Interalliierte Kriegsschulden


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung und Aufbau der Arbeit
I.1 Kriegskosten und deren Finanzierung
I.2 Verschuldung der Welt

II. Die interalliierte Kriegsverschuldung

III. Die interalliierte Kriegsschuldenregelung
III.1 Grundsätzliches und Geschichtliches
III.2 Die Schuldenabkommen in einzelnen
III.2.1 Das englisch-amerikanische Schuldenabkommen
III.2.2 Das belgisch-amerikanische Schuldenabkommen
III.2.3 Das italienisch-amerikanische Schuldenabkommen
III.2.4 Das französich-amerikanische Schuldenabkommen
III.2.5 Die übrigen Schuldenabkommen

IV. Schlussthese

Literaturverzeichnis

I. Einleitung und Aufbau der Arbeit

Im Rahmen des Seminars zur „Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre“ befasst sich meine Arbeit mit der Frage der interalliierten Kriegsschulden und deren Regelung. Dabei beschränke ich mich auf die Jahre 1914 bis 1926, dem Zeitpunkt zu dem das letzte Schuldenabkommen abgeschlossen wurde. Auf eine Behandlung der weiteren Entwicklung, d.h. der tatsächlichen Erfüllung, dieser Abkommen muss verzichtet werden, da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Beziehungen zwischen den europäischen Siegermächten und den Vereinigten Staaten, während meine Kommilitonin Katharina

Meier-Kulenkampff, die das selbe Thema behandelt, den Schwerpunkt auf die Beziehungen der europäischen Alliierten zueinander legen wird.

Einleitend soll im Kapitel I überblicksartig auf die eigentlichen Kriegskosten und die Verschuldung der gesamten Welt eingegangen werden, um dann mit Kapitel II in das eigentliche Thema der interalliierten Verschuldung einzusteigen. Hierbei werde ich die Position Deutschlands nur in der Einleitung erwähnen und später ausklammern, da Deutschland ja bekanntlich nicht zu den Alliierten gehörte.

Ausgehend von der Behandlung der Schuldenabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und den einzelnen europäischen Alliierten, soll die Auswirkung der interalliierten Kriegsverschuldung auf das weltwirtschaftliche und – politische Gefüge untersucht werden.

I.1 Kriegskosten und deren Finanzierung

Die kriegsführenden Staaten versuchten ihre zusätzlichen Kosten, die durch den Krieg entstanden waren, zunächst aus eigener Kraft durch Erhebung außerordentlicher Steuern zu decken.

Während England nach alter Tradition bestrebt war, die Kriegskosten in möglichst großem Umfang durch Steuererhöhungen abzudecken und dies auch einigermaßen erreichte

(von 16,371 Mrd. Dollar Kriegskosten wurden durch außerordentliche Steuern 7,059 Mrd. Dollar aufgebracht, also ca. 43 %), war es Deutschland nicht möglich sich auf diese Art größere Summen zu beschaffen. Von den Kriegskosten in Höhe von 15,823 Mrd. Dollar konnten nur 1,8234 Mrd. Dollar aus Kriegssteuern gedeckt werden, was ca. 11,5 % entsprach. Folglich musste der Rest durch lang-oder kurzfristige Anleihen beschafft werden. Frankreich machte während des Krieges im Grunde gar keine Anstrengungen zur Deckung der außerordentlichen Bedürfnisse. Im Gegenteil, die Steuereinnahmen sanken sogar noch unter das Niveau zu Friedenszeiten. Es bekam die Gelder zur Kriegführung zum größten Teil von seinen Verbündeten , soweit der eigen Geldmarkt nicht ausreichte.

Die Finanzierung des Weltkrieges erfolgte zunächst hauptsächlich durch die Zentralnotenbanken, die somit letztlich zu Kriegsbanken wurden. Nachdem die bestehenden Bankgesetze entsprechend umgearbeitet waren, gewährten die staatlichen Notenbanken für Mobilmachung und Kriegsführung die notwendigen Kredite. Da diese kurzfristigen Schulden aber eine gewisse Gefahr in sich bargen und durch laufende oder außerordentliche Steuern der Kriegsfinanzbedarf nicht gedeckt werden konnte, versuchte man durch große Anleihen, die notwendigen Gelder aufzubringen.

I.2 Die Verschuldung der Welt

Der Krieg führte zu einer Verschiebung der Schuldverhältnisse zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Europa verlor seine Gläubigerstellung der Vorkriegszeit während des Krieges an die Vereinigten Staaten von Amerika; England wurde in seiner Position als Finanzzentrum der Welt von Amerika weit zurückgedrängt.

Die Schuldbeziehungen der Vorkriegszeit waren hauptsächlich wirtschaftlicher Natur. Auch die im Ausland aufgenommenen Staatsanleihen dienten vorzugsweise kommerziellen Zwecken.

