Das Milgram-Experiment. Folgen wir autoritären Anweisungen auch dann, wenn sie in direktem Widerspruch zu unserem Gewissen stehen?


Seminararbeit, 2018

13 Seiten, Note: 2.0

Adam Liskar (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung
1.1 Gang der Arbeit
1.2 Biographie Stanley Milgram und Vorgeschichte des Experimentes
1.3 Versuchsaufbau

2. Durchführung Milgram-Experiment und Ergebnisse
2.1 Grundexperiment
2.2 Ergebnisse Grundexperiment

3. Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

Abkiirzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 . Einführung

1.1 Gang der Arbeit

In dieser vorliegenden Seminararbeit möchte ich auf die Fragestellung eingehen, ob wir autoritären Persönlichkeiten auch dann folge leisten, wenn deren Anweisungen in direk- tem Widerspruch zu unserem Verständnis von Recht und Ordnung stehen. Stanley Mil- gram, auf deren Biographie ich zu Beginn der Hausarbeit eingehe, hat sich zeitlebens mit diesem Thema befasst. Sein Interesse wurde besonders durch die Taten während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, geweckt. Das durchgeführte Experiment zum Gehorsam gegenüber Autoritäten ist heute bekannt unter dem Namen Milgram- Experiment. Im Verlauf der Arbeit möchte ich auf die Vorgeschichte zum Experiment eingehen und den Versuchsaufbau skizzieren. Anschließend erkläre ich das Grundexperiment und gehe auf die daraus resultierenden Ergebnisse ein. Eine kurze Zusammenfassung und ein persönliches Fazit schließen diese Hausarbeit ab.

1.2 Biographie Stanley Milgram und Vorgeschichte des Experimentes

Der US-amerikanische Psychologe Stanley Milgram wurde am 15. August 1933 in New York City geboren. Im Jahre 1954 erhielt er seinen Bachelor Abschluss am Queens Col- lege. Unter Gordon Allport, ein langjähriger Professor für Sozialpsychologie an der Harvard University und Mitbegründer der humanistischen Psychologie, erwarb Stanley Milgram seinen Doktortitel an der Harvard University. Er führte seine Karriere anschließend am Graduate Center der City University of New York als Professor fort. Milgram war verheiratet und hatte mit seiner Frau zusammen zwei Kinder. Am 20. Dezember 1984 erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb im Alter von 54 Jahren in New York City. Als Sozialpsychologe befasste sich Stanley Milgram mit dem Erleben und Verhalten in Anhängigkeit der jeweiligen erlebten sozialen Situation eines Individuums. Als empirische Wissenschaft kann die Sozialpsychologie in zwei Grundsätze unterteilt werden. Zum einen errichten Menschen ihre eigene Realität. Zum anderen werden alle Interaktionen, sei es das Verhalten oder Erleben, von sozialen Beziehungen beeinflusst. Als seine wichtigste Arbeit betrachtet man heute sein Experiment zum Gehorsam gegenüber Autoritäten. In seinem zu dem Versuch erschienenen Artikel „Behavioral Study of Obedience“ in der Zeitschrift „Journal of Abnormal and Social Psychology“ nimmt Milgram Bezug auf die Ereignisse in den Jahre 1933 bis 1945 im Dritten Reich in Deutschland. Er erläutert, dass Millionen unschuldige Menschen systematisch auf Befehl ermordet worden sind. Des Weiteren führt er aus, dass Einrichtungen wie Konzentrationslager und Gaskammern erbaut worden sind. Er folgert, dass diese Ideen wahrscheinlich von einer Person stammen, die Umsetzung allerdings, in so einer Größenordnung, den Gehorsam von vielen voraussetzt.1 Weiter zitiert Stanley Milgram Charles Percy Snow, einen britischen Wissenschaftler und Schriftsteller, der durch seine These der zwei Kulturen bekannt geworden ist: „When you think of the long and gloomy history of man, you will find more hideous crimes have been committed in the name of obedience than have ever been committed in the name of rebellion.“.2 So wurde das Interesse von Stanley Milgram zu dem Thema Gehorsam gegenüber Autoritäten geweckt.

