Rituale, die die Paarbeziehung stärken


Hausarbeit, 2018

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2. a. Was ist ein Ritual?
2. b. Ein kollektiv ausgeübtes Ritual
2. c. Ein als Paar allein ausgeübtes Ritual
2. d. Die Bedeutung von Ritualen in Krisenzeiten

3. Schlusswort

4. Bibliographie:

1. Einleitung

Die Scheidungsrate ist in Deutschland und auch in der übrigen westlichen Welt sehr gestiegen. Fast die Hälfte aller Ehen zerbrechen und finden ihr Ende durch eine Scheidung. Da ist die Frage nach Hilfen, die die Paarbeziehung stärken und damit einer solchen Entwicklung vorbeugen können, sehr berechtigt.

Jeder kennt Rituale, auch solche für Paare und mit Einfluss auf die Paarbeziehung. Sie sind den Teilnehmenden als solche nicht immer bewusst, können eine Hilfe sein und sind so individuell wie die Paare selbst und die Kulturen, in denen sie leben. Die Beziehung stärkt das, was von beiden Seiten als bereichernd erlebt wird. Rituale entspringen und entsprechen dem Bedürfnis des Menschen nach Struktur und Sicherheit, nach Identität und Zugehörigkeit und können auch eine Paarbeziehung sehr vertiefen helfen.

Es gibt Rituale, die kollektiv ausgeübt werden und dabei gleichzeitig die Paarbeziehung stärken, und zwar in fast allen Kulturen.

Alle genannten Aspekte sind Studien und Forschungsarbeiten wert. Ich grenze in dieser Arbeit das Thema auf Rituale ein, die die Paarbeziehung stärken und nenne auch hier nur zwei Beispiele. Ich werfe einen Blick auf je ein Beispiel aus der Bibel und aus unserer Zeit und unterscheide zwischen einem im Kollektiv und einem als Paar allein ausgeübten Ritual. Danach gehe ich noch auf ihre Bedeutung in Krisenzeiten ein.

2. Hauptteil

2. a. Was ist ein Ritual?

Laut Lexikon ist ein Ritual ein „Vorgehen nach festgelegter Ordnung“.[1] Das Wort stammt von dem lateinischen Begriff ritualis und bedeutet: den religiösen Brauch betreffend. Rituale hatten früher fast immer einen religiösen Inhalt. In der Soziologie ist ein Ritual laut Lexikon „eine besonders ausdrucksvolle und standardisierte individuelle oder kollektive Verhaltensweise. Rituale dienen in Angst- und Entscheidungsdruck-situationen oft der Verhaltensstabilisierung.“[2]

Was für den einen ein Ritual ist, wird vom anderen als Zeremonie, Regel, bedeutsame Handlung oder Tradition bezeichnet. Die religiöse Bedeutung ist in unserer Kultur vielfach verlorengegangen, aber Rituale an sich sind immer noch bedeutsam und werden gepflegt. Sie markieren Abschnitte im Leben, Übergänge, besondere Ereignisse und Veränderungen. Sie stärken den Zusammenhalt von Gruppen oder Einzelbeziehungen. Damit haben sie auch Relevanz für die Paarbeziehung. Rituale können bewusst vereinbart werden oder sich unbewusst entwickeln. Sie können dem einen angenehm, dem anderen das Gegenteil sein. Das liegt im Auge des Betrachters. Auch wie hoch die Bedeutsamkeit angesiedelt wird, ist von Person zu Person, von Paar zu Paar verschieden.

Es gibt aufwendige und einfache Rituale. Gemeinsam haben sie, dass sie etwas mehr oder weniger Bedeutsames einleiten und würdigen. Hierin unterscheiden sie sich von routinemäßig ausgeführten Alltagshandlungen und Gewohnheiten.[3] Rituale sind also durch die besondere Bedeutung, die ihnen beigemessen wird, aus Alltagsvorgängen herausgehoben. Sie kommunizieren symbolhaft und gehen oft über das „Hier und Jetzt“ hinaus,[4] d.h. stellen die Teilnehmer in ein größeres Ganzes. Das ist besonders bei Ritualen mit spirituellem Inhalt der Fall.

