Der Merit-Order-Effekt unter Betrachtung des erneuerbaren Energien Gesetzes

Erklärung und Darstellung


Akademische Arbeit, 2016

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung und Analyse des Begriffs Merit-Order

2. Der Merit-Order-Effekt mit Bezug auf das EEG
2.1 Grundlegende Darstellung des Effekts

3. Langfristige und kurzfristige Effekte
3.1 Kurzfristige Effekte
3.1.1 Internationaler Stromhandel
3.1.2 Korrelation von EE-Einspeisung und Last
3.1.3 Zusammensetzung des Kraftwerkparks und der variablen Kosten
3.2 Langfristige Effekte
3.3 Zusammenfassung

4. Berechnung des Merit-Order-Effekts

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Analyse des Begriffs Merit-Order

Im Rahmen dieser Studienarbeit wird untersucht, was man unter dem Merit-Order-Effekt zu verstehen hat, was dessen Auswirkungen auf die Strompreisbildung sind und ob man mit kurz- und langfristigen Effekten rechnen kann. Vorerst erfolgt die Analyse des Begriffes Merit- Order. Übersetzt man den Begriff Merit-Order aus dem Englischen ins Deutsche, so stellt man schnell fest, dass sich aus den beiden Wörtern „Verdienst/Leistung ( Merit )“ und „Reihenfolge (Order)“ der Begriff der „Reihenfolge der Leistung“ ergibt. Ursprünglich ist dieser Ausdruck vor allem in der militärischen Welt angesiedelt und bezeichnet die Verleihung eines Ordens für besondere Leistungen und Verdienste. Spricht man in der Energiebranche von Merit-Order, so meint es die Einsatzreihenfolge von stromerzeugenden Kraftwerken. Die Reihenfolge der Kraftwerke ergibt sich hierbei durch die unterschiedlichen Grenzkosten der Stromproduktion. Man kann es sich wie folgt vorstellen: Auf einem Markt gibt es eine gewisse Nachfrage nach Strom und es gibt Kraftwerke, welche unterschiedliche Grenzkosten der Stromerzeugung aufweisen. Beginnt man mit den niedrigsten Grenzkosten eines Kraftwerks, werden im Verlauf Kraftwerke mit steigenden Kosten miteinbezogen, bis die Nachfrage nach Strom gedeckt ist. Der Strompreis ergibt sich also aus dem Kraftwerk mit den höchsten Grenzkosten. Daraus entsteht der „Market Clearing Price“, welcher in summa durch das letzte Gebot an der Strombörse1 den Strompreis festlegt (vgl. Wikipedia). Im Folgenden wird auf das zentrale Thema der Studienarbeit, den sich daraus resultierenden Merit-Order-Effekt, eingegangen, dessen Wirkungsweise und verschiedene Formen dargestellt und kritisch analyisert.

2. Darstellung des Merit-Order-Effekts mit Bezug auf das EEG

Durch das EEG2 wird seit dem Jahre 2000 der steigende Ausbau erneuerbarer Energien in das Stromnetz festgelegt. Der Ausbau folgt mehreren Zielen, die vor allem dafür auferlegt sind, um fossile Energieressourcen zu schonen, zudem soll die Nachhaltigkeit der Energieversorgung gewährleistet werden und weiterhin wird präferiert, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung zu senken. Um dies zu erreichen hat man sich als Ziel gesetzt, den Anteil des aus erneuerbaren Quellen erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch bis zum Jahr 2050 auf idealerweise 80 Prozent zu steigern, gesichert durch Kosteneffizienz und Stetigkeit. Unterteilt ist das Projekt in mehrere Etappen. Um das Höchstziel bis zum Jahr 2050 zu erreichen, liegen die Ziele bis zum Jahr 2025 bei 40 bis 45 Prozent, sowie bei 55 bis 60 Prozent zum Jahr 2035. Bis zum Jahr 2020 will man mindestens 18 Prozent erreichen ( vgl. EEG, §1). Des Weiteren verpflichtet das EEG die Netzbetreiber, Strom aus erneuerbaren Energien abzunehmen, was eine priorisierte Deckung der Nachfrage durch diesen Strom zur Folge hat (vgl. Kellermann, S.2). Zudem sind im Gegensatz zu Strom aus Kraftwerken die Grenzkosten aus Erneuerbaren Energien in der Regel gleich null, was einen bedeutenden Vorteil mit sich zieht (vgl. Kellermann, S.5). Resultierend aus der Einspeisung Erneuerbarer Energien in die Stromversorgung ergibt sich der Merit-Order-Effekt. Dieser beruht auf einer Verschiebung der residualen Nachfragekurve3 nach Strom auf dem Großhandelsmarkt, zumal die nachgefragte Last bereits durch einen Teil der Erneuerbaren Energien gedeckt wird. Es besteht die Annahme, dass die teuersten Kraftwerke daher für die Nachfragedeckung nicht mehr benötigt werden. Anpassungseffekte des Stromaussenhandelssaldos, des konventionellen Kraftwerkparks oder auch daraus sich ergebende politische Anpassungen, werden hierbei vernachlässigt (vgl. R.Wissen/M. Nicolosi, S.110). Der Merit-Order-Effekt kann somit als Preis-und Verteilungseffekt bezeichnet werden, welcher kostensenkend für den Endverbraucher ist, aber auch die Einnahmen der Erzeuger verringert (vgl. Kellermann, S.2).

