Ethische Dilemma von Schulbegleitern im Schulalltag in Konfliktsituationen


Hausarbeit, 2019

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schulbegleitung
2.1 Alltägliche Rahmenbedingungen der Schulbegleiter
2.2 Konfliktsituationen im Schulalltag

3. Rechtlicher Rahmen
3.1 Perspektive der Schulbegleitung
3.2 Schulische Verantwortung
3.3 Rechtliche Gültigkeit für Lehrer und Schulbegleiter

4. Ethischer Konflikt im Kontext der Schulbegleitung
4.1 Normative Ethik
4.2 Verantwortungsethik
4.3 Angewandte Ethik

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit dem Beschluss der UN-Behindertenrechtskonvention im Dezember 2006, die mittlerweile von insgesamt 177 Staaten unterzeichnet wurde, ist in Deutschland am 26. März 2009 das Recht für Schüler1 mit Behinderungen auf eine inklusive Beschulung in Kraft getreten. Um Schülern mit besonderen Bedarfen gerecht zu werden, entwickelte sich das Berufsbild des Schulbegleiters2 im Sinne eines Einzelfallauftrages sowie der Förderung eines zu inkludierenden Klienten, um eine Beteiligung am regulären Schulalltag zu ermöglichen.

Besonders aus meiner persönlichen Sicht als Schulbegleitung, also als Arbeitskraft im sozialen Bereich, ist der moralische Aspekt, die Auseinandersetzung mit richtigen und menschenwürdigen Handlungsentscheidungen, richtungsweisend und dient der täglichen Orientierung.

Da der Schulbegleiter sich alltäglich mit im Klassengefüge aufhält, ist er häufig mit Situationen konfrontiert, die ihn moralisch herausfordern. Wenn sich beispielsweise Schüler streiten – verbal und/oder körperlich -, muss er deshalb Entscheidungen treffen, die sich nicht auf den Einzelfallauftrag beziehen. Werden Schüler des Klassengefüges nämlich gegeneinander gewalttätig und hören nicht selbstständig damit auf, so dass ein Eingreifen seitens einer erwachsenen Person erforderlich, aber eine Schulaufsicht in dem Moment nicht greifbar ist, stellt sich der Schulbegleitung die Frage, ob sie den Konflikt der sich attackierenden Schüler lösen sollte, selbst wenn sie dadurch nicht mehr in der Lage wäre, ihren Klienten zu betreuen.

Zudem mag sich die Schulbegleitung mit Herausforderungen konfrontiert sehen, die das Lehrer-Schulbegleitung-Verhältnis negativ beeinflussen können. So mag auch ein augenscheinlich kleiner von der Lehrkraft erbetener Gefallen wie die Übernahme des Klassenaufsicht für einen kurzen Moment die Schulbegleitung in eine missliche Lage (Dilemma) bringen.

Diese Arbeit soll dabei helfen, Entscheidungen auf ethischer und rechtlicher Basis für genau solche Situationen zu finden und um die Dilemmata zu verdeutlichen, denen sich der Schulbegleiter in derartigen Momenten gegenübersieht. Das heißt, dass diese Arbeit den rechtlichen Rahmen zeigt, in dem dann legitim eine moralische Entscheidung von Seiten der Schulbegleitung getroffen werden darf.

2. Schulbegleitung

Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen werden von Schulbegleitern im Schulalltag, sowohl an Förderschulen als auch an Regelschulen unterstützt und beraten, um das Ziel der Inklusion durch diese Hilfen zu ermöglichen.

Die Art der Bedarfe eines Schülers ist abhängig von seiner körperlichen, geistigen und/oder seelisch-emotionalen diagnostizierten Konstitution. Das bedeutet, dass sowohl seine Förderung als auch die Ziele individuell und entwicklungsbezogen angepasst werden müssen.

Voraussetzungen für den Beruf des Schulbegleiters sind unterschiedlich und abhängig vom jeweiligen Bundesland. Das bedeutet, dass eine bundesweit einheitliche Regelung, die etwa nur qualifizierte Fachkräfte innerhalb dieses Berufsfeldes zulässt, nicht existiert. Es besteht jedoch die Möglichkeit, auf Basis von Aus- und Fortbildungen fachbezogene Kenntnisse zu erwerben (vgl. Laubner, u. a., 2019, S. 51).

Schulbegleiter sind in der Regel bei sozialen Trägern angestellt oder im Rahmen eines persönlichen Budgets durch die Erziehungsberechtigten organisiert. In beiden Fällen werden sie von der Sozialhilfe, Jugendhilfe oder eher selten von der Krankenkasse für den von ihnen genehmigten Unterstützungszeitraum beantragt, finanziert und in regelmäßigen Abständen kontrolliert (vgl. Fegert, u. a., 2016, S. 18).

Die Tabelle 1 (siehe unten) des Sekretariats der KMK zeigt einen konstanten Anstieg an sonderpädagogischen Förderbedarfen in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 2007 bis 2016. Es lässt sich demnach annehmen, dass in diesem Zeitraum auch ein Zuwachs an Schulbegleitern zu verzeichnen war.

