Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie


Hausarbeit, 2019

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Methodik

1. Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie
a. Geschichtliche Entwicklung
b. Disziplinärer Hintergrund und Studien

2. Resilienz – Definitionen, Inhalte und Merkmale
a. Definitionen
b.Risiko- und Schutzfaktoren
c. Merkmale von Resilienz und Resilienzmodelle
d. Resilienzförderung
e. Resilienz in Erwachsenen

3. Diskussion: Relevanz für den Beruf der Pflege (von Ausbildung bis in den Beruf)

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Arbeit soll eine Zusammenfassung der bisher gefundenen Ergebnisse zur Theorie der Resilienz darstellen. Nach der unter 1. Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie einleitenden geschichtlichen Darstellung des Begriffs der Resilienz und den daraus erfolgten theoretischen Erkenntnissen, erfolgt anschließend unter Punkt 2 Resilienz - Definitionen, Inhalte und Merkmale ein Überblick über die, in der Literatur zu findenden, Inhalte der besagten gesundheitswissenschaftlichen Theorie. Unter der Fragestellung, welche Chancen sich in der Theorie der Resilienz für Pflegende und deren Ausbildung zeigen, werden unter 3. Diskussion: Relevanz für den Beruf der Pflege ( von Ausbildung bis in den Beruf) Erkenntnisse der Resilienz als Eigenschaft in Lehrkräften und Pflegepersonen und deren Anwendbarkeit im Allgemeinen erörtert, während unter 4. Fazit die Autorin dieser Arbeit die Theorie abschließend unter den oben genannten Punkten zusammenfassend analysiert, kritische Punkte der Theorie aufgreift und fehlende Inhalte darstellt.

Methodik

Die Literaturrecherche bzw. das Auffinden der Quellen für diese Arbeit erfolgte über die Suchfunktionen von Katalog Plus der Bibliothek der FRA UAS sowie Google Scholar . Gesucht wurde nach „Resilienz“ (25200 Treffer bei Google Scholar, 503 Treffer in Bücher & mehr bei Katalog Plus, 5440 Treffer in Artikel & mehr bei Katalog Plus), „resilience“ (689 Treffer in Bücher & mehr bei Katalog Plus, 2330000 Treffer bei Google Scholar). Es erfolgte keine Eingrenzung bezüglich Erscheinungsjahre oder Autor*innen, jedoch wurden, durch die Zuhilfenahme der Booleschen Operatoren, eine weitere Literaturrecherche zu den Begriffen „Resilienz“ UND „Pflege“ (7470 Treffer bei Google Scholar), „resilience“ UND „nursing“ (360000 Treffer bei Goo gle Scholar), sowie „resilience“ UND „teaching“ (640000 Treffer bei Google Scholar) durchgeführt.

1. Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie

a. Geschichtliche Entwicklung

Die Theorie der Resilienz befindet sich auch weiterhin in der Entwicklung. Gibt man bei Google Search das Wort „Resilienz“ ein, so erhält man zurzeit 1.850.000 Einträge (2019) in deutscher Sprache, bei Eingabe des englischen Äquivalents „resilience“: 93.800.000 Resultate. Dies entspricht im Vergleich zur Angabe Tom Levolds der Suchergebnisse 2006 (Walter-Enderlein, Hildenbrand 2016, 232) einem fulminanten Zuwachs an Einträgen sowohl im deutsch- als auch englischsprachigem Bereich. Zum Teil dürfte gerade der Zuwachs an deutschen Inhalten der zunehmenden Übersetzung fremdsprachiger Beiträge geschuldet sein.

Ihren Ursprung erfährt die Theorie der Resilienz, bereits um 1800, als Gelehrte bemerkten, dass einige Menschen mit krisenhaften Umständen besser zurechtkamen, als ihre Mitmenschen Viel später erst wurde Resilienz im Kontext mit Gesundheit und Krankheit näher untersucht (Mc Allister, Lowe 2013, 25f). Die bis zum Auftauchen der Antonovskyschen Theorie der Salutogenese vorherrschenden Pathogenese diente Medizinern und besonders Entwicklungspsychologen bis in die 1970er Jahre als Ursachenbegründung einer Erkrankung. Mit der wachsenden Popularität des Salutogenese-Konzepts gewann die Bedeutung von gesundheitserhaltenden und - wiederherstellenden Faktoren zusehends an Gewicht. In diesem Zuge wurde, vor allen Dingen durch die wegweisende Kauai-Studie von Emmy E. Werner und Ruth S. Smith, die Theorie der Resilienz Teil des Paradigmenwechsels. In den USA und Großbritannien hielt die systematische Erforschung der Resilienz in den 1970ern zuerst Einzug (Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2019, 7). Sie prägten den Begriff der Resilienz durch ihre Abhandlungen, der ab den 1990er Jahren dann in der entwicklungstherapeutischen Literatur fester Bestandteil wurde. Ende der 1980er erschienen auch erste deutsche Werke zu diesem Thema. „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker“, schrieb Friedrich Nietzsche bereits 1894 in „Götzendämmerung“. Dieser Ausspruch lässt vermuten, dass Grundzüge der Resilienztheorie schon früher zu finden gewesen sein müssen.

