Alternativen zur Medikation von ADHS


Projektarbeit, 2018

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Diagnose ADHS
1.1 Geschichte
1.2 Symptome

2 Ursachen
2.1 Psychosoziale Faktoren
2.2 Umwelteinflüsse

3 Entwicklung

4 Problemfelder

5 Behandlungs-/Therapiemöglichkeiten
5.1 Verhaltenstherapie
5.2 Pharmakotherapie
5.3 Homöopathische Behandlung

6 Handlungsempfehlung

7 Literaturverzeichnis

1 Diagnose ADHS

Mit einer Diagnose von 1,5 bis 3 Prozent bei allen Kindern und Jugendlichen, ist ADHS eines der häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder.1 Die Anzahl der ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen erhöhte sich zwischen 2006 und 2011 um 42 Prozent.2 Die zunehmenden Diagnosen sind auf Fehldiagnosen der Ärzte zurückzuführen, die aufgrund von Zeitmangel und fehlender Motivation für umfangreichere Untersuchungen die Diagnose ADHS stellen. Zudem ist die steigende Aufmerksamkeit und Präsenz dieser Störung in den Medien ausschlaggebend für den tendenziellen Anstieg.3 Keine Diagnose ist so umstritten wie ADHS. Manche lehnen die Diagnose vollkommen ab und meinen, dass ein „normales“ kindliches Verhalten voreilig verurteilt wird, weil es stört. Sie sprechen von zu wenig Toleranz für diese Kinder in unserer heutigen Gesellschaft. Andere sind der Auffassung, dass die Anforderungen der heutigen Zeit wie zum Beispiel der Umgang mit den Medien einen ungesunden Lebensstil hervorrufen, der die Kinder überfordert und zu Symptomen führen kann.4 Kinder eilen von der Schule nach Hause um Videospiele zu spielen oder sich vor dem Fernseher beängstigende und gewaltvolle Bilder anzusehen, anstatt sich draußen an der frischen Luft aufzuhalten und ihre aufgestaute Energie durch sportliche Tätigkeiten abzubauen.5

1.1 Geschichte

Heinrich Hoffmann, ein Nervenarzt aus Frankfurt, hat bereits im Jahr 1845 mit der Geschichte vom Zappelphilipp Kinder beschrieben, die heutzutage mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert werden könnten. In der Geschichte geht es um einen Jungen, der am Tisch nicht stillsitzen kann und ständig mit dem Stuhl schaukelt. Er fällt auf den Boden und reißt die Tischdecke mitsamt der Mahlzeit mit sich. Mediziner und Psychologen haben sich ausführlich mit dem Themengebiet unaufmerksamer, unkontrollierbarer und impulsiver Kinder beschäftigt. Der englische Kinderarzt Sir George Frederick Still hat im Jahr 1902 bei den Goulstonian Lectures des Royal College of Physicians in London Vorlesungen über „Nicht normale psychische Bedingungen bei Kindern“ gehalten. Diese wurden in einer weltweit bekannten und führenden medizinischen Fachzeitschrift, dem Lancet, veröffentlicht. Still beschrieb 23 Kinder, die Schwierigkeiten hatten, ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, sowie ihre impulsiven Reaktionen zu unterdrücken. Sie ließen sich nicht disziplinieren und waren oft aggressiv, obwohl sie eine normal ausgeprägte Intelligenz zeigten. Der englische Kinderarzt berichtete von einem Jungen im Alter von sechs Jahren, der seine Aufmerksamkeit nicht für längere Zeit halten konnte. Obwohl er einen intelligenten Eindruck machte, erbrachte er in der Schule schlechtere Leistungen, als andere Kinder. Des Weiteren beschrieb er einen 11-jährigen Jungen der ebenfalls Probleme in der Schule hatte. Zudem zeigte dieser Junge aggressive Reaktionen auf kleinste Provokationen. Der Zusammenhang der heutigen Diagnose von ADHS wird sichtbar: vor allem in der Schule haben Kinder mit ADHS-typischen Verhalten Schwierigkeiten. Aus diesen Beobachtungen wird vermutet, dass es unaufmerksame und impulsive Kinder immer schon gegeben haben muss.6

1.2 Symptome

Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind die drei Kernsymptome der ADHS. Dabei ist die Unaufmerksamkeit strikt von der Hyperaktivität und der Impulsivität abzugrenzen. Im Gegensatz zur Hyperaktivität und Impulsivität, die fast immer gemeinsam auftreten, ist die Unaufmerksamkeit ein singuläres Konstrukt. Dies wurde mehrfach empirisch nachgewiesen. ADHS-Kinder haben Schwierigkeiten sich zum Beispiel beim Spielen oder beim Folgen des Unterrichts zu konzentrieren. Diese Unaufmerksamkeit zeigt sich in verschiedenen Bereichen: nicht nur in der Schule und im Umgang mit anderen Kindern sondern auch zu Hause. Die Kinder können Anweisungen nur schlecht folgen, machen Flüchtigkeitsfehler und sind vergesslich. Das Verlieren von Sachen gehört zu ihrem Alltag. Des Weiteren reagieren Kinder mit ADHS sehr stark auf äußere Reize und lassen sich von ihnen ablenken. Wenn sie eine Aufgabe zu erledigen haben und sie von einem äußeren Reiz abgelenkt werden, können sie diesen Reiz nur schwer unterdrücken und sich auf die Aufgabe konzentrieren. Die Hyperaktivität ist das am leichtesten zu erkennende Merkmal. Zur motorischen Überaktivität gehören übermäßiges Zappeln mit Händen und Füßen, Herumrutschen auf dem Stuhl und Herumlaufen und Klettern. Kurz gesagt, die Kinder können sich nicht ruhig verhalten, wenn es von ihnen verlangt wird, zum Beispiel im Unterricht. Kinder mit ADHS sind impulsiv. Das Warten bis sie an der Reihe sind, fällt ihnen schwer. Sie unterbrechen andere Kind häufiger als Kinder ohne ADHS und platzen häufig mit Antworten oder Fragen heraus, wenn es gerade unangemessen ist.7

2 Ursachen

Das Krankheitsbild der ADHS ist komplex. Es sind mittlerweile schon einige Ursachen, Risikofaktoren und Krankheitsauslöser bekannt. Die Wissenschaft konnte jedoch noch nicht detailliert festlegen, was diese Störung ausmacht. Damit die Erkrankung ausbricht müssen mehrere verschiedene Faktoren zusammentreffen. Wissenschaftler erklären dieses Krankheitsbild hauptsächlich mit einer genetisch bedingten Störung im Transmittersystem des Gehirns. Die Transmitter sind wichtige Botenstoffe im Gehirn und verantwortlich für die Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen. Diese findet an den Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, den Synapsen statt. Für die Reizweiterleitung von einer Zelle zur anderen wird aus der Synapse einer Zelle ein Botenstoff ausgeschüttet. Dieser Botenstoff dockt dann an der Zielzelle an, welche dann erregt wird und das Signal auf die gleiche Weise an die nächste Zelle weitergibt. Es gibt verschiedene Botenstoffe im Gehirn. Die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin haben im Zusammenhang mit ADHS eine besondere Rolle. Wenn die Übertragung dieser Botenstoffe gestört ist, wird der Reiz fehlerhaft verarbeitet. Folglich entsteht eine fehlerhafte Reaktion auf das Signal. Da jeder Botenstoff für eine bestimmte Hirnregion verantwortlich ist, hat ein Ungleichgewicht der Botenstoffe eine entsprechende Auswirkung auf das Gehirn. Je nachdem welcher Botenstoffkreislauf stärker betroffen ist, zeigt sich das Krankheitsbild der ADHS mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein Mangel an Noradrenalin verringert besonders die Aufmerksamkeit, ein Dopamin-Mangel hat die Hyperaktivität und Koordinationsschwierigkeiten zur Folge und ein Mangel an Serotonin kann zu depressiven Verstimmungen und Ängsten führen. In den letzten Jahren haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Gene bei der Erkrankung maßgeblich verantwortlich sind. Die Erkrankung bricht jedoch nicht bei jedem aus, der die Veranlagung für ADHS geerbt hat. Gene spielen zwar eine nachweisbare Rolle in der Verursachung von ADHS, es sollten jedoch auch andere Faktoren in Betracht gezogen werden. Geburtskomplikationen können das kindliche Gehirn schädigen und ein Risiko für eine spätere ADHS-Erkrankung darstellen. Zudem können das Trinken von Alkohol und das Rauchen, sowie Mutterleibinfektionen während der Schwangerschaft zu Gehirnschäden des Kindes führen.8

2.1 Psychosoziale Faktoren

In älteren Forschungsarbeiten wurde häufig diskutiert, dass ein ungünstiges soziales Milieu eine Ursache für ADHS sein könnte. Heute werden solche psychosozialen Faktoren nicht mehr als einzige Ursache von ADHS gesehen. Man geht davon aus, dass psychosoziale Faktoren in der Familie und in der Schule nicht die alleinige und primäre Ursache der Entstehung von ADHS sind. Es können jedoch aufgrund der Symptome, die ein Kind mit ADHS aufzeigt, Interaktionsstörungen mit Eltern, Geschwistern, Lehrern und Freunden auftreten. Dies kann erneut zu einer Verstärkung der Symptome führen. Neben den Kernsymptomen können schlechte Bedingungen in der Familie und in der Schule dazu führen, dass negative Interaktionen im Umfeld zunehmen. Dies wirkt sich ungünstig auf die Entwicklung des Kindes aus und kann wiederum komorbide Symptome, also zusätzliche Symptome verstärken.

