Pädagogische Diagnostik bei Leserechtschreibschwierigkeiten


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: ohne Benotung


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung

3. Voraussetzungen für den Lese- und Schreiblernprozess

4. Stadien der Legasthenie

5. Merkmale der Legasthenie

6. Ursachen

7. Diagnostik
7.1 Testpsychologische Diagnostik
7.2 Diagnostik in der Grundschule

8. Förderdiagnostik

Anlagenverzeichnis/ Anlagen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schon bei der Literatursuche zum Thema Legasthenie bzw. Leserechtschreib-schwäche ist mir die Weite und Fülle des Gebietes bewusst geworden.

Lesen und Schreiben sind im Laufe der Zeit zu den wichtigsten Kulturtechniken etabliert. Sie bilden das Medium der Verständigung und vor allem der Wissensvermittlung. Wer dann eine Lese- Rechtschreibschwäche hat, riskiert ins Abseits gedrängt zu werden. Da sich die Probleme des Schriftspracherwerbs in allen Kulturen mit Buchstabenschrift wieder spiegeln. Daher ist die Beschäftigung dieses Themas unerlässlich für jeden Lehrer.

Im folgenden Beleg versuche ich einen kurzen Überblick über die Leserechtschreib-schwäche zu geben.

Zuerst habe ich mich mit der Begriffsbestimmung beschäftigt und habe untersucht, seit wann man sich eigentlich Gedanken darüber macht, dass es immer wieder Personen gibt, die das Lesen und Schreiben nur mit viel Aufwand und Mühe erlernen. Gewisse Lese- und Schreiblernvoraussetzungen sind notwendig, um die Lese- und Schreibentwicklungsstufen vom Kind durchlaufen zu können, ohne in einer der Stufen ins Stocken zu geraten. Wenn es doch ins Stocken gerät, durchläuft das Kind einzelne Stadien innerhalb der Legasthenie mit einer Vielfalt an Erscheinungsbildern. Die Ursachen basieren auf einem multikausalem Ansatz. In der Diagnostik gibt es eine Vielzahl von Tests, die hier jedoch nur aufgezählt werden können, da sonst der Rahmen gesprengt würde. Zum Schluss soll innerhalb der Förderdiagnostik verdeutlicht werden, wie wichtig nicht nur die Diagnostik sondern auch die gekoppelte Förderung dabei ist. Das Hauptaugenmerk liegt in der Tatsache, dass die Förderdiagnostik den Lernprozess begleitet und Strategien aufdeckt, wenn Lernschwierigkeiten zu entstehen beginnen, und zwar noch bevor diese offensichtlich werden.

2. Begriffsklärung

Eine der ersten Unterteilungen wurde von P. Ranschberg 1916 geprägt. Es war die Bezeichnung „Legasthenie“, ein griechisch latainisches Mischwort, das nichts anderes bedeutet als Leseschwäche. Dieser Ausdruck sollte die leichteren Fälle beschreiben und die zweite Unterscheidung, die „infantile Leseblindheit“ beschrieb den absoluten Nichtleser. Das Leseversagen verursacht durch physiologische oder anatomische Abweichungen in der Großhirnrinde hält Ranschburg für einen isolierten Defekt. Die eigentliche Lese- Rechtschreibschwäche bezeichnet er als ein Versagen geringeren Schweregrades, das bei allen Intelligenzgraden auftreten kann. Ranschburg legt jedoch für die Gruppe der Legastheniker kein Intelligenzkriterium fest. Einige Jahre später tat dies Maria Lindner: „ Unter >Legasthenie< verstehen wir demnach eine spezielle und aus dem Rahmen der übrigen Leistungen fallende Schwäche im Erlernen des Lesens (und indirekt auch des selbständigen orthographischen Schreibens) bei sonst intakter oder (im Verhältnis zur Lesefähigkeit) relativ guter Intelligenz.“ Jedoch umfasst diese Legastheniedefinition nur einen Teil der leserechtschreib-schwachen Kinder, ausgeschlossen werden die Kinder, die auch in anderen Schulfächern Probleme haben. Die Lebensumstände des Kindes müssen bei einer Definitionsfestlegung gewürdigt werden. Aber auch dann sind sie kaum objektiv zu erfassen. Daraufhin entstand die folgende Definition von Renate Valtin, die auf die Ausschlusskriterien verzichtet hat: „ ... eine partielle Lernstörung bzw. einen Rückstand im Lesen und in der Rechtschreibung, der im Missverhältnis steht zu der relativ guten Allgemeinbegabung und zu den mindestens durchschnittlichen Leistungen in den anderen Schulfächern“ ( Naegele, S. 44ff.).

3. Voraussetzungen für den Lese- und Schreiblernprozess

Herausgefilterte Basisfunktionen müssen gewährleisten, Sprache nicht nur zu hören, sondern auch die feinen Unterschiede in der Sprache wahrzunehmen, so dass die einzelnen Lese- und Schreibentwicklungsstufen vom Kind durchlaufen werden können, ohne in einer der Stufen ins Stocken zu geraten.

Breuer et al. (2000) haben diese Basisfunktionen in fünf Teilfähigkeiten gegliedert, die bei unzureichender Ausbildung eine spätere Lese-Rechtschreibschwäche wahrscheinlich machen. Sie haben diese als optische, phonematische, kinästhetische, melodische und rhythmische Differenzierungsfähigkeit beschrieben.

Die Fähigkeit, aus Linien, Punkten und Winkeln bestehende Zeichen optisch zu gliedern, wird von Breuer et al. als optische Differenzierungsfähigkeit bezeichnet.