Tabelle 1: Bundesergebnisse: Sonderpädagogische Förderung in Förderschulen und allgemeinen Schulen zusammen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Sekretariat der KMK, Sonderpädagogische Förderung in Schulen 2007 bis 2016, 2018, S. 3

2.1 Alltägliche Rahmenbedingungen der Schulbegleiter

Schulbegleiter befinden sich – wie zuvor bereits erwähnt - innerhalb der Klassengemeinschaft und sind je nach Hilfebedarf direkt neben oder etwas abseits des zu begleitenden Klienten. Das heißt, dass sie sich meistens in seiner unmittelbaren Nähe aufhalten, um gegebenenfalls sofort einsatzbereit zu sein.

Einen Einblick über die vielfältigen Tätigkeiten einer Schulbegleitung bietet die Tabelle 2 (siehe unten) der Baden-Württemberg Stiftung: diese Vielzahl an individuellen Unterstützungsmomenten ist zweifellos auftragsbezogen und wird den Klienten durch verschiedene Arten der Hilfestellungen entsprechend seiner Bedarfe angepasst. Gerade wenn Schulbegleiter auf Stimmungsschwankungen ihres Adressaten treffen, müssen sie Flexibilität beweisen und ihr Handeln und ihre Vorgehensweisen immer wieder aufs Neue adäquat anpassen.

Der Umfang der unterschiedlichen Tätigkeiten ist jedoch nicht Gegenstand der Forschungsfrage. Er dient lediglich einem besseren Verständnis für Außenstehende, um die Komplexität der täglichen Arbeit eines Schulbegleiters ansatzweise darzustellen und den Anspruch anzudeuten, der damit einher geht.

Tabelle 2: Aufgaben der befragten Schulbegleiter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Baden-Württemberg Stiftung, Schulbegleitung als Beitrag zur Inklusion, 2016, S. 19

Die Position des Schulbegleiters stellt eine Schnittstelle dar: Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nach dem SGB VIII (vgl. Fegert, u. a., 2016, S. 13) ist dort verankert. Sie orientiert sich aber darüber hinaus auch den Weisungen der Erziehungsberechtigten und des Arbeitgebers, welcher wiederum Ziele und Hilfepläne mit dem Leistungsträger definiert, um einen prüfbaren und nachvollziehbaren Handlungsrahmen zu erstellen. Des Weiteren sind (sonderpädagogische) Lehrkräfte und gegebenenfalls Therapeuten im Schulalltag in der Zusammenarbeit mit der Schulbegleitung zur Entwicklung des Klienten zu finden. „Es ist eine Vielzahl an Akteuren in diesen Prozess involviert, die jeweils eigene Vorstellungen, Wünsche und Erwartungen in Bezug auf die Schulbegleitung haben, die nicht immer miteinander vereinbar sein müssen“ (Lübeck, 2018, S.12).

2.2 Konfliktsituationen im Schulalltag

Wie bereits in Kapitel 1 erwähnt, bleibt es nicht aus, dass Schulbegleiter durch ihre unmittelbare Anwesenheit innerhalb des Klassengefüges Schülerstreitigkeiten auch außerhalb ihres Auftrages wahrnehmen. Fehlt dann eine schulische Aufsichtskraft, um den Konflikt zu befrieden, sieht sich der Schulbegleiter als erwachsenen Person und somit Autorität mit einem Dilemma konfrontiert. Er muss in einem solchen Fall prüfen, ob er seinen Auftrag verlassen kann, um den Streit zu schlichten, oder ob er seiner Pflicht, seinen Adressaten zu priorisieren, nachkommt und nicht in die eventuell sogar körperliche Auseinandersetzung der Schüler eingreift. Bisher gibt es hierzu noch keine eindeutige und einheitliche Regelung. Das heißt, es ist völlig ungeklärt, wie sich Schulbegleiter in schulischen Konfliktsituationen außerhalb ihres klientenbezogenen Auftrages zu verhalten haben: „wer in Konfliktfällen weisungs- und entscheidungsbefugt ist“, kann nach wie vor nicht eindeutig bestimmt werden (Laubner, u. a., 2019, S. 8).

[...]


1 Um einen angenehmeren Lesefluss zu ermöglichen werden die männlichen Formen wie Schulbegleiter oder Schüler. Damit ist stets auch das weibliche Pendant involviert

2 Synonyme Bezeichnungen sind unter anderem Integrations- oder Schulhelfer, Teilhabe- oder Schulassistenten, eine bundesweite einheitliche Bezeichnung gibt es derzeit nicht.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Ethische Dilemma von Schulbegleitern im Schulalltag in Konfliktsituationen
Note
2,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
17
Katalognummer
V497683
ISBN (eBook)
9783346015983
ISBN (Buch)
9783346015990
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulassistenz, Schulbegleitung, Teilhabeassistenz, Soziale Arbeit, Konflikt an Schulen, Konflikte von Schulbegleitern, Inklusion, Integration, Integrationsassistenz, Schulalltag, Arbeit mit behinderten Kindern, Konfliktsituationen, Ethisches Dilemma, Moralischer Konflikt, Moral, Ethik, Bedürfnisse von Behinderten, Regelschule, Bundesteilhabegesetz, unterlassene Hilfeleistung, Garantenstellung, normative Ethik, Verantwortungsethik, Aufsichtspflicht
Arbeit zitieren
Katrin Szymoniak (Autor:in), 2019, Ethische Dilemma von Schulbegleitern im Schulalltag in Konfliktsituationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497683

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