Im letzten Jahrzehnt beginnend, zeichnet sich derzeit ein vermehrtes Interesse an der Theorie der Resilienz in Bezug auf Erwachsene ab. In den USA geschieht dies vornehmlich seit dem 11.September 2001, wohingegen in Deutschland das Hauptaugenmerk auf gesundes Altern gelegt wird. Mittlerweile gehen die Forschungsansätze weg vom statischen, individuellen Resilienzbegriff und der bloßen Identifikation von Risiko- und Schutzfaktoren, hin zu einem kollektiven, dynamischen und aus sozialen Gruppen entstehenden Prozess und den dort wirkenden Ansatzpunkten und Mechanismen. Im folgenden Absatz wird auf entwicklungsgeschichtliche Höhepunkte der Resilienztheorie näher eingegangen.

b. Disziplinärer Hintergrund und Studien

Resilienz wird als Begrifflichkeit in den Disziplinen der Psychologie, Pädagogik, Sozialökologie, Neurobiologie, Gesundheitswissenschaften, Gerontologie, Soziologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, Kommunikationstechnologie, Ingenieurwesen, Katastrophensoziologie, Wirtschaftsgeographie, Urbanistik, Agrarwissenschaft verwendet (Zander 2008,https://www.socialnet.de/lexikon/Resilienz#toc_4_3). Der retrograde Ansatz der Medizin und Psychotherapie, der nahezu ausschließlich von negativen Effekten und Risikofaktoren als Grundlage für die Entstehung von Krankheit und mangelhafter Entwicklung ausgeht, sagte eben diese Entwicklung als gegeben voraus. Ursprünglich in der Entwicklungspsychologie verankert, wird zusehends gefordert, diese Theorie in allen Disziplinen zu lehren, die mit der menschlichen Gesundheit, Entwicklung und Lebensbewältigung betraut sind [hier beispielsweise in der Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege, Anmerkung J.F.].

Nur wenige Langzeitstudien sind in diesem Zusammenhang zu finden. Insgesamt lassen sich 19 Längsschnittstudien in USA, Europa, Australien und Neuseeland finden. Die für die Theorie der Resilienz am bedeutsamsten sind: Die Kauai-Studie von 1982 aus den USA, verfasst von Emmy E. Werner und Ruth S. Smith, die Isle-of-Wight-Studie von 1987 aus Großbritannien, verfasst von Michael Rutter, sowie die zwei deutschen Studien: die Mannheimer Risikokinderstudie aus dem Jahr 2000 von Manfred Laucht et al. und die 1. Deutsche Resilienzstudie im eigentlichen Sinne: die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie aus 2008 von Friedrich Lösel und Doris Bender (Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2019, 9). Diese Forschungen gleichen sich in ihren Aufbauten und Resultaten. Stellvertretend wird im nun kommenden Abschnitt die Pionierstudie ausführlicher betrachtet, die gleichzeitig die berühmteste darstellt. In der Kauai- Längsschnittstudie von Emmy E. Werner und Ruth S. Smith, die 1989 im Werk: „Vulnerable but invincible-a longitudinal Study of Resilient Children and Youth“ veröffentlicht wurde, wurden über eine Zeitspanne von knapp einem viertel Jahrhundert (1955-1979) 698 Kinder und Enkelkinder von Einwandern auf der hawaiianischen Inse l Kauai beobachtet. Die Vorfahren der Proband*innen waren zuvor der Armut ihrer Heimatkontinente Asien und Europa entflohen, um auf der Insel in den Ananas - und Zuckerplantagen zu arbeiten. Viele von ihnen heirateten Einheimische. Die Gruppe der beobachteten Kinder wuchs zum Teil in Armut auf (ca. 30%), mit wenig materiellem Besitz und der größte Anteil wurde von Müttern großgezogen, die keinen High School - Abschluss und somit weniger als 8 Jahre Schulbildung vorzuweisen hatten, sowie von Vätern, die als angelernte Arbeiter ohne fundierte Ausbildung angestellt waren. Die se Familien waren geprägt durch chronische Familienunstetigkeiten wie Streit, Gewalt, Scheidung oder psychopathologische Verhaltensweisen der Eltern. Während dem Beobachtungsintervall durchzog das Land zusätzlich ein großer Wandel: Es wurde Staat der USA, die Bewohner erlebten die Ermordung Kennedys, die Resignation Nixons und die erste Mondlandung durch die USA. Weitere Veränderungen durchlebte die Insel durch die zunehmende Einwanderung von US-Bürgern, dem Vietnamkrieg sowie der Ausbeutung der einheimischen Umwelt für touristische Zwecke. Trotz der oben genannten Faktoren und Unruhen zeigten gut ein Drittel der untersuchten Kinder und Jugendlichen eine positive Entwicklung, sie „worked well, played well, loved well, and expected well“ (Werner, Smith 1989, 153), während zwei Drittel bis zum 10. Lebensjahr Lern- und Verhaltensprobleme aufwiesen und bis zum 18. Lebensjahr straffällig oder psychisch krank wurden. Dies wollten die beiden Forscherinnen detailliert beleuchten. Sie identifizierten neben den Schutzfaktoren des Individuums, Schutzfaktoren der Familie und des Umfeldes. Ferner stellten sie in ihren Beobachtungen fest, dass es bei fast allen Proband*innen im Erwachsenenalter zu einer weiteren Entwicklung kam, die es den nun Erwachsenen ermöglichte mit Schwierigkeiten in ihrem Leben ohne Probleme oder Pathologien umzugehen. Somit ließ sich für die beiden Frauen eine Eröffnung von Chancen in der dritten und vierten Lebensdekade ausmachen. Die resilienten Erwachsenen führten stabile Ehen mit mental stabilen Partner*innen, besaßen oftmals eine militärische und/oder hochschulische Ausbildung, hatten sich mindestens einmal bereits von einer ernsthaften Erkrankung oder einem schweren Unfall erholt, waren gläubig und/ oder gingen zur Psychotherapie (dies aber nur zu ca. 5%). Des Weiteren ergaben sich geschlechterspezifische Unterschiede: Ab Geburt bis in die erste Lebensdekade entwickelten deutlich mehr Jungen physische Probleme oder Erkrankungen, als Mädchen. Diese Jungen zeigten ebenfalls vermehrt Lern- und Verhaltensprobleme in Schule und in der häuslichen Umgebung. Werner und Smith führten dies auf die hohen traditionellen Rollenerwartungen sowie das weibliche Umfeld der entsprechenden Kinder zurück. In der zweiten Lebensdekade zeigten sich hingegen vermehrt Mädchen mit ernsthaften Verhaltensproblematiken. Diese Entwicklung führten die beiden Forscherinnen darauf zurück, dass die Mädchen in dieser Lebensspanne einem höheren sozialen Druck und der damit verbundenen geschlechterspezifischen Rolle ausgesetzt waren, als die gleichaltrigen Jungen. Letztere schienen laut ihren Aufzeichnungen eher auf die Anforderungen in Schule und/oder Arbeitswelt vorbereitet zu sein. Und auch wenn die männlichen Jugendlichen weiterhin häufiger antisoziales und delinquentes Verhalten an den Tag legten, so beobachteten Werner und Smith bei weiblichen Heranwachsenden eine deutliche Zunahme mentaler Gesundheitsprobleme und ernsthafter Anpassungsschwierigkeiten im Sinne des „Coping“. Es traten vermehrt Teenagerschwangerschaften sowie Eheschließungen in diesen jungen Jahren auf. Spielte die Kontrolle der Aggressionen in der Kindheit von Jungen eine Rolle für die Entstehung von Verhaltens- und Entwicklungsschwierigkeiten, so konnte die Studie herausfinden, dass es bei Mädchen durch die Abhängigkeit in der Phase der Jugend zu eben solchen Problemen kommen kann. Beiden Geschlechtern werden somit aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität Begrenzungen gesetzt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu differierenden Vulnerabilitäten führen können. Trotz dieser geschlechterspezifischen Unterschiede, stellten die beiden Forscherinnen fest, dass sich dennoch mehr Mädchen zu resilienten jungen Frauen entwickelten, als gleichaltrige Jungen. Sie entwickelten weniger schwerwiegende Erkrankungen und erholten sich vor allen Dingen schneller. In diesem Zusammenhang beschrieben deren Mütter sie auch als sehr aktive und verantwortungsvolle Kinder (Werner, Smith 1989, 154) und andere außenstehende Beobachter*innen hoben deren hohe Autonomie und positive soziale Orientierung hervor. In diesen Mädchen zeigte sich von Anfang ihrer Kindheit an hohe Selbsthilfe- und Problemlösefähigkeiten, eine ausgeprägte sensorische, motorische und sprachliche Entwicklung mit hoher Kommunikationsfähigkeit, ein positiven Selbstbild verbunden mit einem signifikanten Kohärenzgefühl und Drang zur Selbstverbesserung. Die beobachteten Probandinnen wiesen ebenfalls die Fähigkeit auf, sich geeignete Unterstützungsquellen zu suchen und zu nutzen. Als weitere Merkmale geschlechterspezifischer Resilienz identifizierten sich während der Studie das Alter der gegengeschlechtlichen Erziehungsberechtigten (jüngere Mütter für resiliente Jungen, ältere Väter für resiliente Mädchen), die Anzahl der Kinder insgesamt in einer Familie (nicht mehr als vier Kinder), der Abstand zwischen erstgeborenen und nachgeborenen Geschwistern (mehr als zwei Jahre), die Anzahl und der Typ der Bezugspersonen in einem Haushalt (Eltern, Großeltern, Geschwister, …), das Arbeitspensum der Mutter (durchgehende Arbeitsverhältnisse), die Aufmerksamkeitsstruktur der Familie (Geschwister als Aufpasser*innen und Vertraute, Strukturen und Regeln im Jugendalter, Zusammenhalt in der Familie, multigenerationale Haushalte und Netzwerke) sowie die Anzahl der chronischen Stresssituationen, die die Proband*innen während Kindheit und Jugend durchlebten. Werner und ihre Kollegin Smith kamen zu der Schlussfolgerung, dass sich bestimmte positive Eigenschaften und Voraussetzungen im Kindesalter ebenso wie stützende Faktoren in der Familie und dem weiteren Umfeld positiv auf die Chancen der Resilienz im Erwachsenenalter auswirken können, und eine kontinuierliche und von Verständnis geprägte Unterstützung Einfluss nimmt auf die Anpassungsleistung in neuen, späteren Situationen. Es war für sie auch zu erkennen, dass diese Eigenschaften sich auch auf die späteren Kinder der Proband*innen positiv auswirkten.

