Auslandsadoption


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I Vor der Adoption

1 Adoptiveltern fremdländischer Kinder
1.1 Kinderwunsch und Kinderlosigkeit
1.2 Gründe für eine Auslandsadoption

2 Abgebende Eltern in den Herkunftsländern und Freigabegründe

3 Das Haager Übereinkommen und die Adoptionsvermittlung
3.1 Adoptionsverfahren
3.2 Privatadoption und Kinderhandel

II Nach der Adoption

4 Eingewöhnungsphase
4.1 Medizinische Aspekte
4.2 Eingewöhnungsschwierigkeiten

5 Interesse an der Herkunft

6 Gescheiterte Adoptionen

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Auslandsadoption ist in den letzten Jahren zu einem aktuellen und wichtigen Thema geworden. Während die Zahl der Inlandsadoptionen drastisch zurückgeht, ist die Zahl der Auslandsadoptionen in Deutschland, Holland und in den skandinavischen Ländern[1] in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Der wesentliche Grund für diese Entwicklung liegt darin, dass in den Industriestaaten mit dem zunehmenden Wohlstand die Geburtenrate sinkt. Immer weniger Kinder werden zur Adoption freigegeben, immer mehr Paare bleiben ungewollt kinderlos. Diese Situation bewegt die Adoptivbewerber aus Deutschland und anderen Industriestaaten dazu, ein Kind aus den Entwicklungs- und Schwellenländern zu adoptieren, in denen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage die Zahl der verlassenen, elternlosen Kinder ständig wächst.

Für viele ungewollt kinderlose Ehepaare ist die Auslandsadoption angesichts der geringen Chance auf ein Adoptivkind aus Deutschland die einzige Möglichkeit eine Familie zu gründen.

Angesicht der sich abzeichnenden Entwicklung, die zeigt, dass in der Zukunft haupsächlich Auslandsadoptionen stattfinden werden, ist es kaum verwunderlich, dass dieses Thema in der Forschung an Interesse gewonnen hat.

Die vorliegende Arbeit soll die verschiedenen Situationen der an der Auslandsadoption Beteiligten schildern und einen Überblick über den Verlauf der Auslandsadoption geben.

Zahlreiche Studien, die in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten durchgeführt wurden, beschäftigen sich hauptsächlich mit der Situation der Adoptivkinder und Adoptiveltern. Sie geben Auskunft über Gesundheitszustand und Eingewöhnungsschwierigkeiten der Adoptivkinder und über Adoptionsmotive der Adoptivbewerber. Es gibt aber sehr wenig Studien, die sich mit der Situation der abgebenden Mütter bzw. Eltern auseinandersetzen.

Die vorliegende Arbeit stützt sich vorwiegend auf die Ergebnisse von Studien, die im Zusammenhang mit Auslandsadoption durchgeführt wurden.

Die Arbeit ist in zwei große Teile gegliedert. Im ersten Teil wird die Situation vor der Adoption, im zweiten die Situation danach dargestellt.

Zunächst wird die Situation der Adoptiveltern fremdländischer Kinder, „...die in der Regel das Verfahren der Auslandsadoption in Gang setzen“2, und der abgebenden Eltern in den Herkunftsländern, beschrieben. Als weiteres werden die Rechtslage und das Adoptionsverfahren vorgestellt.

Im zweiten Teil wird die Situation der Adoptivkinder nach der Aufnahme in die Adoptivfamilie, die gesundheitlichen Probleme der Kinder, ihre Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung und die Bedeutung des Interesses an ihrer Herkunft, dargestellt. Außerdem werden in diesem Teil gescheiterte Adoptionen betrachtet.

Abschließend wird ein Fazit gezogen.

I Vor der Adoption

1 Adoptiveltern fremdländischer Kinder

Das Durchschnittsalter der Adoptiveltern bei der Aufnahme des ersten fremdländischen Adoptivkindes beträgt 30 bis 35 Jahre.3 Das optimale Alter für beide Adoptiveltern liegt bei etwa 35 Jahren. Ehepaare sind in diesem Alter jung genug um sich den durch die Aufnahme des fremdländischen Kindes geänderten Lebensumständen anzupassen und haben zugleich relativ viel Lebenserfahrung.4

Eine große Rolle spielt der soziale Status der Eltern fremdländischer Adoptivkinder, die überwiegend der oberen Mittelschicht und Oberschicht angehören.5 Aus dem hohen sozioökonomischen Status ergeben sich für die Kinder Vor- und Nachteile.

