Das Potential eines russisch-deutschen Sprachvergleichs


Hausarbeit, 2016

17 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stellung des Russischen in Deutschland

3. Nominalphrase
3.1 Attributives Adjektiv
3.2 Subjekt
3.3 Zusammenfassung

4. Potential des Russisch- Deutschen Sprachvergleichs
4.1 Allgemeiner syntaktischer Vergleich beider Sprachen
4.1 metasprachliche Erkenntnisse durch den Vergleich der NP in beiden Sprachen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit wird das Potential eines russisch- deutschen Sprachvergleichs behandelt. Es wird sich ausschließlich auf den Vergleich der Nominalphrase in beiden Sprachen konzentriert.

Dieses Thema ist im Hinblick auf die Migration vieler russischdeutscher Menschen von Bedeutung, die Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre in die Bundesrepublik immigriert sind. Viele Kinder, die ohne Deutschkenntnisse in eine deutsche Schule eingeschult worden sind, hatten große Startschwierigkeiten in ihrer neuen Heimat. Auch heute noch immigrieren Kinder mit ihren Familien aus ehemaligen UdSSR Ländern und müssen zunächst lernen sich in einem deutschsprachigen Raum zu Recht zu finden. Eine mögliche Starthilfe dafür könnte der Deutschunterricht geben. Um nicht nur auf Fördermaßnahmen umzuschwenken und die Migrantenkinder aus dem Deutschunterricht in einen separaten Unterricht abzuschieben, kann und muss die grundlegende Sprachkenntnis, die von diesen Kindern mitgebracht wird, in den Deutschunterricht eingebunden werden und kann so auch eine Bereicherung für Kinder darstellen, die monolingual aufwachsen. So kann man beispielsweise einen Sprachvergleich beider Sprachen zum Thema im Unterricht machen und so nicht nur das Wissen der russisch-deutschen Kinder mit einbeziehen, sondern den Unterricht auch für sie motivierend mitgestalten und allen Kindern gemeinsam in der Klasse anhand des Vergleichs zweier Sprachen auch die deutsche Grammatik näher bringen.

Da dieses Thema ein sehr Umfangreiches ist, wird sich in dieser Arbeit nur auf die Nominalphrase und ihre Bestandteile konzentriert, um am Ende das Potential der Russischkenntnis auf das Erlernen anderer Sprachen, hier Deutsch, aufzuzeigen. In dieser Hausarbeit wird zuerst ein kurzer Anriss zur Stellung des Russischen in Deutschland gegeben. Daraufhin wird der linguistische Sprachvergleich durchgeführt. Dieser wird hier in der morphologischen Ebene vollzogen, im besonderen Augenmerk auf die Nominalphrase in beiden Sprachen. Daher werden in diesem Kapitel, der den Schwerpunkt dieser Arbeit ausmachen wird, zunächst die einzelnen Bestandteile der Nominalphrase beider Sprachen in ihren grundlegenden grammatikalischen Eigenschaften aufgeführt und miteinander verglichen. Hierzu wird das attributive Adjektiv, sowie der Kern der Nominalphrase mit den Artikeln untersucht. Die Erkenntnis die sich daraus ergibt wird zeigen, wie unterschiedlich beide Sprachen sind oder ob es doch Gemeinsamkeiten gibt. Der Rückschluss der sich aus dieser Analyse ziehen lässt, wird den Aspekt des Erwerbs als ein mögliches Lernpotential aufzeigen. Dieser Teil der Arbeit wird das Fazit ausmachen.