2. b. Ein kollektiv ausgeübtes Ritual

Ein Beispiel für ein kollektives Familienritual, das auch die Paarbeziehung beeinflusst, findet sich in der Bibel. In 1. Samuel 1[5] ist dies eine religiöse Handlung: Der Israelit Elkana aus Rama ging jedes Jahr mit seiner gesamten Familie nach Schilo, um dort Gott anzubeten und ihm zu opfern. Er tat dies mit seinen beiden Frauen und allen seinen Söhnen und Töchtern. Dies Ritual hat sicher den Familienzusammenhalt gestärkt. Rama ist etwa 25 km von Schilo entfernt. Diese Strecke ging die Familie wahrscheinlich zu Fuß. So hatten sie Zeit, viel miteinander zu reden. Auch ist ein solches Ritual identitätsstiftend, denn die Kinder und Erwachsenen begriffen sich als gottgläubige Menschen im Familienverbund. Die Erwachsenen lebten den Kindern eine Beziehung zu Gott vor. Es gab einen Ort, an dem die Familie eine Adresse für ihre rituelle Huldigung Gottes und für ihre Opfergaben fand. Sie begriffen sich als Teil der Schöpfung Gottes und des Volkes Gottes. Denn auch viele andere Israeliten mögen mit ihnen gegangen sein. In Schilo hörten sie im Rahmen eines Gottesdienstes aus der Thora mehr über Gott und ihre Identität als Angehörige seines Volkes.

Da Elkana einmal im Jahr nach Schilo ging, war dies keine gewöhnliche Alltagshandlung, sondern ein Ritual, das in besonderer Weise das Vertrauen der Familie zu Gott ausdrückte und bestätigte. Es kann sich z. B. um das Passahfest, das Fest der ungesäuerten Brote oder das Neujahrsfest gehandelt haben. Solche und andere Ereignisse fanden einmal im Jahr statt und waren mit Tieropfern verbunden. Zu diesen Ritualen gehörte ein anschließendes Opfermahl, bei dem jeder Teilnehmer ein Stück vom Opferfleisch erhielt. Das war auch in Elkanas Familie so.

Paare sind immer auch Teil eines größeren Gemeinschaftsverbundes. Das ist die erweiterte Familie, die Nachbarschaft oder Dorfgemeinschaft. Es kann heute aber auch ein Kollegenkreis am Arbeitsplatz, ein Freundeskreis, ein Verein oder eine Kirchengemeinde sein. Rituale innerhalb solcher Gemeinschaften stärken auch die Paarbeziehung, da sie hier gemeinsam erlebt werden und durch die Anwesenheit anderer Menschen eine verstärkte Wirkung erhalten.

Bemerkenswert ist, dass viele Rituale für die Beteiligten in unserer westlichen Welt ihre religiöse Bedeutung verloren haben, aber immer noch begangen werden. Das gilt z.B. für christliche Feste wie Ostern und Weihnachten, Konfirmation und Taufe. Rituale haben etwas Sinngebendes, stärken den Zusammenhalt der Familie und unterstützen maßgeblich die Entwicklung der Identität als Einzel- und als Gemeinschaftswesen. Auch Paare übernehmen Rituale, mit denen sie in der Kindheit groß geworden sind, um damit ihre neu gegründete Familie zu bereichern und zu strukturieren. Sie geben damit Werte an die nächste Generation weiter, die dadurch wiederum ihre eigene Identität entwickelt. Es ist Teil unserer Identität, so zu handeln. Die amerikanische Ritualforscherin Barbara Fiese sagt: „This is who we are. This is right. This is what we look forward to and who we will continue to be across generations“.[6] Übersetzung: “So sind wir. Das ist richtig. Darauf freuen wir uns und das werden wir über Generationen hinweg weiterhin sein.“ Manches Ritual wird an gegenwärtige Bedürfnisse oder Wertvorstellungen angepasst oder ganz fallen gelassen. Dafür werden vielleicht neue eingeführt. Aber ganz ohne Rituale lebt niemand. Der Umgang damit kann flexibel gestaltet werden. Rituale haben aber keineswegs an Bedeutung verloren. Im Gegenteil: da sich viele Strukturen in unserer westlichen, freiheitlichen und individualistischen Kultur verändern, haben sie gerade heute immer noch eine stabilisierende und identitätsstiftende Wirkung, die Halt, Sicherheit und Beständigkeit verleiht. Rituale dienen der Stärkung der zwischenmenschlichen Bindung (Innenwirkung) und gleichzeitig der Abgrenzung nach außen (Außenwirkung). Sie kommunizieren: das haben wir gemeinsam und es unterscheidet uns von anderen. Sie sorgen für eine vorhersehbare Struktur, die das Verhalten leitet.[7] Das vermittelt Sicherheit und Geborgenheit.

