturbance“, „scheme“, „eating disorder“, „Anorexia Nervosa“, „efficacy“, „effective“, „intervention“, „therapy“

1.1. Einleitung

Nebst der restriktiven Nahrungsaufnahme zeigt sich das negative Körperbild als eine der zentralen Diagnosekriterien bei Anorexia Nervosa. Hilde Bruch (1962), amerikanische Expertin für Magersucht, beschrieb bereits früh die verzerrte Wahrnehmung als charakteristisches Merkmal der Erkrankung. Dennoch wurde diese Thematik in der Therapie von Essstörungen lange Zeit eher ungenügend behandelt (Vocks, 2008). Neueste Untersuchungen decken auf, dass bei magersüchtigen Frauen der Bereich im Gehirn, welcher für die Körperwahrnehmung zuständig ist, eine deutlich geringere Dichte aufweist als bei gesunden. Die Frauen nehmen sich folglich als zu dick wahr, obwohl sie objektiv gesehen deutlich untergewichtig sind. Bisher konnte aber nicht geklärt werden, ob es sich bei dieser Erscheinung um den ursächlichen Faktor oder um eine durch die Krankheit bedingte Veränderung handelt (Suchan, Busch, Schulte, Grönemeyer, Herpertz & Vocks, 2009). Es zeigte sich jedoch, dass die Persistenz eines negativen Körperbilds nach einer erfolgreichen Therapie als Risikofaktor für einen Rückfall gilt (Fairburn, Peveler, Jones, Hope, & Doll, 1993). Trotz körperlicher Genesung empfinden sich die Betroffenen nach wie vor als zu dick. Rund vierzig Prozent aller Patienten und Patientinnen mit Essstörungen erleiden im ersten Jahr nach einer stationären oder teilstationären Behandlung ein Rezidiv der Erkrankung. In den ersten Monaten nach der Entlassung ist die Rückfallgefahr besonders hoch. Insbesondere frühe Rückfälle sind prognostisch ungünstig und meist Teil eines schwierigen, langwierigen Krankheitsverlaufs (Giel, Leehr, Becker, Startup, Zipfel & Schmidt, 2013). Viele der Patientinnen mit Anorexia Nervosa, welche auf der Kinder- und Jugendstation im Kantonsspital Winterthur (KSW) hospitalisiert sind, haben bereits einen oder mehrere stationäre Aufenthalte hinter sich. Als Erklärung für den Rückfall wird oft genannt, dass die Gewichtszunahme der psychischen Verfassung einen Schritt voraus war. Die jungen Mädchen haben sich nach der Entlassung als viel zu dick empfunden und zu Hause gleich wieder begonnen abzunehmen. Das Körperbild erscheint als integraler Bestandteil, ohne den eine vollständige Genesung nicht möglich ist. Auf der Kinder und Jungendstation im KSW konnte die Körperbildtherapie als Teil des Behandlungsprogramms in letzter Zeit aus personellen Gründen nicht immer regelmässig durchgeführt werden. Ich möchte mit meinerAbschlussarbeit den Stellenwert der Körperbildtherapie betonen und erhoffe mir eine vollständige Wiedereingliederung ins Behandlungsprogramm.

Eine Körperbildstörung kann bei allen Essstörungen auftreten. Da in der Kinderklinik im Kantonsspital Winterthur fast ausschliesslich Anorexie-Patientinnen behandelt werden, wird in dieser Arbeit bevorzugt dieses Störungsbild betrachtet. Aufgrund der Häufigkeitsverteilung wird im Text zur Vereinfachung die weibliche Form verwendet, es sind aber jeweils beide Geschlechter eingeschlossen.

1.2. Ziel der Arbeit

Die Therapie der Anorexia Nervosa wird nach wie vor als grosse Herausforderung empfunden. Die Behandlung der Körperbildstörung sollte einen wichtigen Bestandteil ausmachen, um einen prognostisch günstigen Verlauf zu erzielen. Ziel dieser Arbeit ist es, die wissenschaftliche Effektivität der Körperbildtherapie zu erfassen. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse können seitens der multidisziplinären Teams genutzt werden, um Patienten und Patientinnen mit Anorexia Nervosa in ihrem Kampf gegen die Krankheit optimal zu unterstützen. Aus der Zielsetzung entwickelte sich folgende Fragestellung:

1.3. Fragestellung

Wie wird die Effektivität der Körperbildtherapie in der Literatur beschrieben?

