Prozesskostenrechnung. Grundlagen, Anwedung, kritische Beurteilung


Seminararbeit, 2006

25 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung

2 Grundlagen der Prozesskostenrechnung
2.1 Problemstellung
2.2 Entstehung der Prozesskostenrechnung
2.3 Aufgaben und Ziele der Prozesskostenrechnung

3 Aufbau und Anwendung der Prozesskostenrechnung
3.1 Analyse der Tätigkeiten
3.2 Definition von Prozessen und Bildung einer Prozesshierarchie
3.3 Bestimmung der prozessbezogenen Kostentreiber/-mengen
3.4 Kostenzuordnung zu Prozessen
3.5 Berechnung der Prozesskostensätzen
3.6 Planung und Kontrolle mit Prozesskosten
3.7 Kalkulation mit Prozesskosten

4 Kritische Beurteilung der Prozesskostenrechnung

5 Schlussbemerkung

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Gemeinkostenanstieg in der amerikanischen Industrie

Abb. 2: Einsatzrahmen der Prozesskostenrechnung

Abb. 3: Prozesshierarchie

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

Zunehmende Fixkosten- und Gemeinkostendominanz sowie die Mängel traditioneller Kostenrechnungssysteme, geeignete Informationen für das Fixkosten- und Gemeinkostenmanagement zu liefern, haben in den letzten Jahren die Diskussion um eine Weiterentwicklung von Kostenrechnungs-systemen immer wieder belebt. Vor allem die gemeinkostenverursachenden indirekten Leistungsbereiche stellen für die Unternehmen häufig eine „black box“ dar und können nicht verursachungsgerecht erfasst und verrechnet werden.[1]

Die Prozesskostenrechnung als Mittel des strategischen Kostenmanagements versucht dabei diesen Problemen auf den Grund zu gehen. Sie vermeidet die Unzulänglichkeiten traditioneller Kostenrechnungssysteme, trennt sich von zweifelhaften Zuschlags- und Verrechnungssätzen für Gemeinkosten und erfasst bzw. verrechnet stattdessen die Kosten an den Stellen des Leistungsprozesses, wo sie als Verursacher (Cost Driver) auch tatsächlich identifiziert werden können.[2] Dies ist ein neuartiger Ansatz, den ich im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeit umfassend vorstellen und näher erläutern möchte.

Die Struktur und der Aufbau meiner Arbeit sollen dabei einen roten Leitfaden darstellen und durch die Thematik der Prozesskostenrechnung führen. So werde ich zu Beginn im zweiten Kapitel die Grundlagen und die Notwendigkeit der Prozesskostenrechnung in unserer Zeit beleuchten. Das dritte Kapitel gibt dem Leser einen Überblick über den Aufbau und die einzelnen Schritte, die zur Einführung der Prozesskostenrechnung notwendig sind. Bestandteil dieses Kapitels sind auch die Anwendung und Umsetzung der Prozesskostenrechnung in der Praxis, die explizit an konkreten Beispielen erläutert werden. So bilden dann am Ende eine kritische Beurteilung und die Schlussbemerkung den inhaltlichen Abschluss meiner Arbeit, die in ihrer Gesamtheit einen umfassenden Überblick über die Thematik der Prozesskostenrechnung geben soll.

2 Grundlagen der Prozesskostenrechnung

2.1 Problemstellung

Durch die veränderten Rahmenbedingungen der heutigen Zeit haben sich zunehmend die Wertschöpfungsstrukturen in den Unternehmen verschoben. Der Einsatz von kapitalintensiven, automatisierten Produktionstechnologien, der Anstieg des Maschineneinsatzes zu Lasten des Personals, sowie die Bedeutungszunahme der fertigungsunterstützenden Bereiche sind nur ein paar Beispiele, die zu einer deutlichen Verschiebung in den Kostenstrukturen und damit zu einem Anstieg der Gemeinkosten geführt haben.[3] Darüber hinaus gilt jedoch auch der Wandel vom warenproduzierenden Gewerbe (sekundärer Sektor) hin zum Dienstleistungssektor (tertiärer Sektor) als Ursache für den Anstieg der Gemeinkosten, bei dem vor allem durch administrative Tätigkeiten in den indirekten Leistungsbereichen Kosten verursacht werden. Letztendlich wird der Gemeinkostenanstieg aber auch durch die zunehmende Wettbewerbsintensität und Dynamik auf vielen Märkten ausgelöst, indem zur Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposition am Markt planende, steuernde und überwachende Tätigkeiten immer wichtiger werden.[4] In diesem Zusammenhang war bereits 1985 eine Studie von Miller/Vollmann zukunftsweisend, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren den signifikanten Anstieg des Gemeinkostenanteils an der Wertschöpfung aufgezeigt hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Franz/Kajüter (2002), S.264 (modifiziert)

