Politisch soziales Lernen als interkulturelles Lernen


Hausarbeit, 2005

18 Seiten, Note: ohne


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Ziele interkultureller Erziehung
1.1 Stellungnahme der Kultusministerkonferenz
1.2 10 Ziele interkultureller Erziehung und Bildung (nach Nieke)

2 Voraussetzungen für interkulturelle Erziehung

3 Probleme interkultureller Erziehung

4 Umsetzung

5 Schluss

6 Literaturverzeichnis

Einleitung

„Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein;

sie muss zur Anerkennung führen.

Dulden heißt beleidigen.“

(J.W. von Goethe)

In Zeiten wachsender Mobilität und zunehmender Europäisierung und Globalisierung wer den Kontakt und Umgang mit fremden Kulturen im alltäglichen Leben immer wichtiger. Doch allein das Erlernen von Fremdsprachen ist vor diesem Hintergrund bei Weitem nicht ausreichend, um Handlungskompetenz mit Fremden und Fremdem zu erlangen. Vielmehr ist es entscheidend, internationale Perspektiven zu gewinnen, Toleranz zu üben und Ver stehen zu lernen. Je früher ein Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt und interkulturellen Dialog geschaffen wird, desto selbstverständlicher können diese Handlungsfähigkeiten helfen, Missverständnisse zu vermeiden, Ängste abzubauen und Annerkennung für Fremde zu schaffen.

Für den Umgang mit fremden Kulturen ist es zunächst wichtig, den Begriff „Kultur“ näher zu erläutern. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Kultur häufig mit Nationalität gleichge setzt. Diese Definition ist jedoch zu oberflächlich und zu stark vereinfacht. Treffender ist es Kultur zu definieren als „die Art, wie die Beziehungen einer Gruppe strukturiert und geformt sind; (...) wie diese Formen erfahren und interpretiert werden[1]. Es geht dabei v.a. bezüg lich des Erlernens von Handlungskompetenz mehr um das alltägliche Leben, Gesten, Mi mik, Gesprächs- und Umgangsformen, Gewohnheiten und Selbstverständnisse als bei spielsweise um Folklore, Geschichte und Traditionen.

Die Schule kann bei der Erlangung interkultureller Handlungskompetenz einen wesent lichen Beitrag leisten – vor allem, da auch in der Schule schon das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen gängige Realität ist. In einigen Bundesländern ist interkulturelle Bildung und Erziehung inzwischen fester Bestandteil der Lehrerausbildung und des Unter richts an Schulen. Der Berliner Senat hat eine Handreichung für Lehrkräfte heraus gegeben, in der interkulturelles Lernen wie folgt definiert wird:

Interkulturelles Lernen wird als ein auf das Individuum bezogener Entwicklungsprozess verstanden, der hinsichtlich des Verständnisses und der Akzeptanz von fremdkulturellem Verhalten eine Verhaltensänderung des Individuums zum Ziel hat. (...) Im Vordergrund steht das handelnde Individuum, d.h. kulturelle Unterschiede werden als Aspekte der Wahrnehmung und Interpretation („kulturelle Brille“), des Fühlens, Denkens und Verhaltens („kulturelle Prägung“) des Individuums gesehen.[2]

Doch was genau soll interkulturelle Erziehung bewirken? Die klare Definition des Wün schenswerten und Machbaren sind ebenso wichtig, wie das Berücksichtigen der notwen digen Voraussetzungen und möglichen Probleme, um nicht gar das Gegenteil zu errei chen. Ich werde in dieser Hausarbeit versuchen, den aktuellen Diskurs um interkulturelle Erziehung wiederzugeben und dabei zunächst die Ziele näher beleuchten. Dabei werde ich mich vor allem auf die Formulierungen der Kultusministerkonferenz sowie die Ansätze von Wolfgang Nieke[3] konzentrieren. Im Weiteren werde ich kurz auf die Voraussetzungen eingehen, die notwendig sind (oder gegeben sein sollten), um interkulturelle Erziehung in die Praxis umzusetzen und erfolgreich zu vermitteln. Daran anschließend befasse ich mich mit den möglichen und existenten Problemen, die bewusst gemacht und berücksichtigt werden sollten. Schließlich bleibt die Frage der Umsetzung in der Praxis. Wird interkul turelle Erziehung an deutschen v.a. hessischen Schulen praktiziert? In wie weit wurden Empfehlungen z.B. der Kultusministerkonferenz bis heute umgesetzt?

1 Ziele interkultureller Erziehung

Interkulturelles Lernen ist ein Prozess, der dazu führen soll, dass sich sowohl der Umgang mit der eigenen, wie auch mit der fremden Kultur dahingehend verändert, dass ein prob lemloser Umgang miteinander möglich wird. Dabei ist es von Bedeutung die wünschens werten Ziele zu benennen, auf ihre Durchsetzbarkeit zu prüfen und den Gegebenheiten anzupassen.

