Die Unternehmerbeteiligung am School-to-Work Projekt in Portland - Anregungen zur Steigerung der Praxisnähe in der Berufsbildung in Deutschland?


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die Notwendigkeit des verstärkten Einsatzes von Praxiselementen

2 Die Relevanz von Praxiserfahrung

3 Historischer Hintergrund und Zielsetzung von School-To-Work

4 Portland als spezielles Beispiel

5 Ist-Zustand in Deutschland

6 Transferansätze für Deutschland

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

1 Die Notwendigkeit des verstärkten Einsatzes von Praxiselementen

Nicht nur den Universitäten wird heutzutage mangelnder Praxisbezug vorgeworfen. Auch wenn immer mehr Lehrende versuchen ihren Unterricht handlungsorientiert zu gestalten und ihren Schülern die nötigen Kernkompetenzen zu vermitteln, treffen doch viele Jugendliche und junge Erwachsene eher unvermittelt auf die sich an die Schulzeit anschließende Arbeitswelt. Es stellt sich nun die Frage, welchen konkreten Wert Praxisbezug und Praxiserfahrung an deutschen Schulen hat und wie sich gegebenenfalls beides verbessert im dualen System, aber auch dem allgemeinen Schulsystem umsetzen lässt.

Einen möglichen Ansatzpunkt für Ideen in eben dieser Richtung bietet ein vor einigen Jahren in den USA gestartetes Unterfangen, das sogenannte School-To-Work-Projekt.

Im Folgenden sollen nun die in diesem Projekt entwickelten Ansätze sowie die in Deutschland praktizierten Modelle kurz beschrieben und im Anschluss kritisch untersucht werden. Auf eine Darstellung des allgemeinen Schulsystems der USA soll dabei auf Grund des doch begrenzten Umfangs der Arbeit bewusst verzichtet werden. Jedoch insbesondere die Übertragbarkeit von zuvor als interessant befundenen Ansätze auf das deutsche duale System soll hierauf im Fokus stehen.

2 Die Relevanz von Praxiserfahrung

Jank/Meyer sprechen auf der einen Seite von Theoriewissen und auf der anderen Seite von Praxiswissen. „Es geht nicht darum, beide Wissensformen ‚zur Deckung‘ zu bringen, sondern sie in ein Spannungsverhältnis zu bringen, um dadurch die Theoriefragen praxisbezogener und reicher, das Praxiswissen tiefer und selbstkritischer zu machen.“ (Jank, Meyer, 2002, S.150)

Beschrieben sollte hier insbesondere die Lehrerbildung werden, doch lassen sich leicht Analogien auch für die Bildung von Schülern finden. Schüler kann die Sammlung von Praxiswissen auf ähnliche Weise in die Lage versetzen, das Wissen, dass sie sich in der Schule aneignen kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls Modifikationen ihres Verhaltens vorzunehmen. „Die bereits seit Anfang der 80er Jahre zu beobachtende Konjunktur handlungstheoretischer Lernkonzepte und entsprechender Vermittlungsmethoden (...) ist ein Hinweis darauf, daß mit schulischen Unterrichtsmodellen für eine moderne Arbeitsorganisation erforderliche Kompetenzen kaum vermittelt werden können.“ (Euler, Sloane, 1997, S. 307) Inwieweit das gewonnene Praxiswissen in der späteren Arbeitswelt angewendet werden kann liegt daran, inwiefern es eben zur eventuell später ausgeführten Tätigkeit zählt. Doch auch bei nur geringer Deckungsgleichheit könnte das Erfahrbarmachen von Praxiswissen dem Schüler eine gewisse Art von Sicherheit auch in späteren von ihm als unbekannt einzuschätzenden neuen Situationen in der Arbeitswelt geben. Es wird also gewissermaßen die Fähigkeit geschult mit neuen Situationen im Bereich des Arbeitsbereichs umzugehen, indem der Schüler schon zuvor auf eine ähnlich gelagerte Situation stößt.

Es soll nun beschrieben werden wie die Notwendigkeit Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten im Rahmen des School-To-Work-Projekts umgesetzt wurde.

