Caravaggio - Lichtregie und Milieuschilderung


Hausarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1 Caravaggio
1.1 Biographie
1.2 Caravaggismus

2 Berufung des Matthäus
2.1 Analyse

3 Irdischer Amor als Sieger
3.1 Analyse
3.2 Dekorum

4 Caravaggio über die römische Malerei

5 Literaturverzeichnis

1 Caravaggio

Amerighi da Caravaggio, eigentlich Michelangelo Merisi, wird zu den italienischen Barockmalern gezählt. Er lebte von 1573 bis 1610 und verhalf einer Malerei zum Durchbruch, die besonders an natürlicher Darstellungsweise orientiert war. Von großer Bedeutung für die naturalistische Wirkung klarer Formen war sein meisterhafter Umgang mit der Technik des Chiaroscuro[1] mit kontrastierenden Licht- und Schattenflächen.

1.1 Biographie

Am 28. September 1573 wird er in Caravaggio geboren, einer kleinen Stadt in den Hügeln der Lombardei in der Nähe von Bergamo, deren Namen er später übernahm. Er verbrachte wahrscheinlich mehrere Jahre als Schüler von Simeone Peterzano in Mailand. 1593 ging er nach Rom und arbeitete für den als „Cavaliere d’Arpino“ bekannten Manieristen Giuseppe Cesari. Er malte hauptsächlich Früchte- und Blumenstillleben, die leider verloren gingen.

Zu seinen bedeutendsten Frühwerken zählen Genrebilder, die vorbildhaft auf die gesamte Barockmalerei wirken sollten. Für seine Porträts, die anfangs bevorzugt Szenen aus dem Alltagsleben darstellten, später jedoch verstärkt religiöse Themen aufgriffen, wählte er meist Modelle aus dem einfachen Volk, wie es zur Zeit der Gegenreformation zur Vorliebe für Realismus, Einfachheit und tiefer Frömmigkeit in der Kunst passte.

Zu künstlerischer Reife gelangte Caravaggio, als er von dem Kardinal Matteo Contarelli beauftragt wurde, eine Kapelle in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom vorwiegend mit Szenen aus dem Leben des heiligen Matthäus auszuschmücken (abgeschlossen um 1600). Dieses Hauptwerk aus der beginnenden Reifezeit Caravaggios zeigt einige Charakteristika seines Œuvres[2]:

- Präziser, plastischer Formaufbau
- Konkretheit durch spezifische Schlaglichtbeleuchtung und psychologische Vertiefung.

Die neuartige Bildauffassung resultiert zum Teil aus dem stürmischen Lebensweg des Malers. Um 1601 erhielt er einen weiteren großen Auftrag zur Ausschmückung der Kirche Santa Maria del Popolo.

Caravaggios Leben verlief äußerst turbulent. Er stammte aus einfachem Milieu, wurde mehrmals verhaftet und verbrachte sogar einige Zeit im Gefängnis. 1606 muss er aus Rom nach Neapel fliehen, da er nach einem Streit Totschlag begangen haben soll. Dort arbeitete er mehrere Monate und schuf bedeutende Werke. Gegen Ende des Jahres 1606 reiste er nach Malta, wo er zum Ritter des Malteserordens ernannt wurde. Im Oktober 1608 wurde er erneut verhaftet und ins Gefängnis geworfen, konnte jedoch entfliehen und schiffte sich nach Syrakus in Sizilien ein. Während seines Aufenthalts dort schuf er mehrere monumentale Altarbilder. Er starb am 18. Juli 1610 bei einem Versuch nach Rom zurückzukehren am Strand von Port’Ercole in der Toskana an heftigem Fieber (knapp vierzig Jahre alt)[3].

Seine Verwendung starker Helldunkel-Effekte und die Bemühung um Realismus in der Darstellung ist bis in die norditalienische Kunst des ausgehenden 16. Jahrhunderts zurückzuverfolgen.