Sie ist das grundlegende Element für die rasche und exakte Unterscheidung der Buchstaben. Fehlt diese genaue Erkennung der Besonderheiten der Buchstabengestalt, ist auch nur eine ungenaue Speicherung möglich. Kommt es dennoch zu solch einer nicht zweifelsfreien Speicherung der optischen Gestalt eines Buchstabens, kann dies zu Unsicherheiten bei der Graphem-Phonem-Beziehung führen und das Lesenlernen behindern. Die phonematische Differenzierungsfähigkeit bezieht sich auf das Vermögen, Lautnuancen zu unterscheiden und einzelne Phoneme in Phonemfolgen zu erkennen. Sie ist die Voraussetzung für die Unterscheidung verschiedener, aber klangähnlicher Laute. Erfolgt hierbei nur eine unzureichende phonematische Differenzierung, so werden verwaschene Klangbilder gespeichert. Dies kann Unsicherheiten bei der Phonem-Graphem-Beziehung hervorrufen und macht laugetreues Lesen fast unmöglich (Hofmann, S.96).

Kinästhetische Muster werden bei der Sprech- und Schreibbewegungsvorstellung gebildet. Sie beinhalten die Bewegung aller beteiligten Organe und Muskeln, die für die Aussprache der Laute und Wörter und deren graphomotorische Umsetzung notwendig sind. Ist die Differenzierungsfähigkeit für die Herausbildung von Bewegungsmustern nicht ausreichend ausgeprägt, so machen sich Mängel bei der Sprechmotorik sichtbar. Diese beeinträchtigen sowohl das Lesen, wie auch das lautgetreue Schreiben. Für das Verständnis von Sinnzusammenhängen und für die Vermittlung des emotionalen Gehalts von Sätzen ist die melodische Differenzierung von großer Bedeutung. Wesentliche Informationen zum Sinnverständnis und für eine ungestörte verbale Kommunikation trägt die Satzmelodie, geprägt durch Tonfall, Tonhöhe, Tonstärke, Tondauer in sich. Nicht ausreichend entwickelte melodische Differenzierungsfähigkeit führt zu Schwierigkeiten beim Sinnverständnis. Möglich ist hierbei auch eine nuancenarme, wenig differenzierte Sprache. Verantwortlich für die Rechtschreibung und das Sinnverständnis ist die rhythmische Differenzierungsfähigkeit. Sie zeigt die rhythmische Struktur eines Satzes durch Betonung, worauf der Kern der Aussage abzielt ( Hofmann, S.97 ).

4. Stadien der Legasthenie

Im ersten Stadium beginnt das Kind sich selbst mit anderen Kindern aus der Klasse und seine Leistungen mit den Erwartungen der Umwelt zu vergleichen. Dabei stellt es fest, dass die anderen Kinder auf ein und das selbe Zeichen zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich zu reagieren. Das Kind selbst ist nicht in der Lage den Zeichen diese Unterschiede zu entnehmen. Es bemerkt seinerseits eine Veränderung bezüglich den anderen Kindern. Jegliche Bemühungen auf Seiten der Lehrer (oft drannehmen...) vermindern das Selbstwertgefühl des Kindes, da die konkrete Vorstellung davon, wie die Schrift für das betroffene Kind aussieht fehlt.

Durch die Freude bei Misserfolgen: Gelächter bei Fehlern im Diktat oder beim Vorlesen hat auch die Klassengemeinschaft Wirkung auf das Selbstwertgefühl des betroffenen Kindes.

Im ersten Stadium beginnt die Differenzierungsschwäche zu wirken. Von diesem Leistungsbereich gehen zwei Wirkungen aus: einmal auf das Selbstwertgefühl des Kindes, das wegen der Schwäche immer schlechter wird, und auf der anderen Seite bemerkt auch die Umwelt (Klassenkameraden, Lehrer, Eltern) dass mit dem Kind etwas nicht stimmt. Ermunterungen oder auch Blamagen sind Wirkungen, die von der Umwelt ausgehen. Zusammenfassend geht alles von der Differenzierungsschwäche aus und es mündet alles beim Kind (Betz; Breuninger, S.18).

Ein Merkmal des ersten Stadiums ist die Sichtbarkeit des Leistungsdefizits. Es ist für den Lehrer das Signal, zu entscheiden, ob der Schüler außerschulische Hilfe braucht oder mit den Methoden erfolgreich gefördert werden kann, die dem Lehrer zur Verfügung stehen. Wichtig dabei ist, dass der Lehrer zur Förderung Methoden vermeidet mit denen er schon gescheitert ist, da sich das Misstrauen der Methode auf den Lehrer überträgt. Viel Erfolg verspricht der Einsatz neuer Methoden und die Aktivierung verschiedener Sinne und Funktionen (ebenda, S.46).

Im zweiten Stadium bildet das Kind Reaktionen aus, die ihrerseits wieder Folgen haben. Zur Klärung der Schwäche können Verhaltensstörungen dienen und solche der Kompensation, die dazu dienen, Aufmerksamkeit und Anerkennung durch auffälliges Verhalten zu erzwingen. Die Reaktionen sind von jedem einzelnen Kind unterschiedlich. Das Kind nutzt dabei die Kategorien (Bsp. Unkonzentriertheit), die ihm von der Umwelt zugespielt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Pädagogische Diagnostik bei Leserechtschreibschwierigkeiten
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
ohne Benotung
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V50091
ISBN (eBook)
9783638463898
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogische, Diagnostik, Leserechtschreibschwierigkeiten
Arbeit zitieren
Victoria Behrend (Autor:in), 2003, Pädagogische Diagnostik bei Leserechtschreibschwierigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50091

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