Zweikampfverhalten im Fussball


Zwischenprüfungsarbeit, 2003

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Analyse des Lerngegenstands
2.1. Stellung und Bedeutung der Thematik „Zweikampf“ im Gesamtkontext der Sportart
2.2. Die Situation der direkten Konkurrenz: Siegen – Verlieren, Miteinander – Gegeneinander, „Präsentation“, emotionale Einbindung
2.3. Messbarkeit, Bewertbarkeit, Schiedsrichter

3. Lernziele und Gefahren
3.1. Motorisch-Spieltaktische Ebene
3.2. Soziale Ebene
3.3. Affektive Ebene

4. Analyse der Voraussetzungen (allgemein und konkret)
4.1. Analyse der Gruppe
4.2. Analyse der Voraussetzungen der Lehrkraft / der persönlichen Voraussetzungen
4.3. Analyse der praktischen Voraussetzungen
4.4. Analyse institutioneller Vorgaben und Zwänge

5. Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse in ein praktisches Arrangement
5.1. Stundenverlaufsplan

6. Versuchsverlauf

7. Fazit

8. Literaturliste (erweitert)

1. Einleitung

Diese Ausarbeitung zum Thema Zweikampfverhalten im Fußballsport bezieht sich auf einen im Sommersemester 2000 an der Uni Bremen im Rahmen der Veranstaltung: ‚Zielschußspiele: Fußball‘ durchgeführten Lehrversuch. Dozenten waren Dr. Ulrich Meseck und Wolfgang Lenz.

Wir (ein Kommilitone und Ich) wählten das Thema Zweikampf in erster Linie aufgrund unserer diversen praktischen Erfahrungen: Zum einen aufgrund seiner essenziellen Bedeutung für den Verlauf, Ausgang und die Attraktivität des Spiels, zum andern wegen des großen Potenzials an affektiv-emotionalen Erfahrungen für Sportler und Zuschauer.

Es sei also festgehalten, dass unser Ausgangspunkt nicht ein oder mehrere Lernziele waren, nach denen wir eine uns didaktisch am sinnvollsten erscheinendste Thematik gewählt haben, sondern dass wir vor dem Hintergrund einer für bedeutend erachteten Thematik deren uns relevant erscheinende Lernchancen erfasst und diese dann durch ein Arrangement zu erreichen versucht haben.

Ich werde daher in dieser Ausarbeitung auch zuerst auf Bedeutung des Zweikampfs im Fußballsport und seine Besonderheiten und Eigenheiten kommen (2.) und dann die primär von uns behandelten, unterrichtsrelevanten Lerngelegenheiten und Lernziele samt zugehöriger Gefahren, sowie angrenzende, ebenfalls thematisierbare Bereiche (3.) formulieren.

Es folgt eine Analyse der Voraussetzungen im Hinblick auf die Lerngruppe, die Unterrichtsgestaltenden, die in Verbindung zur praktischen Durchführung stehenden Bedingungen sowie die institutionellen Rahmenvorgaben, welche zunächst auf deren allgemeine Bedeutung für die Behandlung der Thematik und dann auf unseren konkreten Lehrversuch Bezug nimmt (5.).

Dann widme ich mich der konkreten Planung des Lehrversuchs (6.), dem Verlauf (7.) und zum Schluss der Auswertung (8.).

2. Analyse des Lerngegenstands

2.1. Stellung und Bedeutung der Thematik „Zweikampf“ im Gesamtkontext der Sportart

Die gern zitierte Trainerweisheit, die das Gewinnen der Zweikämpfe mit dem Gewinnen des Spiels verknüpft, ist zwar oft genug (zumindest) relativiert worden, trotzdem steht die Bedeutung der Thematik im Kontext des Fußballs unbestritten fest.

Jeder Zweikampf bildet einen Ausschnitt, in dem die Beteiligten häufig die Verantwortung für das Wohl und Wehe des Teams tragen.

Ein einziger gewonnener oder verlorener Zweikampf kann über ein ganzes Spiel, im professionellen Sport somit über eine ganze Meisterschaft oder einen Abstieg entscheiden.