2.2 Umwelteinflüsse

In den letzten Jahren wurden verschiedene Umwelteinflüsse verdächtigt ADHS zu verursachen. Dabei waren besonders Zusatzstoffe in Lebensmitteln, wie zum Beispiel Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Zucker und Phosphate, die allergische Reaktionen verursachen, Hauptbestandteil von wissenschaftlichen Untersuchungen. Es konnte jedoch bis jetzt keine empirische Studie nachweisen, dass Nahrungsmittelzusätze jeglicher Art verantwortlich für die Entstehung von ADHS sind. In Einzelfällen kann eine Ernährungsumstellung jedoch zu einer Veränderung von den Symptomen führen. Es ist durchaus möglich, dass wenn ein Kind bestimmte Nahrungsmittel zu sich nimmt, es sich auffälliger oder weniger auffälliger verhält. Wenn dies der Fall ist, sollte das Kind möglichst wenig von den Lebensmitteln essen, die die Symptome verstärken. Zudem ist bei sehr impulsiven Kindern darauf zu achten, dass sie durch ihre gesteigerte Impulsivität ein nicht zu ungesundes Essverhalten entwickeln. Des Weiteren gibt es Zusammenhänge zwischen der Entstehung von ADHS und dem Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Mütter, die während ihrer Schwangerschaft geraucht und Alkohol getrunken haben, bekommen häufiger Kinder, die später mit ADHS diagnostiziert werden. Dies wurde jedoch von korrelativen Studien nachgewiesen. Es wurden lediglich die Zusammenhänge der verschiedenen Faktoren untersucht. Man kann also nicht kausal schlussfolgern, dass das Rauchen während der Schwangerschaft zu einer ADHS-Diagnose bei Kindern führt. Es könnte auch der Fall sein, dass das Rauchen der Mutter und ADHS des Kindes von einem einzigen anderen Faktor abhängig ist. Es ist in Betracht zu ziehen, dass beispielweise eine erhöhte Impulsivität der Mutter sie dazu bringt zu rauchen und diese Impulsivität an ihr Kind vererbt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Umwelteinflüsse ADHS verursachen ist eher gering. Es wird vermutet, dass die einflussreichsten Faktoren im Bereich der kognitiven und neurokognitiven Variablen liegen. Einflüsse aus der Umwelt, wie zum Beispiel das Erziehungsverhalten können wiederum einen Einfluss auf diese Variablen haben. Demzufolge wird ADHS primär durch kognitive und neurokognitive Defizite verursacht. Die Umwelt hat jedoch durchaus Einfluss auf die Ausprägung dieser Defizite.9

3 Entwicklung

ADHS kann bereits bei Säuglingen beobachtet werden. Viele Mütter nehmen bei ADHS-Kindern eine vermehrte Aktivität im Mutterleib war. Kleinkinder mit ADHS haben häufiger Schlafprobleme. Zudem kann es öfter zu Fütterstörungen, wie zum Beispiel Nahrungsverweigerung oder Essen nur beim Herumlaufen oder Spielen kommen, als bei Kindern ohne ADHS. Folglich entstehen oft gestörte Mutter-Kind- Interaktionen. ADHS-Kinder im Vorschulalter sind ständig in Bewegung. Man kann eine ziellose Aktivität beobachten. Sie zeigen nur wenig Gehorsamkeit gegenüber ihren Bezugspersonen. Die Spielintensität und -dauer von ADHS-Kindern ist gering.

[...]


1 Vgl. Bachmann, C et al. (2017).

2 Vgl. Bischkopf, M. / Bischkopf, J. (2016), S. 16.

3 Vgl. Saul, R. (2014), S.42.

4 Vgl. Bischkopf, M. / Bischkopf, J. (2016), S. 14.

5 Vgl. Reichenberg-Ullmann J. / Ullmann, R. (2005), S. 39.

6 Vgl. Gawrilow, C. (2016), S. 17-18.

7 Vgl. Gawrilow, C. (2016), S. 22-23.

8 Vgl. Paal, D. (2007), S. 43-45.

9 Vgl. Gawrilow, C. (2016), S. 68-70.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Alternativen zur Medikation von ADHS
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
18
Katalognummer
V494263
ISBN (eBook)
9783668995901
ISBN (Buch)
9783668995918
Sprache
Deutsch
Schlagworte
alternativen, medikation, adhs
Arbeit zitieren
Annabelle Krämer (Autor:in), 2018, Alternativen zur Medikation von ADHS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494263

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