Syrische Flüchtlinge im Libanon


Hausarbeit, 2018

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Einleitung

Beginn der Krise - Der Krieg in Syrien

Internationale Verwicklung

Die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf den Libanon

Gesellschaftliche Spannungen

Bericht: Camp Al-Awda und Al-Yasmine

Rückkehr

Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung

Hadid glaubt nicht an ein sicheres Syrien. Selbst wenn die politische Situation im Libanon in Zukunft unstabiler wird, wäre es besser für ihn hier zu bleiben als zurück nach Syrien zu kommen. Es ist seine Angst vor dem Regime, die Angst wegen seiner Flucht bestraft zu werden. Das erzählt er uns bei einem Interview in seinem Zelt im Flüchtlingscamp Al-Yasmine in der Bekaa-Ebene kurz vor der syrischen Grenze.

Die Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon ist komplex. Teilweise seit Jahren harren sie aus und warten auf eine Veränderung in ihrem Heimatland. Der seit mittlerweile über 7 Jahren anhaltende Bürgerkrieg ist verworren und unübersichtlich. Viele verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen, nationale und internationale, kollidieren und überlassen die Region dem Chaos.

Durch die Nähe des Libanons an Syrien nahm das Land besonders viele Flüchtlinge auf: Laut Zahlen des UNHCR sind es aktuell ungefähr 950.000, ein Drittel davon leben im Bekaa-Tal. Der Spitzenwert lag sogar bei ungefähr 1.200.000 Menschen (vgl. Unhcr, 2018). Dies bei einer Bevölkerung von nur ungefähr 6.100.000 Menschen inklusive Flüchtlinge (vgl. World Bank, 2017). Weltweit liegt das kleine Land somit an der Spitze der Flüchtlingsaufnahme pro 1000 Bewohner, weit vor Jordanien oder der Türkei (vgl. Loesche, 2018).

Durch diese sehr hohe Dichte ist die Belastung für das Land sehr hoch. Das politisch hochkomplexe Land stößt mit der Aufnahme an seine Grenzen. Da die Flüchtlingshilfe vor milliardenschweren Finanzierungslücken steht (vgl. Unhcr, 2018) ist die Lage in den Flüchtlingscamps fraglich.

Um die Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon einschätzen zu können, machten wir uns als Team von Studenten und Professoren der design akademie berlin im September 2018 auf und reisten in den Libanon. Vor Ort im Al-Yasmine und im benachbarten Al-Awda Camp verbrachten wir 2 Tage und eine Nacht. Wir führten Recherchen aus, sprachen mit Bewohnern und dokumentierten den Ort und die Situation. Aus unseren gewonnen Erkenntnisse verdichteten wir zurück in Beirut gemeinsam mit libanesischen Architekturstudenten ein Konzept für die gemeinschaftliche Errichtung eines Community Spaces, in dem die Campbewohner sich begegnen und Gemeinschaft finden.

Im Folgenden möchte ich die allgemeine Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon darlegen und anhand unseres Besuches und den gewonnenen Rechercheergebnissen in den beiden Camps exemplarisch aufzeigen.

Beginn der Krise - Der Krieg in Syrien

Ausgangspunkt des Kriegs war der sogenannte „Arabische Frühling“. Die Proteste und Großdemonstrationen in Tunesien, Ägypten und Libyen inspirierten im Frühjahr 2011 auch Syrien. In der Stadt Darʿā protestieren die Bewohner im März 2011, da 15 Kinder verhaftet wurden, die regimekritische Graffitis an Wände geschmiert hatten (vgl. Süddeutsche zeitung, 2015). Die Proteste werden immer stärker, da das Regime gewaltsam und mit Mord und Folter reagierte. Die Gewaltanwendung wurde von u.a. Human Rights Watch als „systematisch“ bezeichnet. So wird die medizinische Versorgung für Demonstranten behindert und Scharfschützen instruiert auf Demonstranten gezielt zu schießen (vgl. Human Rights Watch, 2011). Die Trauerfeiern der Getöteten werden zu Massenkundgebungen. Die Proteste weiten sich nun auf andere Städte aus und fordern eine politische Wende, Demokratie, Wahrung der Menschenrechte, das Recht der Meinungsfreiheit und ein Ende von Korruptionen. Die Regierung um Baschar al-Assad kündigt zwar Reformen an, doch lässt weitere Bürger erschießen und festnehmen. Nun stellen sich auch einzelne Soldaten gegen das Regime. Die Rebellenarmee Freie Syrische Armee gründet sich, die allerdings in den nächsten Jahren nicht mehr einheitlich agieren wird. Außerdem gelangen islamistische Terrorgruppierungen wie die al-Nusra-Front an Bedeutung. Damit gibt es also keine einheitliche Rebellenseite mehr, die Konflikte werden verworrener (vgl. Süddeutsche zeitung, 2015).