2. Methodik

Die Fragestellung sollte mittels einer kritischen Literaturrecherche beantwortet werden. Die Suche fand zwischen Dezember 2014 und Februar 2015 statt und konzentrierte sich auf die Datenbanken Psycinfo, Medline, CINAHL und Google Scholar. Dabei wurden die folgenden Keywords verwendet:

body image“, „disturbance“, „scheme“, „eating disorder“, „Anorexia Nervosa“, „efficacy“, „effective“, „intervention“, „therapy“

Die aufgeführten Keywords wurden mit den Bool’schen Operatoren AND und OR kombiniert. Zudem wurden Trunkierungen verwendet, um die Suche möglichst ausführlich zu gestalten. Die dadurch gefunden Studien werden auf Korrelation mit der Forschungsfrage geprüft. Bei der Literatursuche werden sowohl deutsche als auch englische Studien mit einbezogen. Die Suche wurde begrenzt auf Studien von 2000– 2015, um einen möglichst breiten Überblick über die vergangen 15 Jahre zu haben. Der Kinder-und Jugendpsychiatrie-Bereich ist noch sehr ungenügend erforscht, weshalb auch Studien mit erwachsenen Betroffenen einbezogen wurden. Auf den Forschungsstand von Körperbildstörungen bei Kindern und Jugendlichen wird im Theoretischen Hintergrund genauer eingegangen.

Die gefundene Literatur wurde anhand Titel, Abstract und Diskussion geprüft, ob sie mit der Forschungsfrage korreliert. Dadurch wurden neun Studien als geeignet erachtet und später ausführlich bearbeitet. Vier der neun Studien stimmten bei genauerer Überprüfung nicht mit der Forschungsfrage überein. Eine weitere Studie befasste sich ausschliesslich mit dem Krankheitsbild Bulimia Nervosa. Dies führte schliesslich zu einer Auswahl von vier Artikeln zur Beantwortung der Forschungsfrage.

3. Theoretischer Hintergrund

Zur besseren Verständlichkeit werden nachfolgend die wichtigsten Begriffe genauer definiert.

3.1. Anorexia Nervosa

Die Lebenszeitprävalenz für Anorexia Nervosa liegt bei jungen Mädchen und Frauen im Alter von 14 – 24 Jahren bei rund einem Prozent, für Jungen und Männer bei rund 0.1 Prozent. Die höchste Inzidenzrate für das weibliche Geschlecht lässt sich im Alter von 14 – 19 Jahren feststellen. In diesem Zeitraum erkranken beinahe die Hälfte aller identifizierten Fälle, was die Relevanz dieser Thematik in der Adoleszenz unterstreicht (Tuschen-Caffier und Bender, 2013).

ICD-10 stellt folgende Kriterien zur Diagnosestellung für Anorexia Nervosa:

- Körpergewicht min. 15% unter dem erwartenden Gewicht oder BMI von 17.5 oder weniger. In der Vorpubertät: Ausbleiben der erwartenden Gewichtszunahme in der Wachstumsperiode
- Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von hochkalorischen Speisen und/oder selbst induziertes Erbrechen, selbst induziertes Abführen, übertriebene körperliche Aktivitäten, Gebrauch von Appetitzüglern/ Diuretika
- Körperschemastörung, Angst zu dick zu werden. Festlegung einer sehr niedrigen Gewichtsschwelle
- Endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse(Fra-en: Amenorrhoe, Männer: Libido-/Potenzverlust)
- Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät: Verzögerung oder Hemmung der pubertären Entwicklungsschritte

(Remschmidt, Schmidt & Poustka, 2006)

Anorexia Nervosa ist die psychische Erkrankung mit der höchsten Mortalität: Rund 10 Prozent aller Betroffenen sterben aufgrund Komplikationen der Mangelernährung oder an Suizid (Tuschen-Caffier und Bender, 2013).

