Kinder brauchen Märchen. Pädagogische Werte der Märchen


Seminararbeit, 2005

14 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biografie Bruno Bettelheim

3. Warum brauchen Kinder Märchen?

4. Eigenschaften von Märchen und die damit verbundenen pädagogischen Werte

5. Beispiele
5.1. Hänsel und Gretel
5.2. Rotkäppchen
5.3. Schneewittchen
5.4. Dornröschen
5.5. Aschenputtel

6. Schluss

7. Literaturverzeichnis

8. Anlagen

1. Einleitung

In der heutigen Zeit der Massenmedien, des Internets und des dauernden Fortschritts ist kaum zu glauben, dass es Geschichten gibt die schon seit Jahrhunderten existieren und trotzdem immer wieder weit verbreitet aktuell sind. Die Geschichten von mutigen Prinzen, armen oder traurigen Mädchen, guten Feen, bösen Hexen und vielen anderen Zauberwesen scheinen den Erwachsenen nie aus dem Gedächtnis zu entfallen und auch die Kinder immer wieder zu begeistern. Aufgrund dieser großen Beliebtheit der Märchen möchte ich in dieser Arbeit zum einem die Gründe dafür darstellen und zum anderen vor allem auf die Wirkung, die Märchen auf Kinder haben, eingehen. In diese Betrachtung beziehe ich sowohl pädagogische als auch psychologische Aspekte, welche ich auch anhand einiger bekannter Märchen der Gebrüder Grimm erläutern möchte. Bei dieser Darstellung werde ich mich, neben anderen Texten, vor allem auf das Buch „Kinder brauchen Märchen“ von Bruno Bettelheim beziehen.

2. Biografie Bruno Bettelheim

Bruno Bettelheim wurde am 28. August 1903, als Sohn eines Sägewerkbesitzers, in Wien geboren . Schon mit vierzehn Jahren zeigte er Interesse an der Psychoanalyse und bewegte sich bald im Kreis um Siegmund Freud. 1938 schloss er sein Studium der Philosophie mit einer Arbeit über Immanuel Kant ab. Noch im selben Jahr wurde Bettelheim als Jude in das KZ Dachau und später Buchenwald überführt. Nach zehn Monaten Aufenthalt wurde ihm erlaubt in die USA zu emigrieren. Im Jahr 1944 wurde er Leiter der dortigen „Orthogenic School“ und Assistenzprofessor für Kinder- und Jugendpsychologie, -psychiatrie und -pädagogik, wobei autistische Kinder zu einem seiner Schwerpunkte zählte. Bettelheims Werke zeichnen sich durch ein Plädoyer für Humanität und Verständnis aus. Sein Leben nahm nach einem Schlaganfall 1990 ein Ende. Zu seinem Werken, die er hauptsächlich zur Kindererziehung schrieb, gehören unter anderem „Ein Leben für Kinder“ (1987), „Themen meines Lebens“ (1990) und „Kinder brauchen Märchen“ (1982).

(nach: www.wikipedia.de)

3. Warum brauchen Kinder Märchen?

Bruno Bettelheims Titel lautet „Kinder brauchen Märchen“. Dieser Titel hört sich so selbstverständlich an, deshalb möchte ich als erstes erläutern warum Kinder Märchen brauchen.

Wenn man an Märchen denkt, tauchen alte Kindheitserinnerungen auf und man denkt daran wie es war als man die Märchen vorgelesen bekam. Vor allem ist es das Gefühl der Geborgenheit und der Wärme, die man durch die Eltern oder Großeltern erfahren hat. Für diesen Moment scheint es für das Kind nichts anderes, als denjenigen, der das Märchen vorließt und natürlich den magischen Inhalt des Märchens, zu geben. Ein Kind genießt in diesem Augenblick diese ungeteilte Aufmerksamkeit des Erwachsenen. Vor allem in der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit ist es sehr wichtig, sich Zeit für sein Kind zu nehmen und sich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Und das soll nicht heißen, dass der Elternteil, während das Kind spielt, nur daneben sitzt. Diese Zuneigung wird sich sowohl auf das Kind und die Eltern einzeln positiv auswirken als auch auf die Beziehung zwischen den beiden.

Neben dieser familiären und persönlichen Nähe, wirken sich die Märchen in vielerlei Hinsicht positiv auf das Kind aus. Da sie die Kinder so erreichen, dass sie ihnen bei der Bewältigung ihrer Problemlagen Lösungswege aufzeigen können, tragen sie natürlich auch zu der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit bei. Dabei sollen Charaktereigenschaften, wie Fleiß und Faulheit, Schönheit und Hässlichkeit, Neid, Neugier und Hochmut oder Stärke und Schwäche, von den Kinder erkannt und verstanden werden. Abgesehen davon zeigen die Märchen dem Kind sehr offensichtlich, durch die Bestrafung Böser und die Belohnung Guter, was Gerechtigkeit heißt und eher unbewusst wie sie ihr inneres Gefühlschaos ordnen können. Außerdem können sie dem Kind, zum einen durch die strickte Unterscheidung zwischen Gut und Böse und zum anderen durch die Handlungsweise der Helden, eine Vorstellung von Normen und Werten geben. Auf all diese Punkte und auch weitere werde ich im nächsten Punkt tiefer eingehen.

