"Christus als Gemeinde existierend?" Die Kirche als Gemeinde Christi


Akademische Arbeit, 2016

27 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Aufgabenblätter

1. Protokoll zur Sitzung vom 13.06.2016

2. Zusammenfassung des Textes von Visser’t Hooft

3. Seminarimpuls: „Kirche im sozialen Brennpunkt“

4. Essay: „Christus als Gemeinde existierend“

5. Literaturverzeichnis

BA Portfolio

Modul I Religion und Orientierung

Anforderungen für das Portfolio zur Veranstaltung Ecclesia - Oh mein Gott oder Gemeinde Gottes?

1. Protokoll einer (vorher terminlich festgelegten) Seminarsitzung
2. Qualifizierte und reflektierte Zusammenfassung eines Textes inklusive der Entwicklung kritischer Fragestellungen
3. Dokumentation eines tatsächlich realisierten (oder als Vorschlag erarbeiteten) Seminarimpulses zur Initiierung und Strukturierung einer umfänglichen Erarbeitungssequenz/Diskussion in der Lehrveranstaltung
4. Essay zu einer Fragestellung, die sich im Rahmen der Seminardiskussionen als grundlegend erwiesen hat

Bearbeitungszeit: 4 Wochen Prüfungszeitraum: 18.07.-15.08.2015

BA Portfolio Essay Themenstellung

Anmerkung der Redaktion: Die Abbildung des Graffiti wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt, kann aber anhand der Quellenangabe nachvollzogen werden.

Quelle: http://media2.intodav.in/indiatodav//images/stories/2016March/1 030416011403.jpg

(12.07.2016)

Äußern Sie sich anknüpfend an oben abgebildetes Graffiti zur individuellen, gesellschaftlichen und politischen Dimension der Kennzeichnung von Kirche als „Christus als Gemeinde existierend" (Bonhoeffer, Sanctorum Communio).

Der Essay sollte einen Umfang von 3-5 Seiten nach den üblichen Formalia haben. Referenzen sind nach den wiss. Standards anzugeben.

Bearbeitungszeit: 4 Wochen Prüfungszeitraum: 18.07. -15.08.2016

Universität Rostock Theologische Fakultät SoSe 2016 Datum: 13.06.2016 Protokoll: Wilhelm Weber

1. Protokoll zu der Sitzung vom 13.06.2016

Die Sitzung fing damit an, dass ein Flyer über ein Angebot von der Kirche zur kreativen Betätigung vorgestellt wurde. Jeder Seminarteilnehmer erhielt die Möglichkeit, sich einen persönlichen Eindruck von dem besagten Flyer zu machen, indem der Flyer herumgereicht wurde.

Im Anschluss ist eine Darstellung des bekannten Graffiti-Künstlers Banksy gezeigt worden. Auf der künstlerischen Darstellung ist ein mittelloser Obdachloser zu erkennen, der ein Pappschild in den Händen hält mit den englischen Worten für „Veränderung“ bzw. „Wechsel". Zunächst sind von den Anwesenden in der Seminarsitzung Eindrücke von dem Graffitiwerk gesammelt worden, bis es zu der Aufgabe überging, das Bild in einem gewissen Kontext zur Kirche zu setzen. Aus den ersten Äußerungen war zu entnehmen, dass das Bild eine bestimmte Aufforderung vermittelt. Von zentraler Bedeutung ist nicht eine materielle Unterstützung, sondern ein/e grundlegende/r Veränderung bzw. Wechsel im Sinne einer notwendigen Umkehr. Des Weiteren ist es unverkennbar, dass der soziale Aspekt von zentraler Bedeutung ist. Nach Aussage eines anderen Seminarteilnehmers sei es zwar definitiv der Fall, dass Obdachlose um Geld bitten, jedoch wird im Bild ein Verlangen nach allumfassenden Veränderungen sozialer Verhältnisse ziemlich deutlich. Eine weitere Teilnehmerin ergänzte, dass sich die Graffitidarstellung kritisch zu einer bestehenden Tatenlosigkeit positioniert, indem Tatenlosigkeit als falsche Reaktion anzusehen ist. Abschließend war zu konstatieren, dass ein gewisser Wandel nicht als leere Worte stehen bleibt, sondern sich ebenso in Taten zu äußern hat.

