Die Darstellung von Frankensteins Monster. Ein Vergleich von Buch und Filmen


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Penny Dreadful 1

3. Frankensteins Monster 2
3.1. das Erscheinungsbild
3.2. der Name
3.3. der erste Auftritt
3.4. die Entwicklung
3.5. das Ende

4. Fazit und gesellschaftliche Übertragung

Literatur- und Filmverzeichnis

1. Einleitung

Wenn man Frankensteins Monster hört, denkt man vermutlich zunächst an die Verfilmung aus dem Jahr 1931, in welcher Boris Karloff das Erscheinungsbild des Monsters wohl für alle Zeiten geprägt hat.1 Dabei unterscheidet sich die Story des Filmes doch erheblich vom ursprünglichen Roman der jungen Autorin Mary W. Shelley, aus dem Jahr 1818. Knapp 200 Jahre nach dessen Erscheinen und zahlreichen Verfilmungen und Interpretationen des Frankenstein und seines Monsters, tauchen diese erneut in der Netflix-Serie PENNY DREADFUL (USA 2014-2016) auf.

In meiner Hausarbeit möchte ich nun die Figur des Monsters (Rory Kinnear) genauer betrachten und herausarbeiten, inwiefern es sich von der Version aus dem Roman, sowie FRANKENSTEIN (USA 1931) unterscheidet. Dabei gehe ich auf das Erscheinungsbild, das Wesen, den Namen, sowie den ersten Auftritt, die Entwicklung und letztendlich ‚das Ende’ des Monsters ein. In einem nächsten Schritt wird sich dann die Frage stellen, ob beziehungsweise inwieweit sich diese Veränderungen eventuell auf den sozialen Wandel unserer Gesellschaft, hin zu mehr Akzeptanz und Integrität reflektieren lassen.

2. PENNYDREADFUL

Der Begriff ‚Penny Dreadful‘ bezeichnet eigentlich populäre Groschenromane aus dem 19. Jahrhundert, welche sehr kostengünstig als Massenware angeboten wurden. Generell bediente diese Art der Literatur alle möglichen Genres, unter anderem auch das Horror-Genre.2 Aus diesem hat die Netflix-Produktion PENNY DREADFUL Klassiker wie unter anderem Dracula, Dr. Jekyll & Mr. Hyde und eben Frankenstein miteinander vermischt. Immer wieder lassen sich Referenzen zu den ursprünglichen literarischen Vorlagen erkennen, an für sich ist allerdings eine komplett neue Geschichte um die auftretenden Charaktere entstanden.

Die Serie PENNY DREADFUL wurde 2013 von John Logan für den US-amerikanischen Sender Showtime produziert und 2014 vom Streaming-Dienst Netflix in Deutschland gespielt. Nach 27 Folgen wurde die Serie schließlich nach der dritten Staffel abgesetzt und ließ die Zuschauer mit einigen offenen Fragen zu nicht komplett abgehandelten Storylines zurück.3 Auf die Analyse von Frankensteins Monster und der Beantwortung der in der Einleitung genannten Frage hat dies jedoch keinen gravierenden Einfluss.

3. Frankensteins Monster

Im folgenden Kapitel werde ich, wie bereits in der Einleitung geschildert, auf fünf verschiedene Aspekte, das Frankenstein-Monster betreffend, eingehen. Teilweise werde ich bereits in diesem Zuge einige Interpretationsansätze vorbringen, welche dann in Kapitel 4 und 5 in einen Zusammenhang gebracht werden.

3.1. das Erscheinungsbild

Im Gegensatz zum Monster sowohl aus Shelleys Roman, sowie aus Whales Verfilmung, fällt dieses in PENNY DREADFUL zunächst nicht durch seine übermenschliche Größe auf.4

Des Weiteren unterscheidet es sich vorwiegend von der Roman-Vorlage, in welcher das Monster zunächst aus verschiedensten Leichenteilen zusammengeflickt wird. 5 In der Verfilmung von 1931 sind auch einige Narben, beispielsweise an Händen und Kopf sichtbar, in der Serie handelt es sich lediglich um den Körper einer einzigen Person, an deren Kopf und Hals auch einige lange Narben auszumachen sind.