1.3 Versuchsaufbau

Um Versuchsteilnehmer für das geplante Experiment, inwieweit sich Menschen einer Autorität unterwerfen, zu finden, inserierte Anfang der sechziger Jahre die Yale Univer- sity in einer Lokalzeitung eine Annonce. In dieser wurden für ein vermeintliches Experiment zum Lernen und Erinnerungsvermögen, freiwillige Versuchsteilnehmer gesucht. Außerdem wurden Einwohner postalisch direkt angeschrieben. Aus den Zusendungen wurden 40 männliche Teilnehmer, im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, aus New Haven und den umliegenden Orten, ausgesucht. Signifikante Berufe wie Postangestellter, High School Lehrer, Verkäufer, Ingenieure und Arbeiter waren unter den Freiwilligen vertreten. Das gleiche galt für die Bildungsgrade. Von Teilnehmern, die die Grundschule nicht abgeschlossen hatten bis hin zu Doktoren und Professoren oder andere Berufsabschlüsse oder Titel. Die Vergütung der Teilnahme belief sich auf $4,50.3 An dem Experiment nahmen jeweils drei Personen teil. Zum einen der Versuchsleiter. Diese Rolle übernahm ein 31 jähriger Biologielehrer einer High School. Sein Verhalten wurde als unberührt und streng beschrieben. Er trug einen grauen Techniker Mantel. Der Lernende wurde von einem 47 jährigen Buchhalter gespielt. Er wurde auf seine Rolle vorbereitet und war somit in das eigentliche Experiment einge- weiht. Der Lernende war irisch-amerikanischer Herkunft. Er wurde von den meisten Beobachtern als sanftmütig und symphytisch beschrieben. Die dritte Rolle des Lehrers übernahm die unwissende Testperson. Der eingeweihte Lernende und der naive Lehrer sollten vor Beginn des Experiments durch Losverfahren ermitteln, wer die Rolle des Lernenden und wer die Rolle des Lehrers übernehmen sollte. Da dieses Ermittlungsverfahren manipuliert war, wurde der unwissende Teilnehmer immer zum Lehrer bestimmt. Anschließend wurde der Lernende in einen benachbarten Raum ge- führt.4 Dort wurde er auf einen Stuhl plaziert und festgegurtet. Der Versuchsleiter er- klärte, dass dies zum Schutze des Lernenden, vor impulsiven Bewegungen aus den zugeführten Stromstößen, erfolgte. Dadurch sollte es dem Lernenden nicht möglich sein, zu entkommen. Die Elektrode, die die Stromstöße erzeugen sollte, wurde am Handgelenk des Lernenden befestigt. Den Teilnehmern wurde erklärt, dass die Elekt- rode mit einem Schockgenerator im Nebenraum verbunden ist. Weiter wurde Ihnen eine Instrumententafel gezeigt, die mit dem Schockgenerator verbunden war. Diese Tafel war horizontal mit 30 Kippschaltern besetzt. Jeder dieser Schalter war klar mit einer Volt Zahl versehen. Die Anordnung begann mit 15 Volt und endete mit 450 Volt. Die Abstände der Voltangaben je Kippschalter betrugen jeweils 15 Volt, von links nach rechts. Zu jeweils vier aufeinanderfolgenden Schaltern wurden Aufschriften beginnend mit „leichter Schock“, „mäßiger Schock“, „mittlerer Schock“, „kräftiger Schock“, „schwerer Schock“, „sehr schwerer Schock“ sowie „Gefahr: Bedrohlicher Schock“ zugeordnet. Die letzten zwei Schalter wurden nur mit „XXX“ versehen. Um die Authentizität der Gerätschaften zu erhöhen, waren diese von hoher Qualität und mit typischen industriellen Plaketten versehen. Keiner der Versuchsteilnehmer nahm an, dass der Generator nicht authentisch war. Um die Glaubwürdigkeit des Experiments zu verstärken, fragte der Lernende vor Versuchsbeginn den Versuchsleiter, nach der Intensität der Stromstöße. Daraufhin erwiderte der Versuchsleiter, dass die Stromstöße zwar sehr schmerzhaft sein könnten, es allerdings zu keinen Langzeitschäden kommen würde.5 Des Weiteren wurde jedem Teilnehmer, bevor er die Rolle des Lehrers antrat, ein Beispielhafter Stromschlag von 45 Volt – dem dritten Schalter auf der Instrumententafel - verpasst. Die Elektrode wurde am Handgelenk des Lehrers befestigt. Der Schalter zu den 45 Volt war an einer Batterie befestigt. Dies sollte ebenfalls die Glaubwürdigkeit des Experiments manifestieren. 6

