Entwicklung eines Informationsflyers zur Gewichtsreduktion


Bachelorarbeit, 2016

70 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG

2 ZIELSETZUNG

3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Definition von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen
3.1.1 Body-Mass-Index (BMI)
3.1.2 Körperfettanteil
3.1.3 Körperfettverteilung
3.2 Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in der deutschen Bevölkerung
3.2.1 Prävalenz anhand DEGS
3.2.2 Prävalenz anhand GEDA 2012
3.3 Einflussfaktoren/Ursachen und Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas
3.3.1 Einflussfaktor Ernährung
3.3.2 Einflussfaktor Bewegungsmangel
3.3.3 Einflussfaktor Psyche
3.3.4 Einflussfaktor Genetik und Medikamente
3.3.5 Soziale Faktoren
3.4 Folgeerkrankungen von Übergewicht und Adipositas
3.4.1 Erkrankungen und Beschwerden des Herzkreislaufsystems und Bewegungsapparates
3.5 Wissenschaftliche Datenlage zu unterschiedlichen Ernährungsformen und deren Auswirkungen auf den Gewichtsverlust sowie das Halten des reduzierten Körpergewichtes
3.5.1 Fettreduzierte Diät
3.5.2 Proteinreiche Diät
3.5.3 Kohlenhydratreduzierte Diät
3.5.3.1 Ernährung nach der LOGI-Methode
3.5.4 Formula-Diät
3.5.5 Ernährungsbedingte Gewichtsreduktion/-stabilisierung
3.5.5.1 Reduktion der Energiezufuhr
3.5.5.2 Optimale Nährstoffrelation
3.5.5.3 Mahlzeitenfrequenz
3.5.5.4 Energiedichte
3.6 Wissenschaftliche Datenlage zu verschiedenen Bewegungsformen und –intensitäten und deren Auswirkungen auf den Gewichtsverlust sowie das Halten des reduzierten Körpergewichts
3.6.1 Gewichtsreduktion durch Ausdauertraining
3.6.2 Gewichtsreduktion durch Krafttraining
3.6.3 Gewichtsreduktion/-stabilisierung durch Körperliches Training
3.6.3.1 Gewichtserhaltung
3.6.3.2 Belastungsfaktoren

4 METHODIK
4.1 Ausführliche Literaturrecherche der im gegenwärtigen Kenntnisstand beschriebenen Themen
4.2 Entwicklung eines Informationsflyers
4.2.1 Erstellung eines Flyers
4.2.2 Konzept
4.2.3 Zielgruppe
4.2.4 Struktur
4.2.5 Text
4.2.6 Grafik Design
4.2.7 Produktion

5 ERGEBNISSE
5.1 Ableitung und Begründung einer als besonders geeignet befundenen Ernährungs- und Bewegungsform zur Gewichtsreduktion
5.2 Darstellung des Informationsflyers zur Gewichtsreduktion und Beschreibung in Textform

6 DISKUSSION
6.1 Kritische Betrachtung der Ergebnisse
6.2 Wichtigkeit der Ernährungsaufklärung

7 ZUSAMMENFASSUNG

8 LITERATURVERZEICHNIS

9 ABBILDUNGS-, TABELLEN-, ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
9.1 Abbildungsverzeichnis
9.2 Tabellenverzeichnis
9.3 Abkürzungsverzeichnis

ANHANG
Anhang 1
Anhang 2

1 Einleitung und Problemstellung

In Deutschland ist seit Jahren eine steigende Prävalenz von Übergewicht und Adipositas zu beobachten. Genauer betrachtet, ist bereits jede zweite erwachsene Person übergewichtig und jeder vierte Erwachsene in Deutschland adipös (Korczak & Kister, 2013, S.6). Unser Lebensstil, der von Bewegungsmangel, Fehlernährung, energiedichten Lebensmitteln, Fastfood und Alkohol gekennzeichnet ist, ist die Hauptursache von Übergewicht und Adipositas (Wechsler, 2007, S.1093).

