Die Konflikte innerhalb und zwischen den Generationen in Ivan Turgenevs "Väter und Söhne"


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsangabe

1) Einleitung

2) Konflikte der „Söhnegeneration“
2.1) Jewgeni Basarow
2.2) Arkadi Kirsanow
2.3) Konflikte zwischen Jewgeni Basarow und Arkadi Kirsanow

3) Konflikte der „Vätergeneration“
3.1) Pawel Kirsanow
3.2) Nikolai Kirsanow
3.3) Konflikte zwischen Pawel und Nikolai Kirsanow

4) Die Konflikte zwischen den Generationen
4.1) Der Konflikt zwischen Jewgeni Basarow und Pawel Kirsanow
4.2) Der Konflikt zwischen Jewgeni und Wassili Kirsanow
4.3) Der Konflikt zwischen Arkadi und Nikolai Kirsanow

5) Fazit

1) Einleitung

Russland Mitte des 19.Jahrhunderts - Das Land ist geprägt durch Umbrüche und Reformen, die aus der Niederlage beim Krimkrieg resultierenden Rückständigkeit des Staates gegenüber europäischen Ländern, entstanden. Unter Zar Alexander II. strebte die neue nichtadlige Gesellschaft nach höherer Bildung, sozialer und politischer Freiheit und nach der Abgrenzung zum „alten“ Adel. Die Bauernbefreiung, die Neuerungen in der Justiz und Bildung, die Europäisierung Russlands und auch die Lockerung der Zensur bildeten dabei die Grundlage für die Bildung des Russischen Nihilismus, welcher vor allem anderen die Aufklärung des Volkes und die Ablehnung höherer Autoritäten als Gegenstand seiner Bewegung inne hatte.

Die Nihilisten beriefen sich ausschließlich auf Tatsachen, was ihre Ablehnung aller Autoritäten unterstreicht. Die Aufhebung der Leibeigenschaft war für die neue Generation das Mittel zum allgemeinen Wohlstand des Volkes führt. Die neue Generation bestand vor allem aus Naturwissenschaftlern, die feindselig gegenüber der Aristokratie standen, alle Grundsätze verneinten und die gesellschaftliche Ordnung stark kritisierten. In dieser Zeit war ein Konflikt zwischen den verschiedenen Generationen unumgänglich.

Die revolutionäre Generation der „Söhne“, die eine fortschrittliche Gesellschaft wünschte und anstrebte stand der konservativen, liberalen Generation der „Väter“ gegenüber. Dieser Generationskonflikt wurde auch Gegenstand Ivan Sergeevič Turgenev’s Roman „Отцы и Дети“, zu Deutsch „Väter und Söhne“.

Durch diesen Roman wurde durch Turgenev der eigentliche „Nihilismus“ – Begriff geprägt. „ Das von mir in Umlauf gebrachte Wort „Nihilist“ wurde damals von vielen angegriffen, die nur auf eine Gelegenheit, einen Vorwand gewartet hatten, die Bewegung aufzuhalten, von der die russische Gesellschaft erfasst war.“1

Anreiz und Hintergrund für diese Bewegung war unter anderem das Werk „Kraft und Stoff“ von Ludwig Büchner, das als „die Bibel des Materialismus“ galt2 und in Russland die verschiedenen Generationen in starke gegensätzliche Diskussionen führte. In seinem Werk setzt Büchner die Theorie auf, dass „die wahre Erkenntnis nur aus der Chemie oder aus der Physik gewonnen werden kann.“ Diese Theorie, die Anhänger in der „Jungen Generation“ fand, widersprach sämtlichen Vorstellungen und Prinzipien der „Alten Generation“. Dieser Konflikt, der Russland zu diesem Zeitpunkt überkam, wurde von Turgenev in „Отцы и Дети“ literarisch verarbeitet. Die endgültige Version entstand allerdings erst nach vielen Änderungen und Verfeinerungen seitens des Autors. Gründe für die langfristige Überarbeitung war zum einen die komplizierte politische Situation in Russland und zum anderen Turgenev’s eigene Unzufriedenheit mit seinem Hauptcharakter Jewgeni Basarow. In der ursprünglichen Fassung war Basarow stärker als Revolutionär und scharfer Kritiker beschrieben. Turgenev „verschlechterte“ seine Hauptfigur zu Gunsten der liberalen Seite der Vätergeneration und den Hauptgegner Basarows Pawel Kirsanow. Erst nach der Veröffentlichung erkannte Turgenev jedoch, dass seine Korrekturen die Wirklichkeit nicht nach seiner Vorstellung darstellten. Die Herausgabe einer gesonderten Version des Romans zeigte nun einige Verbesserungen zum Vorteil Basarows, um seine politischen Sichten zu verdeutlichen und zu klären.

