Der Naturzustand bei Thomas Hobbes


Hausarbeit, 2005

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung:

II. Menschenbild:

III. Der Naturzustand:
III.1 Recht der Natur:
III.2 Gesetz der Natur:

IV. Zusammenfassung und Ausblick

Quellen

I. Einleitung:

In der folgenden Arbeit soll die Konzeption des Naturzustandes des englischen Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679) beleuchtet werden.

Das gesamte Staatsverständnis von Hobbes kann als Entwicklungsserie betrachtet werden, somit sind das Menschenbild und der daraus resultierende Naturzustand wichtige Voraussetzungen für den späteren Staat. Erst aufgrund dessen wird verständlich, warum Hobbes den Staat als einen mit nahezu uneingeschränkter Macht ausgestatten Souverän konstruiert hat.

Die Arbeit beruft sich in erster Linie auf das Hauptwerk von Hobbes, den Leviathan, besonders relevante Kapitel sind 13 und 14. Im ersten Teil der Arbeit wird das Menschenbild von Hobbes dargestellt um darauf aufbauend im zweiten Teil den Naturzustand zu betrachten, in der Schlussbetrachtung wird die Stimmigkeit der Anthropologie und des Naturzustand kritisch und gemäß persönlicher Meinung gewürdigt.

II. Anthropologie:

Hobbes nimmt für die menschliche Natur zwei Grundaxiome als gegeben und unveränderlich an.[1]

Zunächst jedoch definiert er mithilfe der mathematischen Methode, das heißt der Zergliederung in seine Bestandteile (Analyse), was ein Mensch ist. Wie sich ein „Quadrat“ aus „Viereck“, „gleichseitig“ und „rechtwinklig“ zusammensetzt, so setzt sich für Hobbes der Mensch aus den Eigenschaften „vernunftbegabt“ und „belebter Körper“ zusammen[2], ferner sieht er noch eine spezifisch menschliche Eigenschaft: die Neugier. Hobbes sieht sie als eine „[...] geistige Lust [...] “ als eine „[...] andauernde Freude an der beständigen und unermüdlichen Erzeugung von Wissen [...] [3] Diese Vernunft und die Fähigkeit neues zu entwickeln – das schließt auch Waffen ein- gebraucht der sprachbegabte und zum Verstehen fähige Mensch[4] um das erste Grundaxiom zu erreichen: Die Vermeidung eines gewaltsamen Todes. In der späteren Konzeption des Naturzustandes ist dies ein dem Menschen von Natur zustehendes Recht.

Das zweite wichtige Axiom das Hobbes annimmt, ist das Streben der Menschheit nach Wohlergehen in sämtlichen Bereichen des Lebens z.B.: Liebe, Freude, Lust. Dieses commodius living ist nicht als ein Endziel zu verstehen, sondern als ein fortschreitendes Verlangen. „Auch kann ein Mensch, der keine Wünsche mehr hat, so wenig weiterleben wie einer, dessen Empfindungen und Vorstellungen zum Stillstand gekommen sind. Glückseligkeit ist ein ständiges Fortschreiten des Verlangens von einem Gegenstand zu einem anderen, wobei jedoch das Erlangen des einen Gegenstands nur der Weg ist, der zum nächsten Gegenstand führt.“[5] Ein jeder Wunsch sobald er denn erfüllt ist, gebiert also augenblicklich Junge. Ein Telos, ein Endziel welches Aristoteles im Sinne der Glückseligkeit sieht, ist Hobbes fremd. Er erlaubt dem Menschen die Freuden des Alltags und sieht sie nicht nur als Mittel zum Erreichen eines summum bonum wie Aristoteles. Die Philosophie ist also im Vergleich zu Aristoteles gegenwartsbezogener und der Mensch ein Lebewesen, welches ständig in Bewegung ist. Dennoch erlaubt Hobbes nicht sämtliche Handlungen um ein Ziel zu erlangen. So erlaubt er das Streben nach Reichtum nur, solange dieser mit Mitteln angestrebt wird die nicht zu tadeln sind.[6] Er kann somit nicht als rein amoralischer Denker gesehen werden. Dies sind aber nur reine „Soll“ Sätze, die Wirklichkeit welche im Naturrecht ihren Höhepunkt findet sieht fundamental anders aus. Ähnlich wie bei Machiavelli ist ein Gegensatz zwischen dem Menschen wie er sein sollte und wie er tatsächlich ist erkennbar. Hobbes sieht diesen Gegensatz und geht in seinem Werk von einem „worst case“ Szenario aus. Der Mensch wird von seiner dunkelsten Seite beleuchtet und daraus entwickelt sich die gesamte Staatskonzeption. Hobbes ist sich zwar durchaus auch der guten Seite der Menschheit bewusst, sieht diese aber als zu „schwach“ an. „Der Mensch ist ein Gott für den Menschen, und: Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen.“[7] Hobbes Leviathan kann als Staatskonzeption verstanden werden, wie die zum schlechten neigende Menschheit vor totaler Vernichtung und dem Übel des Krieges geschützt wird. Nur die Furcht vor Bestrafung verhindert eine ungehinderte Ausbreitung der menschlichen Destruktivität. In der späteren Staatskonzeption verhindert ein nahezu uneingeschränkt mächtiger Staat den gewaltsamen Tod und ermöglicht so ein commodius living. Letztendlich überwiegt ein negatives Menschenbild. Hobbes vertraut dem Menschen nicht, deswegen ist ein autoritärer Staat notwendig. Über die Gründe für dieses negative Menschenbild lässt sich nur spekulieren. So muss sein Denken vor Hintergrund zeitgeschichtlicher Ereignisse wie dem englischen Bürgerkrieg (1640-1649) oder dem Angriff der spanischen Armada gegen England (1588) gesehen werden.

Für Hobbes sind die Menschen von Natur aus alle mit den gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten ausgestattet. In Kapitel 13 des Leviathan beschreibt er den Menschen als ein Lebewesen welches prinzipiell in der Lage ist einen jeden Kontrahenten, so stark oder intelligent er auch sein mag, zu überwinden. Im Gegensatz zu Aristoteles der Sklaverei von Natur aus für legitim ansieht, sieht Hobbes es für unnatürlich und „dumm“ an wenn Menschen auf ihre Freiheit insbesondere auf ihre eigene Entscheidungsfähigkeit verzichten. „Jedermann soll den anderen für Seinesgleichen von Natur aus ansehen.“[8] Anders als die Rudeltiere die am „Leitwolf“ ihrem Maßstab haben ist das menschliche Leben anarchischer und somit gefahrenvoller. Es existiert keine Ordnung. Das Recht des körperlich stärkeren allein ist kein Garant für Sicherheit. Nur ständige Wachsamkeit und Erhöhung der eigenen Machtressourcen hält eine sehr fragile Ordnung aufrecht . “Denn was die Körperstärke betrifft, so ist der Schwächste stark genug, den Stärksten zu töten – entweder durch Hinterlist oder durch ein Bündnis mit anderen, die sich in derselben Gefahr wie er selbst befinden.“[9]

Anders als für Aristoteles ist die Klugheit keine Eigenschaft mehr die den Besonderen auszeichnet. Die aristotelische „Phronesis“ (Deutsch: ≈ Klugheit) als spezifische Eigenschaft des idealen Staatsmanns degradiert Hobbes zu einer „Erfahrung, die alle Menschen, die sich gleich lang mit den gleichen Dingen beschäftigen, gleichermaßen erwerben“.[10] Somit kennt Hobbes keine Exzellenz im Sinne einer Autorität welche eine durch besondere Begabung hervorgebracht wurde. Er erkennt zwar an, dass manche Menschen eloquenter und begabter sind, nach wissenschaftlichen Regeln vorzugehen, aber eine Selbsterhöhung, welche manche Adlige und besonders erfolgreiche Menschen zeigen, beschreibt er als eine selbstgefällige Eingenommenheit von der eigenen Weisheit.[11]

[...]


[1] Vgl. Chwaszcza Christine : “Thomas Hobbes”. In: Denzer, Horst und Maier, Hans (Hrsg.): Klassiker des politischen Denkens. Von Plato bis Hobbes. 6 Auflage. München: C.H.Beck Verlag, 200,1 S.218

[2] Hobbes, Thomas. Elemente der Philosophie. Erste Abteilung. Der Körper. Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1997, S.18

[3] Hobbes, Thomas. Leviathan. Neuwied und Berlin: suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1966, S.44

[4] ebd. S.31

[5] ebd. S.42

[6] ebd. S.43

[7] Hobbes, Thomas. Elemente der Philosophie. Vom Menschen. Vom Bürger Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1994 S.59

[8] Hobbes Leviathan S.118

[9] ebd. S. 94

[10] ebd. S.94

[11] Hobbes Leviathan S.94

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Der Naturzustand bei Thomas Hobbes
Hochschule
Venice International University
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V50478
ISBN (eBook)
9783638466929
ISBN (Buch)
9783638751377
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Naturzustand, Thomas, Hobbes
Arbeit zitieren
Georg Fichtner (Autor:in), 2005, Der Naturzustand bei Thomas Hobbes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50478

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