Unter Adipositas wird eine chronische Krankheit verstanden, welche mit einer eingeschränkten Lebensqualität und einem hohen Krankheits-, sowie Sterberisiko verbunden ist. Ein bisher noch nicht gelöstes, gegenwärtiges Problem dabei ist, dass nur bei wenigen Betroffenen diätische und aufwendige, verhaltensmedizinische Lebensstilprogramme nachhaltig wirken und oft ein Jo-Jo-Effekt entsteht (Korczak & Kister, 2013, S.6). Die Lebensverhältnisse und individuelle Gewohnheiten stellen damit viele Menschen vor die Herausforderung, eine ausgewogene Bilanz von Energiebedarf und Energieaufnahme herzustellen (Mensink et al., 2013, S.786). Parallel dazu gewinnen in bundesdeutschen Fitnessstudios Gewichtsreduktionskurskonzepte mehr und mehr an Beliebtheit. Hier stellt in der überwiegenden Zahl der Fälle die Körpergewichtsabnahme die primäre Motivation der Teilnehmer/innen dar. Eine Life- Style-Modifikation in Bezug auf Verhalten und Bewegung und eine Ernährungsumstellung sind die Basis guter Therapiekonzepte von Adipositas, damit eine langfristige Änderung der Lebensweise angestrebt werden kann (Wechsler, 2007, S.1093). Eine Ernährungsumstellung in Zusammenhang mit einem entsprechenden körperlichen Training ist sinnvoll, um langfristig auf ein gewünschtes Körpergewicht hinzuarbeiten. Zur Gewichtsabnahme gibt es eine Menge an Diätformen – was ein Beweis dafür ist, dass keine davon die Beste sein kann (Konopka, 2013, S.168). Doch was ist nun die richtige Maßnahme um Gewicht zu verlieren und es zu halten? Welche Ernährungsform ist die richtige? Welches Training ist am effektivsten? Fitnessstudios oder auch Gesundheitseinrichtungen, die eventuell keine Gewichtsreduktionskurse anbieten, wollen diesem Kundenwunsch dennoch nachkommen und solche Fragen beantworten. Aber wie wird ein Informationsflyer zur Gewichtsreduktion gestaltet und welche Informationen können verwendet werden? Daher soll im Rahmen dieser Abschlussarbeit ein Informationsflyer zu aktuellen und wissenschaftlich gesicherten Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen zur Gewichtsreduktion erstellt werden, um auf einfachem und klarem Wege den Kunden bei der Umsetzung ihrer Ziele helfen zu können.

2 Zielsetzung

Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe einer ausführlichen, wissenschaftlichen Literatur- und Onlinerecherche die Eignung unterschiedlicher Ernährungs- und Bewegungsformen zur Gewichtsreduktion zu recherchieren und zu erörtern. Auf Basis einer aus wissenschaftlicher Sicht als besonders geeignet befundenen Ernährungs- und Bewegungsform sollen anschließend konkrete Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen zur Gewichtsreduktion in einem aktuellen Informationsflyer zur Ernährungsaufklärung zusammengestellt werden. Für die Vorgehensweise zur Gestaltung eines Informationsflyers soll eine Anleitung den Bearbeitungsweg unterstützen.

Forschungsfragen:

- Bewirken Diäten eine dauerhafte Gewichtsreduktion bei Überwicht/Adipositas?
- Welche körperlichen/sportlichen Aktivitäten und welcher Ausmaß sind für eine Gewichtsreduktion sinnvoll?
- Welche Faktoren stabilisieren einen erreichten Gewichtsverlust?
- Wie ist die Vorgehensweise bei der Gestaltung eines Informationsflyers?

3 Gegenwärtiger Kenntnisstand

3.1 Definition von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen

Allgemein kann Übergewicht/Adipositas als eine Vermehrung des Körperfetts definiert werden, welches über das Normalmaß hinausgeht, verbunden mit einer Gesundheitsgefährdung, bzw. mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen. Synonyme dafür sind im deutschsprachigen Raum „Fettleibigkeit“ und „Fettsucht“, da der letztgenannte Begriff aber nicht medizinisch korrekt und gleichzeitig diskriminierend ist, sollte er nicht verwendet werden (Wirth & Hauner, 2013, S.2). Übergewicht und Adipositas bezeichnen streng genommen zwei unterschiedliche Tatsachen, jedoch werden diese Begriffe in der Literatur häufig nicht unterschieden (Wirth 2008). Der Unterschied ist dabei aber, dass bei Übergewicht ein zu hohes Körpergewicht im Vergleich zur Körpergröße vorliegt. Bei Adipositas ist jedoch der Köperfettanteil gemessen an der Gesamtkörpermasse zu hoch (Lehrke & Laessle, 2009, S.3).

Definiert wird Übergewicht/Adipositas anhand von Körpermaßen, basierend auf Körpergewicht und Körpergröße, diese sind leicht zu erfassen und erlauben eine schnelle Klassifizierung. Erforderlich für eine korrekte Ermittlung sind dafür standardisiert erhobene Messwerte (Wirth & Hauner, 2013, S.2).

3.1.1 Body-Mass-Index (BMI)

Zur Bestimmung der Körperfettmasse wird als Grundlage der „Body Mass Index“ (BMI) oder auch Köpermassenindex herangezogen. Berechnet wird dabei der Quotient aus Körpergewicht in Kilogramm (kg) und der Körpergröße in Metern zum Quadrat (m²):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit den in der nachfolgenden Tabelle (Tab.1) aufgeführten Werten, kann das Ergebnis beurteilt werden.

Tab.1: Gewichtseinteilung nach BMI bei Erwachsenen (nach World Health Organisation (WHO), 2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Beispiel: Ein Mann mit einem Gewicht von 80 kg und einer Körpergröße von 1,80 Meter (m) hat einen BMI von

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei einem Gewicht von 100 kg, beträgt der BMI = 30,9 kg/m².

Weltweit wird die von der WHO im Jahr 2000 vorgeschlagene Definition und Klassifikation der Adipositas auf der Grundlage des BMI verwendet (Wirth & Hauner, 2013, S.2). Der BMI wird als Schätzgröße für das Vorliegen von Adipositas angewendet, da er relativ hohe Korrelationen mit dem gemessenen Körperfettanteil aufweist. Es wird also nicht der Körperfettanteil gemessen, sondern ein Indikator für den Körperfettanteil dargestellt, dabei wird nicht zwischen Körperfettmasse und fettfreier Masse unterschieden. Somit haben beispielsweise Bodybuilder zwar eine erhöhte Körpermasse, aber dennoch einen geringeren Körperfettanteil (Warschburger & Petermann, 2008, S.1).

Aus diesem Grund sollte neben der Bestimmung des BMI, auch der Körperfettanteil bestimmt werden.

3.1.2 Körperfettanteil

Charakterisiert wird der „Adipöse Phänotyp“ durch Körperfett, spezifische Fettdepots, Fettverteilung und Muskelmasse. Dabei bestimmt die Körperzusammensetzung anteilig das gesundheitliche Risiko einer Person, welches bei Übergewichtigen wesentlich durch das „Bauchfett“ beeinflusst wird (Wirth & Hauner, 2013, S.7).

Körperfett wird in vier Arten von Fettgewebe unterschieden (Haack, 2009, S.36):

- Unterhautfettgewebe (subkutanes Fettgewebe) eher im unteren Bereich des Körpers
- essenzielles Fettgewebe
- Bauchfettgewebe (abdominales oder viszerales Fettgewebe)
- intramuskuläres Fett

Meist Angewandte Methoden zur Ermittlung des Körperfettanteils:

- Hautfaltenmessung (Caliper)

Dabei wird der Körperfettanteil über die Messung der Dicke bestimmter Hautfettfalten mit einer speziellen Caliperzange ermittelt und anschließend wird mit Umrechnungstabellen der Körperfettwert festgelegt (Raschka & Ruf, 2012, S.143f). Erfasst wird bei der Messung das subkutane Fettgewebe in Millimeter (mm). Das Verhältnis der Hautfalten zwischen Rumpf und Arm ist ein Maß für die Fettverteilung (Wirth & Hauner, 2013, S.14).

- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)

Anhand geringer elektronischer Ströme, welche durch den Körper geschickt werden, wird der Widerstand (Impedanz) ermittelt und anschließend zur Körperzusammensetzung umgerechnet (Fusch, 2005, S.271).

Die Ströme werden über vier Elektroden an Hand und Fuß gesendet, fokussiert wird sich hierbei auf den Flüssigkeitshaushalt. Es bestehen unterschiedliche elektrische Widerstände zwischen dem Fettgewebe und fettfreier Masse, denn wasserreiches Gewebe wie Blut und Muskulatur haben im Gegensatz zu Fett und Knochen eine hohe Leitfähigkeit (Raschka & Ruf, 2012, S.148).

3.1.3 Körperfettverteilung

Ab einem bestimmten Ausmaß erlangt Übergewicht einen Krankheitswert, der je nach Fettverteilung mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen verbunden ist. Darunter fallen unter anderem Diabetes Typ 2, Herzkreislauferkrankungen aber auch Gelenk- und Rückenbeschwerden (Korczak & Kister, 2013, S.7).

Um ein gesundheitliches Risiko abschätzen zu können, kann nach der Ermittlung des Körperfettanteils zusätzlich die Messung der Köperfettverteilung zugezogen werden. Die Ermittlung des Fettverteilungsmusters gibt an, in welcher Körperregion das meiste Körperfett anlagert ist. Zwischen den Geschlechtern lässt sich dabei folgender Unterschied erkennen: Die so genannte androide Körperfettverteilung (siehe Abbildung (Abb.)1) tritt häufiger bei Männern auf, welche mit einer Fettanlagerung im Bauchbereich gekennzeichnet ist und damit bildlich eine „Apfelform“ darstellt. Bei Frauen tritt eher die gynoide Fettverteilung (siehe Abb.1) auf, welche durch die Fettablagerung im Hüft- und Oberschenkelbereich gekennzeichnet ist und damit eine „Birnenform“ darstellt (Pillmann et al, 2009, S.8). Als Maß zur Beurteilung der Fettverteilung ist unter anderem die Schätzung der intraabdominalen/viszeralen Fettmasse durch eine Messung des Bauchumfangs, beziehungsweise (bzw.) Taillenumfangs möglich (Ellrott, 2008, S.2).

Tab.2: Richtwerte zur Körperfettverteilung (Buskies & Boeckh-Behrens, 2012, S.312).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

*cm= Zentimeter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Fettverteilungsmuster und metabolisches Risiko (Ellrott, 2008, S.2).

Wenn der Taillenumfang erhöht ist, gilt dies als Zeichen für erhöhte viszerale Fettdepots, was auf ein mäßig bis deutlich erhöhtes Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Erkrankungen hinweist (Wirth & Hauner, 2013, S.3).

Des Weiteren kann der Taille-Hüft-Quotient verwendet werden, anhand folgender Formel wird dieser Wert berechnet:

Taille-Hüft-Quotient =

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Folgende Punkte werden bei der Messung beachtet:

Frauen: Der Taillenumfang wird an der schmalsten Stelle zwischen Rippenbogen und Hüftknochen am Ende einer normalen Ausatmung gemessen.

Der Hüftumfang an der breitesten Stelle der Hüfte.

Männer: Der Taillenumfang wird auf der Höhe des Nabels am Ende einer normalen Ausatmung gemessen.

Der Hüftumfang an der breitesten Stelle.

Beispiel: Frau, Taillenumfang 72 cm, Hüftumfang 96 cm

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Interpretation des Ergebnisses, kann anhand Tabelle 3 abgelesen werden:

Tab.3: Bewertung des Taillen-Hüft-Quotienten (Buskies & Boeckh-Behrens, 2012, S.312)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in der deutschen Bevölkerung

3.2.1 Prävalenz anhand DEGS1

Die Studie „Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)“ liefert Daten zur Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland unter der Basis anthropometrischer Untersuchungen. Die Datenerhebung erfolgte von 2008 bis 2011, veröffentlicht wurde diese im Jahre 2013. Dazu wurden mittels einer repräsentativen Stichprobe 18 bis 79 Jährige Menschen zu gesundheitsrelevanten Themen befragt und untersucht. Dabei wurde der BMI ermittelt und Adipositas definiert, die Ergebnisse wurden nach Geschlecht, Altersgruppe, Sozialstatus und Region dargestellt.

In Deutschland sind zwei Drittel der Männer (67%) und die Hälfte der Frauen (53%) Übergewichtig und ein Viertel der Erwachsenen, also 23,9 % der Frauen und 23,3% der Männer stark Übergewichtig, bzw. Adipös.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Männer und Frauen mit Adipositas (BMI≥30) in Deutschland - Anteile an der gleichaltrigen Bevölkerung (Robert-Koch-Institut, Studie DEGS1, Erhebung 2008-2011).

Die Abbildung 2 veranschaulicht die Verteilung von Adipositas in verschiedenen Altersgruppen. Deutlich zu erkennen ist dabei, dass der Adipositas-Anteil im zunehmenden Alter immer mehr steigt. Somit sind es über 40% der Frauen zwischen 70 und Jahren und knapp 35% der Männer zwischen 60 und 69 Jahren mit dem höchsten Adipositas-Anteil.

Im Altersgang nimmt der Adipositas-Anteil zu, dies veranschaulicht folgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 79

Abb.3: Adipöse Männer und Frauen - Anteile an der gleichaltrigen Bevölkerung im Zeitverlauf (Robert-Koch-Institut, Studie DEGS1, Erhebung 2008-2011).

Für die Basis der Messwerte über einen längeren Zeitraum ist bisher nur das Alter zwischen 25 und 69 Jahren möglich. Bemerkenswert ist insbesondere die Entwicklung des Bevölkerungsanteils mit Adipositas im Zeitverlauf. Zwischen den Jahren 1990 bis 1992 waren erst 20,9% der Frauen und 18,1% der Männer adipös, wobei die entsprechenden Anteile in den Jahren 2008 bis 2011 schon bei 23,0% und 24,5% lagen. Wenn man diese Zahlen nach Alter betrachtet, dann nahm Adipositas im jungen Erwachsenenalter am stärksten zu (siehe Abb.3).

3.2.2 Prävalenz anhand GEDA 2012

Die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“(GEDA) liefert uns weitere Daten für Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Dazu werden im Rahmen des bundesweiten Gesundheitsmonitorings vom Robert Koch-Institut regelmäßig telefonische Gesundheitsbefragungen durchgeführt. Sie ergänzen Untersuchungs- und Befragungssurveys, wie beispielsweise die DEGS.

In der GEDA 2012 sind laut Selbstangaben der Befragten 16,7% der Männer und 16,2% der Frauen adipös. Des Weiteren hat die Studie ergeben, dass rund 46% der Frauen und 60% der Männer übergewichtig oder adipös sind, dabei tritt Übergewicht bei Männern mit 43% häufiger auf, als bei Frauen mit 30%. Zwischen den Geschlechtern jedoch besteht kein Unterschied in der Häufigkeit. Zudem ist bei beiden Geschlechtern sowohl Übergewicht, als auch Adipositas in höheren Altersgruppen deutlich häufiger zu beobachten als bei jüngeren. Bei Frauen ab einem Alter von 30 Jahren in unteren Bildungsschichten, ist Adipositas im Vergleich zu Frauen oberer Bildungsschichten stärker verbreitet. Bei Männern konnte dies vorrangig im Alter zwischen 30 und 44 Jahren beobachtet werden. Die Bildungsunterschiede sind insgesamt bei den Damen stärker ausgeprägt als bei den Herren. Bundesweiter Vergleich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Regionale Verteilung: Anteil der Frauen und Männer mit Adipositas(Robert-Koch-Institut, Studie GEDA 2012, Erhebung 2012-2013).