„ Einerseits wird man erwarten können, daß die Sozialisationsbedingungen der (oberen) Mittelschicht dem Adoptivkind besonders günstige Entwicklungsmöglichkeiten bieten, denn die materiellen und sozialen Bedingungen (Wohnung, Wohnumgebung, Ausbildungsmöglichkeiten usw.) sind in der Regel günstig. Andererseits muß befürchtet werden, daß Adoptiveltern aus der Mittelschicht häufig eine überhöhte Anspruchshaltung gegenüber der sozialen, intellektuellen, und emotionalen Entwicklung ihrer Kinder zeigen (Schreiner 1984: 121).“6

In der Vergangenheit überwogen bei Auslandsadoptionen humanitäre und soziale Adoptionsmotive.7 Viele Adoptionsbewerber fremdländischer Kinder nannten als Motiv den Wunsch, einem „armen“ Kind ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch während vor 20 Jahren meist humanitäre Gründe für eine Auslandsadoption an erster Stelle standen, hat sich dies ganz besonders in den letzten Jahren gewandelt. Der Anteil kinderloser Ehepaare bei Auslandsadoptionen nimmt (offensichtlich aufgrund der Tatsache, dass in Deutschland immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben werden) zu.

Als zentrales Motiv für die Adoption eines (sowohl einheimischen als auch fremdländischen) Kindes gilt also die Kinderlosigkeit.

1.1 Kinderwunsch und Kinderlosigkeit

In Deutschland bleibt etwa jede siebte Partnerschaft mit Kinderwunsch kinderlos. „In Zahlen ausgedrückt bedeutet das , dass etwa 1,5 bis 2 Millionen Paare bundesweit unter ihrer Kinderlosigkeit leiden.“8

Die Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit sind vielfältig und können sowohl beim Mann als auch bei der Frau liegen. Diese Erkenntnis setzte sich erst im Laufe unseres Jahrhunderts durch, denn lange Zeit galt nur die Frau als Verursacherin der Unfruchtbarkeit.9 Als erstes sind die organischen Gründe (z.B. angeborene Ursachen) zu nennen, die den größten Anteil haben. Trotz der fortgeschrittenen Medizin in diesem Bereich können nur in seltenen Fällen die Ursachen für die Unfruchtbarkeit behoben werden.10

An zweiter Stelle sind die psychischen Faktoren bei der Unfruchtbarkeit zu nennen. Das sind zum Beispiel seelische, berufliche oder wirtschaftliche Probleme. Die durch psychische Faktoren verursachte Unfruchtbarkeit kann in meisten Fällen durch Gesprächstherapie geheilt werden.11 Häufig kann aber aufgrund der Interaktion zwischen Körper und Seele keine genaue Diagnose gestellt werden, ob die psychischen Probleme für die Unfruchtbarkeit kausal waren oder ob sie erst nach der Feststellung der Sterilität entstanden sind.

Als weiteres sind negative Einflüße wie ungesunde Ernährung, übermäßiger Zigaretten- und Alkoholkonsum, Umweltbelastungen und Stress zu erwähnen, die ebenfalls eine Unfruchtbarkeit verursachen können.12

Ein weiterer Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit ist das steigende Alter der Paare, die sich für ein Kind entscheiden. „Das Kind wird erst dann geplant, wenn der (ausgedehnte) Bildungsweg abgeschlossen ist, die beruflich angestrebte Karriere und ein bestimmter Lebensstandard (z.B. Haus, Reisen) erreicht ist.“13 Meistens werden diese Ziele erst im Alter von über 30 Jahren realisiert. Im Alter, in dem die sogenannte biologische Uhr zu ticken beginnt.14

Die ungewollte Kinderlosigkeit ist für jedes Paar sehr belastend. Der sehnliche Wunsch nach einem leiblichen Kind wird erst nach allen möglichen Versuchen aufgegeben. Für viele Paare ist aber der Wunsch, eine Familie zu gründen, sehr groß. Als letzte Möglichkeit zur Erfüllung dieses Wunsches sehen sie die Adoption. Und nehmen weitere mit der Adoption verbundene Belastungen in Kauf.

