Individuationstheorie


Hausarbeit, 2003

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Einordnung der Individuationstheorie

3 Definitionsversuche zu Individuation

4 Individuationstheorie

5 Individuation und Familie Grotevant, H. D. & Cooper, C. R. (1986)
5.1 Vorüberlegung
5.2 Fragestellung
5.3 Hypothesen
5.4 Datenerhebung
5.5 Konstrukte
5.6 Auswertung

6 Veränderungen von Verbundenheit, Autonomie und Kontrolle und Interaktionen zwischen Eltern und Jugendlichen in ost- und westdeutschen Familien Hofer, M. & Hick, B. 2002
6.1 Vorüberlegung
6.2 Fragestellung
6.3 Hypothesen
6.4 Datenerhebung
6.5 Konstrukte
6.6 Auswertung

7 Schlusswort

8 Literatur

1 Einleitung

Innerhalb des Seminars „Autonomieentwicklung im Lebenslauf“ werden verschiedene Theorien und Untersuchungen, welche vornehmlich mit Aussagen zu Autonomie und Autonomieentwicklung während der Jugendzeit beschäftigen vorgestellt. Hierbei steht die Veränderung der Beziehung zwischen Eltern und Kindern im Vordergrund.

Die in dieser Hausarbeit vorgestellte Individuationstheorie beschreibt in großer Übereinstimmung mit empirischen Befunden, das Zusammenspiel von Verbundenheit und Abgrenzung und erlaubt somit Aussagen über die Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung.

Zum theoretischen Hintergrund werde ich die Individuationstheorie in den Forschungskontext zum Thema Autonomieentwicklung einordnen und verschiedene Definitionsversuche vorbringen, die zum Verständnis der Individuationstheorie meines Erachtens sehr förderlich sind.

Danach werde ich die Untersuchung zu Individuation und Familie von Grotevant und Cooper (1986), als auch die Untersuchung zu Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung von Hofer und Hick (2002) skizzieren.

2 Einordnung der Individuationstheorie

Evolutionäre Theorien

Entwicklung von Autonomie im Hinblick auf Erhöhung der reproduktiven Fitness.

Psychoanalytische Theorien

Meist Konflikttheorien, die psychische Begleiterscheinungen betonen, die mit der Zuwendung zu Geschlechtspartnern verbunden sind.

Bindungstheorie

Im Gegensatz zu Konflikttheorien wird die Bedeutung andauernder Bindung der Jugendlichen an ihre Eltern für ihre Autonomieentwicklung betont

Individuationstheorie

Die Betonung der Verbundenheit zusammen mit dem Erreichen einer persönlichen Individualität des Jugendlichen durch Abgrenzung.

3 Definitionsversuche zu Individuation

In diesem Abschnitt sollen verschiedene Aussagen zu Individuation aufgeführt werden, die Aspekte der Autonomieentwicklung darstellen und für ein Verständnis der Individuationstheorie sehr hilfreich sein können.

Nach Houston & Robins (1982) ist Individuation „a quality of dyadic relationships generated by both its members, and is seen in an interplay between the individuality and connectedness of the partners”.

Zuvor definierte Mahler (1979) Individuation als den Erfolg mit welchem das Kind seine Individualität von den Eltern in der Krabbelphase deutlich macht.

Blos (1979) ging einen Schritt weiter, indem er sagte, dass das Jugendalter die zweite Phase der Individuation ist, für deren erfolgreichen Abschluss der Jugendliche sich von der infantilen Objektbeziehung mit den Eltern distanziert. Diese ist erfolgreich abgeschlossen, wenn der Jugendliche sich als eigenständige Person wahrnimmt.

Doch Individuation ist aus dem sozialen Kontext nicht losgelöst, sondern wird auch als Teil von Beziehungen gesehen. Smollar & Youniss (1989, S. 72) definieren Individuation als „the development of a sense of individuality in the context of an ongoing, emotionally and psychologically significant relationship“. Das kontinuierliche Zusammenspiel von Individualität und Verbundenheit in Familienbeziehungen ist wichtiger Indikator für die individuelle und die familiäre Funktion. (vgl u. a. Lewis et al, 1976)

Laut Cooper et al (1983) wird Identitätsbildung in der Adoleszenz in individualisierten Beziehungen derart realisiert, dass Unterschiede in einem Kontext von Verbundenheit frei ausgedrückt werden können.

Und White et al (1983) beschreiben die Entwicklungsgeschichte der Eltern-Kind-Beziehung beginnend bei einer Betonung der Trennung hin zu einem Gefühl der Übereinstimmung, welches auf der Akzeptanz der Unterschiede basiert.

Autonomie, Identität oder Selbstbehauptung fokusieren auf einen Trennungsprozess. Loslösung des Selbst oder Trennung des Selbst von den Eltern impliziert gemäß der Individuationstheorie nicht emotionales Loslösen oder komplette Trennung.