Abb. 1: Gemeinkostenanstieg in der amerikanischen Industrie

Somit hat über die Jahre hinweg bis heute die Thematik des Gemeinkostenmanagement immer mehr an Bedeutung gewonnen, um durch möglichst verursachungsgerechte Zuordnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger eine effektive und aussagekräftige Planung, Kontrolle und Kalkulation der Gemeinkosten gewährleisten zu können.

Durch die „mangelnde methodische Adäquanz traditioneller Kostenrechnungs-systeme auf Basis der Zuschlagskalkulation“[5] ist dabei der Anreiz für neue Instrumente der Kostenrechnung interessant geworden, um letztendlich der Problematik der Verrechnung von wachsenden Gemeinkostenanteilen gerecht zu werden.

2.2 Entstehung der Prozesskostenrechnung

Die ersten neuen Kostenrechnungsansätze mit Blick auf die Prozesskostenrechnung entstanden schon Anfang der 80er Jahre. Als Antwort auf das generelle Fehlen von Steuerungssystemen für Gemeinkosten, entwickelten Cooper/Johnson/Kaplan in den USA das „Activity Based Costing“ (ABC), das primär die Zurechnung der Gemeinkosten auf Basis von Aktivitäten innerhalb der Gemeinkostenbereiche anstrebte.[6] Dabei bezog sich das ABC grundsätzlich auf alle Gemeinkostenbereiche – sowohl die der direkten Bereiche, wie Fertigungskostenstellen, als auch die der indirekten Bereiche, wie Produktionsplanung, Produktionssteuerung, Qualitätssicherung und Instand-haltung.[7]

Im Unterschied zu den USA bestanden jedoch in Deutschland weitaus differenziertere Kostenrechnungssysteme, die die Verrechnung der Gemeinkosten in den direkten Bereichen mit Hilfe von Maschinenstundensätze oder anderer geeigneter Bezugsgrößen zufrieden stellend lösten. Lediglich in den indirekten Gemeinkostenbereichen existierte noch Handlungsbedarf, so dass Horváth/Mayer 1989 eine leicht abgewandelte Form des ABC entwickelten, die heute unter dem Namen „Prozesskostenrechnung“ in Deutschland bekannt ist.[8]

2.3 Aufgaben und Ziele der Prozesskostenrechnung

Die Prozesskostenrechnung als neuer Kostenrechnungsansatz will dabei die Gemeinkosten der indirekten Leistungsbereiche mit Hilfe aussagefähiger Leistungsgrößen planen, kontrollieren und den Erzeugnissen zurechnen. Dabei soll nicht mehr primär über Kostenstellen, sondern über kostenstellen-übergreifende Prozesse verrechnet werden.[9] „Die Betrachtung der leistungs-wirtschaftlichen Tätigkeiten als Prozess der Wertschöpfung ist das Fundament der Prozesskostenrechnung.“[10]

Dabei sind für die Prozesskostenrechnung vor allem die Prozesse von Bedeutung, die einer weitgehend festen Struktur folgen und überwiegend gut standardisierte Leistungen beinhalten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Michel/Torspecken/Jandt (2004), S.255 (modifiziert)

Abb. 2: Einsatzrahmen der Prozesskostenrechnung

Durch diesen Prozessbezug soll die Prozesskostenrechnung die leistungswirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ressourcen, Prozessen und Produkten offen legen und damit eine strategische Kostenbeeinflussung ermöglichen, wie sie mit Hilfe von traditionellen Kostenrechnungssystemen so nicht möglich wäre.[11]