Entscheidend beeinflusste Caravaggio jedoch nicht nur die zeitgenössische Malerei des frühen Barock in Rom, die vom antiklassischen Manierismus beherrscht war, sondern auch die gesamte europäische Barockmalerei.[4]

1.2 Caravaggismus

Trotz seiner Beteuerungen, dass einzig und allein die Natur seine „Lehrmeisterin“ sei, hatte er offensichtlich die Malweise der großen Meister der Frührenaissance (insbesondere Michelangelo) studiert und Anregungen von ihnen übernommen. Während des gesamten 17. Jahrhunderts blühte in Italien und anderen Ländern, wie den Niederlanden, Frankreich und Spanien, eine als »Caravaggismus« bezeichnete naturalistische Strömung, die auf der begeisterten Nachahmung seiner Malerei beruhte. Die sog. »Caravaggisten« brachten diese Anregungen in die anderen Teile Europas. Der sensualistische[5] Hochbarock wurde so vorbereitet. Eine große Rolle spielten deutliche Kontraste in Bewegung und Farbe, genaue Naturbeobachtung und bisweilen ekstatische Übersteigerung.

Caravaggio löste sich in seinen Gemälden bald vom Manierismus und führte eine neue Licht- und Raumbehandlung ein. Seine Bilder sind meistens mit starken Diagonalen versehen, seine Figuren durch das in Strahlenbündeln einfallende Licht wirksam modelliert. Seine sehr realistische Darstellungsweise -auch bei religiösen Themen- trug ihm den Vorwurf des mangelndem Decoro[6] ein, verleiht seinen Figuren aber Würde und Tiefe. Caravaggios Einfluss und seine dramatische Hell-Dunkel-Malerei erfasste die ganze europäische Malerei des Barocks bis zu Rembrandt.[7]

2 Berufung des Matthäus

The Calling of Saint Matthew

Das Gemälde entstand in den Jahren 1599 und 1600. Es wurde mit Öl auf Leinwand gemalt und hat eine Größe von 322 x 340 cm. Nach wie vor befindet es sich in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom. Das Bild ist das Gegenstück zu „Martyrium des Matthäus“, beide Bilder hängen in Nähe des Altars gegenüber.

2.1 Analyse

Die dargestellte Szene spielt sich vermutlich innerhalb eines Gebäudes ab. Die Hauptlichtquelle befindet sich rechts außerhalb des Bildes (vermutlich hinter einer Tür oder einem Fenster). Neuartig für die damalige Zeit ist, dass das Licht vornehmlich zielgerichtet einfällt und kaum diffus, wodurch im Unterschied zur zeitgenössischen italienischen Malerei äußerst kraftvolle Helldunkelkontraste entstehen.[8]

Jesus und der hl. Petrus stehen vor der Lichtquelle (laut Bibel wird Matthäus durch ein Fenster hindurch berufen). Petrus wendet dem Betrachter den Rücken zu. Er wirkt etwas ungeschickt, lehnt sich nach vorne und ahmt Christus’ Armhaltung leicht nach. Somit wird diese betont, obwohl das einfallende Licht ohnehin die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf lenkt. Jesus ist durch Petrus weitgehend verdeckt. Er hat ein eher angenehmes, ruhiges Gesicht. Es ist im Profil dargestellt, durch den Schatten recht dunkel und seine Augen erscheinen verschleiert. Sein Heiligenschein ist der einzige Hinweis auf Göttlichkeit und unterstreicht seine Würde.

[...]


[1] Helldunkelmalerei

[2] Gesamtwerk

[3] vgl. Hilschmann, Claus (Red.) (1982): Das große Lexikon der Malerei. Braunschweig: Westermann Verlag. S.112

[4] vgl. LexiROM (1995) Microsoft Corporation und Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG.

[5] die Sinne stark ansprechend

[6] Dekor, Ausschmückung

[7] vgl. Hilschmann, Claus (Red.) (1982): Das große Lexikon der Malerei. Braunschweig: Westermann Verlag. S.112 1986 drehte der britische Regisseur Derek Jarman unter dem Titel »Caravaggio« übrigens ein expressives Filmporträt des Malers.

[8] Puglisi, Catherine (1998): Caravaggio. London: Phaidon.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Caravaggio - Lichtregie und Milieuschilderung
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Gestaltung und Kunsterziehung)
Veranstaltung
Positionen des Realismus vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V4997
ISBN (eBook)
9783638130455
Dateigröße
1468 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Alles Wissenswerte zum Lebenslauf des italienischen Malers Caravaggio, Erläuterung des Caravaggismus + Helldunkelmalerei. Analyse zweier seiner Meisterwerke: Berufung des Matthäus (1599-1600) und Amor als Sieger (1602) -Abbildungen inklusive-
Arbeit zitieren
René Baldus (Autor:in), 2002, Caravaggio - Lichtregie und Milieuschilderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4997

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