Abbildung 4 veranschaulicht die bundesweite Verteilung von Adipositas in Deutschland. Deutlich wird dadurch, dass die Adipositas-Prävalenz bei Frauen in der Region Ost (Süd) über dem Bundesdurchschnitt liegt. Seltener adipös sind hingegen die Frauen in Baden-Württemberg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt und im Vergleich zu den Regionen Ost (Süd) und Ost (Nord).

Bei den Männern konnten keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Regionen beobachtet werden.

3.3 Einflussfaktoren/Ursachen und Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas

In der Wissenschaft konnte bisher die Frage nach der Ursache von Übergewicht und Adipositas noch nicht abschließend beantwortet werden. Eine positive Energiebilanz, welche meist zum Fettansatz führt, reicht als Erklärung alleine nicht aus, denn scheinbar fließen in die Erkrankung verschiedene, zusammenwirkende Faktoren mit ein (Elmadfa & Leitzmann, 1990, S.397). Diese Faktoren werden in den folgenden Unterpunkten näher erläutert. Beeinflusst wird das Körpergewicht aber hauptsächlich von der Energiebilanz, was bedeutet, je nach aufgenommener Nahrungsmenge nimmt eine Person entweder zu oder ab. Demnach ist der theoretische Vergleich zwischen der Energiezufuhr und dem Energieverbrauch die Basis der Energiebilanz. Die Nahrungszufuhr bestimmt damit die Energiezufuhr und der Energieverbrauch wird zum einen von dem Ruheenergieverbrauch, als auch von der nahrungsinduzierten Thermogenese und dem Energieverbrauch bei geplanter und nicht-geplanter körperlicher Aktivität bestimmt (Korczak & Kister 2013, S.11).

- Der Energieverbrauch hat demnach 3 Komponenten:

Ruheenergieumsatz – Thermogenese – körperliche Aktivität.

- Ein erniedrigter Ruheenergieverbrauch (REE) führt häufig langfristig zur Gewichtszunahme. Der Ruhenergieverbrauch wird vorwiegend durch die genetisch festgelegte Muskelmasse bestimmt.
- Die nahrungsinduzierte Thermogenese (=Wärmehaushalt) ist bei Adipösen oft vermindert.
- Adipöse Personen bewegen sich weniger als Normalgewichtige; langfristig erhöht sich dadurch ihr Gewicht (Wirth & Hauner, 2013, S.106 f).

Folgende Abbildung stellt dieses Prinzip anschaulich dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Energie Balance (in McArdle, Katch & Katch, 2007, S.166).

3.3.1 Einflussfaktor Ernährung

In diesem Zusammenhang folgt die Ernährungsentwicklung, welche einen deutlichen Überfluss an Nährstoffen liefert. „Ein Traum vom Schlaraffenland“ hat sich im Laufe der Zeit für die Menschen der Industrienationen erfüllt. „Das Land in dem Milch und Honig fließen“ ist real geworden. Damit soll auf den Punkt gebracht werden, dass sich der Nahrungsüberfluss in Bezug auf erhöhtem Konsum von Nahrungsfett, steigender Kohlenhydratzufuhr und stark verarbeitete Lebensmitteln wie Fast Food in der deutschen Bevölkerung etabliert hat und damit die Entstehung von Übergewicht und Adipositas begünstigt (Reich & Cierpka, 2010, S.1). Um einige Ernährungsprobleme auf den Punkt zu bringen sollen folgende Punkte stichwortartig festgehalten werden:

- Unregelmäßige Mahlzeiten
- Kein oder nährstoffarmes Frühstück
- Ungünstige Mahlzeiten zu falschen Uhrzeiten
- Zwang alles aufzuessen um nichts wegschmeißen zu müssen
- Zu viel Ablenkung während dem Essen
- Schnelles Essen
- Essen aus Gelüsten, Frustessen
- Süße Snacks für Zwischendurch, welche als „gesund“ beworben werden
- Mitternachtssnacks
- Süßes als Trost, Belohnung, Beruhigung oder Mitbringsel
- Einseitige Ernährung
- Vorzug von kalorienreichem Essen und Trinken
- Fettreiche Zubereitung von Gerichten
- Zu viel fettes Fleisch und Wurst
- Zu wenig Obst und Gemüse
- Zu wenig reines Wasser
- Zu viel gesättigte Fettsäuren
- Regelmäßiger und selbstverständlicher Verzehr von Fastfood
- Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern
- Zu wenig Vollkornprodukte und und und…

3.3.2 Einflussfaktor Bewegungsmangel

„Wir verschaffen uns als Nation zu wenig Bewegung. Wir schauen zu, anstatt selbst auf dem Spielfeld zu rennen, wir fahren, anstatt zu Fuß zu gehen. Unsere Lebensweise nimmt uns selbst jenes Mindestmaß an körperlicher Aktivität, das zu einem gesunden Leben nötig ist.“ John F. Kennedy (1917-1963).

In der Regel isst eine übergewichtige Person zu viel und bewegt sich zu wenig, damit wird, wie im letzten Abschnitt beschrieben, eine positive Kalorienbilanz, begünstigt.

Hinzu kommt, dass die Arbeitsmuskulatur bei Adipösen in Relation zum Körpergewicht, meist unterentwickelt ist, daraus folgt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit herabgesetzt wird. Des Weiteren fällt der Person eine muskuläre Aktivität immer schwerer, womit die körperliche Inaktivität als Rückkopplung gefördert wird (Buskies & Boeckh-Behrens, 2012, S.335).

Folgende Abbildung soll veranschaulichen, wie mangelnde körperliche Aktivität zu einem Teufelskreis werden kann und damit die Aufrechterhaltung von Übergewicht begünstigen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Teufelskreis der mangelnden körperlichen Aktivität (Warschburger & Petermann 2008, S.15).

3.3.3 Einflussfaktor Psyche

Bei Adipösen ist der psychologische Regelmechanismus der Nahrungsaufnahme weniger ausgeprägt, das heißt, sie können Hunger und Sättigung nicht richtig einordnen.

Dabei hat die psychische Verfassung einen großen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme. Damit entsteht beispielsweise der „Kummerspeck“. Die Verhaltensforschung beobachtet, dass schon im Kindesalter ein gewisses Ernährungsverhalten gelernt wird, was einen bedeutenden Einfluss auf die Entstehung von Adipositas hat.

„Was auf den Tisch kommt, wird gegessen“ und „Teller leer essen, gibt schönes Wetter.“ sind beispielhafte Leitsätze, welche zusammen mit dem erlernen fester Essenszeiten zu einem eher anerzogenen Verhaltensmuster zur Nahrungsaufnahme führt und damit nicht mehr durch natürliche psychologische Regulationsmechanismen gesteuert wird. Kinder lernen in diesem Alter, dass Essen nicht nur satt macht, sondern auch tröstet. Damit hat die Ernährungsweise im ersten Lebensjahr scheinbar einen entscheidenden Einfluss auf das spätere Essverhalten (Elmadfa & Leitzmann, 1990, S.400).

Weitere Psychische Einflussfaktoren können beispielsweise Emotionen und Stress, traumatische Erfahrungen, Körperbild und Körperwahrnehmung, Selbstwertgefühl und Depressionen sein (Korczak & Kister 2013, S.12).