Nach einer allgemeinen Deutung des Graffitikunstwerkes erfolgte die Kontextualisierung zur Kirche. Einige Seminarteilnehmer beschrieben die Kirche als einen politischen Akteur, jedoch hat ihre öffentliche Wirksamkeit an Bedeutung verloren, denn seitens der Kirche ist eine Partizipation am politischen Geschehen kaum vorhanden. Der Kirche mangelt es demnach an einem eindeutigen Erkennungszeichen. Nicht nur im politischen Bereich ist eine derartige Zurückhaltung zu konstatieren, sondern ebenfalls im sozialen Bereich. Die Kirche verfügt zwar über ausgiebig konstruktiven Botschaften, jedoch bleibt ein daraus hervorgehendes Sendungsbewusstsein aus. Im weiteren Verlauf wurden positive Beispiele für das öffentliche Auftreten der Kirche angeführt wie die jährliche Fußwaschung des Papstes Franziskus am Gründonnerstag, die auf besonders viel positive Resonanz stieß. Auch wenn der Versuch einer Apologie unternommen wurde, blieb es bei einer mehrheitlich kritischen Haltung der Seminarteilnehmer gegenüber dem öffentlichen Erscheinungsbild der Kirche. Beispielsweise kam es zu Aussagen, dass die Kirche in ihrem öffentlichen Auftreten nicht besonders authentisch wirken würde sowie in ihrer gesellschaftlichen Aktivität einer gewissen Wirkungslosigkeit verfallen sein würde. Als eine mögliche Ursache nannte ein Seminarteilnehmer die durch den Laizismus bedingte Trennung zwischen Staat und Kirche. Es ist durchaus der Fall, dass ethische Positionspapiere sowie Stellungnahmen von der Kirche vorliegen, allerdings ist deren Entstehung kaum wahrnehmbar. Die Zurückhaltung der Kirche ist folglich als äußerst auffällig zu charakterisieren. Es ist demzufolge eine Änderung der Kirche in ihrem öffentlichen Auftreten notwendig, welches sich so zu gestalten hat, dass die Kirche mehr Aufmerksamkeit erlangt. Zu diesem Zweck ist es sogar förderlich, sich provokativ zu verhalten. An dieser Stelle ist zu fragen, welche Themen anzusprechen sind und welche Position dazu zu beziehen ist. Als spezielle Themen eignen sich beispielsweise der Umgang mit Flüchtlingen oder die Miss-/Billigung von Sterbehilfe. Um eine differenzierte Betrachtung der Kirche vorzunehmen, ist der Papst auf katholischer Seite zu nennen sowie die EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) auf protestantischer Seite. Ausgehend von dieser Unterscheidung ist der Papst als deutlich wirksamer in seiner öffentlichen Erscheinungsweise zu erachten. Die EKD weist eine gewisse Konfliktscheue auf, die aus einer Überbetonung von diplomatischer Vorgehensweise resultiert. Darüber hinaus besteht ein Mangel an Führungsgestalten mit Durchsetzungsvermögen in der evangelischen Kirche. Erneut wurde bezüglich der politischen Aktivität auf die Trennung von Staat und Kirche verwiesen. Abgesehen davon ist festzustellen, dass die Kirche in Deutschland ein hohes Ansehen genießt.

Nach Beendigung der Diskussion über die öffentliche Wirksamkeit der Kirche wurde sich dem nächsten Schwerpunkt der Seminarsitzung gewidmet, wofür ein vorzubereitender Text von Jürgen Moltmann als Grundlage diente. Der besagte Text1 stammt aus seinem Werk „Kirche in der Kraft des Geistes". Zunächst wurde erwähnt, dass Moldmann Jesus Christus als maßgebendes Fundament der Kirche ansieht. In seiner Biografie wurde erkennbar, dass er sich trotz seiner kirchenfernen Herkunft zu einem bedeutenden Vertreter der evangelischen Theologie profiliert hat. Die zentrale Aussage des behandelten Textabschnitt ist, dass die Kirche als Gemeinschaft im Geiste Christi anzusehen ist. Nach der kurzen Einführung zu Jürgen Moltmann und seinen theologischen Positionen erfolgte eine Gruppenarbeit, welche in der Beantwortung von Fragen zum behandelten Text bestand. Jürgen Moltmann stellt in seinem Text unterschiedliche Modelle zu dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und der Kirche dar:

Zunächst ist das Gründermodell anzuführen, das eine gewisse historische Komponente aufweist und sich an der Geschichte des Christentums orientiert. Es wird darin ein gewisses Gründerbild vermittelt. Von einem Gründer wird nämlich sozusagen etwas ins Dasein gerufen, wo eine eigenständige Weiterentwicklung ihren Lauf nimmt. Von zentraler Bedeutung ist die Tatsache, dass die Botschaft ihre befremdende Wirkung behält.

