Die Wirkungsweise von Musik auf invasiv beatmete Patienten


Hausarbeit, 2018

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

II Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Musik
2.1 Definition
2.2 Bedeutung von Musik
2.3 Musik als Heilmittel
2.4 Musiktherapie

3 Patienten auf der Intensivstation
3.1 Wahrnehmung während der künstlichen Beatmung
3.2 Möglichkeit der Kommunikation
3.3 Wirkung der Musiktherapie auf invasiv beatmete Patienten
3.4 Musik und Schmerzverarbeitung

4 Methodik

5 Ergebnisse

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

I Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Musik ist in vielen Kulturen ein alltäglicher Begleiter. Auch im medizinischen Bereich etabliert sich die Musik im Laufe der Zeit als eine Form der Therapie. Musiktherapie wird häufig in der Psychotherapie angewendet. Die medizinischen, präventiven und therapeutischen Potenziale von Musik finden sich in der schmerz- und angstlösenden Wirkung wieder (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.3). Durch den demographischen Wandel wird insbesondere die Medizin stark gefordert. Multimorbide Erkrankungen erfordern intensive Behandlungen und Überwachung. Verschiedene Studien behaupten, dass Angst und Unruhe-Zustände oft im Zusammenhang mit invasiv beatmeten Patienten stehen (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.4). Musik trägt zur Gesundheitsvorsorge, der Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen bei. Daraus resultiert die Forschungsfrage: „W ie sind die Auswirkungen von patientenorientierter Musik-Therapie auf Angst und Unruhe bei sedierten, invasiv beatmeten Patienten?“ Um diese Forschungsfrage zu beantworten, wird versucht, mittels Literatur-Recherche eine theoretische Einführung in die Thematik zu geben, um einzelne Aspekte der Fragestellung definieren zu können. In einem weiteren Teil werden die Daten aus der Literatur-recherche selektiert, analysiert und Ergebnisse präsentiert.

2 Musik

In der vorliegenden Ausarbeitung „Die Wirkungsweise von Musik auf invasiv beatmete Patienten“ wird zuerst auf die verschiedenen Definitionen zum Thema der Hausarbeit eingegangen. Die Studienarbeit ist insgesamt in zwei Hauptkapitel gegliedert: Im ersten Kapitel wird. Es wird an das Thema „Musik“ herangeführt und dieses definiert werden. Im zweiten Kapitel wird der „Patient auf der Intensivstation“ im näheren erklärt und definiert. Es folgt die empirische Untersuchung und das methodische Vorgehen. Ziel des methodischen Vorgehens ist es die Forschungsfrage: „ W ie sind die Auswirkungen von patientenorientierter Musik-Therapie auf Angst und Unruhe bei sedierten, invasiv beatmeten Patienten?“ zu beantworten.

Zum Ende der Ausarbeitung, stellt die Autorin aufbauend auf den Inhalt der Methodik das Ergebnis der Forschungsfrage sowie ein Fazit vor.

2.1 Definition

Musik ist ein Begriff, der in den unterschiedlichsten Kulturen für verschiedene Elemente steht. Oft wird Musik definiert wie

„eine Zufluchtsstätte für individuelles Erleben und zugleich eine Form der Kommunikation“ (van Deest, 1997, S.20).

Eine praxisnahe Definition von Musik wird als Klangkunst bezeichnet (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 8). In weiteren Kulturtechniken gibt es keine eindeutige Eingrenzung, was unter dem Begriff Musik zu verstehen ist (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 9). Musik ist ein komplexer, zusammengesetzter, auditiver Reiz (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.8). Es wird von sogenannten Frequenzen, die von Schallschwingungen über das menschliche Ohr aufgenommen werden gesprochen (Duden, S.1066). Musik ist vielseitig einsetzbar und begleitet den Menschen in verschiedenen sozialen Kontexten (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 10). Das Hören von Musik hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 11).