1.2 Gründe für eine Auslandsadoption

„Wenn sich Paare zur Adoption entschlossen haben, dann herrscht meist Übereinstimmung darüber, dass es sich beim gewünschten Adoptivkind um einen gesunden, hellhäutigen Säugling bzw. um ein Kleinkind unter drei Jahren handeln soll.“15 Das Aussehen des Adoptivkindes spielt also für viele Adoptivbewerber eine große Rolle. Der Wunsch nach einem Kind mit europäischem Aussehen wird damit begründet, dass man „..die Unterschiede zur natürlichen Familie möglichst gering zu halten“16 möchte. Womöglich wird aber auch befürchtet, dass ein fremdländisches Kind17 wegen seines Aussehens gehänselt und diskriminiert wird.

Die Chancen auf ein Adoptivkind aus Deutschland sind sehr gering. Die Verbreitung von Verhütungsmitteln und die zunehmenden Abtreibungen haben zu einem Rückgang ungewollter Schwangerschaften und dazu, dass immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben werden, geführt. Auf ein Kind kommen in Deutschland 14 Adoptionsbewerber.18

Doch der starke Wunsch nach einem Kind und einer vollständigen Familie, der aber aufgrund der Unfruchtbarkeit nicht auf natürliche Weise realisierbar ist, lässt viele Adoptivbewerber ihre anfänglichen Vorstellungen vom Adoptivkind zum Teil vergessen und bringt sie dazu, sich für eine Auslandsadoption zu entscheiden.

[...]


[1] Siehe Hoksbergen, Renè A. C.: Auslandsadoptionen: deutsche, niederländische und andere Forschungsergebnisse, in: Hoksbergen, R./ Textor, M. (Hgg): Adoption. Grundlagen, Vermittlung, Nachbetreuung, Beratung, Lambertus 1993, S. 67.

2 Lange, Gesine: Auslandsadoption. Wissenswertes zu einem aktuellen Thema, Idstein 2003, S.10.

3 Vgl. Hoksbergen, Renè A. C.: Auslandsadoptionen: deutsche, niederländische und andere Forschungsergebnisse, in: Hoksbergen, R./ Textor, M. (Hgg): Adoption. Grundlagen, Vermittlung, Nachbetreuung, Beratung, Lambertus 1993, S. 73.

4 Ebd.

5 Vgl. Lange, Gesine: Auslandsadoption. Wissenswertes zu einem aktuellen Thema, S.81.

6 Zitiert nach Hoksbergen, Renè A. C.: Auslandsadoptionen: deutsche, niederländische und andere Forschungsergebnisse, in: Adoption. Grundlagen, Vermittlung, Nachbetreuung, Beratung, S. 73.

7 Vgl. Kühl, Wolfgang: Adoptionserfolg bei Adoptivkindern fremdländischer Herkunft, Peter Lang 1990, S. 155.

8 Lange, Gesine: Auslandsadoption. Wissenswertes zu einem aktuellen Thema, Idstein 2003, S.17.

9 Vgl. ebd., S.13.

10 Vgl. ebd., S.17.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. ebd., S.18.

13 Ebd., S.18.

14 d.h. die Fruchtbarkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab.

15 Lange, Gesine: Auslandsadoption. Wissenswertes zu einem aktuellen Thema, Idstein 2003, S.24.

16 Ebd.

17 damit sind Kinder aus Afrika, Asien und Lateinamerika gemeint

18 Vgl. Lange, Gesine: Auslandsadoption. Wissenswertes zu einem aktuellen Thema, Idsten 2003, S.25.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Auslandsadoption
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V50385
ISBN (eBook)
9783638466165
ISBN (Buch)
9783638764667
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auslandsadoption
Arbeit zitieren
Natalie Schlee (Autor:in), 2005, Auslandsadoption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50385

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Auslandsadoption



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden