Sinti und Roma. Geschichte, Antiziganismus und Bildungsaufträge


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Begriffe „Sinti“, „Roma“ und „Zigeuner“

3. Die Geschichte der Sinti und Roma
3.1 Fortschritte seit Ende der 1970er Jahre
3.2 Rückschläge seit

4. Antiziganismus heute

5. Bildungsauftrag der Institution Schule

6. Fazit

Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich näher mit der Minderheitengruppe der Sinti und Roma auseinandersetzen. Dabei werde ich zunächst erläutern, woher die Begriffe „Sinti, Roma und Zigeuner“ stammen und welche Geschichte hinter diesem Volk steht.

Anschließend möchte ich beschreiben, in wie weit der Antiziganismus heutzutage noch vorherrscht und wie er unter anderem in Form von „Zigeunerbildern“ in der Kinder- und Jugendliteratur in Erscheinung tritt. Darauf aufbauend soll erläutert werden, welche Handlungsmöglichkeiten und Bildungsaufträge sich für mich, als angehende Lehrerin daraus ergeben.

2. Die Begriffe „Sinti“, „Roma“ und „Zigeuner“

Sinti und Roma gilt als die offizielle und korrekte Bezeichnung dieser Minderheitengruppe. Auch die Mitglieder selbst, verwenden diese Begriffe als ihren Eigennamen. Sie haben ihre Herkunft in der eigenen Minderheitensprache, dem Romanes. Da diese indogermanische Sprache seinen Ursprung im Sanskrit hat, konnte festgestellt werden, dass das Volk der Roma einst aus dem Norden Indiens, dem heutigen Pakistan, stammt. (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S. 94)

Als Sinti werden die Angehörigen der Minderheit bezeichnet, welche seit dem 15. Jahrhundert in Mitteleuropa beheimatet sind (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.102). Ein männliches Mitglied der Gruppe wird als „Sinto“ beziehungsweise als „Sinti“ in der Mehrzahl bezeichnet und die Frauen in beiden Fällen als „Sintiza“ (vgl. Mihok/Widmann 2001). Die Herkunft des Wortes Sinti ist umstritten. Die gängigen Meinungen sehen den Ursprung aber entweder in der indischen Provinz Sindh oder dem Fluss Sindhu bzw. Sinti an welchem das Volk früher angesiedelt war (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.102).

Als Roma wird die Gruppe bezeichnet, die ab dem 19. Jahrhundert aus Ost- und Südeuropa nach Mitteleuropa, insbesondere nach Deutschland, gekommen ist.

Der Begriff Roma stammt aus dem Romanes und bedeutet zu Deutsch Menschen oder Männer (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.93). Das männliche Mitglied der Gruppe wird also als „Rom“ und in der Mehrzahl als „Roma“ bezeichnet. Die weiblichen Mitglieder werden „Romni“, und handelt es sich um mehrere Frauen, „Romnija“ genannt (vgl. Mihok/Widmann 2001).

Die Bezeichnung „ Zigeuner “ ist eine mit Vorurteilen und Klischees behaftete Fremdbezeichnung, welche darüber hinaus für die Sinti und Roma eng mit der Verfolgung und Tötung ihres Volkes während des nationalsozialistischen Regimes verknüpft ist und daher von ihnen selbst, aus gutem Grund, abgelehnt wird. Woher der Begriff „Zigeuner“ kommt ist stark umstritten. Zieht man im Volksmund häufig den Schluss, dass er sich wohl von dem „ziehenden Gauner“ ableiten lässt, sehen die Sprachforscher den Ursprung des Begriffs eher in den griechischen Wörtern „Athinganos“ (=die Unberührbaren) oder „Athinkanis“ (=die Unreinen) (vgl. Krausnick/ Strauß 2008, S.120ff).

3. Die Geschichte der Sinti und Roma

Warum es damals zu der großen Völkerwanderung der Roma und Sinti gekommen ist und sie ihre Heimat verlassen haben, bleibt ungewiss. Möglicherweise liegen die Ursachen in Vertreibung, Verschleppung oder Flucht, bedingt durch die Raubzüge der arabischen Eroberer zwischen dem 8.und 12. Jahrhundert (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.30). Das älteste Schriftstück, welches belegt, dass die Sinti und Roma im deutschen Reich eingetroffen sind, stammt aus dem Jahr 1407. Anfangs wurden die Sinti und Roma, welche ausgaben Christen auf einer langen Buß- und Pilgerfahrt zu sein, weitestgehend toleriert. Nach und nach machte sich dann aber doch immer mehr Unmut gegenüber dieser „dunkelhäutigen Sippe mit fremder Sprache“ (Krausnick/Strauß 2008, S.32) breit. Die Einheimischen fühlten sich von diesem wandernden Händler- und Handwerkervolk bedroht und machten sie immer häufiger zum Sündenbock für alle ungeklärten Missverhältnisse und Schandtaten. Auch die Kirche verfolgte und verurteilte die Sintiza und Romnija, welche sich der Kunst des Wahrsagens und Handlesens bedienten (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.32ff). Die Sinti und Roma wurden als Heiden oder Verbündete des Teufels gesehen.