Der vom DFB geschätzte Autor G. BAUER führt eine Häufigkeit von ca. 250 Zweikämpfen pro Spiel im Spitzensport an. Im Vorwort seines klassischen „Lehrbuch Fußball“ (München, 2001) umschreibt er, ohne dabei auf Tore oder Kombinationen einzugehen, den Grund für die Idolisierung bestimmter Fußballer folgendermaßen: „ Die Zuschauer lassen sich von den Leistungen der Akteure faszinieren und mitreißen. Sie bewundern die Geschicklichkeit am Ball, die Härte, die Raffinesse und Cleverneß im Zweikampf und jubeln begeistert im Chor.“(S.9,f., Kursivschrift verändert, d. Verf.) Ende der Aufzählung.

2.2. Die Situation der direkten Konkurrenz: Siegen – Verlieren, Miteinander – Gegeneinander, „Präsentation“, emotionale Einbindung

Anders als eine auf das reine Erlernen technischer oder taktischer Feinheiten ausgerichtete Aufgabenstellung bietet der Schwerpunkt Zweikampf den Teilnehmenden die Möglichkeit sich selbst in Situationen der direkten Konkurrenz zu einem Gegner erleben zu können, die sowohl mit klarem Ausgang zu Gunsten einer Partei als auch mit einer großen Bandbreite an Variationen dazwischen (im Sport: Foul und Freistoß, Klärung auf Kosten eines Einwurfs, eines Eckballs, Erzwingen eines Abspiels, usw. usw.) enden kann.

Die Intensität, mit der auf professioneller Ebene um den Ball „gekämpft“ wird, erreicht nicht selten ein hohes Level und überschreitet im Zuge dessen oftmals – unbeabsichtigt und beabsichtigt – die Grenzen des Erlaubten. Dabei sind Kratzen, Beißen, Spucken und die persönliche Beleidigung sowie bewusste Schädigung der Gesundheit des Gegenspielers durch gezielte Attacken mit Verletzungsfolge von einem großen Teil der Trainer und Verantwortlichen stillschweigend legitimierte und tolerierte, manchmal sogar explizit geforderte Praktiken, solange sich diese nicht nachteilig im Sinne von Sanktionen durch den Schiedsrichter oder nachträglich in Aktion tretende Institutionen (etwa aufgrund eines Fernsehbeweises) auswirken könnten.

Auch im Schul- oder Freizeitsport, in dem weder der finanziell-existenzielle Aspekt noch eine Beeinflussung durch sensationshungrige, emotional aufpeitschende Zuschauer zur Erklärung dienen kann, ist des öfteren eine, auch durch außersportliche Antipathie nicht zu begründende, äußerst aggressive und harte Zweikampfführung zu beobachten.

Auf der anderen Seite findet man auch in den Bundesligen Zweikämpfe die, ohne aus der Angst vor Verletzungen oder taktischen Überlegungen legitimiert zu sein, nur mit halber Kraft oder gar nicht geführt werden.

Das legt den Schluss nahe, dass die objektive Bedeutung eines Spiels oder Zweikampfs in Verbindung mit den motorischen Voraussetzungen und Abläufen nicht die einzige Determinante für die zu erwartende Intensität bei der Führung desselben bildet, sondern dass daneben auch anderen psycho-sozialen Faktoren Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Die Betonung der Konkurrenz anstatt der Kooperation zwischen den Teilnehmern wird oftmals als pädagogisch negativ betrachtet. Es steht jedoch außer Frage, dass dies die sportliche Entsprechung vieler der außersportlicher Realitäten – nicht zuletzt im Selektionssystem der Schule – darstellt. Von einem bildungstheoretischen Standpunkt aus würde sich die Sinngebung der Thematik daraus als Vermittlung allgemeiner Erfahrungen rechtfertigen (vgl. z.B. KLAFKI, zusammengefasst u. a. bei KURZ 1977, S. 20). Die Skepsis in der Frage, mit welchen methodisch-didaktischen Arrangements und in welchem Umfang diese nutzbar gemacht werden können, bleibt grundsätzlich von Berechtigung, soll an dieser Stelle aber nicht vertieft werden (vgl. dazu MAGER: „Wer nicht genau weiß, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt“, zitiert bei KURZ, 1977, S. 161). Sowohl eine Auseinandersetzung mit der Situation der Konkurrenz als auch deren Vermittlung am Beispiel der Thematik „Zweikampf im Fußball“ kann im Schulsport meines Erachtens nach sinnvoll sein.

