Die Werke Jakob Philipp Hackerts "Arkadische Landschaft" und Caspar David Friedrichs "Eiche im Schnee" im Vergleich


Seminararbeit, 2019

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Beschreibung
1.1 Jakob Philipp Hackert: „Arkadische Landschaft“
1.2 Caspar David Friedrich: „Eiche im Schnee“

2. Vergleichende Analyse
2.1 Komposition
2.2 Räumlichkeit
2.3 Rezeption
2.4 Farbe
2.5 Licht
2.6 Figürliche Gestaltung

3. Interpretation

Anhang

Einleitung

So reich wie die Facetten der Kunst, so verschieden mögen auch ihre Auffassungen sein; denn: der Betrachter ist Richter über Schönheit und Ästhetik. So werden im folgenden Jakob Philipp Hackerts „Arkadische Landschaft“ und Caspar David Friedrichs „Eiche im Schnee“ beschrieben, vergleichend analysiert und anschließend interpretiert. Die Auffassung beruht auf der subjektiven Wahrnehmung und auf Grundlage eigener Interpretation, weswegen die vorliegende Arbeit nur eine Möglichkeit von vielen darstellt. Dabei soll die Frage geklärt werden, in welcher Art und Weise sich die Auffassungen eines bestimmten Objekts in den Werken zweier Künstler ausdrücken. Aufgrund der Restriktion in der Länge der Arbeit ist dies allerdings nur oberflächlich möglich. Weitere Interessante Aspekte wie die explizite Mal- und Herangehensweise müssen unberücksichtigt bleiben, da diese ebenfalls den Rahmen der Arbeit sprengen würden.

1. Beschreibung

1.1 Jakob Philipp Hackert: „Arkadische Landschaft“

Das Ölgemälde im Querformat von Jakob Philipp Hackert aus dem Jahre 1805 zeigt, wie der Titel „Arkadische Landschaft“ vermuten lässt, eine realistische Darstellung einer idyllisch wirkenden Landschaft bei Sonnenuntergang, in der Mensch und Tier in freier Natur friedlich und harmonisch beisammen sind. Das Werk ist in der alten Nationalgalerie in Berlin zu finden und ist 119 x 167 cm groß.1