Als Nächstes wurde das Stiftermodell vorgestellt, welches Jesus Christus als Religionsstifter sowie als Stifter der Kirche ansieht. Die Kirche ist demzufolge auf ihren Stifter ausgerichtet, der seinen Willen auf die Kirche überträgt. Es ist eine Differenzierung zwischen Jesus Christus sowie der Kirche zu erkennen. Dieses Modell erweist sich vorteilhafter als das Gründermodell.

Als weiteres Modell war vom Anfangs- bzw. Ursprungsmodell die Rede, welches in Jesus Christus das lebendige Wort Gottes sieht, das heute im Glauben sowie in der Predigt präsent ist. Es Unterschied zwischen Jesus Christus und der Kirche ist nicht vorzufinden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darüber hinaus ist das Modell des Christus Prolongatus (lat. prolongatus: „verlängert“, „ausgedehnt“) nicht außer Acht zu lassen. Die Kirche wird darin als der Leib von Jesus Christus verstanden. Jesus Christus bildet in dieser Darstellungsweise das Haupt, das den Leib bestimmt. Es erfolgt eine einfache Fortsetzung der Fleischwerdung des Wortes oder setzt sich als Einwohnung des Geistes fort.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das letztere Modell von der eschatologischen Person wird von Moltmann besonders befürwortet. Im Zentrum steht das Ostergeschehen. Die Auferweckung Jesus nach seinem Tod erhält eine eschatologische Bedeutung. Jesus Christus repräsentiert in diesem Kontext die kommende Endzeit. Das Christusbild und Kirchenbild sind miteinander identisch. In Erinnerung an die Geschichte weiß sich die Kirche gegenwärtig befreit in Hinblick auf die eschatologische Zukunft. Der Weg führt zu einer vollendeten Befreiung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nachdem die einzelnen Modelle zur Veranschaulichung des Verhältnisses zwischen Jesus Christus und der Kirche vorgestellt wurden, kam die Frage nach der Deutungsmacht auf. In der Kirchgeschichte hat es sich nämlich gezeigt, dass Jesus Christus in bestimmter Form instrumentalisiert worden ist wie beispielsweise zur Durchsetzung von Machtansprüchen oder aus reinem Opportunismus. Weiterhin ist der neutestamentliche Kontext zu nennen, dass sich zum Beispiel der Apostel Paulus anhand von Jesus Christus überprüfen lässt. Kurz vor dem Ende der Seminarsitzung ist die aktuelle Homosexualitätsdebatte als weiterer Kontext erwähnt worden. In diesem Zusammenhang sind der Umgang Jesu mit Unterdrückten auf der Grundlage seines Liebesgebotes, wie es in dem Gebot der Nächsten- und Feindesliebe als Bestandteil der Bergpredigt deutlich wird, zu nennen.

[...]


1 Moldmann, Jürgen: Kirche in der Kraft des Geistes - Ein Beitrag zur messianischen Ekklesiologie.

Gütersloh 1989. S.83-93

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
"Christus als Gemeinde existierend?" Die Kirche als Gemeinde Christi
Hochschule
Universität Rostock  (Theologische Fakultät der Universität Rostock)
Veranstaltung
Seminar: „Ecclesia – Oh mein Gott! Oder Gemeinde Gottes?“
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
27
Katalognummer
V505257
ISBN (eBook)
9783346090966
ISBN (Buch)
9783346090973
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
verschiedene Beiträge zur Ekklesiologie
Schlagworte
Ekklesiologie, Kirche, Gemeinde, Theologie, Gläubige, Christentum, Religion, Bonhoeffer, Diakonie, kirchlich, Gesellschaft, Christenheit
Arbeit zitieren
Wilhelm Weber (Autor:in), 2016, "Christus als Gemeinde existierend?" Die Kirche als Gemeinde Christi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505257

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