In Anlehnung an Horváth/Mayer bzw. Horváth/Renner ergeben sich letztendlich folgende Zielsetzungen, die sich auch aus der Kritik herkömmlicher Kostenrechnungssysteme ableiten lassen:

- Erhöhung der Kostentransparenz in den indirekten Leistungsbereichen
- Aufzeigen von Potentialen zur rationelleren Nutzung vorhandener Ressourcen
- Verursachungsgerechtere Verrechnung von Leistungen
- Aufzeigen von Kapazitätsauslastungen
- Verbesserung der Produktkalkulation und Vermeidung von strategischen Fehlentscheidungen[12]

Dadurch scheint die Prozesskostenrechnung heutzutage einen festen Platz im innerbetrieblichen Rechnungswesen gefunden zu haben, um vor allem eine effektive Wirtschaftlichkeitskontrolle der indirekten Leistungsbereiche, aber auch eine verursachungsgerechte Gemeinkostenverrechnung zu gewährleisten.[13]

3 Aufbau und Anwendung der Prozesskostenrechnung

3.1 Analyse der Tätigkeiten

Ausgangspunkt der Prozesskostenrechnung ist immer eine Analyse der Tätigkeiten, die die Gemeinkosten verursachen. Dabei stehen vor allem solche Tätigkeiten im Mittelpunkt der Analyse, die „weitgehend formalisierte, repetitive und homogene Leistungen darstellen, deren Ergebnisse messbar sind.“[14] (vgl. Abb. 2) Mit Hilfe der Tätigkeitsanalyse wird folglich das Arbeitsvolumen einer Kostenstelle art- und mengenmäßig nach Vorgängen erfasst. Dabei soll vor allem die zeitliche Beanspruchung der Kostenstellenmitarbeiter in Bezug auf die Prozesse, aber auch eine Eingliederung dieser Prozesse in „non-value- bzw. value-activities“ gewonnen werden.[15]

Somit findet nicht nur eine reine Erhebung von Tätigkeiten und dem dazugehörigen Zeitaufwand statt, sondern es wird gleichzeitig auch schon auf Ineffizienzen in den indirekten Bereichen geachtet.[16]

Durch den Einsatz verschiedener Erhebungstechniken, die in Anhang 1 detailliert aufgeführt sind, ergeben sich differenzierte Möglichkeiten, eine detaillierte Tätigkeitsanalyse als Basis der Prozesskostenrechnung zu erstellen.

[...]


[1] Vgl. Mayer (1998), o.S.

[2] Vgl. Olshagen (1991), o.S.

[3] Vgl. Franz/Kajüter (2002), S.264.

[4] Vgl. Müller (1998), S.14ff.

[5] Vgl. Mayer (1998), S.1.

[6] Vgl. Cooper/Kaplan (1991), S.87ff.

[7] Vgl. Kremin-Buch (2001), S.29.

[8] Vgl. Horváth/Mayer (1989), S.216.

[9] Vgl. Joos-Sachse (2001), S.258.

[10] Michel/Torspecken/Jandt (2004), S.253.

[11] Vgl. Olfert (2001), S.373.

[12] Vgl. Horváth/Mayer (1989), S.216, sowie Horváth/Renner (1990), S.101.

[13] Vgl. Müller (1998), S.94.

[14] Vgl. ebenda, S.102.

[15] Vgl. Michel/Torspecken/Jandt (2004), S.269.

[16] Vgl. Kremin-Buch (2001), S.33.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Prozesskostenrechnung. Grundlagen, Anwedung, kritische Beurteilung
Hochschule
Hochschule Mannheim  (Institut für Unternehmensführung, Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen)
Note
1,2
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V50636
ISBN (eBook)
9783638468220
ISBN (Buch)
9783638598149
Dateigröße
2789 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prozesskostenrechnung, Grundlagen, Anwedung, Beurteilung
Arbeit zitieren
Christian Holfelder (Autor:in), 2006, Prozesskostenrechnung. Grundlagen, Anwedung, kritische Beurteilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50636

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