Die endgültige Version des Romans erschien im Jahr 1861.

Der 1818 in Orjol geborene russische Schriftsteller war einer der Ersten, der die gesellschaftlichen Probleme in Russland literarisch verarbeitete. Ivan Turgenev befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere als er 1862 „Väter und Söhne“ verfasste und damit einiges an Aufsehen sowohl in der russischen Öffentlichkeit, als auch in Europa erregte und somit zum am meisten gelesenen russischen Schriftsteller in Westeuropa wurde3. Turgenev selbst war ein aufgeklärter Liberalist, wobei er den Begriff „Liberaler“ „in einer Rede aus Anlass der Ehrungen, die ihm am 6.März 1879 in Petersburg zuteil wurden, wie folgt charakterisiert: „,Liberaler’ bedeutete in den vierziger Jahren Protest gegen Dunkelmännertum und Unterdrückung, Achtung vor Wissenschaft und Bildung, Liebe zur Dichtung und zur Kunst und schließlich – und dies vor allem – Liebe zum Volk, das, da es sich noch unter dem Joch der Leibeigenschaft und der Rechtslosigkeit befand, der tätigen Hilfe seiner glücklicheren Söhne bedurfte.“ Diese Haltung, die sowohl Achtung gegenüber dem Fortschritt, als auch der Tradition in der Gesellschaft zeigt, offenbart, dass Turgenew für beide Seiten der Generationen Verständnis hat und dies auch in seinem Roman „Väter und Söhne“ widerspiegelt.

Die Handlung des Romans spielt ebenso zu Zeiten des russischen Umbruchs und befasst sich mit dem zeitgenössischen Generationskonflikt.

Im Roman geht um zwei junge Studenten, Jewgeni Basarow und Arkadi Kirssanow, die nach einem 3-jährigen Studienaufenthalt in Sankt Petersburg als Verfechter des neu aufkommenden Nihilismus in das heimatliche Gefilde zurückkehren. Sowohl auf dem Gutsbesitz von Arkadis Vater Nikolai Kirssanow, als auch später auf dem Anwesen von Basarows Vater werden die beiden Freunde überschwänglich begrüßt. Doch trotz der Freude des Wiedersehens wird sehr bald deutlich, dass die Vorstellungen der jungen Generation mit denen der älteren Generation nicht übereinstimmen. Obgleich die beiden „Söhne“ ihre fortschrittlichen Auffassungen stets versuchen deutlich zu machen, verhindert das Schicksal und die Liebe einer attraktiven, verwitweten Stadtfrau und deren jüngeren Schwester, das diese Ansichten auch in die Praxis überführt werden.

Im Roman wird die Generation der Söhne hauptsächlich von Jewgeni Basarow und Arkadi Kirsanow vertreten. Dem gegenüber stehen zwei Verwandte Arkadis - sein Vater Nikolai Kirsanow uns sein Onkel Pawel Kirsanow.

Der zwangsläufig entstandene Generationskonflikt und auch die Konflikte innerhalb der Generationen sollen nun Gegenstand dieser Hausarbeit sein.

2) Konflikte der „Söhnegeneration“

2.1 Jewgeni Basarow

Der Hauptcharakter und die leitende Figur im Roman ist Jewgeni Wassilitsch Basarow. Er ist der Sohn von Wassili Basarow und dessen Frau Arina Wlasjewna Basarow. Jewgeni war an der Universität in Sankt Petersburg, wo er auch die zweite Hauptperson Arkadi Nikolajewitsch Kirsanow kennenlernte, aber später mehr über ihn.