Die Szene ist in Vordergrund, vorderen Mittelgrund, hinteren Mittelgrund und Hintergrund eingeteilt. Im Vordergrund befindet sich auf der rechten Seite eine große Felswand, die zusammen mit der davorstehenden Eiche die rechte Bildhälfte fast komplett füllt. An der Felswand am äußeren rechten Bildrand läuft ein kleiner Wasserfall an den großen Steinbrocken herunter, der in einen Bach mündet, der am vorderen Rahmen entlangläuft und an diesem mittig auf den Betrachter zu ausläuft. Oben auf dem Felsen befinden sich Gebüsche und weitere Bäume. Der Felsen ist teils mit Moos bedeckt, sodass er von den Farben grau und grünbraun dominiert wird. Der große Baum, wahrscheinlich eine Eiche, die links vor der Felswand steht und leicht rechts von der Mitte aus im Bild positioniert ist, reicht mit ihrem Wipfel über die Felswand hinaus. Sie ist der Blickfang und Mittelpunkt des Gemäldes. Ihr dicker, brauner Stamm neigt leicht nach links ins Bild hinein, sodass der höchste Punkt ihres Wipfels den Bildrand oben genau in der Mitte fast berührt. Der Stamm des Baumes teilt sich einmal entzwei, wobei der rechte Teil des Stammes fast gerade nach oben verläuft, während sich der linke Ast nach links neigt. Die Äste tragen an unzähligen Gabelungen gesunde Blätter, die dank der untergehenden Sonne in einem goldenen Grünton erscheinen. Die Eiche steht auf einer Wiese, die sich über den kompletten Vordergrund erstreckt. In demselben Grünton erscheinend wirkt sie lebendig und gepflegt. Das Wiesenstück, an der der Baum steht, ist etwas höher als im Mittelgrund. Unter dem Baum befinden sich sechs Personen, die sich leicht bekleidet auf dem Gras gelassen und fröhlich miteinander unterhalten. Sie gestikulieren dabei und scheinen sich wohl zu fühlen. Zwei weibliche Personen stehen rechts neben dem Baum, eine davon ist an einen großen Steinbrocken gelehnt, die andere sitzt auf dem Boden daneben. Die sitzende Person hat eine Art Heuballen auf dem Schoß, und sieht zu der stehenden hinauf, während sie dabei mit ihrem Arm gestikuliert, als würde sie versuchen etwas zu erklären. Die beiden Damen tragen weiße, lange Gewänder, die von Hals bis Fuß reichen, wobei die rechte Brust der stehenden Frau nicht bedeckt ist. Diese hört der sitzenden Person offensichtlicher Weise zu, da sie ihren Blick auf sie richtet. Ein junger Mann, der außer einem Tuch über seiner Schult er nichts trägt, ist nicht weit von ihnen entfernt an die Eiche gelehnt und scheint eine Art Musikinstrument in den Armen zu halten. Neben dem Jungen sitzt ein Hund, der zu ihm aufsieht, und vor ihm sitzt eine junge Dame in weißem Gewand auf ihren Füßen am Boden, die ebenfalls zu ihm aufsieht. Vor dieser liegt etwas - nicht klar identifizierbar, möglicher Weise eine zusammengerollte Schlange oder ein Strick. Zu ihrer Linken befinden sich zwei weitere weibliche Personen, die auf der Wiese liegen, wobei eine der beiden Damen, die am roten Oberteil und orange-brauner Hose erkennbar ist, ihren Ellenbogen auf den Schoß der anderen stützt, die ein hellblaues Kleid trägt. Auch sie sehen zu dem Jungen auf. Hinter den beiden liegt ein weißes Rind, dass von seiner linken Seite gezeigt wird und dessen Hinterteil schräg zum Betrachter gerichtet ist. Etwas weiter vorne im Bild, links neben der Mündung des Flusses, sieht man ein weiteres Rind, das grast. Er beugt seinen Kopf nach unten und es steht in leicht schrägem Winkel zum Betrachter: sein Hinterteil ist nach links hin weggedreht, während seine rechte Geschichtshälfte zum Betrachter zeigt. Noch etwas weiter links davon, sehr nah am Bildrand, schließt der Vordergrund mit der Wiese ab.

Im vorderen Mittelgrund, hinter dem stehenden Rind erspäht man 10 weitere Artgenossen, die ebenfalls auf der Wiese, die etwas schattiger und dunkler erscheint, weiden. Vier davon stehen, sechs weitere liegen auf der Wiese. Sie halten sich alle im Abstand von wenigen Metern voneinander auf. Neben diesen Rindern am linken Bildrand steht eine weitere Eiche, die etwas kleiner ist als die Eiche im Vordergrund. Diese Ebene schließt hinter der Eiche mit einem dunklen Gebüsch und weiteren, nicht klar erkennbaren Bäumen ab.

Die Wiese geht über in den Mittelgrund, welcher aus dem in die Ferne reichenden Wiesengrund besteht, der mit Büschen und Sträuchern besetzt ist, und in der Ferne in einen Gipfel mündet. Der Mittelgrund bildet eine horizontale Linie, wobei die Spitze des Gipfels etwa kurz unter die Mittellinie des Bildes reicht. Auf dem Feld befindet sich ein Fluss oder ein See, dessen Weg durch die Sträucher teilweise verdeckt und deswegen nicht ganz nachvollziehbar ist. An ihm stehen in weiter Entfernung, am Fuß des Gipfels, Architektonische Bauten.