2012 diskutiert der UN-Sicherheitsrat ein Einschreiten in den Konflikt, doch scheitert die Resolution an dem Veto von Russland und China. Ein Giftgasangriff im Jahr 2013 nahe Damaskus tötet mehrere hundert Menschen. Die syrische Regierung zerstört ihre Chemiewaffen nach russischer Vermittlung. Die USA bleiben damit militärisch zunächst aus dem Konflikt (vgl. Ebert/Saoub, 2018).

Zur selben Zeit gründet sich die islamistische Terrororganisation "Islamischer Staat im Irak und der Levante“, später nur als „Islamischer Staat“ bekannt, um den Anführer Abu Bakr al-Bagdadi. Die Miliz wird große Teile in Syrien und des Iraks erobern. Die Situation wird immer unübersichtlicher und internationaler. Tausende Menschen sterben, Millionen sind auf der Flucht (vgl. Süddeutsche zeitung, 2015).

Barack Obama entscheidet 2014 militärisch einzugreifen und lässt den IS im Norden Syriens bombardieren. Ein Jahr später greift auch Russland direkt ein und unterstützt mit der Luftwaffe Assad verlorene Regionen zurückzuerobern. Mehrere Sicherheitskonferenzen drängen auf einen Waffenstillstand, doch der Krieg geht unbeirrt weiter. Ende 2016 drängt das syrische Regime unter Hilfe von Russland und Iran Oppositionelle aus Aleppo, die sich nun nach Idlib zurückgezogen hatten.

Im Frühjahr 2017 kommt es zu einem vielbeachteten Luftangriff mit Sarin, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Die USA macht die Assad-Regierung verantwortlich, die eine Beteiligung aber abstreitet. Trotzdem bombardiert die USA eine syrische Luftwaffenbasis. Die Spannungen zwischen Russland und der USA vergrößern sich damit. Der IS verliert Ende 2017 sein Kerngebiet durch Eroberungen kurdischer Kämpfer, die vom Westen unterstützt werden. Der Konflikt verschärft sich jedoch nochmals, als die türkische Armee die nordsyrische Stadt Afrin eroberte und damit eine von Kurden bewohnte Region destabilisiert. Nach einem weiteren Chemiewaffenangriff im Frühjahr 2018 nahe Damaskus verdächtigt der Westen erneut die syrische Regierung. Nach einer Untersuchung des Angriffsortes durch russische Kräfte bezeichnen diese die Verdächtigungen als falsch. Trotzdem bombardieren die Amerikaner, Franzosen und Briten Forschungszentren und Chemiewaffenlager in Syrien. Der Westen um die NATO, die Türkei und Israel begrüßen die Angriffe, während Russland, Iran und Syrien sie als Kriegsverbrechen auffassen. Damit bleibt die Lage in Syrien noch offen, weiterhin komplex und international verworren. Hunderttausende fielen dem Krieg schon zum Opfer und Millionen sind weiterhin auf der Flucht (vgl. Ebert/Saoub, 2018).

Internationale Verwicklung

Um die Spannungen in der Flüchtlingskrise zu verstehen, ist es wichtig die Motivationen und Handlungen der verschiedenen internationale Akteure im Syrienkrieg zu verstehen.

Auf der Seite der Unterstützer Assads stehen der Iran und Russland. Der Iran unterstützt mittels Waffen, finanziellen Mitteln, Informationen oder auch direkten Truppenentsendungen. Außerdem unterstützt der Iran massiv die libanesische schiitische Miliz Hisbollah. Dadurch, dass der Krieg vor allem auch religiös befeuert wird, gibt es die Chance für den Iran sich als Schutzmacht der Schiiten zu inszenieren. Außerdem steht der Iran für eine Reduzierung der Macht der USA im Nahen Osten. Syrien bildet für den Iran ein Zwischenland zum Libanon, in der die Hisbollah beheimatet ist.