2. Durchführung Milgram-Experiment und Ergebnisse

2.1 Grundexperiment

Nachdem versucht wurde, den Teilnehmern die Authentizität des Experiments zu bele- gen, begann das vorerst gestellte Experiment. Der Lernende sollte eine Liste von Assoziationspaaren auswendig lernen. Der Lehrer sollte dies anschließend überprüfen. Der Versuchsleiter gab dem Lehrer die Instruktion, dem Lernenden bei jeder falschen Antwort einen Stromstoß zu verabreichen. Er erhielt außerdem die Anweisung, bei jeder falsch gegebenen Antwort die Intensität der Stromschläge zu erhöhen.7 Der Lernende reagierte auf diese Stromstöße nach einem vorher bestimmten Muster. Bei 75 Volt be- gann der Lernende sich zu beklagen und zu stöhnen. Bei 150 Volt verlangt er, von sei- nem Stuhl losgebunden zu werden und das Experiment somit abzubrechen. Falls der Lehrer das Experiment aufgrund der Aussagen des Lernenden, abbrechen wollte, erwi- derte der Versuchsleiter vier Standardisierte Sätzen: 1. Impuls „Please continue“ oder „Please go on.“, 2. Impuls „The experiment requires that you continue“, 3. Impuls „It is absolutly essential that you continue“ und zum 4. Impuls “You have no other choice, you must go on”.8 Diese Sätze wurden nur in der Reihenfolge von eins bis vier aufge- sagt. Falls der Lehrer den Versuchsteilnehmer fragte, ob der Lernende davon dauerhafte Verletzungen von sich tragen werde, antwortete dieser: „Although the shocks may be painful, there is no permanent tissue damage, so please go on.“9.Gefolgt von den Sätzen zwei, drei und vier, wenn notwendig. Brachte der Lehrer den Einwand, dass der Ler- nende ausdrücklich nach einem Abbruch des Experiments verlangte, erwiderte der Ver- suchsleiter: „Whether the learner likes it or not, you must go on until he has learned all the word pairs correctly. So please go on.“10 Wiederum, falls nötig, gefolgt von den Sätzen zwei bis vier. Wenn der Lehrer nach den vier gesagten Sätzen das Experiment dennoch beenden wollte, wurde der Versuch abgebrochen. Der Tonfall des Versuchslei- ters war nachdrücklich, allerdings nicht unfreundlich. Der Lernende reagierte auf die ihm vermeintlich zugeführten Stromschläge mit auf Band aufgenommenen Äußerungen, die seinem Schmerz Ausdruck verleihen sollten.

[...]


1 Vgl. Milgram, S. (1963), S.371

2 Snow, Charles Percy, zitiert nach Milgram, Stanley (1963), S. 371

3 Vgl. Milgram, S. (1963), S.372

4 Vgl. Milgram, S. (1963), S.373

5 Vgl. Milgram, S. (1963), S.373

6 Vgl. Milgram, S. (1963), S.373

7 Vgl. Milgram, S. (1963), S.374

8 Milgram, S. (1963), S.374

9 Milgram, S. (1963), S.374

10 Milgram, S. (1963), S.374

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Milgram-Experiment. Folgen wir autoritären Anweisungen auch dann, wenn sie in direktem Widerspruch zu unserem Gewissen stehen?
Hochschule
Macromedia Fachhochschule der Medien München
Note
2.0
Autor
Jahr
2018
Seiten
13
Katalognummer
V503759
ISBN (eBook)
9783346049049
ISBN (Buch)
9783346049056
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Psychologie, Milgram-Experiment, Sozialpsychologie, Blinder Gehorsam, Autoritäre Anweisungen
Arbeit zitieren
Adam Liskar (Autor:in), 2018, Das Milgram-Experiment. Folgen wir autoritären Anweisungen auch dann, wenn sie in direktem Widerspruch zu unserem Gewissen stehen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503759

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