Rudolf Steiner. Seine Biographie, seine Anthroposophie und die Wirkungen


Zwischenprüfungsarbeit, 2005

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

1. Biographie

2. Thesen
2.1. Anthroposophie
2.1.1. Die Dreigliederung des Menschen
2.1.2. Lehre von den vier Leibern
2.1.3. Wiederholtes Erdenleben
2.1.4. Temperamentenlehre

3. Wirkungen
3.1. Waldorfschule
3.1.1. Rolle des Erziehers/ Lehrers
3.1.2. Lehrplan

Schluss

Literatur

Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit der Biographie, den Thesen – speziell mit der Anthroposophie – und den Wirkungen Rudolf Steiners auf unsere Zeit mit einem verschärften Blickwinkel auf die Pädagogik.

Im ersten Teil der Arbeit erfolgt ein kurzer Überblick über die Biographie Steiners. Im zweiten Teil werden die Thesen von Steiners Pädagogik erläutert, wobei vor allem auf die Anthroposophie, die das Grundgerüst der Waldorf-Pädagogik und somit auch der Waldorfschulen darstellt, Gewicht gelegt wird. Hierzu gehört die Erläuterung der Dreigliederung des Menschen in Leib, Seele und Geist, die Ausführung der Lehre von den vier Leibern (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich-Leib), eine kurze Einführung in das wiederholte Erdenleben sowie die Darstellung der vier Grundtemperamente (cholerisch, phlegmatisch, melancholisch, sanguinisch). Im dritten und letzten Teil erfolgt eine Erklärung der Wirkungen Steiners, die vor allem in den Waldorfschulen ihre Entfaltung finden konnten. Der Vorstellung der Erzieher- bzw. Lehrerrolle in einem Waldorfkindergarten bzw. einer Waldorfschule folgt der Abriss des Lehrplans von Waldorfschulen.

1. Biographie

Rudolf Steiner wurde am 25.02.1861 in Kraljevec (heutiges Kroatien) als Sohn eines Bahnbeamten in ärmlichen Verhältnissen geboren. Seinen Vater Johann Steiner (1829-1910), seine Mutter Franziska Blie (1834-1918) sowie seine Geschwister Leopoldine (1864-1927) und Gustav (1866-1941) erwähnt Steiner in seiner Biographie kaum. Der Beruf seines Vaters als Telegrafist bei der österreichischen Südbahn brachte häufige Umzüge mit sich. 1862 zog die Familie Steiner nach Mödling, ein Jahr später bereits nach Pottschach und 1868 nach Neudörfl. In Pottschach wurden seine Geschwister geboren und dort hat Steiner die glücklichsten Jahre seiner Kindheit verbracht (JACOB & DREWES, 2004; HARDORP, 2002; LINDENBERG, 2002).

In Steiners Jugend gab es vier wichtige Ereignisse, die seine später entwickelte anthroposophische Pädagogik prägen sollten: die Geisterscheinung seiner Tante, die ihm bewusst machte, dass es eine höhere, geistige Welt gibt, die Faszination für die feierliche Kulthandlung des Priesters, der als ein Vermittler zwischen der geistigen und der physischen Welt auftrat, was er als Ministrant beobachten konnte, die Entdeckung der Geometrie und damit die Begeisterung für Pythagoras und das Interesse für Astronomie (Erklärung des Kopernikanischen Weltsystems), die ihm von dem Pfarrer Franz Maráz in Neudörfl zugetragen wurde (JACOB & DREWES, 2004; LINDENBERG, 2002; PRANGE, 1985).

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Geheimwissenschaft war 1879 die Freundschaft zu dem Kräutersammler Felix Koguzki, der ihm tiefe Einblicke in die Natur gewährt hat (LINDENBERG, 2002). Doch erst in einem Eingeweihten in die Tradition der Geheimwissenschaften konnte Steiner seinen spirituellen Lehrer finden. Den Namen dieses Gelehrten hat er nie preis gegeben; nur, dass dieser ein Meister des Okkulten und der östlichen Geheimlehren gewesen sein soll. In diesem fand er endlich einen Zuhörer, der seine Ideen ernst nahm (LINDENBERG, 2002; PRANGE, 1985).