Russlands militärische Unterstützung ist dadurch zu begründen, dass das Land nach der Ukrainekrise und der anschließenden Isolation wieder zurück auf die internationale Bühne wollte. Außerdem sichert das Land sich seinen Einfluss auf die Region.

Durch die Vielzahl an oppositionellen Gruppierungen gibt es auch eine Vielzahl an Unterstützern dieser, die verschiedentlich motiviert sind.

So sieht Saudi-Arabien die Stärke Irans als kritisch und wünscht sich in Syrien einen stärkeren Partner. Deshalb gilt es als Ziel die Regierung Assads zu stürzen. Dabei unterstütz Saudi-Arabien auch dschihadistische Gruppierungen mit Waffen und Geld.

Die Türkei nutzt den Syrienkrieg um ihren Machtbereich auf den Nahen Osten auszudehnen. Dabei greifen sie im Norden Syriens kurdisch besiedelte Gruppen und Kämpfer der YPG an, die sie als Ableger der PKK betrachten. Damit weitet sich der Konflikt mit dem Westen aus, da die USA und seine Verbündeten die YPG massiv unterstützen, um den Kampf gegen den IS zu führen. Gleichzeitig ist die Türkei allerdings ein wichtiger Partner der EU in der Flüchtlingskrise.

Israel befürchtet eine größere Auswertung des Machtbereichs des Iran und eine damit verbundene Verstärkung der Hisbollah. Speziell eine Festsetzung an den Golanhöhen an der syrisch-israelischen Grenze durch die Miliz wird befürchtet. Aus diesem Grund flog Israel mehrere Angriffe auf iranische Waffenkonvois, die für die Hisbollah bestimmt waren.

Die USA setzten nach ihrer Erfahrung aus vergangene Kriegen im Nahen Osten auf eine zögerliche Intervention. Einzelne Luftangriffe und Spezialkräfte unterstützen den Kampf gegen den IS. Durch eine unterschiedliche Bewertung von Giftgasangriffen geraten die USA immer wieder in Konflikt mit Russland.

Deutschland hat keine Militärpräsenz in Syrien, unterstützt jedoch die YPG im Kampf gegen den IS. Deutschland spielt weiterhin eine große Rolle in der Flüchtlingskrise.

Außerdem betont die Regierung, dass es eine friedliche Lösung nur ohne Assad geben kann. Im Gegensatz dazu sieht Frankreich die Möglichkeit zu Friedensgesprächen auch mit Assad. Frankreich ist sehr aktiv im Syrienkrieg und fliegt an der Seite USA, gerade nach den Bataclan-Anschlägen in Paris, Luftangriffe auf IS-Stellungen (vgl. von Hein/Muno/Thurau/Klein/Bushuev, 2018).

Die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf den Libanon

Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs ist die Krise auch eine Flüchtlingskrise. Dabei mussten ungefähr 13 Millionen Syrer ihre Heimat verlassen. 6,3 Millionen von ihnen gelten als Binnenflüchtlinge, verlassen also die Staatsgrenzen Syriens nicht. 3,5 Millionen sind in die Türkei geflohen, 1 Million in den Libanon, 700 Tausend nach Jordanien und 500 Tausend nach Deutschland (vgl. Wagner, 2018).

Über 80% der syrischen Flüchtlinge im Ausland sind in nur fünf Ländern untergebracht: Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten. Länder in Nähe zu Syrien also. Gleichzeitig haben jedoch die Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar, VAE, Kuwait und Bahrain noch kaum oder gar keine Flüchtlinge aufgenommen (vgl. Amnesty International, 2017). Auch andere reiche Länder, beispielsweise im asiatischen Raum, nehmen kaum Flüchtlinge auf (vgl. Länderdaten, 2017).

Damit ist der Druck auf die genannten fünf Länder besonders groß. Gerade das kleine Libanon stand vor einer akuten Herausforderung. Untersuchungen des Internationalen Währungsfond haben ergeben, dass das Bruttoinlandsprodukt der umliegenden Länder Syriens um durchschnittlich 1,9% gesunken ist und die Inflationsrate um 2,8% gestiegen ist. Dies lässt sich neben wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu Syrien auch mit dem Flüchtlingsstrom erklären. (vgl. Saidi, 2018). Das Wirtschaftswachstum im Libanon brach von 8% vor der Syrienkrise auf 1% heute stark ein. Dadurch ergeben sich laut Daten der Weltbank finanzielle Verluste von 18 Milliarden Euro (vgl. Spiegel Online, 2018).

