Beatlemania. Ein Phänomen der Popmusik der Sechziger Jahre


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aufstieg und Manie

3. Fragestellung
3.1 Musik: Yeah! Yeah! Yeah!
3.2 Fluidum: More popular than Jesus
3.3 Kampagne: You Can Buy Love

4. Konklusion
4.1 Zusammenfassung
4.2 Abschliessende Bemerkungen

5. Literatur

1. Einleitung

Diese Arbeit entstand im Rahmen des Proseminars „Jugendkulturen und Jugendforschung“. Im Zentrum steht eine Retrospektive auf die Popmusik der Sechzigerjahre. Die Beatles figurieren dabei als wohl prägendste Band dieser Epoche. Scharen von Menschen, vor allem Jugendliche, waren begeistert von der Musik und dem Auftritt dieser vier Männer aus England.

Das Phänomen der Beatles soll daraufhin analysiert werden, welche Faktoren dazu führten, dass diese Erscheinung die Massen in bekannter Weise zu mobilisieren vermochte. In einem ersten Teil (Kapitel 2) soll die „Beatle-Manie“ in ihren wichtigsten Punkten und Phasen kurz erläutert werden. Darauf folgt in Kapitel 3 die Fragestellung, welche die Perspektiven darlegt, aus denen sich die Arbeit mit dem Phänomen beschäftigt. Und schliesslich sollen im Anschluss mögliche Faktoren erläutert werden, auf denen der Erfolg gründet.

2. Aufstieg und Manie

1954 setzten Bill Haley and his Comets mit ihrem Lied „Rock Around The Clock“ und Elvis Presley mit „That’s All Right (Mama)“ den Startschuss zum Ausbruch des Rock’n’Roll in Amerika. Ein Jahr später schwappte diese neue Musik schliesslich über und auch auf den britischen Inseln wurde vermehrt danach gefiebert.[1]

Zu dieser Zeit gründete Liverpools Jugend zahlreiche „Skiffle“-Bands, nach dem Vorbild des ersten wahren britischen Musik-Stars Lonnie Donegan. Diese Musik wurde auf Instrumenten wie Waschbrett und Teekistenbass gespielt und war somit leicht zu beherrschen. Sogar die Gitarre, das schwierigste Instrument einer Skiffle-Gruppe, war mit ein paar einfachen Akkorden leicht zu bedienen.[2]

John Lennon, damals 15 Jahre alt, gründete zusammen mit Schulfreunden die Skiffle-Band The Quarrymen. Kurze Zeit später stiess Paul McCartney dazu und 1958 schliesslich George Harrison. Ihre Vorbilder waren Musiker wie Lonnie Donegan, Chuck Berry und Elvis Presley. Durch unzählige Konzerte in verruchten Bars Liverpools und Hamburgs entwickelten sie ihren eigenen Stil, der zwischen Beat, Rockabilly, Rhythm’n’Blues und Skiffle anzusiedeln war. Umbenannt in Johnny and the Moondogs, The Silver Beatles und schliesslich The Beatles stiess 1962 Ringo Starr zur Gruppe.[3]

Noch im selben Jahr veröffentlichten die Beatles mit “Love Me Do“ ihre erste Single unter eigenem Namen und erreichten damit Platz 17 der Top Twenty in der Musik-Zeitschrift

„Music-Week“ und der Hitliste des „New Musical Express“ und die Nummer 1 der „Mersey-Beat“-Hitliste.[4]

Im Januar 1963 veröffentlichten sie ihre zweite Single „Please Please Me“. Der Song wurde in England der absolute Hit: Platz 1 in den Charts der Zeitschriften „Melody-Maker“, „New Musical Express“, „Record Mirror“ und „Record Retailer“ und im Rundfunk bei der BBC Platz 2.[5] Darauf folgten weitere Hit-Singles, das erste Album, eine Tournee durch England zusammen mit Stars wie Helen Shapiro und Tommy Roe sowie zahlreiche Auftritte in Radio und Fernsehen. Das Geschäft mit den Beatles lief in vollem Gange. Die „Beatlemania“ hatte Einzug gehalten in Grossbritannien und man feierte die vier und ihren neuen Sound.[6] Für ihre zweite LP lagen gar Vorbestellungen in der Rekordhöhe von 500'000 Stück vor.[7]

Die Beatles waren nun internationale Berühmtheiten. Als sie von ihrer Schweden-Tournee zurückkehrten, wurden sie in London von Tausenden von schreienden Fans empfangen. Bei Konzerten in ganz Europa mussten viele Polizisten, zum Teil auch berittene Polizei, eingesetzt werden.[8] Fans schrieen sich die Seele aus dem Leib, stürmten die Bühnen oder fielen reihenweise in Ohnmacht. In einem Konzertbericht schrieb der „New Musical Express“ damals:

„The Screams are deafining. […] What The Beatles are singing is unimportant. Fans rush up the gangways, arms outstretched, pleading ‘Paul! Paul!’ [...] Then straight into ‘She Loves You’, and when they reach the ‘oooh’ part of the song, they all shake their heads. Their hair quivers. Fans go wild.”[9]

„Es ist unmöglich, die Beatlemania zu übertreiben. Ihrem ganzen Wesen nach war sie eine Übertreibung“, meint Hunter Davis.[10] Die Fans nutzten jede Möglichkeit, einen Blick auf die Beatles zu erhaschen, riefen bei ihnen zu Hause an oder jagten nach Souvenirs. „In my front garden they’ve stripped off the bark from a tree and started on the branches“, schildert John Lennon im “New Musical Express”.[11] Auch ihr Auto litt: “It frequently loses mirrors, aerials, door handles and other removable parts. Often our road manager Melvyn has to walk to a garage to get parts and arrives back to find something else gone”, erzählt Paul McCartney.[12]

Europa war infiziert. In Amerika aber tat sich noch wenig.