Im Folgenden werde ich zum einen die 1996 in der Stellungnahme der Kultusministerkon ferenz formulierten Ziele für interkulturelle Erziehung und Bildung zusammenfassen und im Weiteren auf die von Wolfgang Nieke formulierten Ansätze, die einen groben Handlungs rahmen vorgeben, eingehen.

1.1 Stellungnahme der Kultusministerkonferenz

Die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) befasst sich seit Anfang der 1970er Jahre mit dem Problem der Integration ausländischer Schüler und Schülerinnen. 1971 wurden Maß nahmen zur Schulpflichtregelung für ausländische Kinder und Anregungen zur Förderung der deutschen wie der jeweiligen Muttersprache gegeben. 1978 beschloss die KMK „Europa im Unterricht“ zur Förderung der europäischen Dimensionen im Unterricht. Wegen der Zunahme von Gewalt gegen Ausländer folgte 1992 eine „Erklärung zu Toleranz und Solidarität“, um die „Achtung vor anderen Kulturen und die Verantwortung für die Eine Welt einzufordern und für ein verständnisvolles Miteinander zu plädieren“. Ein weiterer Schritt zur Lösung der Probleme ausländischer Kinder an deutschen Schulen waren 1994 die „Überlegungen zu einem Grundkonzept für den Fremdsprachenunterricht“, die die Mög lichkeiten aufzeigten, durch einen veränderten Sprachenunterricht, die Schüler auf die Vielfalt der europäischen Gesellschaft vorzubereiten.[4] Die KMK sah es schließlich für geboten diese verschiedenen Ansätze in einem Beschluss zu bündeln „und auf Basis vor handener Konzepte, Möglichkeiten und Erfordernisse einer interkulturellen Bildung zu ak zentuieren[5]. Sie verfasste am 25. Oktober 1996 den Beschluss „EmpfehlungenInterkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule““[6], der als Orientierungsrahmen für „ein konstruktives Miteinander“ dienen sollte.

Gemäß dieses Beschlusses sollten die Ziele interkultureller Erziehung auf der Basis des Bewusstseins der jeweiligen kulturellen Sozialisation und Lebenszusammenhänge

über andere kulturelle Kenntnisse

Neugier, Offenheit und Verständnis für andere kulturelle Prägungen entwickeln;

anderen kulturellen Lebensformen und –orientierungen begegnen und sich mit ihnen auseinandersetzen und dabei Ängste eingestehen und Spannungen aushalten;

Vorurteile gegenüber Fremden und Fremdem wahr- und ernstnehmen;

das Anderssein des anderen respektieren;

den eigenen Standpunkt reflektieren, kritisch prüfen und Verständnis für andere Stand punkte entwickeln;

Konsens über gemeinsame Grundlagen für das Zusammenleben in einer Gesellschaft bzw. in einem Staat finden;

Konflikte, die aufgrund unterschiedlicher ethnischer, kultureller und religiöser Zusammengehörigkeit entstehen, friedlich austragen und durch gemeinsam verein barte Regeln beilegen können.[7]

Diese Ansätze sollen einen Perspektivwechsel einleiten, der die Wahrnehmung erweitern, den Blickwinkel der anderen einnehmen und damit zu Toleranz führen solle.

[...]


[1]Barth, Wolfgang: Multikulturelle Gesellschaft. In: Interkulturelles Lernen – Arbeitshilfen für die politische Bildung, Hg.: Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 15.

[2] so zitiert in: Handreichung für Lehrkräfte Berliner Schulen – Interkulturelle Bildung und Erziehung, Hg.: Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, Berlin 2001, URL: http://www.senbjs.berlin.de/schule/informationen_fuer_lehrer/interkulturelles_lernen/interkult.pdf, Stand: 20.09.2005, S. 100.

[3]Nieke, Wolfgang: Interkulturelle Bildung und Erziehung, Opladen 1995.

[4]Stellungnahme der Kultusministerkonferenz, In: Interkulturelles Lernen – Arbeitshilfen für die politische Bildung, Hg.: Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 312.

[5] ebd., S. 312.

[6] ebd., S. 312-318.

[7] ebd., S. 314.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Politisch soziales Lernen als interkulturelles Lernen
Hochschule
Universität Kassel  (Gesellschaftswissenschaften)
Note
ohne
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V50303
ISBN (eBook)
9783638465489
ISBN (Buch)
9783638764636
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politisch, Lernen, Interkulturelles Lernen, interkulturelle Erziehung
Arbeit zitieren
M.A. Viola Prickel (Autor:in), 2005, Politisch soziales Lernen als interkulturelles Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50303

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