Doch bereits vor der Flüchtlingskrise sah sich das Land vor Schwierigkeiten. Auswirkungen des Bürgerkriegs, der militärischen Präsenz Syriens, in der die syrische Armee im Land anwesend war und auch die libanesische Regierung beeinflusste und die Zeit der Attentate und des Krieges mit Israel 2006 beschäftigen die Politik und die Gesellschaft noch heute. Dazu kommen Probleme mit einem teuren Gesundheits- und Bildungssystem, der maroden Infrastruktur, Jugendarbeitslosigkeit und Konflikte mit den palästinensischen Flüchtlingen im Land (vgl. Gaier, 2018).

Für die Unterbringung und Verpflegung der syrischen Flüchtlinge gibt es im Libanon keine Flüchtlingslager, die vom Staat betreut sind. Hier springt das UNHCR ein, das mit dem libanesischen Rat für Entwicklung und Wiederaufbau, dem Sozialministerium sowie mit ungefähr 80 humanitären Akteuren zusammenarbeitet und vor allem in den informellen Siedlungen der Flüchtlinge, die im Land, aber vor allem in der Bekaa-Ebene und im Norden verteilt sind, hilft. Es wurde mit dem „Lebanon Crisis Response Plan“ ein Krisenplan entwickelt, der drei verschieden Bereiche beachtet. Zunächst der humanitäre Bedarf der Flüchtlinge. Damit im Zusammenhang steht der Bereich der Bewältigungsfähigkeit der Kommunen und die tiefer verwurzelten Entwicklingsunterschiede. Im Laufe der Zeit berücksichtigte der Krisenplan auch verstärkt die Stärkung nationaler Systeme, sodass auch die libanesische Bevölkerung langfristig profitieren kann. So kommt etwa eine finanzielle Unterstützung für das Bildungssystem direkt der libanesischen Strategie des Bildungsministeriums zugute, sodass alle Kinder eine verbesserten Zugang zu Bildung bekommen können.

Untersuchungen des UNHCR haben ergeben, dass rund die hälfte der Flüchtlinge in gemieteten Wohnungen lebt, meistens in sehr einfach und beengten Wohnverhältnissen, die sich die Familien mit anderen teilen. Die Wohnungen oder Zelte in den Flüchtlingscamps sind oft von Unwetter bedroht und vermissen teilweise einen Mindeststandard an Wasserversorgung und Hygiene.

Ein zentrales Problem ist, dass die Flüchtlinge in den ohnehin schon strukturschwächeren und ärmeren Teilen des Landes leben: Die Bekaa-Ebene und Nordlibanon. Durch den Zuzug sehen die Kommunen eine plötzliche stärkere Belastung auf staatliche Dienstleistungen (z.B. im Bereich Bildung, Gesundheitsversorgung, Wasserversorgung oder Abfallentsorgung) und einen zunehmenden Druck auf die lokalen Arbeitsmärkte. Durch Schwarzarbeit, zu der sich die Flüchtlinge gezwungen sehen, sinkt das Lohnniveau (vgl. Petzold, 2016).

Damit wird die Armut in den Regionen stärker. Die örtliche Bevölkerung tritt plötzlich in eine Konkurrenz zu den Syrern. Gesellschaftliche Spannungen sind die Folge. Hoffnungslosigkeit ist ein Faktor, der zu einer Radikalisierung von sowohl den Flüchtlingen als auch der libanesischen Bevölkerung führen könnte. Die Stabilität könnte damit weiter gefährdet sein (vgl. Gaier, 2018).

Das Problem der Armut, das vor allem auch Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung hat, versucht das UNHCR auch mit Auszahlung von Bargeld zu verringern. Die Unterstützung des UNHCR ist jedoch auf Spenden gestützt. Um einen nachhaltigeren und stabilen Erfolg zu ermöglichen entwickelt die Organisation deshalb Strategien, die zu Wirtschaftswachstum führen und die nicht nur der aufzunehmenden, sondern auch der aufnehmenden Bevölkerung zugute kommt (vgl. Petzold, 2016).

