Farben in den Werken von Luchino Visconti


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Farben im Film
2.1. schwarz
2.2. weiß
2.3. rot

3. Farben bei Visconti
3.1. Il Gattopardo
3.1.1. schwarz
3.1.2. weiß
3.1.3. rot
3.2. Gruppo di Famiglia in un interno
3.2.1. schwarz
3.2.2. weiß
3.2.3. rot
3.3. L’Innocente
3.3.1. schwarz
3.3.2. weiß
3.3.3. rot

4. Bedeutungsvergleich
4.1. schwarz
4.2. weiß
4.3. rot

5. Fazit

Literatur- und Filmverzeichnis

1. Einleitung

Wer schon einmal einen oder mehrere Filme des italienischen Regisseurs Luchino Visconti gesehen hat, wird nicht umhin kommen, zu bestätigen, dass diese vor Symbolik nur so strotzten. Egal, ob Musik, Möbel oder Kleidungsstücke, fast allem wohnt eine Bedeutung inne, die je nach Lesart auf unterschiedlichste Weise interpretiert werden kann. So verhält es sich auch mit Viscontis Farbgestaltung. Besonders die Farben schwarz, weiß und rot treten stets wieder als Bedeutungsträger auf, sowohl in Viscontis ersten Farbfilmen, sowie auch in seinen letzten Werken. In meinem Vorgehen werde ich zunächst im zweiten Kapitel die Bedeutung, sowie Wirkung von Farben allgemein und im Film erläutern. Anschließend, im dritten Kapitel, analysiere ich verschiedene Szenen aus drei Werken von Visconti, hinsichtlich dem Einsatz der Farben, speziell bezogen auf die Kleidung der Protagonisten. Bei diesen drei Werken handelt es sich um IL GATTOPARDO (DER LEOPARD, I/F 1963) und GRUPPO DI FAMIGLIA IN UN INTERNO (GEWALT UND LEIDENSCHAFT, I 1974), beide mit Burt Lancaster in der Hauptrolle, sowie Viscontis letztem Film L’INNOCENTE (DIE UNSCHULD, I 1976). Im vierten Kapitel vergleiche ich die verwendeten Farbbedeutungen sowohl mit denen aus dem zweiten Kapitel, als auch der drei Filme untereinander bevor ich im fünften Kapitel schließlich zu einem Fazit gelange.

2. Farben im Film

Nun lässt sich zunächst darüber streiten, ob schwarz und weiß streng genommen überhaupt zu den Farben zählen. Da sie in der Gestaltung des Films jedoch von gleicher Bedeutung für die Symbolik sind, wie alle anderen Farben, werden sie in dieser Hausarbeit als solche bezeichnet und genauso behandelt.1 Bereits Sergej Eisenstein betrachtete Farbe als wichtiges filmisches Mittel zur Vermittlung von Bedeutungen.2 Diese Bedeutungen können aus dem Alltag entnommen sein, oder im Sinne des Werkes neu initiiert werden. Zudem können Farbsymboliken polysemantisch sein, sprich gleichzeitig mehrere Bedeutungen innehaben.3 In den folgenden Unterkapiteln werde ich mich nun den vorherrschenden Bedeutungen der Farben schwarz, weiß und rot widmen, wobei diese in verschiedenen Kulturkreisen zum Teil stark variieren.4

2.1. schwarz

Schwarz wird wohl am häufigsten mit Tod und Trauer verbunden, auf Beerdigungen sind die Leute im Normalfall stets schwarz gekleidet und enge Angehörige tragen auch danach oft noch Trauer, also schwarze Kleidung. Andererseits kann schwarz auch ein Ausdruck von Eleganz und Opulenz sein, da es einen soliden und hochwertigen Eindruck vermittelt.5 Auf Film bezogen könnte schwarz zudem als Farbe für das Böse, Unheimliche oder Unbekannte gelten. Unzählige Bösewichte treten überwiegend in schwarzer Kleidung auf und auch dunkle, bedrohliche Gegenden und Schatten sind schwarz gestaltet.

2.2. weiß

Weiß wird oft als Gegensatz zu schwarz mit Unschuld, Reinheit, Jungfräulichkeit oder auch Göttlichkeit in Verbindung gesetzt. So trägt die Braut traditionell ein weißes Hochzeitskleid, Jesus ein weißes Gewand und Ärzte einen weißen Kittel. Ebenso wie schwarz, kann auch weiß für eine gewisse Exklusivität stehen. Diese Bedeutungen der westlichen Welt unterscheiden sich allerdings von denen im Osten. In Asien wird weiß nämlich, so wie schwarz im Westen, mit Tod und Trauer assoziiert.6