2.2 Bedeutung von Musik

Reize, die durch Musik ausgelöst werden, sind ausschlaggebend für gewisse Verhaltensweisen, wie z.B. das Wippen mit den Beinen, Trommeln mit den Fingern und rhythmische Bewegungen (Liedtke, 2004, S. 144). Musik fordert und fördert kognitive, emotionale und soziale Vorgänge und verfügt somit über die Möglichkeiten, Verhaltensweisen zu beeinflussen. Menschen werden bestärkt, gesundheitliche relevante Botschaften aufzunehmen und Abstand von negativem Verhalten zu gewinnen (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 10). Das Musikhören und deren kreative weitere Verarbeitung wie Singen, Tanzen und das Erlernen und Spielen von Instrumenten wirkt sich positiv auf Psyche, Körper und soziale wie mentale Ebenen aus (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.8).

„Sie kann die Seele durch alle Stadien ihrer Erfahrung führen oder begleiten, ganz gleich, ob diese nur oberflächlich und verhältnismäßig allgemein sind oder tief und sehr persönlich“ ( Aldridge, 1999, S. 7)

2.3 Musik als Heilmittel

Der demographische Wandel sowie eine steigende Lebenserwartung bringen eine Zunahme notwendiger medizinischer Behandlungen mit sich. Über Jahrtausende ist es bekannt, dass Musik und Wohlbefinden in Verbindung stehen. Dieses Wissen wird in der Musiktherapie angewandt. Die Wirkungszusammenhänge finden sich in den sozialwissenschaftlichen und experimentellen Methoden in der psychologischen Forschung wieder (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.9). Musik wirkt sich auf die Biochemie des menschlichen Körpers aus. Stresshormone im Blut und der Blutdruck sinken und die Hinströme verändern sich (Kowal-Summek, 2016, S.60). Durch wohlklingende Musik werden vermehrt Endorphine, also körpereigene Glückshormone freigesetzt. Daraus resultiert eine Stimmungsaufhellung (Altenmüller, 1993, S. 175). Ebenfalls ist eine signifikante Reduzierung der Schmerzempfindung nachgewiesen (Herkenrath, 2005, S. 55). Nicht jedes Genre ist zur Musiktherapie geeignet. Zu schnelle, laute und unstimmige Musik kann die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin, ein Wirkstoff aus der Gruppe der körpereigenen Katecholamine, welcher als natürliches Hormon aus dem Nebennierenmark freigesetzt wird. Hingegen hilft es dem Menschen, Ängste und Spannungen abzubauen, wenn die gespielte Musik nicht zu laut und langsamer als der Herzschlag ist. Harmonische und nicht harmonische Klänge sollten sich im Gleichgewicht befinden. In der Musiktherapie wird nicht nach Leistung gestrebt. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch. Es werden Anteile des Menschen erreicht, die außerhalb dessen liegen, was als „gesund“ oder „krank“ bezeichnet wird (Bernatzky, Kreutz, 2015, S.11). Patienten und Therapeuten entwickeln neue Perspektiven. Musikalische Behandlungskonzepte orientieren sich grundsätzlich am Positiven (Aldridge, 1999, S. 27).

2.4 Musiktherapie

Musiktherapie ist eine der ältesten therapeutischen Formen und reicht bis in die Zeit um 1500 v. Chr. zurück. Sie stellt historisch betrachtet eine Verbindung von künstlerischem und medizinisch-magischem Handeln dar. Musiktherapie kristalli- siert sich als zeit-/ und kulturgebunden (Plahl, Koch-Temming, 2008, S.30). Die heutige Form der Musiktherapie entwickelte sich in den USA erst nach dem 2. Weltkrieg. Unterschieden wird zwischen einer aktiven und einer rezeptiven Musiktherapie. Musiktherapie steht heute in einem Spannungsfeld zwischen Medizin, Psychotherapie und Heilpädagogik (Kowal-Summek, 2016, S. 70). Es sind die unterschiedlichsten Wirkungen der Musik, die sie als Mittel der Therapie qualifizieren. Die Redaktion der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG), die sich 2008 aus mehreren musiktherapeutischen Verbänden konstituiert hat, hat eine Sammlung an Definitionen zusammengetragen, die aus dem Zeitraum zwischen 1980 und 2004 Bezug auf musiktherapeutische Veröffentlichungen nahm. Damit wird aufgezeigt, dass es zu keiner einheitlichen Definition kommen kann (Kowal-Summek, 2016, S. 70). Die vorliegende empirische Arbeit hat sich für folgende Definition entschieden:

„Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit“ (Kowal-Summek, 2016, S. 72).

Sie gehört zu der praxisorientierten Wissenschaftsdisziplin, die in enger Wechselwirkung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen steht. Zu den Wissenschaftsbereichen gehören Medizin, Psychologie, Musikwissenschaft und Pädagogik (Kowal-Summek, 2016, S. 73).

3 Patienten auf der Intensivstation

Die Gründe für die Behandlung eines Patienten auf einer Intensivstation sind unterschiedlich. Es ist möglich, dass beim Auftreten einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder nach einem schweren Unfall die direkte Aufnahme auf die Intensivstation erfolgen muss. Sie kann auch nach einer aufwendigen und langwierigen Operation erforderlich werden, wenn der Patient für mehrere Stunden oder Tage eine engmaschige Überwachung und Therapie bedarf. Auch eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes während einer stationären Behandlung kann zur Verlegung auf die Intensivstation führen. Ist die Phase der vitalen Bedrohung vorbei, erfolgt gewöhnlich die Verlegung auf die Peripherie. Das primäre Ziel der intensiven Therapie und Pflege ist es, Störungen lebenswichtiger Körperfunktionen zu verhindern, zu überwinden und zu verbessern (Kretz, Schäffer, 2016, S.25). Dies trifft z.B. auf die künstlich invasive Beatmung zu. Es gibt zwei Formen der invasiven Beatmung: die endotracheale Intubation und die Tracheotomie. Ohne einen künstlichen Atemweg, Tubus oder Trachealkanüle, ist eine differenzierte maschinelle Beatmung nicht möglich (Larsen, Ziegenfuß, Mathes, 2018 S.118). Wird ein Patient länger als 10-14 Tage invasiv beatmet, so wird eine Tracheotomie fällig. Ist die Dauer der oralen invasiven Beatmung nicht abzuschätzen, wird täglich die Entscheidung über das Für und Wider einer Tracheotomie diskutiert (Lang, 2017, S.72). Invasiv beatmete Patienten erhalten über einen intravenösen Zugang sedative und analgetische Medikamente, die ein synchronisiertes Atmen mit dem Beatmungsgerät fördern sollen. Diese starken Medikamente werden oft in hohen Dosen und über lange Zeit gegeben und haben Nebenwirkungen wie Bradykardie, Hypotonie, Darmmotilität, Immobilität, Schwäche und Delirium (Chlan et al., 2013). Die Hauptaufgabe der Intensivmedizin liegt in der Wiederherstellung und/oder Erhaltung der bedrohten Vitalfunktionen und der exakten Überwachung der Patienten (Striebel, 2003, S. 269).

3.1 Wahrnehmung während der künstlichen Beatmung

Ehemals invasiv beatmete Patienten können sich im Nachhinein an Wahr-nehmungen, Gefühle und Träume erinnern. Vegetative Reaktionen wie Puls-und Blutdruckanstieg, die intubierte Patienten aufzeigen, weisen darauf hin, dass diese ihre Umgebung wahrnehmen (Gustorff, Hannich, 2008, S. 35). Durch die intravenöse Einnahme von Sedativa und-/oder Benzodiazepine während der künstlichen Beatmung kann die Realität nicht richtig wahrgenommen werden. Invasiv beatmete Patienten können sich bei Angstzuständen nicht selbst therapieren (Chlan et al., 2013). Sedativa sowie auch Benzodiazepine stehen unter dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG, §1, Absatz 2, Punkt 1) vom Bundesministerium für Gesundheit (BmGs) und können schwere Halluzinationen hervorrufen und stark abhängig machen (Cascorbi, 2013, S.24). Traumata sind die Folge und werden immer wieder von Menschen nach dem Erwachen aus dem künstlichen Koma erwähnt. Krieg, Unfälle und der Tod werden in sogenannten Psychosen von Patienten erlebt. Pflegende und Ärzte werden fälschlicherweise als Bedrohung und als Verfolger wahrgenommen. Pflegerische, zum Teil schmerzhafte Maßnahmen, wie z.B. das Absaugen von Sekreten bestärken den Patienten in seiner Annahme und führen dazu, dass er sich in sein tiefstes Inneres zurückzieht. (Gustorff, Hannich, 2000, S. 40).

3.2 Möglichkeit der Kommunikation

Patienten, die oral invasiv beatmet werden, sind verbal nicht zu erreichen. Sie wirken vor allem seelisch wenig belebt und vermitteln dem Betreuenden das Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit. Der Patient scheint in seiner Bewusstlosigkeit in eine tiefe Einsamkeit zu sinken, da die Kontaktaufnahme zu ihm schwer ist (Gustorff, Hannich, 2000, S. 54). Daraus resultiert eine nonverbale Kommunikation von Seiten der Pflegekräfte und dem ärztlichen Personal und auch den Angehörigen. Tracheotomierte Patienten können während oder nach dem Weaning, d.h. dem Entwöhnen der Patienten von dem Respirator, nonverbal oder über verschiedene Spezialkanülen kommunizieren, wie z.B. ein Sprechaufsatz (Lang, 2017, S.72).

3.3 Wirkung der Musiktherapie auf invasiv beatmete Patienten

Seit 2009 besteht das Österreichische Musiktherapiegesetz, in dem geregelt ist, in welchen Feldern Musik als therapeutische Form Anwendung findet. Festgelegt wurde, dass Musiktherapie nachweisbare Hilfe u.a. für Menschen mit Psychosen, Koma-Patienten, Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma oder auch krebskranke Kinder und Jugendliche bietet (Kowal-Summek, 2016, S. 375). Zweifellos ist Musik in der Lage, besonders starke Emotionen hervorzurufen (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 349) Emotionen können zu Angst und Unruhezuständen oder zu Entspannung führen (Bernatzky, 2015, S.350). Emotionen lassen sich durch Messungen der körperlichen Reaktionen, wie der Herzschlagfrequenz oder der Schweißproduktion objektiv erfassen (Bernatzky, Kreutz, 2015, S. 379). Invasiv beatmete Patienten, die täglich Musik über Kopfhörer hören, können weniger Angstzustände aufweisen. Der Angstgrad und die damit einhergehenden Unruhezustände können um 36,5% gesenkt werden. Auch die Sedierungsintensität kann signifikant reduziert werden (Chlan et al., 2013). Die Reduzierung von Angst- und Unruhezuständen durch das Hören von Musik bei invasiv beatmeten Patienten wird auch durch eine spanische Studie aus der Zeit zwischen 2009 und 2010 belegt. Des Weiteren stellt sich Musiktherapie als nicht-medikamentöse Behandlungsalternative dar (Sanjuán et al., 2012).

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Wirkungsweise von Musik auf invasiv beatmete Patienten
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V502193
ISBN (eBook)
9783346039422
ISBN (Buch)
9783346039439
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wirkungsweise, musik, patienten
Arbeit zitieren
Laura Tannert (Autor:in), 2018, Die Wirkungsweise von Musik auf invasiv beatmete Patienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502193

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