Natürlich haben Märchen auch ein medienpädagogischen Wert, denn die Kinder können mit solchen leichten Geschichten den Umgang mit Literatur üben. So wird eventuell Interesse und Neugier an der Literatur geweckt und somit ein Weg zur späteren Literatur geebnet.

Für ein Kind ist es natürlich auch wichtig wenn es etwas gelesen hat, über das Gelesene mit jemanden zu reden oder eventuell entstandene Unsicherheiten zu klären. Damit wären wir wieder bei Punkt, dass Eltern oder andere Familienmitglieder für das Kind da sein sollten.

4. Eigenschaften von Märchen und damit verbundene pädagogische Werte

Obwohl es die verschiedensten Formen von Literatur für Kinder gibt, sind es die Märchen die den noch unentwickelten Geist der Kinder am meisten ansprechen. Sie behandeln zwar nicht die Probleme, die Kinder in der heutigen Zeit haben können, doch lassen sich Bezüge zu den inneren Konflikten, denen sich Kinder oftmals hilflos ausgesetzt fühlen, ziehen.

Für die Grimmschen Märchen werden vor allem Kinder in dem Alter von vier bis acht Jahren als Adressaten genannt (Geldern-Egmond, 2000, S. 19).

Ein Märchen enthält eine Menge Elemente und Eigenschaften, die sich scheinbar genau an die Entwicklungsstufe der Kinder anlehnen und sie sich auf die Geschichte ohne Probleme einlassen können. Gemeint ist dabei zum einen die einfache Sprache und der Aufbau, was die Märchen so leicht zu lesen und verstehen lässt und zum anderen auch die „Verknüpfung von realen und imaginären Geschehensebenen im Märchen“ (Geldern-Egmond, 2000, S. 19).

Durch diese vor allem sehr einfache und auch bildliche Darstellung lässt das Märchen dem Kind die Freiheit vor sich hin zu träumen und vor allem seine Phantasie anzuregen und diese zu bereichern. Dies wird ihm auch in seinem späteren Leben zugute kommen, denn oftmals genügt ein wenig Kreativität und Phantasie um einen Weg aus einer Problemlage zu finden. Durch die Märchen wird den Kindern auch teilweise ein Handlungsansatz angeboten, dem sie folgen können um bestehende Problemlagen selbständig zu lösen. Dadurch wird zum einem das Autonomiebestreben gefördert und zum anderen wird bei dem Kind der Grundstein zur individuellen Lebensbewältigung gelegt.

Die Figuren in den Märchen werden nie bei einem Namen, wie wir sie üblicherweise kennen, genannt. Sie tragen Namen, die sich eher auf deren Eigenschaften und den Charakter beziehen. So hat Aschenputtel ihren Namen, durch das Schlafen in der Asche erhalten und ein Junge, er in einer Familie als minderbegabt gilt und aus ihrer Sicht nichts zustande bringt, wird meist Dümmling genannt. Anhand dieser einfachen Namen kann sich ein Kind leichter mit den Figuren und deren Lebensweise identifizieren.

Nach der Denkentwicklung von Piaget ist die Welt aus Kinderaugen immer nur schwarz oder weiß, dass heißt Kinder können zwischen zwei extremen, wie gut und böse unterscheiden, finden aber in dieser Entwicklungsphase keinen Mittelweg. In dieser Phase kommen ihnen vor allem die magischen Elemente im Märchen zur Hilfe. Bruno Bettelheim nennt diese Intensität der Gefühle das „innere Chaos“ bei Kindern (Bettelheim, 2003, S. 87).Genauso wird in den Märchen streng das Gute von dem Bösen getrennt, es besteht also eine gewisse Polarisierung (Bettelheim, 2003, S.16). Einige immer wieder auftretenden Figuren, wie die Hexe oder die Stiefmutter, verkörpern in jeden Märchen das Böse. Mit Hilfe dieser Polarisierung kann ein Kind sein inneres Chaos ordnen. Außerdem kann dem Kind, durch die Gewissheit eines guten Ausgangs, eine emotionale Lebenssicherheit vermitteln werden (www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Erziehungsbereiche/s_382.html 10.03.2005).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kinder brauchen Märchen. Pädagogische Werte der Märchen
Hochschule
Berufsakademie Sachsen in Breitenbrunn
Veranstaltung
Pädagogisches Denken und Handeln
Note
1,9
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V49472
ISBN (eBook)
9783638459204
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinder, Märchen, Pädagogische, Werte, Märchen, Pädagogisches, Denken, Handeln
Arbeit zitieren
Susann Colditz (Autor:in), 2005, Kinder brauchen Märchen. Pädagogische Werte der Märchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49472

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