2.3. Messbarkeit, Bewertbarkeit, Schiedsrichter

Auch auf der Ebene des professionell betriebenen Sports stellt es sich als äußerst schwieriges Unterfangen dar, Zweikämpfe in ein Bewertungsschema einzuordnen. Allein schon die willkürliche Auslegung einer Foul- oder Kein-Foul-Situation durch den Schiedsrichter lässt ein und denselben Zweikampf als klar verloren (möglicherweise Foulspiel nicht bemerkt/geahndet), als gewonnen (Foul gepfiffen, Freistoß) oder sogar als nahezu spielentscheidend (Foul gepfiffen und gelbe, gelb-rote, glatt rote Karte oder Zeitstrafe) dastehen, wobei es von der persönlichen Meinung, der Regelkenntnis und dem Stil ihrer Umsetzung abhängig ist, was der sogenannte Unparteiische entscheidet. Ihm steht dabei vor allem bei Zweikämpfen eine große Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung, ein Rempeln oder Tackling, ein Ausrutschen, einen Angriff als auf den Ball oder als auf den Gegenspieler zu werten. Dies lässt auch jede Statistik über gewonnene und verlorene Zweikämpfe zu einer mit Vorsicht zu genießenden und zu hinterfragenden Angelegenheit werden, die nur sehr schwer angemessen zu erstellen ist. Die Grenzen zwischen gewonnenen und verlorenen Zweikämpfen verlaufen nicht eindeutig und sind stets im Gesamtzusammenhang der jeweiligen Spielsituation zu betrachten. Im Endeffekt liegt die Entscheidung über die anzulegenden Kriterien im Auge des Betrachters.

Gleichermaßen gilt dies natürlich auch für den Sportunterricht. Durch die stets variablen Komponenten wie Gegenspieler oder Spielsituation, die für den Zweikampfverlauf entscheidend sind, ist die Anlegung neutraler Bewertungsmaßstäbe schwierig bis unmöglich. Die Zweikampfsituation verlangt vornehmlich das, was man als offene Fertigkeiten, „open skills“, bezeichnet und lässt nur entfernt stereotyp wiederkehrende Bewegungsmuster erkennen.

„Finte korrekt ausgeführt“ oder „Tackling korrekt ausgeführt“ werden als Lernziele zwar oft verfolgt, lassen in der Praxis aber nur allerhöchstens ansatzweise Rückschlüsse auf die tatsächliche Befähigung zur Zweikampfführung zu und bilden insbesondere bei der Vermittlung durch sportartfremde Lehrkräfte Beispiele für einen theoretisch entrückten Sportunterricht, der an den möglicherweise intendierten Lehrzielen vorbeiläuft.

Festzuhalten bleibt, dass die Thematik „Zweikampf“ sich für einen auf Bewertbarkeit, Operationalisierung und Klassifizierung der motorisch-strategischen Fähigkeiten aufbauenden Unterricht wenig zu eignen scheint.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zweikampfverhalten im Fussball
Hochschule
Universität Bremen
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V50443
ISBN (eBook)
9783638466592
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich zum einen Teil mit der allgemeinen Bedeutung des Zweikampfs im Fussball und stellt zum anderen einen konkreten Vorschlag für eine Unterrichtseinheit vor, die in Planung und Verlauf dokumentiert und ausgewertet wird. Außerdem widmet sie sich den Chancen und Risiken der Behandlung der Thematik in der Schule.
Schlagworte
Zweikampfverhalten, Fussball
Arbeit zitieren
Alexis Pflug (Autor:in), 2003, Zweikampfverhalten im Fussball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50443

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