Michel Foucault: Die Disziplinargesellschaft


Hausarbeit, 2005

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Vorwort

1. Zur Architektur des Panoptikums von Jeremy Bentham

2. Der Lebenslauf Foucaults

3. Die Entwicklung der Bestrafungstechniken im Laufe der Jahrhunderte
3.1 Pest und Lepra: Zwei Grundmodelle der Macht
3.2 Die Machtmechanismen des Panoptikums

4. Die Disziplinargesellschaft

5. Zum Zusammenhang von „Wissen“ und „Macht“ innerhalb der Gesellschaft

6. Die methodische Vorgehensweise Foucaults

7. Schlusswort

8. Literaturverzeichnis

A. Vorwort

Michel Foucault, Philosoph und Historiker, griff in seinem Werk „Überwachen und Strafen“, welches 1975 erschien, die Idee des „Panoptikums“ auf und untersuchte darin die „Entwicklung der Gefängnis- und Bestrafungsstrukturen seit Mitte des 19. Jahrhunderts“. „Marter, Bestrafung, Disziplin, Gefängnis – das sind die vier großen Themen (...)“ seines Buches (vgl. www.raffiniert.ch). Foucault kommt dabei zu dem Fazit, dass es sich bei den modernen westlichen Gesellschaften um „Disziplinargesellschaften“ handle, deren Entstehung er in der Entwicklung der Strafpraktiken sieht und deren Ursprung innerhalb der marxistischen Gesellschaftsordnung zu finden sei. Foucault kam dabei zu dem Schluss, dass die Faktoren „Subjektkonstitution, Disziplinierung“ und „Kapitalakkumulation“ voneinander abhängig seien (Marti, U.: Michel Foucault, S. 120).

Zur Vorgehensweise des folgenden Beitrags:

Es erscheint sinnvoll zunächst einen kurzen Abriss des ursprünglich von Jeremy Bentham entworfenen „Panoptikums“ zu geben. Da sich der Beitrag mit einem Werk Michel Foucault auseinandersetzen wird, soll eine kurze Zusammenfassung seines Lebenslaufes daran anschließen. Erläuterungen über die herrschenden Machtsysteme während des Zeitalters der Pest und der Lepra werden ebenfalls ihren Platz in diesem Beitrag finden, da sich Aspekte ihrer innerhalb des von Foucault in „Überwachen und Strafen“ beschriebenen Machtmodells wieder- finden. Der Aufbau des Panoptikums, sowie seine von Foucault definierte Funktion, soll in Verbindung mit der Fragestellung „Wie funktioniert die soziale Kontrolle in der Gesellschaft?“ dargestellt werden und wird im Kapitel zur Charakterisierung der „Disziplinargesellschaft“ nach Foucault münden. Der Zusammenhang zwischen „Wissen“ und „Macht“, sowie eine kurze Darstellung der methodischen Vorgehensweise Foucaults werden den Abschluss der Arbeit bilden.

1. Zur Architektur des Panoptikums von Jeremy Bentham

Jeremy Bentham (1748-1832) der englische Philosoph und Begründer des ethischen Utilitarismus schuf eine architektonische Gefängniskonstruktion, welche der permanenten Überwachung von Insassen dienen sollte. Bentham nahm an, dass dieses permanente „unsichtbare Auge“ der Überwachung zu einem automatischen regelkonformen Verhalten der Insassen führen würde und sich darüber hinaus, durch Einsparung von Wachpersonal, ökonomisch vorteilhaft auswirken würde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: „J. Bentham. Plan für das Panopticon (...)“, in „Überwachen und Strafen“.

Im Mittelpunkt dieses Bauprinzips befand sich der so genannte „Beobachtungsturm“ von dem aus das Geschehen um ihn herum kontrolliert werden konnte. Um den Beobachtungsturm herum war ringförmig ein Bau, welcher die Insassen beherbergen sollte, angelegt (vgl. Abb.1).

Die Zellen des ringförmigen Baukonstruktes durchzogen die gesamte Tiefe des Baus, sodass sich dahinter keine Zelle mehr befand, welche nicht hätte eingesehen werden können. Zudem hatten die einzelnen Zellen jeweils zwei Fenster. Ein Fenster zeigte in die Richtung des Beobachtungsturmes (Abb.2) und gab auf der einen Seite dem Aufseher im Wachturm die Gelegenheit in alle Zellen zugleich blicken zu können und auf der anderen Seite dem Insassen das Gefühl permanenter Beobachtung und Kontrolle ausgesetzt zu sein. Das andere Fenster, welches gegenüber lag, zeigte nach außen und ließ so Tageslicht in das Innere der Zelle strömen. Dies hatte den Vorteil, dass die Zelle Licht durchflutet war und der Wärter so die Insassen besser erkennen konnte. Hätte Bentham dieses zweite, nach außen liegende Fenster weggelassen, so wäre die Zelle im Dunkeln gelegen und die Möglichkeit der Beobachtung wäre erschwert oder sogar verhindert worden. Doch dies war nicht der Fall. Der Insasse war hier, zeitlich lückenlos, überwacht und ausgeliefert. Eine für ihn unsichtbare „Macht“ überwachte ihn. Maurice Blanchot bezeichnet sie als die „Macht totaler Sichtbarkeit“ (Blanchot, M.: Michel Foucault, S.35). Der Insasse war nicht mehr der typisch körperlichen Züchtigung und Unterwerfung ausgeliefert, sondern einer psychischen. „Eine derartige Sichtbarkeit (...) hat den tragischen Vorteil, die physische Gewalt, der ansonsten die Körper unterworfen wären, überflüssig zu machen (Blanchot, M.: Michel Foucault, S.35).