Der Hintergrund setzt sich aus einem Himmel in ruhigen Pastelltönen und unscheinbaren Wolken zusammen, die den Himmel stellenweise zieren. Die Sonne scheint gerade unterzugehen, ist allerdings für den Betrachter durch die Bäume auf der linken Seite nicht zu sehen. Erkennbar ist dies nur durch die rosa Färbung, die vom unteren Teil des Hintergrundes ausgeht, und nach oben hin zum Bildrand blau wird. Das Rosa lässt weitere Gebirge des Mittelgrundes verblassen, und rückt die Szene in ein sanftes Licht.

1.2 Caspar David Friedrich: „Eiche im Schnee“

Das um 1827 mit Öl gemalte Werk von Caspar David Friedrich zeigt eine einsame, kahle Eiche im Schnee. Das trist wirkende Gemälde mit den Maßen 44 x 34,5 cm ist im Kölner Wallraf- Richartz- Museum im Original zu sehen.2

Das Hochkantige Werk ist klar in Vorder- und Hintergrund unterteilt. Der Vordergrund zeigt den Blickfang des Werkes, die besagte Eiche. Diese ist mittig im Bild positioniert und nimmt fast den gesamten Bildraum ein. Ihr dicker, dunkelbrauner Stamm ragt aus dem schneebedeckten Boden heraus und seine Krone, die bis zum oberen Bildrand hinaufreicht, teilt sich einmal in seiner oberen Hälfte. Die Äste reichen fast bis an den Rand links und rechts außen. Nach oben dünnt der Stamm aus, was ihn modrig wirken lässt. Der kalten Jahreszeit entsprechend hängen an seinen Ästen noch einige trockene, rotbraune Blätter. Die dicken Äste teilen sich unzählige Male, viele kleine Gabelungen stehen wirr vom Baum weg. Auf diesen findet sich auch etwas Schnee wieder, der auch auf der Eiche zu tauen scheint.

Der Baum steht auf dunkelbraunem Boden, der eventuell matschig ist und stellenweise mit gelbstichigem Schnee bedeckt ist. Dort, wo dieser taut werden einige Gräser und kleine Büsche in dunkel- und hellbraunen Tönen sichtbar. Noch weiter im Vordergrund, wenige Meter vor der Eiche, befinden sich zwei ineinander verschlungene, große Äste, die von der unteren Mitte, vom Boden schräg nach oben in den linken Teil der Szene ragen. Der Vordergrund ist durch die Schneewiese in einer horizontalen Linie vom Hintergrund getrennt. Direkt dahinter befinden sich in größerer Entfernung nicht klar zu erkennbare Gebüsche und/oder Wälder, die in einem grün- grauen Ton ohne Details eine weitere horizontale Linie, parallel zum schneebedeckten Boden, in der unteren Hälfte des Gemäldes bilden. Der Himmel dahinter, eine hängende, farblose Wolkendecke, die in der Ferne zu gewittern droht, löst sich zum Bildran d nach oben hin und wirkt dort etwas freundlicher und heller. An der Stelle, an der die Spitze des Baumes in den Himmel ragt, lösen sich die Wolken sogar ein wenig auf und der blaue Himmel kommt zum Vorschein.