3 Historischer Hintergrund und Zielsetzung von School-To-Work

Der ehemalige Präsident Bill Clinton unterschrieb am 04. Mai 1994 den School-To-Work Opportunities Act. Dieser sollte für Schüler in den Vereinigten Staaten verbesserte Möglichkeiten liefern, den Übergang von der Schule in den Arbeitsbereich zu bewerkstelligen.

Anlass hierfür gab die zu diesem Zeitpunkt als katastrophal einzuschätzende Lage auf dem Arbeitsmarkt in vielen amerikanischen Gebieten, wie sie sich besonders Jugendlichen darstellte. Steigende Zahlen von arbeitslosen Jugendlichen verdeutlichten den Verantwortlichen, dass es großen Handlungsbedarf auf diesem Sektor gab.

„School-to-Work is an umbrella term for many activities, experiences and opportunities that prepare students for the world of work.“ (School-To-Work Outreach Projekt, 1998)

So wurden im ganzen Land zahlreiche Projekte initiiert.

Folgende Ziele bildeten hierbei den Rahmen:

- Steigerung der Kernkompetenzen bei Schülern
- Bessere Berücksichtigung der aktuellen Anforderungen von Unternehmen, Schulen, Schülern und Gemeinden
- Bessere Verdienstmöglichkeiten für Schüler
- Bessere Karrierechancen für Schüler
Man kann damit School-To-Work aus verschiedenen Blickwinkeln sehen:
- „System: The School-to-Work Opportunities Act (STWOA) of 1994 describes an educational system that provides career awareness, career exploration and career preparation.(...)
- Educational Reform: School-to-Work is a movement supported by the School-to-Work Opportunities Act of 1994, Federal legislation of both the Department of Education and the Department of Labor. It is part of a broader, national movement for educational reform.(...)
- Partnerships: School-to-Work is a collaborative effort amongst schools, employers and the community. These partnerships are essential to providing a variety of work and school opportunities, up-to-date resources and hands-on experiences. „

(School-To-Work Outreach Projekt, 1998)

In folgender Graphik ist das bestehende Geflecht von Beziehungen nochmals veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darst. 1: „Die Beteiligten an den School-To-Work-Projekten“

4 Portland als spezielles Beispiel

Die konkrete Umsetzung dieser Grundsätze soll nun etwas genauer am Beispiel Portland beschrieben werden. Portland besteht aus 6 Counties: Clackamas, Clark, Columbia, Multnomak, Washington und Yambill. Bei einer Einwohnerzahl von 1,8 Millionen ist ein großer Teil der Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie sowie im Hochtechnologiesektor tätig. Beide Bereiche benötigen ein hohes Maß an Fachpersonal, das seine theoretische Ausbildung vor allem in den Colleges absolviert. „1990 hatten nur 26 Prozent der Erwachsenen im Gebiet von Portland einen vierjährigen Collegeabschluss. 1996 war dieser Anteil auf 33 Prozent hochgeschnellt, womit Portland zu den fünf führenden Ballungsräumen der USA hinsichtlich dieses Bildungsindikators gehört und den Landesdurchschnitt um das Dreifache übertrifft.“ (Bertelsmann Stiftung, 1999, S. 90) Es liegt nahe, dass diese deutliche Verbesserung auf die Auswirkungen von School-To-Work-Programmen zurückzuführen ist.

„Im Sunset Corridor haben Schulen, Unternehmen, gesellschaftliche Organisationen und Behörden Formen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit entwickelt, die auch ein umfassendes System der beruflichen Bildung einbeziehen.“ (Bertelsmann Stiftung, 1999, S. 87)

Vorrangiges Ziel des Bildungssektors ist lebenslanges Lernen, das auf Grund der sinkenden Halbwertzeit des Wissens heutzutage überall in den Vordergrund zu rücken scheint. „Der Bildungssektor, die Wirtschaft und die Behörden haben für alle High-School-Schüler einen Komplex gemeinsamer Standards und Fertigkeiten ausgearbeitet, der Elemente der beruflichen Bildung umfasst.“ (Bertelsmann Stiftung, 1999, S. 91)