2. Stellung des Russischen in Deutschland

Durch die Aussiedler, die hauptsächlich in den 90ern Jahren aus ehemals sowjetischen Ländern nach Deutschland ausgewandert sind, ist die russische Sprache auch in Deutschland angekommen. Die Aussiedler kamen aus Ländern wie Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan und vielen mehr, in denen während der Sowjetzeiten (1922-1991) Russisch als Zweitsprache eingeführt und daher von vielen, während der Sowjetzeit Geborene als Muttersprache angenommen wurde. Im Zuge der Auflösung der UdSSR nach 1990 sind viele sog. Russlanddeutsche zurück in das Land ihrer Vorfahren ausgewandert und brachten Russisch als eine der größten Migrantensprachen nach Deutschland. Die junge Generation der Aussiedler, die entweder im jungen Alter mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen ist oder aber schon in Deutschland geboren wurde, bevorzugt Deutsch als Erstsprache. Dadurch, dass innerhalb der Familienstrukturen dennoch weiterhin Russisch gesprochen wird, entstehen Sprachmischungen und auch Identitätskonflikte innerhalb dieser Gruppe. Verstärkt werden diese durch die Schulrichtlinien, die Deutsch als ausschließliche Sprache innerhalb der Schulzeiten vorschreiben. Es entsteht ein innerer Konflikt innerhalb der peer group. Deutsche Sprachförderangebote der Schule werden meist in Randzeiten oder aber gar als Verlängerung des Schultages ans Ende der Stunden gelegt, wodurch eine Geringschätzung des Bilingualen deutlich und dem Schüler spürbar wird. Dieses führt neben dem Identitätskonflikt zu einer zusätzlichen Belastung (vgl. Leontiy, 2013, S. 81). Es gibt dennoch zahlreiche Belege für einen positiven Bildungsweg von Aussiedlerkindern. Sie machen immer häufiger das Abitur und besuchen anschließend eine Universität. Trotzdem gibt es auch Berichte über die hohe Kriminalität, sowie den Drogen- und vor allem Alkoholkonsum dieser Jugendlichen und demnach auch einem niedrigeren sozialen Status dieser und einer eher weniger gelungen schulischen Laufbahn. Die Heterogenität innerhalb dieser Migrantengruppe ist demnach, im Vergleich zu Anderen, besonders hoch. Faktoren, die die schulischen und integrativen Leistungen begünstigen könnten, wurden noch nicht ausreichend erforscht. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das soziale Umfeld, der soziale Status der Eltern in den Heimatländern, sowie die intrinsische und extrinsische Motivation große Faktoren in der Entwicklung von Aussliederkindern spielt (vgl. ebd., S. 82). Im Zuge didaktischer Forschungsarbeiten zum Thema Sprachförderung wurde festgestellt, dass die Erstsprache einen Einfluss auf den Erfolg des Erlernens einer Zweitsprache nimmt, da die Strukturen der Erstsprache zur Orientierung genutzt werden. Wie genau dieser Einfluss aber funktioniert wurde empirisch noch nicht belegt (vgl. ebd., S. 83). Im Folgenden werde ich daher die russische Grammatik mit der deutschen vergleichen und Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten die es zwischen diesen beiden Sprachen gibt beleuchten, um dieses Wissen nützlich in den Deutschunterricht einfließen zu lassen zu können. Dabei wird sich mit der Nominalphrase im Schwerpunkt befasst.

3. Nominalphrase

Im folgenden Kapitel werden, nachdem die Nominalphrase im Allgemeinen beschrieben wird, attributive Adjektive und Subjekte beider Sprachen näher beschrieben und im Verlauf verglichen. Anschließend wird eine Zusammenfassung der Erkenntnisse die sich aus diesem Kapitel ergeben, den Abschluss bilden. Es wird auf verschiedene Zeit-, und Genusformen eingegangen, um den Unterschied beider Sprachen zu betonen. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass es verschiedene Arten von Nominalphrasen gibt. So gibt es neben der einfachen eingliedrigen NP auch zweigliedrige NP in einem Satz. Dieses Phänomen findet sich sowohl im deutschen, als auch im russischen Sprachgebrauch. Diese Art der Nominalphrase werde ich aufgrund des Umfangs nicht spezifisch analysieren, werde aber im Verlauf kurz darauf eingehen und am Ende meiner Arbeit näher in der Sprachanalyse im direkten Russisch- Deutschvergleich aufgreifen. Eine Nominalphrase besteht aus einem Artikel, einem attributiven Adjektiv und einem Nomen. Dabei kann das Adjektiv auch weggelassen werden. [ das hübsche Mädchen ] (Artikel) (attributives Adjektiv) (Substantiv)