Elkanas Familie folgte den Regeln und Gesetzen, die durch Mose gegeben waren. Sie besaßen damit eine klare, fest vorgegebene Struktur, zu der auch religiöse Handlungen und Riten gehörten.

Ein modernes Beispiel für ein Kollektivritual ist der Tanzkurs. Ein Ehepaar aus unserem Freundeskreis besuchte jede Woche einen solchen Kurs. Es war ein Hobby, das sie teilten, das ihnen Abwechslung vom Alltag bot, ihnen Spaß machte und durch das sie körperliche Nähe erlebten. Dabei waren sie nicht allein. Sie nahmen zusammen mit anderen Paaren Tanzunterricht und erlebten sich als Teil einer Gruppe, die das gleiche Hobby teilte. In den Pausen lernten sie die anderen Teilnehmer kennen, es gab viel zum Schmunzeln, gemeinsam genoss man die Musik und die Bewegungen dazu. Das Tanzen hat auch etwas Erotisches, was durchaus gewollt ist. All diese Kriterien stärken die Paarbeziehung. Wenn unsere Freunde nach Hause gingen, hatten sie sich etwas zu erzählen, sie hatten etwas gemeinsam erlebt und freuten sich schon auf die nächste Tanzeinheit. Außerdem gab es ihnen das Gefühl, etwas zu können, was sie bei anderer Gelegenheit umsetzen konnten. Wenn sie zu einer Feier mit Tanz eingeladen wurden, konnten sie das Gelernte anwenden. Auch das stellt eine Stärkung der Paarbeziehung dar. Auf emotionaler Ebene vertiefte es die Bindung zwischen ihnen, auf sozialer Ebene stärkte es ihr Selbstwertgefühl als Paar und als Einzelpersonen.

[...]


[1] Meyers großes Taschenlexikon in 24 Bänden, Chefredaktion: Werner Digel und Gerhard Kwiatkowski, Bd. 18, BI-Taschenbuchverlag, Mannheim, 1992, S. 262.

[2] Meyers großes Taschenlexikon, Bd. 18, S. 262.

[3] Mary Spagnola und Barbara H. Fiese, Family Routines and Rituals, A Context for Development in the Lives of Young Children, Infants & Young Children, Vol. 20, No. 4, Wolters Kluwer Health / Lippincott Williams & Wilkins, 2007, S. 285.

[4] Spagnola und Fiese, Family Routines and Rituals, S. 285.

[5] Gute Nachricht Bibel, Revidierte Fassung 1997 der “Bibel in heutigem Deutsch”, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, 2005, S. 354, 355.

[6] Barbara H. Fiese. zitiert von Harald Martenstein, Rituale, Geo Wissen Nr. 56 , Ausgabe November 2015.

[7] Spagnola und Fiese, Family Routines and Rituals, S. 284.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Rituale, die die Paarbeziehung stärken
Veranstaltung
Ehe- und Familienseelsorge
Note
2
Autor
Jahr
2018
Seiten
13
Katalognummer
V497971
ISBN (eBook)
9783346009166
ISBN (Buch)
9783346009173
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rituale, Paarbeziehung
Arbeit zitieren
Elke Buchholz (Autor:in), 2018, Rituale, die die Paarbeziehung stärken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497971

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