2. Vergleichende Analyse

2.1 Komposition

Das Werk Friedrichs wirkt durch die ausgeglichene Komposition des Bildaufbaus harmonisch und dadurch gleichzeitig inszeniert. Der Felsen auf der rechten Seite bildet eine schräge, von der Ecke rechts oben nach links unten abfallende Achse, die mit der hellen Wiese in dieser Ecke abschließt. Gegenüber dieser läuft eine weitere Achse am Gebüsch entlang vom linken Baum schräg nach unten rechts zur Mitte hin entlang. Eine Waagrechte bildet der Horizont im Hintergrund. Neben diesen drei offensichtlichen Achsen gibt es eine weitere kompositorische Besonderheit: Mensch und Tier sind in einer fortlaufenden Linie von unten rechts bis an den äußeren linken Rand im unteren Teil des Gemäldes angeordnet. Beginnend bei der an den Stein gelehnten Dame, geht sie über die anderen Personen hinweg bis zu den grasenden Rindern im vorderen Mittelgrund. Die einzige Figur, die aus dieser Achse ausbricht, ist das im Abseits stehende Rind im Vordergrund. An der Stelle, an der die zwei zuerst erwähnten Achsen enden, befindet sich der tiefste Punkt der Wiese. Dadurch öffnet sich der Hintergrund in einer dreieckigen Form nach oben hin. Diese beiden Schrägen werden durch die beiden Eichen gebrochen. Sie sind so positioniert, dass sie jeweils leicht schräg zur Mitte ins Bild hinein neigen. Führt man diese beiden Achsen im inneren Auge fort, so entsteht der Eindruck als würden die beiden Bäume die Aussicht auf den Mittelgrund umrahmen. Sie wirken wie ein Fenster, durch das man hindurch auf die Weite des schönen Arkadia blickt. Außerdem fällt auf, dass das zentrale Objekt des Gemäldes, der Baum im Vordergrund, exakt so geneigt ist, dass sein Schwerpunkt exakt auf der vertikalen Mittellinie des Werkes liegt. Dadurch wirkt dies abermals symmetrisch.3

Betrachtet man die Komposition genauer, findet man mehrere Male die geometrische Dreiecksform. Die Kronen der Bäume mit den Stämmen, der Hügel im Hintergrund, sowie die zuvor erwähnten Achsen im Bild bilden eine Dreieckige Form. Durch die gleichschenkligen Formen erzeugt der Künstler stabile und geschlossene Formen, die den ruhigen und geordneten Charakter des Werkes bestärken. 4

Im Gegensatz dazu weist Friedrichs Werk eine sehr viel einfachere kompositorische Anordnung auf. Die Aufteilung in Vorder- Mittel- und Hintergrund lässt die Szene realistisch wirken und gibt dem Betrachter einen Einblick in eine mögliche reale Welt. Diese lassen sich klar voneinander abgrenzen und bilden zusammen mit dem niedrigen Horizont zwei waagrechte Achsen. Der Blickfang des Werkes ist mittig positioniert und bildet unübersehbar eine vertikale Achse, um die das Gemälde herum konzipiert wurde. Der Ausschnitt ist so gewählt, dass der Baum exakt den Mittelpunkt bildet und den Rahmen nur ganz knapp berührt. Dadurch wirkt das Bild ausgefüllt und der Bildaufbau wirkt konzentriert und ruhig. 5

Auch in seinem Bild erkennt man, wenn man den Spitzen der Äste des Baumes folgt, eine dreieckige Form. Dreiecksformen erzielen eine stabile und ruhige Wirkung, die in diesem Fall von der Eiche ausgeht. Die einzelnen Ast-segmente lassen sich zu drei kreisförmigen Elementen zusammenfassen, je links und rechts am unteren Teil des Stammes, so wie die Äste an der Spitze. Dadurch zentriert der Künstler diese und lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf.6 Die einzige Achse, die die symmetrische Anordnung bricht, ist die Schräge, die durch die zwei abgebrochenen Äste im Vordergrund entsteht. Sie schneidet das Bild in der linken unteren Ecke an.

[...]


1 Vgl. Abb. 1

2 Vgl. Abb. 2

3 Vgl. Abb. 3

4 Vgl. Abb. 4

5 Vgl. Abb. 5

6 Vgl. Abb. 6

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Werke Jakob Philipp Hackerts "Arkadische Landschaft" und Caspar David Friedrichs "Eiche im Schnee" im Vergleich
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Lehrstuhl für Kunstpädagogik)
Veranstaltung
Werkanalyse
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V497783
ISBN (eBook)
9783346018885
ISBN (Buch)
9783346018892
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunst, Werkanalyse, Hackert, Friedrich, Eiche, Vergleich, Schnee
Arbeit zitieren
Alwina Wolf (Autor:in), 2019, Die Werke Jakob Philipp Hackerts "Arkadische Landschaft" und Caspar David Friedrichs "Eiche im Schnee" im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497783

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