Die Theorie der Resilienz im eigentlichen Sinne entstammt der Entwicklungspsychologie (Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2019, 7). Die hiermit verbundene Resilienzforschung dient der Identifikation von sogenannten Schutzfaktoren, die den Widerstandsressourcen der Salutogenese analog erscheinen (Fröhlich-Gildhoff; Rönnau-Böse 2015, 13). Es lassen sich nach Faltermeier auch durchaus Parallelen zum Modell des Medizinsoziologen Aaron Antonovsky finden, welches er als Gegenpunkt zu der in der damaligen Medizin vorherrschenden Pathogenese entwickelte. Zum Ersten beziehen sich beide Ansätze auf Risiko- und Stressfaktoren und die erfolgreiche Auseinandersetzung hiermit. Ebenfalls werden unter empirischen Forschungsrahmen die Bedingungen für ein positives Ergebnis und Faktoren für den erfolgreichen Umgang mit Stress erklärt. Beide Autoren forschen in ihren Arbeiten nach Widerstandsressourcen und sogenannten Schutzfaktoren, die gestärkt werden sollten. Es lassen sich jedoch bei genauer Betrachtung auch diverse Unterschiede laut Faltermeier erkennen. Die Salutogenese unterscheidet sich bezüglich ihres disziplinären Hintergrunds von der Theorie der Resilienz (gesundheitswissenschaftlich versus entwicklungspsychologisch) , ebenso wie in puncto Ausrichtung. Hier sucht die Resilienzforschung, empirisch ausgerichtet, am Merkmal einer fehlenden psychischen Entwicklungsstörung nach Schutzfaktoren, die den Prozess der Anpassung und Bewältigung ermöglichen, während das Modell der Salutogenese vom positiven Standpunkt des Gesundheits- Krankheitskontinuums ausgehend, sich allein um die Erhaltung der Gesundheit dreht. Das Konzept Antonovskys beschränkt sich ebenfalls auf die, in der Untersuchung herausgefilterten Ereignisse und Traumata, die zeitlich limitiert auftraten und vernachlässigt Alltagsstressoren. Die Studien zur Resilienz konzentrieren sich auf eben diese und zeigen Entwicklungen innerhalb einer Lebensspanne auf (Faltermeier 2017, 81f.).