Individuation beschreibt die Entwicklung eines Gefühls von Individualität im Kontext einer weitergehenden emotional und psychologisch wichtigen Beziehung. Sie erlaubt den simultanen Prozess der Trennung von den Eltern im Sinne einer klaren Definition des Selbst und der Verbundenheit mit den Eltern hinsichtlich des Wunsches nach Anerkennung, Bestätigung und Respekt als Individuum. Individuation verbindet Trennung mit Verbundenheit, als auch einen wahrheitsgetreuen soziologischen Kontext und Klarheit für die Einheiten in einer Beziehung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Individuation als Prozess betrachtet, durch inter- und intrapersonelle Stadien in der Autonomieentwicklung beschrieben werden kann. In diesem Sinne beschreibt Individuation auch die Art der Beziehungen im Kontext (z. B. Familie). So ist eine individualisierte Person eine Person, die ein Verständnis vom Selbst entwickelt hat und dies auch zeigt.

4 Individuationstheorie

Die Individuationstheorie verbindet Abgrenzung und Verbundenheit und erlaubt Aussagen über Veränderungen der Beziehung auf Individualebene und Beziehungsebene. Die Entwicklung von Autonomie geht hier mit einem Andauern emotionaler Verbundenheit einher.

Auf der Individualebene wird angenommen, dass Jugendliche in ihrer Beziehung zu den Eltern nach zunehmender Autonomie bei gleichbleibender Verbundenheit streben, und dass Eltern bei ebenfalls gleichbleibender Verbundenheit ihre Kontrolle lockern. So zeigen empirische Untersuchungen übereinstimmend, dass die Eltern-Kind- Beziehung trotz erhöhter Autonomiewünsche Jugendlicher typischerweise durch hohe beidseitige Verbundenheit gekennzeichnet ist (Younnis & Smollar, 1985). Bestätigt wird dieser konstant hohe Verlauf von Verbundenheit während der Adoleszenz auch in quantitativen Aussagen (Seiffge-Krenke, 1999; Noack & Puschner, 1990).

Auf der Beziehungsebene wird ausgesagt, dass Eltern und Jugendliche ihr Beziehungsschema von einem unilateralen, komplementären, zu einem symmetrischen und reziproken verändern.

An dieser stelle sei darauf verwiesen, dass in dem Maße in dem psychoanalytische Theorien das Ausmaß des emotionalen Zerwürfnisses zwischen den Generationen im Laufe der Autonomieentwicklung überschätzen, die Individuationstheorie die Rolle von Konflikten unter Umständen unterschätzt. (Gecas & Seff, 1990)

5 Individuation und Familie Grotevant, H. D. & Cooper, C. R. (1986)

5.1 Vorüberlegung

Die Betrachtung der Adoleszenz ist unter Betrachtung des Beziehungsaspektes ein Model für die Ursprünge psychosozialer Kompetenz. Dieses Modell der Individuation von Grotevant und Cooper betrachtet die Gesichtspunkte von Individualität und Verbundenheit in Beziehungen während der Adoleszenz, welche zu individuellen Unterschieden in der Entwicklung führen können. Kinder lernen von ihren Eltern durch elterliche Instruktionen, Belohnung und Bestrafung, als auch Anerkennung und Missbilligung. Ergebnisse anderer Untersuchungen zu Individuation und familiärer Sozialisation sind herangezogen worden, um die These des Ursprungs psychosozialer Kompetenz in Erfahrungen innerhalb der Familie zu stützen.

Untersucht werden die Einflüsse von familiären Beziehungen auf psychosoziale Kompetenz unter den Aspekten von Identitätsbildung (identity formation) und Perspektivenwechsel (role taking skills).

1. Identitätsbildung (identity formation)

Persönlichkeitsbildung benötigt soziale kognitive Prozesse und die Fähigkeit sich simultan kritisch mit sich selbst und der Gesellschaft auseinander zu setzen.

Adoleszenz ist die erste Gelegenheit ein Gefühl für sich selbst zu haben, welches auf reifen kognitiven und sozial kognitiven Fähigkeiten beruht.

Der Prozess der Identitätsbildung beinhaltet zwei Aspekte:

1. Exploration (aktive Überlegung alternativer Möglichkeiten)

2. Überzeugung (Sicherheit einer Entscheidung)

Nach Erickson (1968) sind zur Identitätsentwicklung Perioden von Krisen nötig.

Andere wie Offer (1969) hingegen fokusierten auf den explorativen Charakter der Adoleszenz, wonach diese Phase des Lebens keineswegs als Krise empfunden wird.

Nach Grotevant & Thorbecke (1982), aber auch Phillips (1982) ist Exploration ein lebenslanger Prozess und nicht auf die Adoleszenz beschränkt. Exploration ist ein Prozess der Informationssuche, die in Entscheidungsfähigkeit mündet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Individuationstheorie
Hochschule
Universität Mannheim  (Erziehungswissenschaften I)
Veranstaltung
Entwicklung von Autonomie im Lebenslauf
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V49565
ISBN (eBook)
9783638459822
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Individuationstheorie, Entwicklung, Autonomie, Lebenslauf
Arbeit zitieren
Maja Kief (Autor:in), 2003, Individuationstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49565

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