Medien im sozialen Konstruktivismus

Auswirkungen der Medien auf die Einstellung zur Muslimischen Bevölkerung


Seminararbeit, 2019

16 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Forschungsstand
Islam in den Medien
Muslime in Österreich

Medien im Kommunikativen Konstruktivismus
Der Kommunikative Konstruktivismus
Das Medium

Einfluss medialen Konsums zur Informationsbeschaffung auf Einstellung zur muslimischen Bevölkerung Österreichs
Methodisches Vorgehen
Auswertung
Zusammenfügen zu einer Variablen
Korrelationsmatrix
Indexbildung
Regressionsmodell

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Laut einem Bericht des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wird der Anteil der Muslimischen Bevölkerung in Österreich auf 700.000 Menschen geschätzt, zustande gekommen durch Geburten, Migration und Flucht, was ca. 8% der Bevölkerung ausmacht, das geht aus dem Zeitungsartikel der Presse hervor (Zahl der Muslime in Österreich wächst rapide, 2017). Der Wirtschaftskammer Österreich zufolge, ist Migration als Chance für Österreich anzusehen, da der Zustrom an Menschen aus nicht österreichischen Ländern, auch mit dem Zustrom von Fachkräften verbunden ist und somit einen positiven Effekt auf die Wirtschaft Österreichs hat (Wirtschaftskammer Österreich, 2017). Die fundierte Meinung der WKO zeigt, dass der Zustrom der MigrantInnen einen positiven Effekt auf einen Aspekt der Österreichischen Gesellschaft haben kann. Es stellt sich die Frage, ob die Österreichische Gesellschaft Hand in Hand mit der Wirtschaftskammer geht und der gleichen Meinung ist, dass Migration, einen positiven Effekt auf die Gesellschaft hat. Nicht überall jedoch wird der Islam als wertvoller Teil der Österreichischen Gesellschaft angesehen. Der Politiker Hans Christian Strache, ehemaliger Vizekanzler der Österreichischen Republik, äußerte seine Ablehnung im Interview mit der ‚Heute‘ mit den Worten: „Nein! Der Islam ist kein Teil Österreichs, Wir haben eine christlich-jüdische Prägung in Mitteleuropa. Bürger mit islamischen[sic!] Glauben sind aber heute Teil der Gesellschaft.“ (Heute, 2018). Es scheint, als würde der letzte Satz Straches, seine eigene Aussage relativieren, was hingegen seine Meinung nur noch mehr untermauert, denn trotz der Präsenz des Islams in Österreich, wird dieser niemals dazu gehören können, da es nicht Bestandteil der Kultur ist.

Aussagen und Reporte wie diese werden über diverse Kanäle an die österreichische Bevölkerung ausgesendet und landen somit in den Köpfen der Rezipienten. Es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der informative Konsum, über mediale Kanäle, auf die Einstellung gegenüber der Muslimischen Bevölkerung hat.

Im Rahmen der Seminararbeit soll geklärt werden, wie die Gesellschaft aus soziologischer Sicht konstruiert wird, welche Rolle dabei die Kommunikation und Medien haben und welche Rolle der Konsum von herkömmlichen Medien zur Informationsbeschaffung bei der Meinungsbildung spielt.

Forschungsstand

Im Folgenden sollen bisherige Forschungsergebnisse dargestellt werden, die im Zusammenhang mit der Muslimischen Bevölkerung stehen. Dabei wird der Schwerpunkt auf zwei Forschungen gelegt, die einerseits die mediale Berichterstattung über den Islam anhand einer Medienforschung darstellen, die von Dr. Peter Hajek angeführt wurde und andererseits die Einstellung der MuslimInnen aufzeigen soll, die in Österreich leben, angeführt von Dr. Peter Ulram. Der Analysebericht soll aufzeigen welchen subjektiv empfunden Stellenwert MuslimInnen in unserer Gesellschaft haben und wie diese medial präsentiert werden.

Islam in den Medien

Dr. Peter Hajek, ein österreichischer Meinungsforscher, führte eine Untersuchung zum Thema „Der Islam in den Medien“ durch. Er stellte sich dabei die Frage, wie der Islam medial betrachtet wird und untersuchte anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse die Verwendung islamzusammenhängender Begriffe. Er stellte dabei fest, dass auf der einen Seite der Islamismus und auf der anderen Seite, Islamfeindlichkeit und Kritik, die Medien beherrschen. Des Weiteren kommt aus der Analyse hervor, dass „Sachthemen im Zusammenhand mit dem Islam [also eine neutrale Berichterstattung], beispielsweise die Situation von Muslimen am Arbeitsmarkt, an Schulen etc. […] lediglich eine untergeordnete Rolle“ spielen (Hajek). Seiner Forschung nach, machen 40% der Berichterstattung über den Islam, negative, 30% neutrale und nur 25% positive Aspekte des Berichts aus. Zudem äußert Hajek seine Verwunderung bzw. Überraschung gegenüber der negativ belasteten Berichterstattung der Zeitung die Presse. Dem gegenüber entpuppt sich der Standard als ‚islamfreundlicher‘ Berichterstatter (ebd.).

