Welche Auswirkungen hat die soziale Herkunft auf die Bildungschancen junger Menschen in der Bundesrepublik?


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 2.3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einflüsse auf die Bildungschancen und Bildungsabschlüsse
2.1 Soziale Herkunft
2.2 Sozioökonomischer Status der Eltern
2.3 Sprachkompetenz
2.4 Migrationshintergrund

3. Auswirkungen auf die berufliche Bildung

4. Schlussfolgerung und Diskussion

5. Literatur

1.Einleitung

Die PISA-Studien (Programme for International Student Assessment) der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hatten im Jahr 2000 sowie 2003 erschreckende Ergebnisse für Deutschland als Folge. Die Jugendlichen in Deutschland wiesen im Jahr 2000 im internationalen Vergleichunterdurchschnittliche Leistungen im Bereich Verständnis von Texten und Schaubildern sowie im Bereich der Lesekompetenzen auf. Die gesellschaftlichen Milieus bildeten sich in den Leistungen mehr als in allen anderen Ländern ab1. Auf der Basis der Leistungen, der unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus, wurde auf die Bildungsungleichheiten aufmerksam gemacht. Durch die Studien wurde auch die Benachteiligung der Schüler mit Migrationshintergrund veranschaulicht. Die Chancen um das Abitur zu erlangen, sind von der sozialen Herkunft und vom sozioökonomischen Status der Eltern abhängig. Schüler aus bildungsnahen bzw. aus Familien mit hohem sozioökonomischem Status haben bessere Voraussetzungen für den Besuch des Gymnasiums und damit das Abitur zu erlangen als die Schüler aus bildungsfernen bzw. aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status.

Im vorliegenden Beitrag wird untersucht und analysiert, inwieweit die soziale Herkunft und der Migrationshintergrund die Bildungschancen beeinflussen und wie sich diese Aspekte auf die weiterführende Schule und auf die berufliche Bildung auswirken. Zusätzlich werden andere Aspekte zu Erklärung der Bildungsungleichheiten verwendet. Grund für die Auswahl des Themas ist, dass man als zukünftiger Lehrer/in eine gewisse Bewusstheit für die unterschiedlichen Leistungen der Schüler hinsichtlich ihrer sozialen Herkunft benötigt. Daher stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat die soziale Herkunft auf die Bildungschancen junger Menschen im Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden zunächst die Einflüsse auf die Bildungschancen und Bildungsabschlüsse untersucht und im Anschluss darauf in Kapitel 3 die Auswirkungen auf die berufliche Bildung der Kinder und Jugendlichen analysiert. Die Diskussion und Schlussfolgerung, die sich aus den empirischen Befunden ableitet, erfolgt im 4. und letzten Kapitel.

2. Einflüsse auf die Bildungschancen und Bildungsabschlüsse

Verschiedene Aspekte haben einen Einfluss auf die Bildungschancen und Bildungsabschlüsse der Kinder und Jugendlichen wie z.B. die Familienstruktur, die Sprachkompetenz, der sozioökonomische Status der Eltern, aber vor allem die soziale Herkunft ist entscheidend für den Bildungsweg. Das deutsche Schulsystem selektiert. Das heißt, der Zugang an höhere Bildung variiert selbst in der Kontrolle der Noten oder Ergebnisse aus standardisierten Tests nach der sozialen Herkunft2. Es besteht eine enge Kopplung von Kompetenzniveau und sozialer Herkunft. Bildungsnahe Familien vermitteln ihren Kindern Kompetenzen, die den Erwartungen der Schule eher entsprechen als bildungsferne Familien. Durch die Versetzung in die jeweiligen Klassenstufen wird auch unter den Schülern selektiert. 24% der Fünfzehnjährigen haben in ihrem Schulverlauf mindestens einmal die Klasse wiederholen müssen3. Die Chance aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse und unzureichendem Kompetenzniveau auf eine Sonderschule überwiesen zu werden, ist bei Schülern nicht deutscher Herkunft im Vergleich zu deutschen Schülern wahrscheinlicher4. Des Weiteren bereitet der monolinguale Habitus Schwierigkeiten für Kinder nicht deutscher Herkunft, denn viele Kinder erlernen die Unterrichtssprache erst nach dem Eingang in die Grundschule, sodass sie während des Hauptteils ihrer Grundschulzeit mit der Weiterentwicklung ihrer Sprachkompetenz beschäftigt sind, dessen Folge Defizite im eigentlichen Aneignen der Unterrichtsinhalte sind5. Für den Schulerfolg bzw. Misserfolg spielt die Sprachkompetenz sowie die Lesekompetenz eine gravierende Rolle. Um diesen Phänomen entgegen zu wirken gibt es verschiedene Ansätze, um von der monolingualen zur multilingualen Schule zu wechseln. Eine Form ist beispielsweise die zweisprachig koordinierte Alphabetisierung in der Grundschule beginnend, um den Kindern die Möglichkeit zum Wechseln der mündlichen Kommunikation und der Schriftsprache von der Erst- und Zweitsprache zu bieten6. Die Dreigliedrigkeit des deutschen Schulsystems erschwert für Kinder aus bildungsfernen Familien, die Empfehlung auf ein Gymnasium7. Sie besuchen viel häufiger die Sekundarschule und erhalten am Ende der Grundschulzeit unabhängig von den Schulleistungen seltener eine Empfehlung für das Gymnasium als Kinder aus bildungsnahen und höheren Schichten. Am Ende der Grundschulzeit ist dennoch die Schere nicht so drastisch geöffnet wie nach der Sekundarschule8. Die sprachliche Sozialisation, beginnend in der Kindertagesstätte, wird zum Handicap für Kinder mit "Migrationshintergrund ", denn die Ausgangslage dieser im deutschen Bildungssystem ist eher negativ zu sehen. Aufgrund der starken Abhängigkeit des Schulerfolgs von der Sozialschicht und des Sprachvermögens sind "Migrationskinder" von der Ungleichheit der Bildungschancen betroffen9. Zudem wird die selektive Wirkung des deutschen Bildungssystems durch Halbtagsschulen verstärkt. Schüler/innen aus bildungsfernen Milieus sind auf sich selbst gestellt, was zu einem Leistungsdefizit zwischen den Halbtags - und Ganztagsschulen führt. Die Ganztagsschule bietet den Kindern aus sozial schwächeren Milieus eine Förderung hinsichtlich ihrer Sprachkompetenz und der kognitiven Fähigkeiten. Die Kinder haben dadurch häufiger Kontakt zur deutschen Sprache und erlernen den Umgang mit anderen Kindern. Kainz und Bauer (2007) stellen fest, dass Kinder mit "Migrationshintergrund" hinsichtlich ihrer Bildungskarriere gegenüber anderen Kindern ohne Migrationshintergrund überwiegend unterlegen sind. Die Kinder nicht deutscher Herkunft sind tendenziell in Sonderschulen überrepräsentiert, erreichen meistens keinen positiven Schulabschluss und setzen ihre Bildungskarriere häufig nach der Schulpflicht nicht fort, sodass die Zahl an höheren Bildungseinrichtungen unterrepräsentiert ist10.