Den Mitarbeitern der österreichischen Südbahn stand ein Stipendium zu, so sorgte Johann Steiner dafür, dass sein Sohn studieren konnte. Von 1879 bis 1882 studierte Steiner an der Technischen Hochschule in Wien Mathematik, Physik, analytische Mechanik, Zoologie, Mineralogie, Chemie, Botanik, Geologie, Literaturgeschichte und Staatsrecht. Er hat dieses Studium nicht abgeschlossen, sondern 1891 in Rostock in Philosophie promoviert. In seiner Studienzeit hat er den Literaturprofessor Karl Julius Schröer sehr bewundert. Dieser hat Steiner an Goethe herangeführt. 1882 wurde es ihm durch Schröer ermöglicht, ein Band mit Goethes Schriften herauszugeben. Der wissenschaftliche Erfolg bleibt allerdings aus, so dass Steiner eine Einstellung bei der Familie Specht als Hauslehrer annehmen musste, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Damit begann 1884 in Wien seine pädagogische Laufbahn als er vor allem den jüngsten Specht-Jungen, Otto, der als behindert galt, im Privatunterricht zu lehren begann und sogar bis zum Abitur führte. Das war natürlich ein großer Erfolg für Steiner, aus dem er für seine spätere Pädagogik schöpfen konnte. Aus dieser Erziehungstätigkeit wurde ihm der Zusammenhang zwischen Geistig-Seelischem und Körperlichem bewusst und die Tatsache, dass die Erziehung eines Menschen Menschenerkenntnis erfordert. In dieser Zeit war ihm die Mutter des Jungen, Pauline Specht, eine wichtige Freundin und Zuhörerin (HARDORP, 2002; LINDENBERG, 2002; PRANGE, 1985).

1890 begann in Weimar sein Dienst im Goethe- und Schillerarchiv mit der Aufgabe einige Schriften Goethes herauszugeben (Abb. 1). Als die anfängliche Begeisterung verfolgen war, empfand er die Arbeit als sehr stumpfsinnig, er war einfach nicht geschaffen für eine rein philologische Tätigkeit. Praktisch nebenher, um sich einen geistig-seelischen Ausgleich zu der Arbeit im Archiv zu schaffen, begann er das aufzuschreiben, was ihn innerlich bewegte. 1893 konnten diese Gedanken in dem Werk „Die Philosophie der Freiheit“ herausgegeben werden (LINDENBERG, 2002).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Rudolf Steiner, 1891 (LINDENBERG, 2002: S. 44)

1892 bezog er eine Wohnung im Hause Eunike, wo er seine zukünftige Frau Anna Eunike (1853-1911) kennen und lieben lernte, die er 1899 heiratete. Sie war bereits verwitwet und hatte fünf Kinder. Die Verbindung hielt knapp fünf Jahre (LINDENBERG, 2002).

Nach dem Ausscheiden aus dem Goethe- und Schillerarchiv 1896 musste Steiner sich um eine neue Anstellung bemühen. Er widmete sich der Herausgabe und Redaktion des „Magazins für Litteratur“, das er 1900 wieder verkaufte. In Berlin, wohin er 1897 zog, unterrichtete er 6 Jahre lang bis 1905 in den Arbeiterbildungsschulen bis ihn die orthodoxen Marxisten dort nicht mehr haben wollten (HARDOROP, 2002; LINDENBERG, 2002).