3.3.4 Einflussfaktor Genetik und Medikamente

Der genetische Aspekt konnte größtenteils von Zwillingen untersucht werden, welche getrennt und gemeinsam aufgewachsen sind. Wirth (2008, S.68) weist auf Studien von Stunkard et al., (1986) hin, die belegen, dass genetische Aspekte 50-80% eines erhöhten BMI ausmachen. Zudem konnte anhand Adoptionsstudien nachgewiesen werden, dass der BMI von Kindern, mit dem ihrer Eltern stark korreliert. Ein geringer bis keinen Zusammenhang bestand im Vergleich mit den Adoptiveltern. Daraus kann abgeleitet werden, dass Umwelteinflüsse aus (Adoptiv-)Familien und Kindergarten nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Einfluss von genetischen Faktoren ist allerdings auf bestimmte biologische Aspekte beschränkt, die sich zudem auch im zunehmenden Alter verringern (Wirth, 2008, S.68f.). Generell ist festzuhalten, dass Adipositas nicht vererbt wird, sondern eher die Prädisposition, also die Empfänglichkeit dafür vorliegt, irgendwann adipös zu werden. Folgende genetische Faktoren beeinflussen die Adipositasentstehung:

- Grundumsatz
- Körperzusammensetzung
- Präferenz für bestimmte Nährstoffe
- Appetitregulation
- thermogenetischer Effekt der Nahrung
- spontane körperliche Aktivität
- Insulinsensitivität (Warschburger & Petermann 2008, S.16).

Viele adipöse Menschen erleben die Aufklärung über die Bedeutung der Genetik im Zusammenhang ihres Übergewichts als entlastend. Dadurch entsteht aber auch das Problem, dass der genetische Einfluss generell als Entschuldigung für jenes Fehlverhalten wird. Daraus folgt, dass eine Ansicht entsteht, welche vorgibt, dass alles genetisch vorgegeben ist und man selbst daran nichts ändern kann. Dies führt dann eher zu einer Resignation als zu einer gewünschten Motivation. Darum sollte verhindert werden, ein falsches Bild der Schuld- und Machtlosigkeit zu erzeugen. Generell gilt, dass der Begriff „genetischer Einfluss“ nicht beschreibt, dass Adipositas „vererbt“ wird, sondern eher, dass eine ungünstige Prädisposition vorliegt, welche die Entstehung von Fettreserven begünstigt. Jedoch ist in keinem Fall solch eine Prädisposition ein alleiniger Grund für Gewichtsprobleme, auch eine Adipositas-Therapie ist daher nicht unmöglich (Warschburger et al., 2005, S.25).

Medikamente welche die Nebenwirkung der Gewichtszunahme aufweisen, kommen vor allem bei psychiatrischen Störungen/Krankheiten, Diabetes mellitus, Entzündungskrankheiten und Hypertonie zum Einsatz (Wirth & Hauner, 2013, S.108). Ein systematischer Review mit 43 randomisierten Studien kommt bezüglich der Gewichtszunahme zu folgendem Ergebnis (Leslie et al. 2007, Abstract):

- Antipsychotika (2,1–7,1 kg)
- Phasenprophylaktika (2,5–5,8 kg)
- Insulin (1,8–6,6 kg)
- Sulfonylharnstoffe (1,4–5,0 kg)
- Trizyklische Antidepressiva (1,7–3,7 kg)
- Kortison (2,0 kg)
- β-Blocker (0,5–2,3 kg)

3.3.5 Soziale Faktoren

Es konnte vielfach belegt werden, das der Bildungsgrad und das monatliche Einkommen bei Erwachsenen, generell mit einem verstärkten Gesundheitsbewusstsein verbunden wird. Auch Aufklärungsmaßnahmen werden eher von höher gebildeten Personen angenommen, wodurch die Nahrungsmittelauswahl anders beeinflusst wird. Verbraucher mit einer Hochschulausbildung wählen häufiger ernährungsphysiologisch sinnvolle Lebensmittel, wie beispielsweise Obst und Gemüse.

[...]

Ende der Leseprobe aus 70 Seiten

Details

Titel
Entwicklung eines Informationsflyers zur Gewichtsreduktion
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,2
Autor
Jahr
2016
Seiten
70
Katalognummer
V503356
ISBN (eBook)
9783346067593
ISBN (Buch)
9783346067609
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ernährung, Fitnessökonomie, Diät, Informationsflyer, Training
Arbeit zitieren
Lili Hermann (Autor:in), 2016, Entwicklung eines Informationsflyers zur Gewichtsreduktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503356

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