Muslime in Österreich

Um zu verstehen, wie MuslimInnen in Österreich bei der breiten Bevölkerung ankommen, reicht es nicht aus nur den Medienberichten zu folgen und sich anhand dessen eine Meinung zu bilden. Es bedarf unter anderem einer fundierten Analyse der Aussagen der muslimischen Bevölkerung selbst. Um ein derartiges Bild bemühte sich Dr. Peter Ulram in Zusammenarbeit mit Mag. Svila Tributsch. Das Duo befragte 2012 1000 MuslimInnen zu Ihren (sozio)kulturellen Verhaltensweisen und Werteorientierungen. Dabei stellte sich heraus, dass 29% der befragten Personen, die aus der Türkei stammen (n=500) den Eindruck haben, sie können ihren Glauben uneingeschränkt ausüben, 58% fühlen sich in der Hinsicht eingeschränkt und 12% meinen, dass eine Ausübung des Glaubens nicht möglich sei. Bei dem zweiten Teil der befragten Personen, die einen bosnischen Migrationshintergrund haben, gaben 14% sie könnten ihren Glauben ohne Einschränkungen ausüben, 64% mit Einschränkung und 21%, es wäre absolut nicht möglich. (Ulram & Tributsch, 2012).

Laut dem Bericht gaben 27% der MuslimInnen auf die Frage „Fühlen Sie sich in Österreich zuhause?“ an, dass sie sich völlig beheimatet fühlen, wohingegen 31% nur eher, weitere 31% eher weniger und 10% sich gar nicht beheimatet fühlen. Diese Untersuchung zeigt, dass rund ein Viertel der MuslimInnen sich in Österreich beheimatet fühlen. Womit dies zusammenhängt lässt sich nur vermuten (ebd.)

Laut Theo Schoenaker ist der Mensch ein soziales Wesen und bedarf an Akzeptanz und einem Zugehörigkeitsgefühl, das in unserem Fall in einem heimatlichen Gefühl resultiert. Geht das Zugehörigkeitsgefühl verloren oder kann gar nicht entstehen, „erleben wir die anderen in der Entfernung und […] fühlen uns wie entfremdet und unglücklich“ (Schoenakter). Damit wäre ein Ansatz geschaffen, wovon es abhängen könnte, dass die muslimische Bevölkerung sich nicht zugehörig fühlt1.

Medien im Kommunikativen Konstruktivismus

In diesem Kapitel soll soziologisch näher auf die Rolle der Medien in der kommunikativen Konstruktion der Gesellschaft eingegangen werden.

Der Kommunikative Konstruktivismus

Der Kommunikative Konstruktivismus bietet eine breite Diskussionsfläche und bedarf einer gewissenhaften Auseinandersetzung, die hier jedoch nicht das Ziel ist. Es soll kurz dargelegt werden, was der Kommunikative Konstruktivismus ist und warum dieser an Wert in der Überlegung zur Konstruktion der Gesellschaft und Wirklichkeit unter anderem auf die Frage hin, wie unsere Meinung zu bestimmten Randgruppen entsteht, gewinnt. Auf die Frage hin, wie die Gesellschaft konstruiert wird, fanden Thomas Luckmann und Peter Berger Ansätze, um zu erklären wie Dynamiken sozialer Handlungen Institutionen schaffen und somit die Gesellschaft konstruieren (Keller, Knoblauch, & Reichertz, 2013, S. 9). Ihnen ging es dabei um die soziale Konstruktion der Gesellschaft, was den Begriff des sozialen Konstruktivismus prägte. Die vorherige Annahme, Gesellschaft konstruiere sich ausschließlich über soziale Handlungen wurde aufgrund weiterer empirischer Forschung nicht verworfen, sondern modifiziert, denn man stellte fest, dass das Mittel aushandelnder Prozesse und der Herstellung sozialer Wirklichkeit immer die Kommunikation, zu sein schien (Keller, Knoblauch, & Reichertz, 2013, S. 11). Diese rückte aufgrund ihrer neugewonnen Rolle immer weiter in den Vordergrund und ebnete den Weg für den eigentlichen kommunikativen Konstruktivismus.

Die Kommunikation ist „die maenschliche Praktik, mit der zugleich Identität, Beziehung, Gesellschaft und Wirklichkeit fest-gestellt[sic!] werden. Kommunikation dient in diesem Verständnis nicht allein der Übermittlung (von Information), sondern vor allem der Vermittlung (sozialer Identität und sozialer Ordnung)“ (Keller, Knoblauch, & Reichertz, 2013, S. 13).

Hubert Knoblauch beschäftigt sich mit der Frage was die Kommunikation tatsächlich ausmacht, ob es, wie Habermas definiert, nur die Sprache ist oder doch viel mehr als das. Diese Überlegung führte zum Entschluss Kommunikation nicht nur an Sprache festzumachen, sondern die körperlichen Formen, „andere Zeichenarten und Codes, wie etwas Diagramme, Schaubilder und andere Objekte“, die Habermas ausschließt, in seine Konzeption einzuschließen (Keller, Knoblauch, & Reichertz, 2013, S. 28).

Er postulierte damit, jedoch nur angelehnt an Habermas, den Begriff des kommunikativen Handelns. Was das sog. kommunikative Handeln ausmacht, ist ein weiterer, von Knoblauch eingebrachter und nach Berger/Luckmann eingeführter, Begriff – Die Objektivierung.

Vonnöten sei die Einführung eines Objektivierungsprozesses durch den Zusammenschluss des kommunikativen (verständigungsorientiert und sozial) (Bosancic, 2007) und instrumentellen Handelns (erfolgsorientiert und nicht-sozial) (ebd.) nach Habermas, was Berger und Luckmann als wechselseitiges Wirkhandel bezeichnet. Diese Modifikation erlaubt es von nun an neben der Sprache „materielle Anzeichen, körperliche Verhaltensweisen, Mimik und Gestik und andere zeitliche Prozesse“ in ein gesellschaftserklärendes Konstrukt aufzunehmen (Keller, Knoblauch, & Reichertz, 2013, S. 29).

Es zeichnet sich ein Bild ab, bei dem ersichtlich wird, dass Kommunikation der Konstruktion der Gesellschaft und Wirklichkeit dient. Nun kann heutzutage über diverse Mittel kommuniziert werden, worauf das nächste Kapitel näher eingehen wird.

Das Medium

Aufgrund technischer Errungenschaften verschiebt sich der Fokus der Kommunikation aus heutiger Sicht, auf den Bereich des nicht-face-to-face Bereichs. Der Bereich von dem hier die Rede ist, deckt sämtliche mediale Formate ab, die dazu genutzt werden, um Informationen bzw. Meinungen publik zu machen bzw. zu verbreiten, was nicht bedeutet, dass die Sprache, Mimik und Gestik dabei aus dem Konzept fallen - es verschiebt sich jedoch in die virtuelle Welt bzw. auf Print- und/oder audiovisuelle Medien.

Das Interesse dieser Arbeit liegt nicht in der Diskussion der Frage, welchen Einfluss die Sprache oder Mimik oder Gestik auf die Meinungsbildung der Menschen hat, sondern die Medien. Demzufolge wird eine Abhandlung nach Andreas Hepp zurate gezogen, der den Medien eine Prägekraft unterstellt. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der audio-visuellen, postalischen-, tele- und Onlinekommunikation. In dieser Arbeit soll dieser Bereich konkretisiert und nur auf Fernsehen und Printmedien beschränkt werden.

Angelehnt an David Altheide (2004) und Robert Snow, greift Hepp die Idee der sog. Medienlogik auf. Dabei werden gesellschaftlich relevante Themen, wie z.B. Religion, anhand einer Medienlogik behandelt, die Bestand fand durch ein institutionelles Wandeln, hervorgerufen durch den medialen Einfluss (Hepp, 2013, S. 98).

Diese Aussage lässt die Annahme zu, dass Medien eine gewisse Logik vorgeben, anhand welcher die Gesellschaft bzw. die Wirklichkeit konstruiert werden kann. Dieser Theoretische Ansatz erlaubt es folgend eine Hypothese aufzustellen, der im Folgenden durch quantitative Analyse nachgegangen werden soll.

[...]


1 Damit ist das Phänomen nicht erklärt, erlaubt jedoch den Gedanken, dass die Abgrenzung der muslimischen Bevölkerung mit einer möglichen Inakzeptanz von Seiten der Bevölkerung, verbunden ist.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Medien im sozialen Konstruktivismus
Untertitel
Auswirkungen der Medien auf die Einstellung zur Muslimischen Bevölkerung
Hochschule
Universität Wien  (Soziologie)
Veranstaltung
Medien im sozialen Konstruktivismus
Note
1,00
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V500311
ISBN (eBook)
9783346028198
ISBN (Buch)
9783346028204
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialkonstruktivismus, Muslime, Kommunikationskonstruktivismus, Medien, Konsum, Österreich, Spss, Knoblauch, Berger, Luckmann, Quantitative Analyse, Muslime in Österreich, Islam in den Medien, Ruslan Wacker, kommunikativer Konstruktivismus, sozialer Konstruktivismus, Seminararbeit, Universität wien, Soziologie, Hepp, Traue, Regressionsmodell, Coburg, Fernsehen, Zeitung, Toleranz, Westliche Welt, Terrorismus, Angst, Variablen
Arbeit zitieren
Ruslan Wacker (Autor:in), 2019, Medien im sozialen Konstruktivismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/500311

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