„Auf Amerika kam es an. Ganz einfach, weil dort der grösste Plattenmarkt der Welt war. Als im Januar 1964 ‚I Want To Hold Your Hand’ Nummer Eins der amerikanischen Hitparaden wurde, öffnete das den gesamten Markt für uns“,

meint Beatles-Produzent George Martin.[13] Zu Beginn des Jahres ‘64 veröffentlichte Capitol Records[14] mit „I Want To Hold Your Hand“ die erste Hit-Single in den USA. Der Song verkaufte 500'000 Stück in zehn Tagen und erreichte in neuer Rekordzeit Platz eins in den US-Charts.[15] Bei ihrem ersten Besuch in Amerika im Februar 1964 wurden die Beatles am New Yorker Flughafen von Tausenden von Fans frenetisch empfangen.[16] In der US-Fernsehsendung „Ed Sullivan Show“ präsentierten sie sich schliesslich vor geschätzten 73 Millionen Zuschauern.[17] Damit wurde eine regelrechte Charts-Lawine ausgelöst, die bis heute einmalig ist: Zwölf Beatles-Singles waren gleichzeitig in den amerikanischen Top 100 vertreten, fünf davon auf den ersten fünf Positionen und zwei LPs auf den ersten beiden Plätzen der Album-Charts.[18]

In den Jahren 1965 und 1966 reifte die Band und entwickelte sich musikalisch weiter. Die Musik wurde psychedelischer und differenzierter, die Liedtexte politischer und tiefsinniger. Die Musik eignete sich nun nur noch mässig für übersteigert wilde Shows wie sie die Beatles in den letzten Jahren geliefert hatten. Zunehmend waren sie auch erschöpft von den anhaltenden Strapazen, welche die Tourneen mit sich brachten. Ringo Starr meinte über jene Zeit:

„Es war die beste und die schlimmste Zeit meines Lebens. Die beste, weil wir viel gute Musik gespielt haben und viele gute Zeiten gehabt haben, und die schlechteste, weil es fast 24 Stunden täglich ohne Pause Stress gab. Es hörte nie auf. Hätten wir weitergemacht, ich persönlich wäre verrückt geworden.“[19]

So gaben die Fab Four am 29. August 1966 ihr letztes offizielles Live-Konzert.[20]

In den folgenden Jahren äusserten sich die Beatles vermehrt auch zu politischen Themen und nahmen teil am Traum von „Love and Peace“, am weltumspannenden Flower-Power, welcher der Jugend eine positive Zukunfts-Perspektive zu verleihen schien. Am 25. Juni 1967 traten sie in der Fernsehsendung „Our World“ auf und spielten das eigens dafür komponierte Lied „All You Need Is Love“. Vor einem Publikum von 200 bis 400 Millionen Zuschauern uraufgeführt, wurde der Song schliesslich zur Hymne des „Summer of Love“ 1967.[21]

[...]


[1]Davies: The Beatles, 89.

[2]Ebenda, 89.

[3]Ebenda, 108.

[4]Moers et al.: Die Beatles, 114-122.

[5]Ebenda, 137.

[6]Schuster: Four Ever, 25.

[7]Niedergesäss: Die Beatles, 125.

[8]Schuster: Four Ever, 26.

[9]Coleman: “Please, No More Jelly Babies!“, 6.

[10]Davies: The Beatles, 217.

[11]Hutchins: Fans invade homes but boys love ´em, 8.

[12]Ebenda, 8.

[13]Schuster: Four Ever, 26.

[14]Die Plattenfirma Capitol Records veröffentlichte die Beatles-Platten in den USA.

[15]Schuster: Four Ever, 27.

[16]Spizer: The Beatles’ Story on Capitol Records, 15.

[17]Davis: Die Beatles, 30.

[18]Ebenda, 30-32.

[19]Schuster: Four Ever, 43.

[20]Lediglich am 31. Januar 1969 spielten sie noch einmal unangekündigt auf dem Dach ihres „Apple“-Hauses in London.

[21]Moers et al.: Die Beatles, 454.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Beatlemania. Ein Phänomen der Popmusik der Sechziger Jahre
Hochschule
Universität Zürich  (Volkskundliches Institut)
Veranstaltung
Jugendforschung und Jugendgruppen (Seminar)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V50345
ISBN (eBook)
9783638465854
ISBN (Buch)
9783640291779
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beatlemania, Jugendforschung, Jugendgruppen
Arbeit zitieren
Dieter Boller (Autor:in), 2004, Beatlemania. Ein Phänomen der Popmusik der Sechziger Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50345

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