„1811 wurde das erste Projekt zum Bau eines Gefängnisses nach dem Panopticon-Prinzip abgebrochen, (...). Doch viele Gefängnisse der viktorianischen Zeit entsprachen durchaus der Idee des Panopticons, indem Korridore so gebaut wurden, dass sie sternförmig auf einen zentralen Beobachtungsposten zulaufen“ (vgl. http://de.wikipedia.org).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: „Inneres der Strafanstalt von Stateville (USA), 20. Jahrhundert“, in „Überwachen und Strafen“.

2. Der Lebenslauf Foucaults

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Copyright Jerry Bauer, www.suhrkamp.de

Am 15. Oktober 1926 wird Michel Foucault in Poitiers, als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren. Sein Leben ist geprägt von „Brüchen und Verwerfungen persönlicher und politischer Natur“ (Barth,T.: Das Netz der Macht“).

Nach erfolgreicher Schulzeit studiert Foucault in Paris Philosophie und Psychologie. „1951 legt er das Staatsexamen in Philosophie ab, 1952 folgt ein Diplom in Psychologie“ (vgl. http://de.wikipedia.org).

Darauf folgen verschiedene Auslandsaufenthalte:

1955 arbeitet Michel Foucault als Lektor an der Universität in Uppsala, 1958 als Direktor des Centre francais an der Universität in Warschau und im Jahre 1959 als Direktor am Institut francais in Hamburg (vgl. http.//www.suhrkamp.de). In den Jahren 1960-1966 ist er als Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität in Clermont-Ferrand tätig. 1961 promoviert Foucault. Seine Dissertationsarbeit trägt den Titel „Histoire de la folie à l` âge classique“ (dt. »Wahnsinn und Gesellschaft »). Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Geschichte, Diagnostizierung und Behandlung des „Wahnsinns“. Dabei zeigt er auf, auf welche Art und Weise psychische Erkrankungen allein durch ihre diagnostische Erhebung konstruiert werden (vgl. http://de.wikipedia.org). Seiner Promotion schloss sich 1962 die Professur in Clermont-Ferrand an. In den Jahren 1965/66 arbeitete er in der Fouchet-Kommission, „die von der gaullistischen Regierung für die Reform des Schulwesens und des Studiums eingesetzt wurde“ (vgl. http://www.suhrkamp.de). Einen großen Erfolg feiert er mit seinem Beitrag „Die Ordnung der Dinge“, welcher 1966 erschien. Im Jahre 1971 kam es zur Gründung der „GIP (Gruppe zur Information über Gefängnisse). „Foucault beteiligt sich unter anderem mit seinem Lebensgefährten Daniel Defert an den Demonstrationen gegen die Praxis des französischen Strafvollzugs“ (vgl. www.suhrkamp.de) und engagierte sich öffentlich für die Rechte von Gefangenen. 1975 erschien dann sein Werk „Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses“, innerhalb dessen er sich intensiv mit der Beziehung zwischen Macht und Wissen auseinandersetzt. Darüber hinaus beschäftigt Foucault die Frage, „ob die Institution des Gefängnisses tatsächlich eine humanere Form der Bestrafung darstellt als die Folter“ (vgl. http://www.suhrkamp.de).

Der erste große Teil seines letzten Werkes mit dem Titel „Sexualität und Wahrheit“ wird 1976 veröffentlicht. In den sich anschließenden Jahren widmete sich Foucault ausschließlich der Forschungsarbeit. So erschienen erst im Jahre 1984 seine zwei letzen Werke mit den Titeln „Der Gebrauch der Lüste“ und „Die Sorge um sich“, „die die antike Philosophie als Lebensform reformulieren“ (vgl. http://de.wikipedia.org). Foucault stirbt in Paris am 25.06.1984 an den Folgen einer HIV-Infektion.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Michel Foucault: Die Disziplinargesellschaft
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V49894
ISBN (eBook)
9783638462327
Dateigröße
1028 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Michel, Foucault, Disziplinargesellschaft
Arbeit zitieren
Christina Schulz (Autor:in), 2005, Michel Foucault: Die Disziplinargesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49894

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