2.3. rot

Rot ist wohl eine, wenn nicht gar die Farbe mit dem breitesten Bedeutungsspektrum. Zunächst zieht die Farbe rot unsere Aufmerksamkeit auf sich und ist sogar in der Lage, unseren Körper bei ihrem Anblick Adrenalin ausschütten zu lassen.7 Aus diesem Grund ist rot ein sehr wirkungsvolles Warnsignal, wie beispielsweise bei Verkehrsschildern und symbolisiert in vielen Fällen Gefahr. 8 Speziell in der Kunst und spezieller dem Film fungiert rot ebenso als Blickfang und inszeniert sich als Zentrum des Bildes durch seine intensive Farbe besonders im Kontrast zu unbunten Farben.9 Nachdem rot zunächst die Aufmerksamkeit auf sich zieht, kann es vielerlei Symbolik beinhalten. Rot für die Liebe, aber oft auch für Sexualität, Leidenschaft, Verführung. Dies wird deutlich am Beispiel des Skandalromans Lolita von Vladimir Nabokow, durch welchen der Begriff der Lolita als verführerische Kindfrau fürs erste geprägt wurde. Hier wird viel mit der Farbe rot gespielt, in Form des Apfels, der für die Sünde steht, aber eben auch das sexuelle Begehren, welches Lolita durch beispielsweise verführerische rote Lippen provoziert.10 Auch in Filmen wird rot immer wieder als Träger von Bedeutungen inszeniert, besonders rote Kleidung, welche vorzugsweise von Frauen als Mittel der Verführung, aber auch als Zeichen von Rebellion, eingesetzt wird.11

3. Farben bei Visconti

Der Grund, weshalb ich mich in dieser Hausarbeit auf die Farben der Kostüme beschränke, ist der, dass Visconti sehr viel mit Körpern arbeitete, von der ästhetischen Inszenierung des Körpers, bis hin zum Körperausdruck, welcher Worte zum Teil überflüssig machte. Natürlich wohnen anderen Objekten, welche sich farblich gestalten lassen, ebenfalls Bedeutungen inne, doch bin ich der Meinung, dass Visconti hier ebenfalls das Hauptaugenmerk auf den Körper, und somit das Kostüm, legt.

In den folgenden Kapiteln gebe ich nun zu jedem der drei Filme eine kurze inhaltliche Übersicht, um anschließend pro Film drei exemplarische Szenen genauer zu beschreiben, in denen jeweils rote, weiße und schwarze Kleidung für eine bestimmte Symbolik stehen.

3.1. IL GATTOPARDO

Der Film spielt im Italien des Jahres 1860, während des Bürgerkrieges, auch genannt Risorgimento, und handelt von dem Fürsten von Salina, dem Leoparden (Burt Lancaster) und seiner Familie. Der Neffe des Fürsten, Tancredi (Alain Delon), unterstützt im Bürgerkrieg die Revolutionäre und schließt sich am Ende den siegreichen Truppen an. Zudem verliebt er sich in die schöne Angelica (Claudia Cardinale), welche die Tochter des neuen Bürgermeisters ist, welcher nicht zur Aristokratie gehört. Der Fürst akzeptiert diese Entscheidungen Tancredis und verzichtet zudem auf einen Senatorensitz, da ihm längst bewusst ist, dass die Aristokratie und somit die Herrschaft seiner Familie, dem Untergang geweiht ist.12

3.1.1. schwarz

Die Farbe schwarz begegnet uns direkt zu Beginn des Filmes, als die Familie Salina die Morgenandacht hält. Nahezu alle Familienmitglieder und auch der Padre (Romolo Valli) sind komplett schwarz eingekleidet, was der Zeremonie ein wenig den Eindruck einer Trauerfeier verleiht. Auch im weiteren Verlauf des Filmes sind die Angehörigen und besonders der Fürst selbst stets wieder in komplett schwarzen Gewändern anzutreffen. Besonders im Kontrast zum jungen Tancredi, welcher anfangs meist in hellen Brauntönen gekleidet ist, zeigt dies, dass die Farbe hier als Zeichen des Unterganges der Familie und weiter gefasst, der Aristokratie, gedeutet werden kann. Der Fürst und seine

Familie blicken dem Ende ihrer Klasse entgegen, während Tancredi anpassungsfähiger zu sein scheint und sich den neuen Mustern anpasst. Im Verlaufe des Films wird Tancredis Garderobe jedoch auch dunkler, nachdem er sich den Truppen angeschlossen und sich in Angelica verliebt hat.

[...]


1 Vgl. Egner (2003), S. 18.

2 Vgl. Eisenstein (1960), S. 403.

3 Vgl. Egner (2003), S. 20.

4 Vgl. Ambrose/ Harris (2006), S. 105.

5 Vgl. ebd., S. 128.

6 Vgl. ebd., S. 126.

7 Vgl. Ambrose/ Harris (2006), S. 108.

8 Vgl. ebd., S. 138.

9 Vgl. Marshall (2009), S. 44.

10 Vgl. ebd., S. 44f.

11 Vgl. ebd., S. 47.

12 Vgl. Schütte (1975), S. 91f.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Farben in den Werken von Luchino Visconti
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
3,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V493705
ISBN (eBook)
9783668994942
ISBN (Buch)
9783668994959
Sprache
Deutsch
Schlagworte
luchino, visconti, farben, film, il gattopardo, gruppo di famiglia in un interno, L'Innocente
Arbeit zitieren
Melanie Würsig (Autor:in), 2017, Farben in den Werken von Luchino Visconti, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493705

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