2.1 Grundlegende Darstellung des Effekts

In Abbildung 1 wird der Merit-Order-Effekt verständlich für eine Dauer von einer Stunde dargestellt. Hierbei senkt sich die Nachfrage nach herkömmlichen Strom durch die Hinzufuhr von Strom aus erneuerbaren Energien auf Großhandelsbasis von M1 nach M2. Unter einer gleichbleibenden Angebotskurve A1 senkt die verringerte residuale Nachfrage den Strompreis auf Großhandelsebene. Die in der Grafik dargestellte Differenz zwischen beiden Preisniveaus, jeweils mit und ohne erneuerbare Energien, wird als Merit-Order-Effekt bezeichnet (vgl. R.Wissen/M. Nicolosi, 2008, S.111).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Darstellung des Merit-Order-Effekts für eine Stunde, Verschiebung der Restnach( bis 2010)

Quelle: eigene Darstellung

Die Grafik lässt sich jedoch nur bis zum Jahr 2010 nachvollziehen, da bis zu diesem Zeitpunkt die Vertriebe noch eine höhere Bandlieferung an Strom erhielten, als die über den Strommarkt gehandelten Ausgleichsmengen, was zu einer Verschiebung der Nachfragekurve führte. Ab dem Jahr 2010 wurde das EEG überarbeitet und festgelegt, dass Vertriebe ab dato keine Bandlieferungen mehr erhalten werden. Die Verschiebung wird folgend graphisch in der Angebotskurve sichtbar. In Abbildung 2 ergibt sich deshalb eine Verschiebung des Angebots von S1 nach S2 (vgl. Sensfuß, 2009, S.2). Das Ausmaß und die damit verbundene Preisreduktion des Effekts4 hängt jedoch bedeutend von der Intensität der Last ab. In Zeiten geringer Last liegt der Effekt der Preisreduzierung etwa nur im Centbereich pro MWh und hebt sich dementsprechend nicht sehr hervor, wohingegen in Spitzenlastzeiten bis zu 30€ pro MWh erreicht werden können, welche sich durch die höhere Steigung im Bereich der Spitze der Angebotskurve erklären lassen (vgl. R.Wissen/M.Nicosoli, 2008, S.110).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Verschiebung der Angebotskurve (ab 2010)

Quelle: Dr. Sensfuß, Frank, Fraunhofer Institut

3. Langfristige und kurzfristige Effekte

Unterschieden wird beim Merit-Order-Effekt zwischen kurz- und langfristigen Folgen der Einspeisung von erneuerbaren Energien auf den Strompreis am Großhandelsmarkt. Geht man auf kurze Sichtweise von einem Kraftwerkpark als gegeben aus, vernachlässigt man im Gegensatz zu einer langen Sichtweise mögliche Anpassungsentwicklungen, wie etwa Neubauten oder Stilllegungen von Kraftwerken gänzlich (vgl. M.Fürsch/ R. Malischek/. D. Lindenberger, S.2). Im Folgenden wird detailliert auf die unterschiedlichen Zeitperioden eingegangen.

3.1 Kurzfristige Effekte

Wird bei einem konventionellen Kraftwerkpark der Anteil der Zufuhr erneuerbarer Energien erhöht, so deckt sich zwangsläufig die residuale Nachfrage durch Kraftwerke mit niedrigeren variablen Kosten, was dazu führt, dass der Strompreis sinkt. In welcher Dimension der Effekt auftritt, hängt ganz vom Preiseffekt zwischen den jeweiligen teuersten, zur Lastdeckung erforderlichen Kraftwerken mit und ohne erneuerbaren Energien ab (vgl. M.Fürsch/ R. Malischek/. D. Lindenberger, S.3). Dabei beeinflussen verschiedene Faktoren das Resultat, auf welche folgend eingegangen wird.

[...]


1 Die Strombörse kann man sich wie eine gewöhnlichen Wertpapierbörse vorstellen, welche jedoch mit zeitlich festgelegten Mengen an Strom handelt. Dadurch kann eine hohe Liquidität erreicht werden, da Angebot und Nachfrage aggregiert werden. Der Sitz der Strombörse EEX, European Energy Exchange, für Strom aus Deutschland, Frankreich und Österreich, befindet sich in Leipzig.

2 Der Begriff EEG beschreibt das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien und legt die primäre Einspeisung von Strom, welcher aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, ins Stromnetz fest und gewährt deren Erzeugern feste Einspeisevergütungen.

3 Die residuale Nachfragekurve beschreibt in einem Jahr vorkommenden stündlichen Lasten, welche durch die verbleibenden Kraftwerke abzüglich wärmegeführten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und erneuerbarer Energien gedeckt werden müssen.

4 Für das Jahr 2006 wurde ein Merit-Order-Effekt von 4,98 Mrd. € ausgewiesen. Dieser errechnet sich durch das Multiplizieren von der gesamten jährlichen Stromnachfrage mit dem durchschnittlichen jährlichen Preiseffekt von 7,83 €/MWh

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Details

Titel
Der Merit-Order-Effekt unter Betrachtung des erneuerbaren Energien Gesetzes
Untertitel
Erklärung und Darstellung
Hochschule
Hochschule Deggendorf
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V506939
ISBN (eBook)
9783346060013
ISBN (Buch)
9783346060020
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Merit-Order-Effekt, VWL, Volkswirtschaftslehre, Erneuerbare Energien
Arbeit zitieren
Maximilian Robl (Autor:in), 2016, Der Merit-Order-Effekt unter Betrachtung des erneuerbaren Energien Gesetzes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506939

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