2.1 Soziale Herkunft:

Eine Vielzahl der empirischen Studien zeigen, dass die soziale Herkunft einen starken Einfluss auf die Bildungschancen hat11. Wenn man die Bildungsbeteiligung in einen Zusammenhang mit der sozialen Herkunft setzt, stellt sich die Frage, inwiefern sich Schüler aus Familien mit unterschiedlichen sozialen und familiären Hintergrundbedingungen hinsichtlich der Zugangschancen unterscheiden. Die Chancen für den Übergang an die jeweiligen Oberschulformen hängen von der sozialen Herkunfts- und von den verfügbaren Ressourcen ab, die von den Eltern für die Bildung ihrer Kinder in Verfügung gestellt werden und davon, ob es sich um bildungsnahe bzw. bildungsferne Familien handelt, denn es gibt Familien, die zwar eine höhere sozioökonomische Position haben, aber dennoch ihren Kindern kaum soziales und kulturelles Kapital für ihre Bildung bieten12. Insbesondere treten Disparitäten für Kinder von Migranten, Ausländern und angelernten Arbeitern im deutschen Bildungssystem auf. Die Herkunft der Familie, das soziale Umfeld, die sozioökonomischen Faktoren und die Lebensumstände fließen zudem mit in die soziale Herkunft hinein. Man unterscheidet zwei Mechanismen der Herkunftseffekte nach Boudon: Den primären und sekundären Herkunftseffekt. Die Kinder aus sozial höheren Schichten weisen aufgrund ihrer erlernten kognitiven Fähigkeiten günstigere Voraussetzungen vor als die Kinder aus sozial niedrigeren Schichten. Das hängt damit zusammen, dass Eltern aus höheren Schichten infolge der Erziehung und Ausstattung sowie der gezielten Förderung, die sie ihren Kindern bieten eher günstigere Fähigkeiten vermitteln als die Kinder aus Arbeiterfamilien, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft eher weniger kognitive Fähigkeiten vorweisen, wodurch sie bezüglich der Schulleistungen im Nachteil sind (primäre Effekte der sozialen Herkunft). Unterschiede, die bestehen, obwohl gleiche Leistungen erzielt sind, werden als sekundären Herkunftseffekt bezeichnet13. Die Bildungsentscheidungen der Eltern sind abhängig von der sozialen Herkunft, denn ihre eigene Bildungskarriere ist ausschlaggebend für den weiterführenden Bildungsweg ihrer Kinder.Viele Eltern mit Migrationshintergrund haben selbst keine abgeschlossene Bildungskarriere, sodass das Verstehen des deutschen Bildungssystems problematisch ist und sie dadurch ihre Kinder nicht effektiv auf ihrem Bildungsweg unterstützen können14. Anhand der Kapitalterminologie Bourdieus (1983), im Hinblick auf die Hintergrundbedingungen der sozialen Herkunft werden drei Arten von Ressourcen unterschieden. Mit dem sozial Kapital sind soziale und familiäre Beziehungen, als Ressource gemeint, die meist in der Familie, in Vereinen, im Freundeskreis etc. erworben werden. Mit dem kulturellen Kapital sind Ressourcen gemeint, die sich aus der Teilhabe an der Gesellschaft entwickelt. Indikatoren für das kulturelle Kapital sind die Bildungsabschlüsse der Eltern und zum Beispiel der Besitz von Kulturgütern im Haushalt der Familie. Diese beiden Arten der Ressourcen sind zudem Bestandteil des ökonomischen Kapitals, der über die sozioökonomische Stellung der Familie und dem Erwerbstätigkeitsstatus gemessen wird. Die durch Geld konvertierbaren Gegenstände, der Besitz von Grund und Boden bezeichnen das ökonomische Kapital einer Familie15.

[...]


1 De Haan 2012, S. 25 f. (10.12.2014, 19:16 Uhr).

2 Vgl. Weber- Menges, Geißler 2008http://www.bpb.de/apuz/30801/migrantenkinder-im-bildungssystemdoppelt-benachteiligt ? p=all#footnodeid_17-17 (11.03.2015, 13:40 Uhr)

3 Vgl. Auernheimer 2010, S.8

4 Vgl. Kornmann 2010, S. 76 ff.

5 Vgl. Fereidooni 2011 S. 56

6 Vgl. Auernheimer 2010 S. 13 f.

7 Vgl. Auernheimer 2010, S. 10

8 Vgl. Auernheimer 2010, S. 8

9 Vgl. Auernheimer 2010 S.7

10 Vgl. Kainz, Bauer 2007, S.29

11 Vgl. Auernheimer 2010, S. 7 f.

12 Vgl. Fereidooni 2011, S. 126

13 Vgl. Becker 2010, S. 132 f.

14 Vgl. Fereidooni 2011, S. 124

15 Vgl. Rolff, Leucht, Rösner 2008, S.283 f. http://www.pedocs.de/volltexte/2013/3520/pdf/Rolff_Leucht_Roesner_familialer_Hintergrund_2008.pdf ( 03.03.2015, 21:10 Uhr)

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Details

Titel
Welche Auswirkungen hat die soziale Herkunft auf die Bildungschancen junger Menschen in der Bundesrepublik?
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
2.3
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V497987
ISBN (eBook)
9783346015549
ISBN (Buch)
9783346015556
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernchancen, soziale Herkunft, Bildungschancen, Deutschland, Migrationshintergrund, Sozioökonomischer Status, berufliche Bildung, Sprachkompetenz
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Welche Auswirkungen hat die soziale Herkunft auf die Bildungschancen junger Menschen in der Bundesrepublik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497987

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