Außerdem wird die Haut im Roman als gelblich und die Augen als wässrig, fast schon weiß, beschrieben6, während der Hautton des Monster in PENNY DREADFUL eher dem weißen Hautton eines Vampirs gleicht und die Augen hingegen einen gelblichen Grundton aufweisen, durchzogen von blutroten Linien. Auch die im Roman als schwarz beschriebenen Lippen 7 haben in der Serie eher den Ton eines dunkleren Rotes, welches allerdings in seiner Intensität variiert. Mit Whales Darstellung lassen sich diese Aspekte schlecht vergleichen, da es sich dabei nicht um einen Farbfilm handelt.

Alles in allem scheint das Monster in PENNY DREADFUL noch die menschlichste Darstellung zu sein, im Vergleich zu dem auf grässlichste Weise missgestalteten Monster Shelleys8 und Whales riesenhaftem Ungetüm.

3.2. der Name

Sowohl in Shelleys Roman, wie auch in Whales Verfilmung erhielt das Monster keinen Namen. Stattdessen wird es stets als Wesen, nicht als Person behandelt und unter anderem „Dämon“9, „Unhold“10 oder „Monster“ 11 genannt. In PENNY DREADFUL erhält das Monster nun erstmals einen Namen von Vincent Brand (Alun Armstrong), dem Theaterdirektor des Grand Guignol Theatre, auf welchen wir in späteren Kapiteln noch zu sprechen kommen. Brand gibt ihm den Namen Caliban aus Shakespeares Stück Der Sturm und das ist keinesfalls ein Zufall.

Der Name Caliban ist ein Anagramm zu cannibal, also Menschenfresser. In Shakespeares Werk ist Caliban der Sohn der Hexe Sycorax, welche der Zauberei wegen angeklagt wird, sodass Caliban alleine auf der Insel zurückbleibt, auf welcher er geboren wurde. Später wird er zum Sklaven des Zauberers Prospero.

Die Beschreibung Calibans „[as] a salvage and deformed slave“12, „a monster“ 13 oder „a born devil“14 kann man in direkte Verbindung mit Frankensteins Monster setzen, da dieses auch als missgestaltet15, monströs und dämonisch16 beschrieben wird und im Sinne eines Sklaven unter den gewöhnlichen Menschen steht und von diesen nicht als gleichwertig erachtet wird.

Die Figur Caliban ist Ausgangspunkt zahlreicher Interpretationen. Populär ist die Annahme, dass Caliban für die Natur steht, wild und triebgesteuert, während Prospero die Kultur verkörpert, sprich den gebildeten, kontrollierten Menschen17. Andere Ansätze gehen deutlich weiter, sich diesen zu widmen würde allerdings den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, weshalb wir nun wieder zurück auf Frankensteins Monster kommen. Als dieses Vincent Brand fragt, wer Caliban sei, antwortet ihm dieser: „Ah, nächste Woche führen wir das Stück auf, dann werden Sie es wissen. In unserer Version frisst Caliban den Prospero.“ Diese Aussage könnte ebenfalls wieder in Verbindung mit Frankensteins Monster, alias dem Caliban aus PENNY DREADFUL in Verbindung gebracht werden, indem sie einen Ausblick auf mögliche zukünftige Ereignisse gibt. Dies lässt Spekulationen zu, in die Richtung, dass das Monster in dieser Erzählung womöglich die Oberhand über seinen Schöpfer gewinnt und nicht dem Untergang geweiht ist. Was tatsächlich aus Caliban wird, dazu mehr in Kapitel 3.4. und 3.5.. Später nimmt Caliban noch einen anderen Namen an, John Clare, wie er scheinbar in seinem vorigen Leben hieß. John Clare könnte wiederum eine Anspielung auf den gleichnamigen englischen Dichter sein, welcher bekannt für seine Naturdichtungen ist. Clare, zunächst aufgewachsen in einer sehr ländlichen Gegend und später als Vertreter der Kultur wäre demzufolge das Gegenstück, beziehungsweise eine Art Weiterentwicklung des Caliban, als Inbegriff der Natur. Auffällig ist zudem, dass die erfolgreiche Sammlung Clares Werke, Descriptive of Rural Life and Scenery, welche ihn erst bekannt machte, im Jahr 1820 erschien18, also kurz nachdem Mary Shelley Frankenstein veröffentlichte. Wir sehen also, dass bereits die Namen nicht rein zufällig gewählt sind, was zeigt, dass die Macher der Serie sich einige Gedanken zu dem behandelten Stoff gemacht haben und somit auch weitere Interpretationen der Darstellung von Frankensteins Monster sinnvoll erscheinen.

