Die Hörtypologie nach Hermann Rauhe


Hausarbeit, 2018

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Akürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Allgemeine Grundlagen der Musikrezeption
2.1 Biologisch-physiologische Grundlagen
2.2 Physikalische Grundlagen der Musikrezeption
2.3 Lernpsychologische Grundlagen der Musikrezeption

3 Hörtypologie nach Hermann Rauhe
3.1 Das unbewusste Hören
3.2 Das bewusste Hören

4 Fazit

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Hortypologisches Modell von H. Rauhe

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Musik gibt es seit dem Beginn der Menschheit. Sie existiert in allen Kulturen und gilt sowohl bei Verhaltensforschern als auch bei Soziologen als wichtiges Medium zur Kommunikation (Liedtke 1985, S. 22). Keine andere Kunst vermag es, unsere Emotionen auf diese Weise auszudrücken. Dabei ist die Musik aus dem Bedürfnis der Interaktion und Kommunikation heraus entstanden (Zalfen 2012, S. 123). Diese Verbindung zwischen Musik und Kommunikation versucht die musik-psychologische Wissenschaft zu erforschen. Hierbei spielt die Musikrezeption eine wesentliche Rolle.

Doch in den letzten Jahren hat die Musik einen unverkennbaren Wandel erlebt. (Hasler 2014, S. 67). Sie hat ihre eigentliche Bedeutung verloren und wird in der Industrie genutzt, um Produkte besser zu vermarkten und unsere Emotionen zu beeinflussen. (Wang 2014, S. 220). Musik ist allgegenwärtig geworden und der Zusammenhang geht verloren, da wir sie nichtmehr bewusst wahrnehmen (Riggenbach 2000, S. 86). Sie wird durch elektronische Massenmedien oberflächlich und wir können keinen persönlichen Bezug mehr dazu nehmen. Dennoch zeigt sich, dass gerade in Phasen wie der Pubertät oder der frühen Kindheit die Musik eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt. Sie ist entscheidend bei der Ausbildung unserer Identität und Entwicklung (Riggenbach, 2000, S. 62). Es zeigt sich, dass wir im Laufe unseres Lebens Musik bewusst und unbewusst wahrnehmen. Es ist jedoch unklar, auf welche Art und Weise die Musikrezeption wirkt.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Hörtypologie von Hermann Rauhe und die Unterteilung in bewusstes und unbewusstes Hören vorzustellen.

Dafür bedarf es einer theoretischen Grundlage der Musikrezeption. Es werden dafür zunächst die biologischen, physikalischen und lernpsychologischen Grundlagen der Musikwahrnehmung erklärt. Daraufhin wird die Hörtypologie nach Hermann Rauhe vorgestellt und sowohl bewusstes als auch unbewusstes Hören erläutert. Zum Schluss wird dann ein Fazit gegeben.

2 Allgemeine Grundlagen der Musikrezeption

Musik ist mittlerweile allgegenwertig in unserem Alltag integriert. Die meisten Menschen hören Musik, jedoch nimmt sie jeder anders wahr. Dabei kann Musik bewusst oder unbewusst wahrgenommen werden. Mit diesen Wirkungen der Musikrezeption beschäftigt sich die Forschung seit Jahren. Deshalb werden im Folgenden die Grundlagen der Musikrezeption vorgestellt. Hierbei wird auf die biologisch-physiologische, physikalische und lernpsychologische Grundlage eingegangen. Anschließend wird die Hörtypologie von Hermann Rauhe vorgestellt sowie bewusstes und unbewusstes Hören erläutert.

2.1 Biologisch-physiologische Grundlagen

Die biologisch-physiologische Wahrnehmung bildet eine wichtige Grundlage für die Musikrezeption. Sie befasst sich mit der Klangentstehung im Ohr. Dieses Sinnesorgan ist sowohl komplex als auch empfindlich. Das Ohr kann dabei Schallwellen in elektrische Impulse umwandeln, diese verstärken und weiterleiten. Im Vergleich zur Haut kann es zehn Millionen Mal mehr Reize aufnehmen (Liedtke 1985, S. 32). Zudem zeigt es eine Reaktion bei einer Luftschwingung von 15 – 20000 Hertz. Allerdingt wird die Empfindlichkeit dieses Sinnesorganes im Laufe des Alters schwächer. Schon mit 35 Jahren reagiert das Ohr nur noch bei einer Schwingung bis zu 15000 Hertz (Dollase 1978, S. 32). Außerdem liegt die Schmerzempfindlichkeit des Sinnesorganes bei ungefähr 120 Phon. Phon ist eine Maßeinheit der Akustik und bestimmt die Größe des Lautstärkepegels (Daniel 1997, S. 337).

Bevor es allerdings möglich ist einen Ton zu hören, müssen die Schallwellen durch die drei Hauptbestandteile des Ohrs weitergeleitet werden. Diese drei Ebenen sind das äußere, das Mittel- und das Innenohr. Das äußere Ohr besteht aus der Ohrmuschel und dem ca. 2,5 cm langen Gehörgang. Die Ohrmuschel fängt die ankommenden Schallwellen auf, welche dann durch den Gehörgang zum Trommelfell weitergeleitet werden. Dadurch fängt das Trommelfell an zu schwingen und gibt die Druckschwankungen an die drei Gehörknöchelchen, Hammer, Ambos und Steigbügel weiter. Diese bilden zusammen das Mittelohr. Anschließend geben die kleinen Knochen den Schall an das Innenohr weiter. Dort beginnt die Basilarmembran zu schwingen und leitet die Wellen in die Ohrmuschel. Durch die Erschütterungen der Membran werden die angrenzenden Hörzellen sowie der Hörnerv stimuliert. Abschließend kommt im Gehirn aufgrund des Reizes das Hörempfinden zustande.

Die Kodierung und Dekodierung der eintreffenden Signale finden dabei im limbischen System statt. Da das System auch für das innere Gleichgewicht und die Steuerung der Lebensfunktionen verantwortlich ist, wirkt Musik, abhängig vom Rhythmus und der Lautstärke, direkt auf das vegetative Nervensystem (Dollase 1978, S. 33f.) Dadurch versuchen sich die Körperrhythmen den eindringenden Klangreizen anzupassen. Dieser Vorgang ist vom Musikalitätsgrad der Person unabhängig (Liedtke 1985, S. 53 ff). Beispielsweise erzeugen 60 bpm (beats per minute) eine beruhigende Atmosphäre, bei der Blutdruck und Puls sinken. Rockmusik hingegen ruft eine motorische Reaktion hervor (Haselauer 1986, S. 20ff.).

Zudem ist das limbische System für die Entstehung und Wirkung von Gefühlen verantwortlich. Somit findet die Dekodierung der Musik in der menschlichen Gefühlszentrale statt (Haselauer 1986, S. 29). Aus diesem Grund ist der emotionale Sektor beim Hören stark ausgeprägt (Liedtke 1985, S. 36). Diese emotionalen Reaktionen sind hingegen an den Lernprozess und somit an die Umweltbedingungen des Hörenden angeknüpft (Dollase 1978, S. 34). Dennoch ist zu beachten, dass sich die genetische Vererbung von musikalischen Fähigkeiten nicht ausschließt. Denn das qualitativ hochwertige Spielen von Instrumenten setzt zusätzliche Fähigkeiten wie sensomotorisches Können voraus. Betrachtet man die Entwicklung eines Fötus bis hin zum Erwachsenenalter, lassen sich angeborene Reaktionen auf die Musik feststellen. Dies liegt daran, dass das Hörorgan schon in der 24. Schwangerschaftswoche entwickelt worden ist (Liedtke 1985, S. 36). Dabei konnte festgestellt werden, dass der Fötus schon auf Schwallwellen reagiert (Dollase 1978, S. 34). Die Entwicklungsstufen der Musikrezeption jedes Menschen sind die Reaktion auf Rhythmus, Melodie, Konsonanz und Dissonanz sowie die Identifizierung musikalischer Stereotypen.

Nach der Auseinandersetzung mit den biologisch-physiologischen Grundlagen lässt sich feststellen, dass die Wahrnehmung der Musik abhängig von der Sensibilität des Ohres ist. Das limbische System ist dabei für die Codierung und Decodierung verantwortlich. Die genetische Vererbung kann hierbei die Qualität des Hörens verbessern. Es zeigt sich, dass die biologisch-physiologischen Wahrnehmung der Musik die Grundlage der menschlichen Wahrnehmung darstellt. Im Folgenden wird nun auf die physikalischen Grundlagen der Musikrezeption eingegangen.

2.2 Physikalische Grundlagen der Musikrezeption

Die Akustik ist eine Teildisziplin der Physik und spielt bei der Musikrezeption eine wichtige Rolle. Sie ist die Wissenschaft von Schwingungen und Wellen in elastischen Medien. (Trendelenburg 1927, S. 1). Der Überlieferungsvorgang der Schallwellen basiert auf der Elastizität und der Masse der Luft. Der Schall, der Ton/das Geräusch, die Klangfarbe, die Hüllkurve und die Resonanz bilden die Untergruppen der Akustik. Diese werden im Folgenden näher erläutert.

Der Schall besteht aus einer wellenartigen Druckänderung, die sich räumlich und zeitlich in einem elastischen Medium ausbreitet. Die dabei entstehenden Schallwellen werden auch Longitudinalwellen genannt (American Standard Association 1951, S. 8). Die Druckwellen breiten sich in der Luft mit einer Geschwindigkeit von 343 m/s aus. Bei längeren Schwingungen eines Objektes bekommen die Luftmolekühle nicht nur einen, sondern mehrere Anstöße. Dieser Vorgang geschieht so lange, bis das Objekt aufhört sich zu bewegen. Der Schall lässt sich zudem in zwei verschiedene Kategorien unterteilen, dem Ton und dem Geräusch (Kock 1974, S. 2f).