Mit einem Beschluss des Reichstags zu Freiburg beginnt dann die große Verfolgung der Sinti und Roma im Jahr 1481. Sie gelten von nun an als vogelfrei. In den Jahren 1497 bis 1774 werden insgesamt 146 Verordnungen erlassen, die jegliche Arten von Gewalt, bis hin zum Töten, an den Sinti und Roma erlauben. (vgl. Krausnick/Strauß 2008, S.35ff)

Mit der Gründung des Kaiserreiches 1871 spitzte sich die Lage dann weiter zu. Ein großes Problem stellte in dieser Zeit die Tatsache dar, dass nicht genaue Kriterien definiert wurden, die einen Menschen als „Zigeuner“ identifizieren. So konnte die Lebensweise, das Erscheinungsbild oder die Beschäftigungsart einer Person dazu führen, dass die Lokalbeamten diese willkürlich den „Zigeunern“ zuordneten und sie damit nicht mehr über die staatsbürgerlichen Grundrechte verfügen konnte und aufgrund strenger Aufenthaltsbeschränkungen zur Flucht und dem ständigen Umherwandern gezwungen wurde (vgl. Uerlings/Patrut 2008, S.249ff). Mit der Eröffnung der „Zigeunerzentrale“ im Jahr 1899 zeichnete sich bereits ab, wie gravierend sich die Situation der Sinti und Roma in den nächsten Jahren verändern sollte. Um die Überwachung und Koordination der „Zigeuner“ zu intensivieren, sollte jeder von ihnen per Fingerabdruck oder Foto erfasst werden. Außerdem wurden Verordnung wie „Hordenverbote“, „Anmeldezwänge“, Lagerplatzzuweisungen und die Pflicht sich gesondert auszuweisen, erlassen (vgl. Uerlings/Patrut 2008, S.258ff). Da die Sinti und Roma so immer mehr an den Rand der Gesellschaft getrieben wurden und die Bevölkerung sie immer häufiger für jegliche Miseren der Zeit verantwortlich machte, bot sich für das NS-Regime ein guter Ausgangspunkt für die intensive Verfolgung der „Zigeuner“.

Mit den Nürnberger Gesetzen 1935 wurden die „Zigeuner“, wie auch die Juden, zu „Angehörigen artfremder Rassen“ gezählt und in sogenannte „Zigeunerlager“ gesteckt, von wo aus sie in die Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht werden konnten (vgl. Mihok/Widmann 2001). Da die meisten Sinti und Roma als „rassenhygienisches Problem“ betrachtet wurden, wurde das „Sterilisationsgesetz“ auch auf sie übertragen, um der „Zigeunerplage“ und der Verbreitung dieser „asozialen Mischlinge“ weiter entgegenzuwirken (vgl. Margalit 2001, S.57ff). Des Weiteren wurde den Zigeunern, ebenso wie den Juden, untersagt, mit „Deutschblütigen“ die Ehe einzugehen (vgl. Winckel 2002, S.28).

Von diesen verheerenden Auswirkungen, waren jedoch nicht alle Sinti betroffen. 1079 der 18000 in Deutschland lebenden „Zigeuner“ hatten das Glück als „reinrassig“ und nicht als „Mischling“ eingestuft zu werden. Dadurch wurden ihnen mehr Rechte zugesprochen und sie wurden darüber hinaus im Jahr 1943 nicht, wie die anderen ihres Volkes, nach Auschwitz deportiert, da sie die, selbst für Himmler, faszinierenden Elemente ihrer Kultur bewahren sollten. Durch die unterschiedlichen Auffassungen die innerhalb des Regimes über die Behandlung der Zigeuner herrschten, blieben im Endeffekt aber doch nur sehr wenige von Auschwitz, der Zwangssterilisation oder dem Leben in Gefangenschaft verschont. (vgl. Margalit 2001, S. 70ff) Über die Zahl der in Europa im 2. Weltkrieg insgesamt ermordeten Sinti und Roma kann man keine genaue Aussage machen, schätzungsweise sind aber etwa eine halbe Million Sinti und Roma dem Holocaust zum Opfer gefallen (vgl. http://www.sintiundroma.de/index/, gesichtet am 18.09.2011). Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass etwa 15000 der rund 20-25.000 in Deutschland lebenden Sinti und Roma im Zuge der NS-Verfolgung ihren Tod fanden (vgl. Mihok/Widmann 2001). Diese Annahme wird weitestgehend auch durch die Schätzung von Karl Heinz Sippel unterstützt, die davon ausgeht, dass nur etwa 5000 der einst 18330 in Deutschland gemeldeten Sinti und Roma den Krieg überlebt haben (vgl. Margalit 2001, S.83).

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sinti und Roma. Geschichte, Antiziganismus und Bildungsaufträge
Hochschule
Universität zu Köln  (Humanwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Minderheiten in Deutschland
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V493665
ISBN (eBook)
9783668994928
ISBN (Buch)
9783668994935
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sinti, roma, geschichte, antiziganismus, bildungsaufträge
Arbeit zitieren
Katharina Grieß (Autor:in), 2011, Sinti und Roma. Geschichte, Antiziganismus und Bildungsaufträge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493665

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