3.2. Körperbild

Für den englischen Begriff „body image“ gibt es keine deutsche konsistente Bezeichnung. Körperselbst, Körperkonzept, Körperschema, Körper-Ich sind nur einige der genannten Synonyme. Zur besseren Verständlichkeit wird in dieser Literaturarbeit ausschliesslich der Begriff Körperbild verwendet. Das gestörte Körperbild beinhaltet negative Gedanken und Gefühle dem eigenen Körper gegenüber, verzerrte Wahrnehmung und ungutes körperbezogenes Verhalten. Es manifestiert sich nach Vocks und Legenbauer (2006) durch folgende Komponenten:

- Perzeptive Komponente
- Kognitiv-affektive Komponete
- Behaviorale Komponente

Dieperzeptive Komponentebezeichnet die Überschätzung der eigenen Körpermasse beziehungsweise eine Unsicherheit über deren Ausmasse. Hierbei handelt es sich eher um ein kognitives als sensorisches Defizit. Bei derkognitiv-affektiven Komponentetreten negative Gefühle bezüglich des eigenen Körpers auf. Betroffene empfinden beispielsweise Scham, Ekel oder Wut. Bei derbehavioralen, also der verhaltensbezogenen Komponente, unterscheidet man zwischen Vermeidungs- und Kontrollverhalten. Personen mit gestörtem Körperbild meiden Situationen, in denen sie oder andere Personen mit ihrem Körper konfrontiert sind, wie beispielsweise Schwimmbadbesuche. Das Kontrollverhalten äussert sich durch Abmessen bestimmter Körperteile, ständiges Wiegen oder häufigen Betrachten im Spiegel (Vocks, Legebauer, Troje & Schulte, 2005). Vocks und Legenbauer (2006) benennen soziokulturelle (Familie, Peers, Medien) und individuelle (kritische Lebensereignisse, prämorbides höheres Gewicht u.Ä.) Faktoren im Zusammenhang mit anderen Vulnerabilitätsfaktoren als Erklärung für die Entstehung einer Körperbildstörung.

3.3. Körperbildstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Obwohl ein grosser Anteil der an Anorexie erkrankten Personen noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht hat, sind Körperbildstörungen bei Kindern und Jugendlichen noch ungenügend erforscht. Eine aktuelle Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2014 zeigt auf, dass ältere adoleszente Patientinnen mit Anorexia Nervosa hinsichtlich der perzeptiv- affektiven Kompononte mit Erwachsenen vergleichbar sind. Bei der perzeptiven Komponente konnten deutliche Unterschiede festgestellt werden. Jugendliche mit Essstörungen zeigen eine häufigere und stärker ausgeprägte Überschätzung des Körpers als Erwachsene. Für den Vergleich der behavioralen Komponente liegen bisher keine Studien vor. Auch für das präpubertäre Kindesalter lassen sich aufgrund der klinischen Studienlage keine Aussagen machen (Legenbauer, Thiemann & Vocks, 2014). Laut Herpertz-Dahlmann (2008) zeigen Kinder mit Anorexia Nervosa vielfach keine Gewichtsphobie. Das Krankheitsbild äussert sich in diesem Alter oft in einer „inneren Stimme“, welche den jungen Patientinnen befiehlt zu hungern.

3.4. Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (oder kognitive-behaviorale Therapie) ist eine aktive, problemlösungs-orientierte Therapieform, welche davon ausgeht, dass negative Gedanken und Gefühle schädliches Verhalten bedingen. Die Behandlung zielt darauf an, die Gedanken des oder der Betroffenen umzuformen und so andere Handlungsweisen zu ermöglichen. Die kognitive Verhaltenstherapie verfügt über die grösste Evidenz in der Behandlung von Essstörungen und ist heutzutage die Therapie der Wahl (Herpertz, Hagenah, Vocks, Wietersheim, Cuntz & Zeeck, 2011).

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Körperbildtherapie bei Anorexia Nervosa
Hochschule
Berner Fachhochschule
Note
1.5
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V507423
ISBN (eBook)
9783346063021
ISBN (Buch)
9783346063038
Sprache
Deutsch
Schlagworte
körperbildtherapie, anorexia, nervosa
Arbeit zitieren
Melanie Frei (Autor:in), 2015, Körperbildtherapie bei Anorexia Nervosa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507423

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