In der Akustik handelt es sich bei einem reinen Ton um eine sinusförmige Schwingung, die sich in die Frequenz, die Amplitude und die Phasenlage aufteilen lässt. Die Frequenz gibt die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde an. Die maximale Auslenkung der Schwingung ist durch die Amplitude definiert. Die Phasenlage stellt die zeitliche Dauer einer Schwingung zu einer neuen Schwingung dar. Ein Geräusch hingegen besteht aus einem nichtperiodischen Schwingungsverlauf, wie beispielsweise unterschiedlichen Frequenzabständen mit verschiedenen Amplituden.

Die Klangfarbe ist ein weiterer Teil der Akustik. Sie ist das Attribut des Hörempfindens in dem ein Zuhörer beurteilen kann, ob zwei ähnlich dargestellte Töne, abgesehen von der Tonhöhe und Lautstärke, ungleich sind (American Standard Association 1951, S. 9). Beispielsweise wirken Töne härter, wenn die Anzahl und die Ausprägung der Amplitude zunehmen. Aus diesem Grund können verschiedene Instrumente unterschiedliche Klangfarben erzeugen.

Die Hüllkurve beschreibt die Abhängigkeit von der Lautstärke und der Zeit eines Tones. Es gibt eine große Vielfalt der Hüllenkurven, wie beispielsweise bei einem explosionsartigen Beginn oder ein langsames Ansteigen eines Tones. Die Amplitude gibt dabei den Verlauf der Schwingung eines Klanges an.

Den letzten Teil der Akustik bildet die Resonanz. Sie liegt vor, wenn die Erregerfrequenz nahe einer Eigenfrequenz beobachtet wird (Crawford 1989, S. 72). Dies bedeutet, dass schwingende Körper durch eine Energiezufuhr von außen zu erzwungenen Schwingungen angeregt werden. Wenn dabei die erregende Frequenz gleich der Eigenfrequenz des Schwingers ist, erreicht die Amplitude der Schwingung ein Maximum. Resonanz tritt meistens mit einer Schallverstärkung auf. Dies kann zum Beispiel bei dem Aufbau von Instrumenten beobachtet werden.

Die physikalischen Grundlagen der Musikrezeption beschäftigen sich mit der Übertragung von Musik über Schwingungen und Wellen. Die Akustik beschreibt hierbei, wie der Schall sich ausbreitet und dass Ohr diesen wahrnimmt. Um einen tieferen Einblick in die Grundlagen der Musikrezeption zu bekommen, wird nun genauer auf die Lernpsychologische Grundlage eingegangen.

2.3 Lernpsychologische Grundlagen der Musikrezeption

Das Gehirn weißt im Laufe des Lebens viele Veränderungen auf, die sich über Lernprozesse weiterentwickeln (Pritzel et al. 2001, S. 42). Dadurch verändert sich auch die Struktur der Gehirnrinde. Durch die Lernprozesse im Laufe des Lebens jedes Individuums gibt es eine quantitative Veränderung der Ribonukleinsäuren im Zellkern. Dadurch entsteht eine höhere Bereitschaft zur Weiterleitung der Reize. (Schenk–Danzinger 1977, S. 28). Auch in der Musikentwicklung gibt es viele unterschiedliche Stufen, welche für die spätere Fähigkeit Musik wahrzunehmen und zu erleben von Bedeutung sind. Viele verschiedene Lerntheorien aus der Psychologie und der Pädagogik geben grundlegende Erklärungen der musikalischen Entwicklungsprozesse.

Mit der klassischen Konditionierung versucht Pawlow den musikalischen Entwicklungsprozess darzustellen. Dabei wird „durch wiederholte Kopplungen eines ursprünglich neutralen Reizes mit eine[r] reflexionsauslösende[n Situation], […] der vorher neutrale Reiz schließlich alleine“ durch den Reflex ausgelöst (Brockhaus 1945, S. 257). Wenn der Computer beispielsweise ein bestimmtes Geräusch erzeugt, wird dieses sofort mit einer Fehlermeldung verbunden. Zudem zählen zu diesen Reizreaktionen auch emotional-affektive Reaktionen, wie Freude oder Wohlbefinden. Mit Hilfe der klassischen Konditionierung lässt sich somit das große Desinteresse der Schülerinnen und Schüler an klassischer Musik erklären. Da diese Musikrichtung verstärkt im langweilig empfunden Musikunterricht auftritt, verbinden die Jugendlichen damit etwas Negatives und verspüren eine Abneigung gegen diese Stilrichtung. Sobald ein bestimmter Musiktitel oder eine Musikrichtung einmal mit einem bestimmten Gefühl assoziiert wird, kann diese ein Auslöser für bestimme Stimmungen und Gefühlen sein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Hörtypologie nach Hermann Rauhe
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V503673
ISBN (eBook)
9783346036346
ISBN (Buch)
9783346036353
Sprache
Deutsch
Schlagworte
hörtypologie, hermann, rauhe
Arbeit zitieren
Claudia Körner (Autor:in), 2018, Die Hörtypologie nach Hermann Rauhe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503673

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