Methoden der Materialbedarfsplanung


Hausarbeit, 2000

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Aufgaben, Ziele und Bedeutung der Materialwirtschaft

2. Vorüberlegungen der Materialbedarfsplanung und –bereitstellung

3. Materialbereitstellungsprinzipien
3.1. Prinzip der Einzelbeschaffung im Bedarfsfalle
3.2. Prinzip der Voratshaltung
3.3. Prinzip der einsatzsynchronen Anlieferung (Just-In-Time-Konzept)

4. Ermittlung des Materialbedarfs
4.1. Programmgebundene (deterministische) Materialbedarfsplanung
4.1.1. Analytische Methode
4.1.1.1. Fertigungsstufenverfahren
4.1.1.2. Dispositionsstufenverfahren
4.1.2. Synthetische Methode
4.1.3. Gozinto-Methode
4.2. Verbrauchsgebundene (stochastische) Materialbedarfsplanung
4.2.1. Methoden der Mittelwertbildung
4.2.1.1. Gleitender Mittelwert und arithmetisches Mittel
4.2.1.2. Gewogener, gleitender Mittelwert
4.2.2. Methoden der exponentiellen Glättung
4.2.2.1. Exponentielle Glättung erster Ordnung
4.2.2.2. Exponentielle Glättung zweiter Ordnung
4.2.3. Regressionsanalyse
4.2.4. Subjektive Schätzung
4.2.4.1. Analogschätzung
4.2.4.2. Intuitivschätzung

5. Versicherung

6. Literaturnachweis

1. Aufgaben, Ziele und Bedeutung der Materialwirtschaft

Die betriebliche Leistungserstellung findet durch einen Kombinationsprozeß der betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren Arbeit (dispositive und ausführende Arbeit), Kapital und Werkstoffe statt. Der Gruppe der Werkstoffe werden Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe sowie Zulieferteile und Handelswaren zugeordnet. Die Beschaffung erstreckt sich nun über Bereitstellung dieser Produktionsfaktoren, wobei sich die Materialwirtschaft lediglich mit der Bereitstellung der Werkstoffe befaßt. Die Bereitstellung der anderen Faktoren (Arbeitskräfte, Finanzmittel, Betriebsmittel usw.) erfordert ein spezielles Fachwissen, so daß diese in der Materialwirtschaft keine Berücksichtigung findet. Die Aufgaben der Materialwirtschaft bestehen nun darin, die Werkstoffe in der richtigen Menge, zur richtigen Zeit, in der richtigen Qualität, zu den richtigen Kosten und am richtigen Ort bereitzustellen. Diese Aufgaben werden als die „5 R der Materialwirtschaft oder Logistik“ bezeichnet und lassen sich zum Beispiel wie folgt operationalisieren:

- richtige Menge, z.B. aufgrund der optimalen Bestellmenge
- richtige Zeit, z.B. anhand einer bestimmten Zeit (Datum bzw. Uhrzeit)
- richtige Qualität, z.B. Nullfehlerqualität
- richtige Kosten, z.B. anhand einer vorgegebenen Preisobergrenze
- richtiger Ort, z.B. durch Vorgabe des Lieferorts (Werkstor)

Da die Entwicklung der Absätze und der daraus resultierenden Erlöse von den Entscheidungen der Materialwirtschaft unabhängig ist, kann die Materialwirtschaft durch Kostenminimierung unmittelbar zur Gewinnmaximierung beitragen. Neben dem Ziel der Minimierung sämtlicher Materialkosten strebt die Materialwirtschaft eine jederzeitige Gewährleistung der Versorgungssicherheit, eine Qualitätsmaximierung, eine Optimierung des Materialflusses und somit eine Bestandsminimierung, eine Optimierung des Informationsflusses sowie eine Flexibilitätssteigerung und Automatisierung der Prozesse an.

Heutzutage nimmt die Materialwirtschaft stets an Bedeutung zu. Dies hat aus der Unternehmensperspektive sowohl externe als auch interne Gründe. Extern nimmt die Bedeutung aufgrund der sich sukzessive verknappenden Rohstoffe, der internationalen Beschaffung („Global Sourcing“), restriktiveren Umweltbedingungen sowie einer zunehmenden Komplexität und Dynamik des Beschaffungsmarktes zu. Innerbetrieblich ist die Bedeutungszunahme dadurch begründet, daß Unternehmen sich zunehmend für eine Erhöhung des Fremdbezuganteils oder des Just-in-Time-Konzeptes (fertigungsynchrone Lieferung) entscheiden. Weiterhin besteht zweifellos ein signifikantes Kostensenkungspotential im Bereich der Beschaffung und Materialwirtschaft.

2. Vorüberlegungen der Materialbedarfsplanung und -bereitstellung

In einem Industriebetrieb werden zur Leistungserstellung zahlreiche verschiedene Materialien benötigt. Aufgrund deren Vielzahl und Vielfältigkeit haben sich mehrere Methoden zur bedarfsgerechten Materialbereitstellung und Materialbedarfsplanung entwickelt. Betriebswirtschaftlich relevant sind vor allem die Kosten, die durch die benötigten Materialien verursacht werden. Hochwertige Materialien verursachen zum Beispiel hohe Kapitalbindungs- und Lagerkosten. Geringwertige Materialien verursachen hingegen geringere Lager- und Kapitalbindungskosten, jedoch einen im Verhältnis zum Materialwert hohen Planungs- und Verwaltungsaufwand. Der Wert eines Materials beeinflußt also die Kosten nicht unerheblich. Die in einem Industriebetrieb verwendeten Materialien sollten somit sinnvoll aufgrund ihres Wert- und Mengenanteils differenziert bzw. klassifiziert werden. Ein probates Mittel hierzu stellt die ABC-Analyse[1] dar, die die Güter entsprechend ihres Wert- und Mengenanteils in die Klassen A, B und C einteilt. Gemäß dieser Klassifikation werden Materialien mit hohem Wert-, jedoch geringem Mengenanteil als A-Güter und Materialien mit niedrigem Wert- und hohem Mengenanteil als C-Güter bezeichnet. Materialien, die sich den A- oder C-Gütern nicht eindeutig zuordnen lassen, werden den B-Gütern zugeordnet. Zur Ermittlung des Wertanteils eines Materials wird dessen Verbrauch einer Periode durch Multiplikation mit dem jeweiligen Bezugspreis bewertet. Dieser Verbrauchswert wird anschließend prozentual mit dem Gesamtverbrauchswert sämtlicher Materialien in Relation gesetzt. Der mengenmäßige Anteil eines Materials läßt sich prozentual auf Basis der Gesamtverbrauchsmenge ermitteln. Die Materialien werden nun ihrem Wertanteil entsprechend absteigend sortiert, um sie gemäß der in der Praxis häufig verwendeten Einteilungskonvention zu klassifizieren. Diese Konvention sieht vor, daß jene Güter, die zusammen ca. 80% des Gesamtwertes und ca. 15% des Mengenanteils ausmachen, den A-Gütern zugeordnet werden. Materialien mit einem Wertanteil von ca. 15% und einem Mengenanteil von ca. 20% werden als B-Güter und Materialien mit einem Wertanteil von ca. 5% und einem Mengenanteil von ca. 70% als C-Güter klassifiziert. Die ABC-Analyse läßt sich aufgrund der Regelmäßigkeit und Vorhersagbarkeit der Materialverbräuche noch zur Verfeinerung mit einer sogenannten XYZ-Analyse kombinieren. Für die folgenden Ausführungen sollte jedoch die Betrachtung auf Basis der ABC-Klassifikation genügen.

Aufgrund dieser Vorüberlegungen können die Bereitstellungsprinzipien und Materialbedarfsplanungsmaßnahmen entsprechend differenziert werden. Die Planung für den Bedarf an A-Gütern sollte somit möglichst präzise sein, um unnötige Lagerkosten zu vermeiden, während C-Güter diesen Aufwand nicht rechtfertigen. Zunächst soll jedoch aufgezeigt werden, inwieweit diese Überlegungen zu einer optimalen Materialbereitstellung herangezogen werden können.

3. Materialbereitstellungsprinzipien

Da der Materialbedarf grundsätzlich entweder mittels einer entsprechenden Voratshaltung oder auch ohne diese gedeckt werden kann, werden verschiedene Materialbereitstellungsprinzipien[2] unterschieden.