3.3. der erste Auftritt

Sowohl im Roman, als auch im Film taucht Frankensteins Monster als erstes im Zuge der Schöpfungsszene auf. Im Roman jedoch ergreift Frankenstein sofort nach vollendeter Tat, erfüllt von Ekel gegenüber der von ihm erschaffenen Kreatur, die Flucht.19 In seinem Schlafgemach wird er schließlich von der Kreatur aufgesucht, welche der Sprache noch nicht fähig ist und versucht sich durch „unartikulierte[n] Laute“20 zu verständigen. Außerdem streckt sie die Hand nach seinem Schöpfer aus, welcher erneut die Flucht ergreift und das Monster alleine zurücklässt.21

Im Film werden nach der Schöpfungsszene erst noch ein paar Gespräche zwischen den Protagonisten gezeigt, bevor Frankensteins Monster erneut in Erscheinung tritt. Als dies geschieht, befinden sich Frankenstein und sein Mentor Professor Waldmann gerade im Labor und unterhalten sich über das Monster, bis sie dessen näherkommende Schritte vernehmen. In dieser Version läuft Frankenstein nicht vor seiner Schöpfung davon, eher führt er sie Waldmann vor, indem er ihm demonstriert, dass das Monster auf ihn hört, wenn er ihm befiehlt, sich hinzusetzen. Der Sprache ist das Monster auch hier noch nicht mächtig und ebenfalls streckt es die Hände nach Frankenstein aus, welcher es in diesem Fall allerdings nicht als Bedrohung sieht. Dann erscheint jedoch Frankensteins Gehilfe Fritz, welcher im Buch überhaupt nicht vorhanden ist, mit einer Fackel in den Raum und stürmt zu dem Monster. Dieses weicht zuerst voller Angst vor dem ihm unbekannten Feuer in eine Ecke des Raumes zurück und stürzt im Anschluss zu den Männern, von denen es letzten Endes zu Boden geworfen und gefesselt wird. Während dieses Prozesses stößt das Monster immer wieder schreiähnliche Laute aus, welche die Furcht, die es in dem Moment empfindet, verdeutlichen. Bei PENNY DREADFUL hingegen bekommen wir von der Schöpfungsszene von Caliban zuerst nichts mit, sondern stoßen das erste Mal auf ihn, als er Frankensteins (Harry Treadaway) ‚Zweitgeborenen‘ (Alex Price), der eine Erfindung der Serie ist, in der Mitte auseinander reißt, mit den Worten: „Dein Erstgeborener ist zurückgekehrt, Vater.“ Weiter konfrontiert er nun den schockierten und extrem verängstigten Frankenstein mit seiner Geschichte. In dieser erzählerischen Rückblende, bekommt der Zuschauer auch den Schöpfungsvorgang zu sehen. Man sieht Caliban, nackt und blutüberströmt, wie er sich, vor Schmerzen schreiend, von einem Seziertisch erhebt, unbeholfen durch den Raum wandert und dabei gegen Wände und Regale stößt. Dabei versucht er sich an Frankenstein festzuhalten, dieser weicht jedoch voller Furcht zurück und verlässt schlussendlich das Labor und flüchtet. Hier haben wir also große Ähnlichkeit zur Romanvorlage, in welcher das Monster ebenfalls gleich nach seinem Erwachen vom entsetzten Frankenstein verlassen wird.

[...]


1 Vgl. Helman (1991), S. 34.

2 Vgl. Galle (2002), S. 67.

3 Vgl. Schmitt (2014) (Internetquelle).

4 Vgl. Shelley (2000), S. 22.

5 Vgl. ebd., S. 66.

6 Vgl. Shelley (2000), S. 72.

7 Vgl. ebd.

8 Vgl. ebd., S. 99.

9 Shelley (2000), S. 99.

10 Ebd. S. 133.

11 FRANKENSTEIN (USA 1931)

12 Kermode (1983), S. 38.

13 Ebd., S. 39.

14 Ebd., S. 40.

15 Vgl. Shelley (2000), S. 99.

16 Vgl. ebd., S. 73.

17 Vgl. Kermode (1983), S. 24.

18 Vgl. Storey (1982), S. 21f.

19 Vgl. Shelley (2000), S. 72.

20 Ebd., S. 73.

21 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung von Frankensteins Monster. Ein Vergleich von Buch und Filmen
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V493703
ISBN (eBook)
9783668988712
ISBN (Buch)
9783668988729
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frankenstein, Monster, Mary Shelley, Penny Dreadful, Horror
Arbeit zitieren
Melanie Würsig (Autor:in), 2017, Die Darstellung von Frankensteins Monster. Ein Vergleich von Buch und Filmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493703

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