Jewgeni Basarow ist überzeugter Nihilist und Naturwissenschaftler. Er plant bald seinen Doktor in Medizin zu absolvieren, um danach einen Beruf als Kreisarzt auszuführen. Sein Aussehen beschreibt Turgenew wie folgt: „Длинное и худое, с широким лбом, кверху плоским, книзу заостренным носом, большими зеленоватыми глазами и висячими бакенбардами песочного цвету, оно оживлялось спокойной улыбкой и выражало самоуверенность и ум.“4

Jewgeni wirkt oft überheblich und ist laut Arkadi „kein Freund von Förmlichkeiten.“ 5, was sich oft in Situationen, wie den Streitgesprächen zwischen Jewgeni und Arkadis Onkel Pawel Kirsanow deutlich wird, die bei fast jedem Aufeinandertreffen der beiden entstehen.

Er vertieft sich oft in Arbeit, indem er oftmals Frösche seziert6 oder später seinem Vater Wassili Basarow tatkräftig bei der Arbeit als Arzt7 unterstützt.

Jewgeni verliebt sich in die Gutsherrin Anna Sergejewna Odincowa, zu deren Liebe er sich auch bekennt, es aber auch sehr schnell bereut, da in seinen Augen die romantische Seite der Liebe eine unnütze Sentimentalität ist, die der Mensch nicht braucht.

Anna Odincowa lehnt sein Liebesbekenntnis ab, da sie Basarow nur als Gesprächspartner schätzt und sich nur diesbezüglich von ihm angezogen fühlt. In Jewgeni ruft diese Ablehnung jedoch ein zorniges und bitteres Gefühl hervor, das er bis zu seinen Tod am Schluss in sich trägt. In seiner Sterbeszene wirken seine Worte zu Odincowa sogar romantisch. „Дуньте на умирающую лампаду, и пусть она погаснет…“8, was zeigt, dass Jewgeni selbst, der stets danach strebte die nihilistischen Ideen zu verbreiten, an den Gefühlen der Liebe und der Romantik scheiterte, die er sonst immer verachtet hatte, obwohl er eigentlich bis zum Schluss an seine Idee festhält.

„(…) червяк полураздавленный, а ещё топорщится. И ведь тоже думал: обломаю дел много, не умру, куда! Задача есть, ведь я гигант! A теперь вся задача гиганта – как бы умереть прилично, хотя никому до этого дела нет… Всё равно: вилять хвостом не стану.9

Das ist letztendlich der einzige Konflikt, in dem Jewgeni nicht die Oberhand behielt. Sonst überzeugte er immer durch seinen bestechenden Verstand und ging bei jedem Disput, ob mit seinen Hauptgegner Pawel Kirsanow oder mit seinen Freund Arkadi, als Sieger hervor. Frei nach dem Prinzip „Amor vincit omnia“10 muss Jewgeni vor der Liebe kapitulieren, deren Existenz er stets verneint hat.

Seine Geschichte endet, als er sich während seiner Arbeit an einer Typhusleiche eine Schnittverletzung zuzog und sich damit ebenfalls an Typhus11 ansteckte.

[...]


1 Matuwiecenen 2008 Essay „По поводу „Отцов и детей“ 1868-69

2 Stringer 2006

3 Dudek 1964

4 Reader „Отцы и дети“ 3

5 Turgenev, Reader, Seite 12 Kapitel 5

6 Turgenev, Reader, Seite 10 Kapitel 5

7 Turgenev, Reader, Seite 111, Kapitel 27

8 Turgenev, Reader, Seite 118, Kapitel 27

9 Turgenev, Reader, Seite 118, Kapitel 27

10 lat. Vergil: „Die Liebe besiegt alles“

11 Turgenev, Reader, Seite 112, Kapitel 27

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Konflikte innerhalb und zwischen den Generationen in Ivan Turgenevs "Väter und Söhne"
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Slawistik)
Note
3,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V498243
ISBN (eBook)
9783346021151
ISBN (Buch)
9783346021168
Sprache
Deutsch
Schlagworte
konflikte, generationen, ivan, turgenevs, väter, söhne
Arbeit zitieren
Anne Fülbier (Autor:in), 2011, Die Konflikte innerhalb und zwischen den Generationen in Ivan Turgenevs "Väter und Söhne", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498243

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