Steiners zweite Begegnung mit der Theosophischen Gesellschaft fand 1900 statt. Es ist bereits schon 1890 mit den Theosophen zusammengetroffen, doch zu dieser Zeit stand er ihnen und ihrer Einstellung noch recht feindlich gegenüber. Er wurde eingeladen, um einen Vortrag zu Nietzsche zu halten. Ein weiterer Vortrag über „Goethes geheime Offenbarung“ brachte ihm eine ganze Vortragsreihe über Mystik ein (LINDENBERG, 2002). Die Theosophie verband hinduistische und buddhistische Bewegungen, wonach eine mehrmalige Reinkarnation möglich war. Helena Petrovna Blavatsky gründete 1875 in New York die theosophische Gesellschaft und 1902 wurde Steiner zum Generalsekretär der deutschen Theosophie-Gesellschaft ernannt, derer er zusammen mit Marie von Sivers, die 1914 seine zweite Frau wurde, beitrat (HÖRNER, 1995; JACOB & DREWES, 2004; LINDENBERG, 2002). Doch auch in Zeiten des Generalsekretärs hatte er etwas andere Ansichten als die anderen Theosophen. Diese hat er in dem Buch „Theosophie“ dargestellt. Der Unterschied war, dass er von der Selbsterkenntnis ausging, die dann zur höheren Erkenntnis führen sollte. Steiner verwandelte die anglo-indische Richtung der Theosophie, für die vor allem Annie Besant und Charles Leadbeater standen, in eine christlich-rosenkreuzerische Richtung. Von 1901 bis 1908 stand er unter dem Eindruck der Geistwelt mit ihren Tatsachen und Wesenheiten; diese Epoche schloss er mit dem Werk „Die Geheimwissenschaft im Umriß“ ab (LINDENBERG, 2002).

Die geistigen Differenzen zwischen Steiner und den Theosophen wurden 1913 so unüberbrückbar, dass Steiner sich mit einigen Anhängern, unter ihnen Marie von Sivers, abspaltete und die Anthroposophische Gesellschaft gründete. Zwischen 1910 und 1913 schrieb Steiner vier Mysteriendramen, die eine anthroposophisch zu deutende Handlung aufwiesen. Diese wurden in dem dafür von Steiner entworfenen und erbauten Goetheanum in Dornach bei Basel aufgeführt. Zu dieser Zeit gab es die ersten Anregungen zur Eurythmie, der sichtbaren Sprache. 1919 fand dann die erste Eurythmie-Aufführung statt. Das aus Holz errichtete Goetheanum brannte in der Silvesternacht 1922/23 nieder und wurde an selber Stelle aus Beton neu aufgebaut (HÖRNER, 1995; LINDENBERG, 2002).

Das Leib-Seele-Geist-Problem (siehe hierzu Kap. 2.1.1.) hatte Steiner bereits 1917 ausgearbeitet und ausführlich darüber 1919 vor der Waldorf-Lehrerschaft im Rahmen eines Kurses zur Allgemeinen Menschenkunde gesprochen. In dieser Zeit entwickelte er die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus (StaatàRechtsleben, WirtschaftàWirtschaftsleben, BildungàGeistesleben), diese dann in ihrer vollen Ausprägung allerdings nicht verwirklicht werden konnte, sondern ihre Realisierung in der Freien Waldorfschule fand. Die Anregung hierzu kam von Emil Molt, dem Leiter der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, der die Idee der Dreigliederung unterstütz hatte. Ziel war es einen Unterricht auf wahrer Menschenerkenntnis aufzubauen. In der Zeit nach 1919 war die Anthroposophie durch die Dreigliederung, die Waldorfschule und zahlreiche Vorträge und Kongresse (v. a. den Wiener Kongress) weit in die Öffentlichkeit gerückt (LINDENBERG, 2002). Die Anthroposophische Gesellschaft hatte sich in den letzten Jahren allerdings so entwickelt wie es Steiner nicht vorgesehen hatte, so dass er 1924 die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft neu gründete (Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Rudolf Steiner, 1923 (LINDENBERG, 2002: S. 135)

Das letzte Werk, das er nicht mehr vollenden konnte, war seine eigene Biographie „Lebensgang“. Am 30.03.1925 starb Steiner, das letzte halbe Jahr seines Lebens hatte er in der Abgeschiedenheit seines Ateliers verbracht (LINDENBERG, 2002).

2. Thesen

Die anthroposophische Pädagogik weist einen Überbau übersinnlicher Erkenntnis auf, nämlich die Lehre vom wiederholten Erdenleben und dem Karma, der Lehre von den höheren Welten und der Lehre von den Wesensgliedern des Menschen (PRANGE, 1985).