Der große und plötzliche Zuzug stellt das Land zudem vor Problemen im Bereich Infrastruktur und Umwelt. So ist die Versorgung mit Strom und Wasser in einigen Regionen ein Problem. Dadurch ergeben sich weitere Probleme, etwa im Bereich Hygiene und Gesundheit. Die provisorischen Flüchtlingscamps sind vielen Umweltbedingungen, wie etwa starker Regenfall, aber auch hohe Hitze im Sommer nicht gewachsen. Unfälle sind die Folge.

Die syrischen Flüchtlinge sind zwar vor dem Krieg in Sicherheit, doch trotzdem drohen Gefahren. So gelten Kinderarbeit, Verheiratung von Kindern, sexuelle Ausbeutung von Frauen und Zwangsarbeit als große Probleme der Flüchtlinge im Libanon. Das UNHCR schätzt, dass etwa 70% der Flüchtlingshaushalte unterhalb er Armutsgrenze leben, woraus sich ein Risiko für Abhängigkeitsverhältnisse ergibt. Dies wird dadurch verstärkt, dass die Flüchtlinge keine Arbeitserlaubnis im Libanon bekommen, sich aber durch finanzielle Probleme in die Schwarzarbeit gezwungen sehen. Auch Kinder müssen auf Farmen arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Die natürliche Folge daraus ist, dass diese Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Eine Perspektivlosigkeit entsteht, da die kommende Generation kaum in der Lage sein wird ihr Heimatland wieder aufzubauen. Außerdem gelten die Neugeborenen aktuell als staatenlos. Diese ca. 50.000 Kinder sind besonders gefährdet, da sie keinen Zugang zu Grundrechten wie Bildung oder Gesundheitsversorgung bekommen. Nur durch einen teuren Gang zur syrischen Botschaft könnten den Kindern die syrische Staatsbürgerschaft ausgehändigt werden. Viele Syrer lehnen einen Kontakt zur Botschaft auch deshalb ab, da sie Repressalien aufgrund ihrer Flucht fürchten.

Der Kern der Probleme liegt bei den Flüchtlingen oft im Finanziellen. Neben den Kosten für Essen, Miete, Strom und Wasser, medizinische Versorgung bedarf es auch einer Aufenthaltsgenehmigung. Es kommt zu einer Verschuldung von durchschnittlich 820€ pro Haushalt von 90% aller Haushalte. Das UNHCR unterstützt die Flüchtlinge, jedoch wird auch dies immer schwieriger, da die Finanzierungslücke immer größer wird. Für das Jahr 2018 steht die Lücke bei ungefähr 80%. (vgl. Gaier, 2018).

Schon seit 2015 registriert das Flüchtlingshilfswerk auf Anweisung des Libanons keine Syrer mehr. Es dürfen nur noch diejenigen neu einreisen, die nachweisen können, dass ein Einheimischer oder Angehöriger für ihren Unterhalt aufkommen kann. Hinzu kommt, dass der Libanon tatsächlich nie die Genfer Flüchtlingskonvention unterschrieben hat, womit der rechtliche Status der Syrer im Libanon unklar ist. Es gibt somit keine rechtliche Sicherheit vor unerfüllbaren Auflagen für die Flüchtlinge (vgl. Hodali, 2018).

Durch die ungewisse Zukunft Syriens wird eine Vielzahl der Flüchtlinge noch für längere Zeit im Libanon bleiben und weiterhin Druck auf die armutsgefährdeten Regionen im Libanon ausüben. Die Internationale Gemeinschaft hilft dem Libanon nun mit 11 Milliarden Dollar, um die Belastung der Flüchtlingsaufnahme abzufedern. Der Betrag setzt sich aus zinsgünstigen Krediten und Hilfszahlungen zusammen. Damit soll eine Stabilisierung des Landes ermöglicht werden, die auch der internationalen Gemeinschaft wiederum zugute kommen würde (vgl. Spiegel Online, 2018).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Syrische Flüchtlinge im Libanon
Hochschule
Design Akademie Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
18
Katalognummer
V496751
ISBN (eBook)
9783346001320
ISBN (Buch)
9783346001337
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Libanon, flüchtlinge, refugees, syrien, syriah, politik, zeitgeschehen, konflikt, krieg
Arbeit zitieren
Frithjof Stückemann (Autor:in), 2018, Syrische Flüchtlinge im Libanon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496751

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