3.1. Prinzip der Einzelbeschaffung im Bedarfsfalle

Das Prinzip der Einzelbeschaffung im Bedarfsfalle sieht die Beschaffung der Werkstoffe erst bei Auftreten eines entsprechenden Bedarfs und somit ohne eigener Vorratshaltung vor. Voraussetzung für den Erfolg dieses Prinzips ist jedoch, daß die hier zu beschaffenden Werkstoffe jederzeit am Markt verfügbar sind. Die Vorteile dieses Prinzips bestehen in der Minimierung der Kapitalbindungs- und Lagerkosten. Hierbei ist jedoch das Risiko von Produktionsstillständen sowie den folgenden Konsequenzen wie z.B. Konventionalstrafen und Imageverlusten zu berücksichtigen. Dieses Prinzip findet praktisch bei der Beschaffung verderblicher Güter und im Rahmen auftragsorientierter Einzelfertigung Anwendung, da hier der vorliegende Auftrag erst den Bedarf an Material auslöst und quantifiziert.

3.2. Prinzip der Vorratshaltung

Eine Beschaffung auf Vorrat kennzeichnet hingegen das Prinzip der Vorratshaltung. Hierbei können die erforderlichen Materialien stets vom Lager abgerufen werden, so daß eine jederzeitige Versorgung gewährleistet ist. Dies ist gerade bei Materialien, die eine gewisse Beschaffungszeit erfordern, äußerst vorteilhaft, da eine Beschaffung im Bedarfsfall lediglich mit Produktionsstockungen verbunden wäre. Zusätzlich können durch entsprechende Einkaufspolitik Preisschwankungen sowie Mengenrabatte genutzt werden. Allerdings gestaltet sich die Dimension der Kapitalbindungs- und Lagerkosten unter Umständen nachteilig. A-Güter sollten deswegen möglichst nicht oder nur in geringen Mengen bevorratet werden. C-Güter sind jedoch aufgrund der geringen Lagerkosten geradezu prädestiniert für dieses Prinzip der Materialbereitstellung.

3.3. Prinzip der einsatzsynchronen Anlieferung (Just-In-Time-Konzept)

Das Prinzip der einsatzsynchronen Anlieferung[3] versucht die Vorteile der vorgenannten Prinzipien zu nutzen und deren Nachteile zu minimieren. Die Lagerhaltung beschränkt sich hierbei allenfalls auf einen ausreichenden Sicherheitsbestand, um die Produktion auch bei Lieferengpässen zu gewährleisten. Das erforderliche Material wird von den Lieferanten zum vereinbarten Zeitpunkt, d.h. auf den Tag oder gar auf die Stunde genau, zur Verfügung gestellt. Diese Lieferanten werden durch entsprechende Rahmenverträge an das Unternehmen gebunden. Dieses Prinzip, auch als „Just-In-Time“-Konzept bezeichnet, stellt wegen der intensiven Bindung an den Lieferanten und der damit verbundenen Risiken, wie z.B. Produktionsstillstand, hohe Anforderungen an die so zu beschaffenden Materialien, die Auswahl der Lieferanten, den Informations- und Materialfluß, das Speditions- sowie an das Qualitätssicherungskonzept. Bedeutende Unternehmen sind heutzutage in der Lage, ihre Risiken durch entsprechende Vertragsgestaltung auf die Lieferanten zu verschieben. Die Lagerkosten werden durch dieses Prinzip bei A-Gütern signifikant minimiert, während C-Güter den hiermit verbundenen Planungs-, Durchführungs- und Kontrollaufwand nicht rechtfertigen

[...]


[1] Vgl. G. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 430 ff.

[2] Vgl. E. Grochla, Grundlagen der Materialwirtschaft, S. 24 ff.

[3] Vgl. E. Jehle, Produktionswirtschaft, S. 31

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Methoden der Materialbedarfsplanung
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Bochum gGmbH  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften)
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
24
Katalognummer
V4955
ISBN (eBook)
9783638130196
Dateigröße
629 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Stefan Kusch (Autor:in), 2000, Methoden der Materialbedarfsplanung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4955

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