„Wenn man also alle Besonderheiten und Ausgestaltungen beiseite lässt, die zur Anthroposophie gehören, dann sieht man, dass Steiner einen alten, geradezu archaischen Gedanken aufgegriffen und in einer quasimodernen Fassung als Erkenntnislehre präsentiert hat. Es ist der Gedanke, dass Mensch und Kosmos gleichartig sind. Der Mensch ist im kleinen ein Kosmos, der Kosmos im großen ein Mensch.“( PRANGE, 1985: S. 57).

Nach Steiner lernt man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herz und mit der Hand. Bei solch künstlerisch-praktischen Übungen wie Singen, Malen, Musizieren, Tanzen und Schnitzen führt das Herz die Hand und die Hand belehrt den Kopf (PRANGE, 1985). „Die Antipathie ist zentriert ‚im Kopf’, die Sympathie im ‚Gliedmaßensystem’; gehen wir vom Kopf aus, nehmen wir eine Gegenstellung ein, zum Kosmos und zu unseren Nachbarn; gehen wir aber von Hand und Fuß aus, vom Malen, Bildhauen, Plastizieren und Tanzen, wie in der Eurythmie, dann entsteht die große Seelen- und Lebensgemeinschaft.“ (PRANGE, 1985: S. 118).

„Die Grundgedanken der ‚Geheimwissenschaft’ sind, dass es hinter der sichtbaren Welt eine verborgene, für unsere normalen Sinne nicht wahrnehmbare, geheime Welt gibt. Dem Erforscher jener Welt offenbart sich diese unmittelbar, wenn er sich diese Fähigkeit zur übersinnlichen Erkenntnis angeeignet hat.“(HÖRNER, 1995: S. 133). Es könne jeder zu dieser Welt einen Zugang finden, der den geisteswissenschaftlichen Erkenntnisweg, den Steiner vorgezeichnet hat, nachgehe und die erforderliche Entwicklungsstufe erreiche. Die Geisteswissenschaft ist eine Wissenschaft, die mit der Seele zu erforschen ist. Da der Mensch mit dem Kosmos verbunden ist, muss die Entwicklung des Menschen zusammen mit der Entwicklung des Kosmos betrachtet werden. So entsprechen die vier Leiber, die nach Steiner in einem 7-jährigen-Rhythmus geboren werden, bestimmten Planeten. Der physische Leib, der als erstes geboren wird, ist der vollkommenste, da er der älteste ist und bereits in der Saturnzeit (Tab. 1) die Anlage für den physischen Leib geschaffen wurde. In der zweiten Phase, in der Sonnenzeit kam der Ätherleib hinzu; in der Mondzeit der Astralleib und schließlich in der Erdenzeit der Ich-Leib (KOWAL-SUMMEK, 1993).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Rudolf Steiner. Seine Biographie, seine Anthroposophie und die Wirkungen
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V49797
ISBN (eBook)
9783638461566
ISBN (Buch)
9783638797061
Dateigröße
841 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rudolf, Steiner, Biographie, Anthroposophie, Wirkungen, Thema Waldorf-Pädagogik
Arbeit zitieren
Dipl.-Geographin Olimpia Dorniok (Autor:in), 2005, Rudolf Steiner. Seine Biographie, seine Anthroposophie und die Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49797

Kommentare

  • Stimmt.

    Ja, das stimmt, das Geburtsdatum ist falsch. Ich habe dieses nochmal in zuverlässigen Quellen nachgeschaut und muss gestehen, dass ich mich da wohl vertippt habe.

  • Gast am 18.5.2007

    Fehler? .

    Hallo,
    ähm...ja, ich habe da mal eine Frage, und zwar, ist das Geburtsdatum, von Rudolf Steiner richtig? Laut Wikipedia zum Beispiel, ist er am 27. Februar geboren. Na ja ich wollte das nur äußern.
    nina

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Titel: Rudolf Steiner. Seine Biographie, seine Anthroposophie und die Wirkungen



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