Die Nachkriegsschulden waren hingegen von unproduktiver Art: Die staatlichen Schulden machten den Hauptteil aus und mehr als die Hälfte erstreckten sich auf politische Kriegsschulden, wobei der Kapitalwert der deutschen Reparationsschuld noch nicht berücksichtigt ist. An Staatsanleihen waren allein über 100 Milliarden Goldmark ( ca. 20,26 Mrd. Dollar (zu einem Umrechnungskurs von 1925)) auf ausländischen Kapitalmärkten untergebracht.

Grund für diese einschneidende Verschiebung sind die Sachwert- und Kapitalvernichtung in Europa und die daraus resultierende Überkonsumption während des Krieges.

Die folgenden Zahlen und Schaubilder sollen die Verschiebung der Vermögens- und Schuldverhältnisse, sowie die finanzielle Stellung Amerikas verdeutlichen

Das deutsche Generalkonsulat berichtet 1925, dass sich der Goldvorrat in Amerika seit 1914 um folgende Beträge vermehrt hat:1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der gesamte amerikanische Goldfonds belief sich am 1.Januar 1925 auf 4,5 Milliarden Dollar, was bei einem geschätztem Weltvorrat von 9,4 Milliarden Dollar etwa 48 % ausmacht.

Diese Zahlen sind insofern interessant, als sie den Verlauf der Schuldenaufnahme der europäischen Länder in den USA aufzeigen. Goldreserven wurden als Sicherheiten für die aufgenommenen Schulden gegeben. Es wird ersichtlich, dass der Grossteil der Kriegsschulden in den ersten drei Kriegsjahren aufgenommen wurde und 1916 einen Höhepunkt erreichte. Ab 1920, also zwei Jahre nach Waffenstillstand, begann die Aufnahme von Nachkriegsschulden seitens der europäischen Staaten mit einem Höhepunkt um 1921. .

Die Verschuldung der Welt ist hier als Tabelle dargestellt und soll einen Überblick über die Gesamtsituation geben.

Schaubild 1: Verschuldung der Welt im Jahre 1925 in Millionen Goldmark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* “Wirtschaft und Statistik“ (1925, Heft 16 und 17)

Umrechnungskurs: 1 Goldmark = 0.2026 $ (Umrechnungskurs von 1925)

II. Die interalliierte Kriegsverschuldung

Die Gesamtziffer der interalliierten Kriegsverschuldung betrug am 31. Dezember 1924 Schätzungen zufolge 108,82 Milliarden Goldmark (entspricht ca. 22,047 Mrd. Dollar) und würde, wenn man einen 5prozentigen Zinsfuß zugrunde legt auf 114,26 Milliarden Goldmark (ca. 23,149 Mrd. Dollar) bis zum 1. Januar 1926 gestiegen sein. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass diese Zahlen nur Schätzungen wiedergeben. Zwar haben die Schatzämter der Gläubigerstaaten genaue Berechnungen aufgestellt; die Schuldnerstaaten machten aber – fast ausnahmslos – bedeutend niedrigere Angaben zu ihrem Schuldenstand.

Bei den interalliierten Staatsschulden sind die eigentlichen KRIEGSSCHULDEN und die NACHKRIEGSSSCHULDEN, die eher kommerzieller Natur sind (z.B. für nach Kriegsschluss übernommenes Heeresgut, für Währungsstützungszwecke u.a.) klar zu trennen.

Für diese sogenannten Nachkriegsschulden sind daher auch andere Bedingungen, vor allem bezüglich der Rückzahlung gefordert worden. Da diese Abmachungen aber ständig überholt wurden, soll darauf nicht näher eingegangen werden.

Zur Finanzierung des Krieges wurden überwiegend die inländischen Geldmärkte herangezogen. Alle Berechnungen ergeben aber kein klares Bild, weil sich der Preisindex sowohl in der Begebungsperiode als auch danach ständig änderte.

Ein Problem der Verschuldung der europäischen Alliierten war die sich im Laufe des Krieges vergrößernde Diskrepanz zwischen sinkender Kaufkraft und steigenden Preisen, da sie Kriegslieferungen zu hohen Preisen berechnet bekamen oder die Kaufkraft der geliehenen Gelder viel geringer war als zu Beginn des Krieges.

[...]


1 Kurt Fudickar: Deutsche Reparationen und interalliierte Schuldenabkommen, Berlin 1926

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Interalliierte Kriegsschulden
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Wirtschaftsgeschichte)
Veranstaltung
Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
26
Katalognummer
V5016
ISBN (eBook)
9783638130554
ISBN (Buch)
9783640384808
Dateigröße
579 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
interalliert, kriegsschulden, schulden, 1. weltkrieg, weimarer republik
Arbeit zitieren
Friedrich von Rechteren (Autor:in), 2002, Interalliierte Kriegsschulden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5016

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