2. Resilienz –Definitionen, Inhalte und Merkmale

a. Definitionen

Schlägt man das Wort Resilienz im Wörterbuch nach, so findet sich folgende Definition: „resilire“= lateinisch für zurückspringen, zurück- oder abprallen (Pons online-Wörterbuch 2019, https://de.pons.com/übersetzung/latein-deutsch/resilire). Es wird zumeist kurz mit psychischer Widerstandskraft oder -fähigkeit übersetzt (Franke 2012, 188). Die wissenschaftliche Bedeutung geht auf die Materialwissenschaft zurück. Hier wurde das Wort (in Anlehnung an die physiologische Bedeutung des Wortes) für die Eigenschaft eines Materials (Gewebes) benutzt, seine ursprüngliche Form nach Veränderung wieder einzunehmen (Franke 2012, 185). Bis heute, also auch knapp fast 50 Jahre nach Gründung dieser Theorie, besteht weiterhin keine einheitliche Definition des Begriffs. Allen Definitionen gemeinsam ist der Prozess der angepassten Reaktion auf einschneidende Lebensereignisse. In der Literatur lassen sich zahllose Definitionen finden, die je nach disziplinärem Hintergrund oder angesetzten Maßstabskriterien, wie der inneren Befindlichkeit oder der äußeren, sozialen Umwelt, voneinander divergieren.

- Die American Psychological Association (APA) definiert Resilienz als den „Prozess, sich angesichts von Not, Trauma, Tragödie, Bedrohungen oder auch signifikanten Ursachen von Stress - so wie Problemen in Familie und Partnerschaft ernsthaften gesundheitlichen Problemen und Stressoren am Arbeitsplatz oder in finanzieller Hinsicht - gut anzupassen. Es bedeutet sich von schwierigen Erfahrungen nicht unterkriegen zu lassen.“ (Franke 2012, 185) In dieser gesundheitspsychologischen Definition wird die Bedeutsamkeit des Coping beim Vorhandensein von Risikofaktoren deutlich hervorgehoben.
- Meyers Universallexikon von 2007 greift wiederum die gängige Definition des Begriffs auf, in dem es Resilienz als „die psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen, die es ermöglich selbst widrigste Lebenssituationen und hohe Belastungen ohne Nachhaltige psychische Schäden zu bewältigen“ (Franke 2012, 185) zusammenfasst.
- Die Sozialpolitikerin und Gesellschaftswissenschaftlerin Margherita Zander beschreibt 2008 in ihrem Werk „Armes Kind-Starkes Kind? Die Chance der Resilienz“ Resilienz als „seelische Widerstandsfähigkeit“ – und Resilienzförderung zielt darauf ab die „Widerstandsfähigkeit von Kindern (und Erwachsenen) in belastenden und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwickeln, zu ermutigen und zu stärken.“ (Franke 2012, 185) Sie folgt mit den Inhalten ihrer Definition der Ansicht, dass Resilienz aktiv ausgebildet und gefördert werden kann und setzt hiermit Anforderungen und Ziele, die in den Bereich der Sozialpolitik und Gesellschaftswissenschaft fallen.
- In Deutschland als allgemein anerkannt gilt die Definition der Pädagogin Corina Wustmann, die 2004 in ihrem Werk „Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern“ Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“ (Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2019, 3) beschreibt. In dieser Beschreibung des Begriffs werden alle Dimensionen, die Risiken der menschlichen Entwicklung bergen, ganzheitlich dargestellt.

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Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie
Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
23
Katalognummer
V505983
ISBN (eBook)
9783346063984
ISBN (Buch)
9783346063991
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ursprung, entwicklung, resilienztheorie
Arbeit zitieren
Jella Fuchs (Autor:in), 2019, Ursprung und Entwicklung der Resilienztheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505983

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