Diese Standards und Fertigkeiten versucht man durch verschiedene Aktivitäten zu erreichen. Zum einen bieten die High Schools und insbesondere die Colleges differenzierte Lehrinhalte und verschiedene Kurse an, die auf spezielle Stellenangebote vorbereiten sollen. Praxisbezug wird hier also groß geschrieben. Teilweise gehen die Colleges sogar so weit, dass sie geradezu für eine bestimmte Firma ausbilden. Hierbei stellt sich natürlich die Frage, ob das wirklich als Aufgabe der Colleges gesehen werden kann. Die Vermittlung von Kernkompetenzen darf auf keinen Fall vernachlässigt werden. Dem Schüler wird dabei mit einem breiten Repertoire von Fähigkeiten der Einstieg in viele verschiedene Tätigkeiten oder doch zumindest bei verschiedenen Firmen ermöglicht. Zu hohe Spezialisierung zu einem frühen Zeitpunkt könnte hierbei zu einer Verengung des Spektrums an Möglichkeiten führen.

Einige Schule arbeiten bei der Bewältigung dieser Aufgabe eng zusammen. Als Beispiel ist hier das CAPITAL Center Technology Institute zu nennen, wobei es sich um ein von mehreren benachbarten Schulen gemeinsam getragenes Programm handelt. In seinem Rahmen werden Schülern der 11. und 12. Klasse der High-School Kurse auf den Gebieten Betriebswirtschaft und Management, Technik, Gesundheitsdienstleistungen, Umweltforschung, Kraftfahrzeugtechnik aber auch Computerinformationssysteme und –vernetzung angeboten.

Die Relevanz solcher Angebote wird in der Regel durch enge Zusammenarbeit mit Praxispartnern gewährleistet. Hierzu sind in Portland unter anderem die Intel Corporation, NEC America, Tektronix, Epson America und die Wacker Siltronic Corporation. Diesen Unternehmen ermöglicht School-To-Work die aktive Teilnahme an gemeinsamer Curriculagestaltung mit Kooperationspartnern aus den Schulen. Ebenso arbeitet man an der Ausarbeitung von „Bildungsstandards für das Certificate of Advanced Mastery (CIM) und das Certificate of Advanced Mastery (CAM) des Staates Oregon.“ (Bertelsmann Stiftung, 1999, S. 94)

Wichtig erscheint es hierbei jedoch die Intention der Unternehmer zu berücksichtigen. Denn natürlich liegt es vor allem in deren Interesse wirtschaftlichen Aspekten gerecht zu werden. Es liegt dann an den anderen Partnern aus dem Bildungssektor oder gegebenenfalls den Behörden Vorschläge aus diesem Bereich auf ihren Wert auch für die Schüler hin zu überprüfen.

„Neben der Zusammenarbeit im Bildungsbereich kooperieren Schulen und Colleges aber auch mit Unternehmen auf operativen Ebenen, um den Erfahrungsaustausch voranzutreiben und Infrastruktur, z.B. Werkhallen, gemeinsam zu nutzen.“ (Bertelsmann Stiftung, 1999, S. 94)

In diesem Zuge statten Unternehmen teilweise auch Klassenräume in Schulen und Colleges aus. „Wacker hat in einer High-School sogar einen Reinraum für die Halbleiterproduktion eingerichtet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Unternehmerbeteiligung am School-to-Work Projekt in Portland - Anregungen zur Steigerung der Praxisnähe in der Berufsbildung in Deutschland?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Wirtschafts- und Sozialpädagogik)
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V50132
ISBN (eBook)
9783638464109
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unternehmerbeteiligung, School-to-Work, Projekt, Portland, Anregungen, Steigerung, Praxisnähe, Berufsbildung, Deutschland
Arbeit zitieren
Andrea Töllich (Autor:in), 2004, Die Unternehmerbeteiligung am School-to-Work Projekt in Portland - Anregungen zur Steigerung der Praxisnähe in der Berufsbildung in Deutschland?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50132

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Unternehmerbeteiligung am School-to-Work Projekt in Portland - Anregungen zur Steigerung der Praxisnähe in der Berufsbildung in Deutschland?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden