Die Figurencharakterisierung in Cechovs Drama "Djadja Vanja"


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Anton Pavlovič Čechov

3 Inhalt Onkel Vanja (Дядя Ваия-

4 Figurencharakterisierung
4.1 Verzweigungsdiagramm
4.2 explizit-figural
4.3 implizit-figural
4.4 explizit-auktorial
4.5 implizit-auktorial

5 Zusammenfassung

6 Quellennachweise

1 Einleitung

Diese Arbeit untersucht die Methoden der Figurencharakterisierung in Anton Čechovs Drama Onkel Vanja( Дядя Ваня). Dabei wird auf das Buch „Das Drama“ von Manfred Pfister Bezug genommen. Im zweiten Kapitel wird kurz Čechovs Biographie wiedergegeben. Im dritten Kapitel folgt eine knappe Inhaltsangabe des Theaterstücks Onkel Vanja. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Figurencharakterisierung. In Punkt 4.1 soll ein Verzweigungsdiagramm nach Pfister die darauf folgenden Ausarbeitungen veranschaulichen. In den Kapiteln 4.2 bis 4.5 werden die einzelnen Techniken der Figurencharakterisierung behandelt und anhand von Beispielen verdeutlicht. In Kapitel fünf werden die Ergebnisse zusammengefasst. Kapitel sechs beinhaltet die Quellennachweise.

Zwar sind die Analyseebenen der Figurenkonzeption und der Figurencharakterisierung "nicht völlig unabhängig voneinander, da ja eine bestimmte Figurenkonzeption die Auswahl aus dem Repertoire der Techniken der Figurencharakterisierung mitbedingt. So bedingt eine stark individualisierende, die Physis und das Unterbewußte betonende Figurenkonzeption eine verstärkte Auswahl außersprachlicher und implizierter Charakterisierungstechniken, während umgekehrt bei transpsychologischer Figurenkonzeption Techniken expliziter sprachlicher Charakterisierung sowohl quantitativ als auch qualitativ dominieren werden."[1] Da eine Betrachtung beider Analyseebenen den Umfang dieser Arbeit übersteigen würde, wird nur die Analyseebene der Figurencharakterisierung untersucht.

Wenn man Čechovs Figuren verstehen will, dann muss man ihnen ganz genau zuhören, wenn sie etwas sagen. Keine Situation in der sich die Charaktere befinden ist zufällig, kein Wort und keine Geste bedeutungslos. Die Art der Darstellung bedingt das Bild, welches der Rezipient von der Figur entwickelt. Diese Arbeit soll einen allgemeinen Überblick über die Techniken der Figurencharakterisierung verschaffen und darüber hinaus anhand von Textbelegen aufzeigen, welcher Techniken sich Anton Čechov zur Figurencharakterisierung bedient.

2 Anton Pavlovič Čechov

Geboren wurde Anton Pavlovič Čechov am 17. Januar 1860 in Taganrog, Südrußland. Sein Großvater war Leibeigener, der sich freikaufen konnte. Sein Vater ein Kaufmann, ohne besondere kaufmännische Fähigkeiten, der einen kleinen Kolonialwarenladen besaß. Čechov besuchte von 1868 bis 1879 das Gymnasium in Taganrog.1877 machte der Vater Bankrott. Um vor der Schuldhaft zu fliehen verkaufte die Familie ihr Haus und zog nach Moskau. Anton blieb als Dienstbote im dem Haus, das seiner Familie gehört hatte. Er lebte bis zu seinem Schulabschluß von einem kleinem Stipendium und gab Nachhilfestunden. 1879 nahm er dank eines weiteren Stipendiums das Medizinstudium, an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität, auf. "Schon aus Taganrog kümmerte er sich aufopfernd um die zerfallene Familie[...]"[2], als er dann nach Moskau kam ordnete sich die gesamte Familie seinen "ehrlichen geistigen und sittlichen Maximen"[3] unter und erkannte ihn als Familienoberhaupt an. Nun musste er Eltern und Geschwister ernähren.

Unter dem Pseudonym Antoša Čechonte[4] schrieb er kleine Erzählungen für humoristische Journale und Gazetten. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auch als praktizierender Arzt schrieb er mit wachsendem Erfolg weiter. 1888 unternahm der, bereits lungenkranke, Schriftsteller eine Reise auf die Sträflingsinsel Sachalin, um über Zwangsarbeit zu berichten. Der Reisebericht schilderte erschütternd das Leben von Ausgegrenzten im Zarenreich. 1892 kaufte er sich ein Anwesen in der Nähe von Moskau, in Melichovo. Dort lebte er mit seiner Familie, beteiligte sich erfolgreich und aktiv als Zemstvo-Arzt[5] an der Bekämpfung einer großen Choleraepidemie, baute drei Schulen und stattete sie aus. 1898 zog er aufgrund seiner Lungentuberkulose nach Jalta ."Am 09.09.1898 hatte Čechov auf einer Probe seiner „Möwe“ Ol`ga Leonardovna Knipper (1870-1959) kennengelernt[...]"[6],1901 heiratete er die Schauspielerin. Sie führten ein getrenntes Eheleben, da Čechov aufgrund seiner Krankheit fast das gesamte Jahr über auf der Krim lebte und Ol´ga weiterhin als Schauspielerin arbeitete. Ab 1903 verschlechterte sich Čechovs Gesundheitszustand zusehends. Kurz nach der triumphalen Uraufführung des „Kirschgartens“ am 17.Januar 1904 im Moskauer Künstlertheater, starb er am 02.Juli.1904 in Badenweiler im Hotel Sommer, wo er einen Kuraufenthalt verbrachte. 'Nach einem Glas Champagner waren seine letzten Worte „Ich sterbe“.'[7] Das Grab des Schriftstellers befindet sich in Moskau.

Am 15. Juli 1908 wurde Čechov in Badenweiler das weltweit erste Denkmal gesetzt, überhaupt das erste für einen russischen Schriftsteller außerhalb seiner Heimat. Čechov ist einerseits als Verfasser einer großen Zahl von Erzählungen hervorgetreten, andererseits als Dramatiker. Die bekanntesten Dramen sind „Die Möwe (Чайка)“, „Onkel Vanja (Дядя Ваня)“, „Drei Schwestern (Три сестры)“ und „Der Kirschgarten (Вишневый сад)“. Wichtige Erzählungen sind zum Beispiel „Krankenzimmer Nr.6 (Палата № 6)“ und „In der Schlucht (В овраге)“, „Der Student (Студент)“ oder „Die Steppe (Степь)“.

3. Inhalt Onkel Vanja (Дядя Ваня)

"In diesem Stück ist die Sujetstrukturierung der An – und Abreise am deutlichsten realisiert. Dazwischen kommt es unter den Ankömmlingen und Ansässigen zum Ausbruch einer bereits schwelenden Krise. Diese wird durch eine lange Vorgeschichte motiviert:[...]."[8] Ivan Petrovič Vojnickij, Onkel Vanja, verwaltet seit 25 Jahren zusammen mit seiner Nichte Sonja deren Gut. In dieser Zeit hat er es schuldenfrei gemacht. Immer noch übergibt er den Großteil aller erwirtschafteten Gelder an seinen Schwager, den nun pensionierten Professor Alexander Vladimirovič Serebrjakov, der das Gut mit seiner zweiten, weitaus jüngeren Ehefrau Elena besucht. Vojnickij verliebt sich "ohne Gegenliebe"[9] in Elena. Diese jedoch empfindet ein gewisses Interesse für den Arzt Astrov, in den auch Sonja seit langem verliebt ist. Sonjas Liebe bleibt unerwidert, da Astrov Elena anziehend findet. "Die aus verfehlten Beziehungen und Lebensenttäuschungen gereizte Stimmung entlädt sich in einem Krisenausbruch, als Serebrjakov erklärt, aus finanziellen Gründen das Gut verkaufen zu wollen."[10] Vojnickij, dessen frühere Bewunderung für seinen Schwager in beißenden Spott, Neid und offene Verachtung umgeschlagen ist, als er dessen Phrasen durchschaut hat und erkennen musste, dass er sich nicht für ein Genie, sondern für einen "ученая вобла"[11] aufgeopfert hat, gibt ihm die Schuld an seinem verwirktem Leben. Aus Wut, Enttäuschung und Empörung über die maßlose Dreistigkeit dieses Vorschlags schießt er zweimal auf Serebrjakov verfehlt ihn aber beide Male. Der verhinderte Rebell Vanja wendet mit seiner Rebellion zwar die Katastrophe ab, ist aber zu schwach um das Leben der desillusionierten Gutsbewohner langfristig und tatsächlich zu verändern, so dass allen nichts anderes übrig bleibt, "als zum alten Rhythmus zurückzukehren und ihre Enttäuschung mit Arbeit zu kompensieren."[12]

4. Figurencharakterisierung

Manfred Pfister definiert die Analyseebene der Figurencharakterisierung als die Gesamtheit der "formalen Techniken der Informationsvergabe, mit denen eine dramatische Figur präsentiert wird."[13] Der Autor hat die Wahl zwischen impliziten und expliziten Techniken der Figurencharakterisierung, um seine Figuren einzuführen und darzustellen. Während im Falle der expliziten Figurencharakterisierung die jeweiligen positiven oder negativen Eigenschaften direkt genannt werden, müssen die entsprechenden Attribute bei impliziten Techniken vom Rezipienten erst erschlossen werden. Pfister geht dabei auch noch von der Frage aus, ob die charakterisierende Information eine einzelne Figur zum "Sender" hat, also "figural" ist, oder ob sie allein auf die Position des impliziten Autors als ihr "Ausgangssubjekt" bezogen werden kann und damit "auktorial" ist.[14] Deshalb unterscheidet er zwischen vier Klassen von Techniken der Figurencharakterisierung, zwischen der explizit–figuralen, der implizit–figuralen, der explizit–auktorialen und der implizit–auktorialen Technik.

[...]


[1] Pfister, Manfred: Das Drama. ,München, 1988, S. 250

[2] Kluge, Rolf-Dieter: Anton P. Čechov- eine Einführung in Leben und Werk. Darmstadt, 1995, S. 14.

[3] Ebd. , S. 14.

[4] Ebd. , S. 28.

[5] Landarzt

[6] Kluge , S. 25.

[7] Ebd. , S. 26.

[8] Ebd. , S. 123.

[9] Ebd. , S. 124.

[10] Ebd. , S. 124.

[11] Čechov, A.P.: Djadja Vanja.Sceny iz derkvenskoj žizni v četyrech dejstvijach, in: Polnoje sobranije sočinenij i pisem v tridcati tomach, sočinenija v vosjemnadcati tomach, sočinenija tom trinadcatyj, Moskva 1978, Str. 67

Übersetzung: "gelehrter Stockfisch" Weitere Zitate aus der Primärquelle werden mit Poln. sobr. und der Seitenzahl gekennzeichnet.

[12] Ebd. , S. 124

[13] Pfister, Manfred: Das Drama. München, 1988, S. 240.

[14] Ebd. , S. 251

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Figurencharakterisierung in Cechovs Drama "Djadja Vanja"
Hochschule
Universität zu Köln  (Slavisches Institut)
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V49494
ISBN (eBook)
9783638459396
ISBN (Buch)
9783638848626
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Figurencharakterisierung, Cechovs, Drama, Djadja, Vanja
Arbeit zitieren
Magdalena Fricke (Autor:in), 2005, Die Figurencharakterisierung in Cechovs Drama "Djadja Vanja", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49494

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