In der deutschen Sprache ist die NP eine feste Klammer, die sich nicht umstellen lässt. Im Russischen gibt es keine festen grammatikalischen Formen wie der NP im Deutschen. Zum einen gibt es keine Artikel in der russischen Sprache und zum anderen ist die Wortstellung flexibel (krasivaja dewatschka; dewatschka krasivaja = (das) hübsche Mädchen). Hier findet sich bereits ein Grundlegender Unterschied zwischen beiden Sprachen. Im Deutschen ist nur die Vertauschung von Subjekt und Objekt möglich, da das Verb ein Fixpunkt im normalen deutschen Deklarativsatz ist. Das bedeutet, dass das Vor- und Mittelfeld ihre Positionen tauschen können, allerdings ist besonders das Mittelfeld komplexen Regelungen (Nominalisierung der Nominalphrase beispielweise) unterfangen, die nicht veränderbar sind (vgl. Leontiy, 2003, S. 103).

[krasivaja dewatschka idot kupatza] (das) hübsche Mädchen geht schwimmen Adjektiv Subjekt

An dem oben genannten Beispiel sieht man, dass es keine typische Links-, Rechtsausrichtung in der russischen Sprache gibt. Man kann das Adjektiv und das Subjekt auch vertauschen, was den Sinn des Satzes nicht verändern würde.

Im Russischen besteht die NP maximal nur aus Adjektiv, Possessiv oder Demonstrativa und Subjekt. Adjektive und Possessive können sowohl links als auch rechts vom Subjekt stehen (moja kniga – kniga moja = mein Buch; nowaja kigna- kigna nowaja = (das) neue(s) Buch). Lediglich das Demonstrativpronomen muss links vom Kopf der NP stehen (eta kniga – das Buch). Betrachtet man jedes Glied einzeln, so kann man Gemeinsamkeiten festmachen, wie in den folgenden Kapiteln noch gezeigt wird. Die NP kann im Deutschen auch nur aus einem Artikel und einem Substantiv bestehen. Im Vergleich zum Russischen, muss man annehmen, dass die NP, sofern man sie so nennen will, das Subjekt alleine ist, da es alleine stehen kann und in Folge eines Verbs auch einen vollwertigen Satz bildet (dewatschka tschetajet – Das Mädchen liest). Im Deutschen weist die NP rechts ein Nachfeld auf, das Präpositionalphrasen enthalten kann oder Relativsätze, so wie auch im Russischen (vgl. Himmelmann, 1997, S. 111). Im Deutschen steht der Artikel immer links vom Nomen und ist an das Genus angepasst. Neben den gängigen, definierten, drei Artikeln der, die und das gibt es auch indefinite Artikel (ein, einer, eines, eine), possessive Artikel (mein, dein, unser, ihr), demonstrativ Artikel (dieses, diese, dieser) und Quantitative Artikel (jedes, jede, jeder, …). Steht das Nomen im Genetiv, so fällt der Artikel weg (Max‘ Auto). Die Determination muss im Deutschen beachtet werden. Während Artikel unmittelbar das Subjekt kennzeichnen, geben indefinite Determinationen unmittelbares Wissen wider (ich sehe – indefinit; ich sehe das – definit) (vgl. Hoffmann, 2003, S. 61). Im Russischen existiert die Determiniertheit wie im Deutschen nicht, da es keine definiten Artikel oder Artikel im Allgemeinen gibt. Die Determiniertheit wird im Russischen durch die Phonetik oder Syntax ausgedrückt. Vor allem die verschiedenen Pronomarten (Possessiv-, Demonstrativ-, Negativpronomen, sowie unbestimmte oder bestimmte Pronomen) und die Folge der Worte in einem Satz, sowie deren Akzentuierung machen Determiniertheit im Russischen deutlich (etu dewatschku ja vischu – dieses Mädchen sehe ich; kakuju to dewatschku ja vischu – irgendein Mädchen sehe ich) (vgl. Glushak, 2002, S. 63). Nominalphrasen können auch flektiert vorkommen. Das wird näher im Kapitel „Subjekt“ beschrieben.

Im Folgenden werden die einzelnen Glieder der NP näher analysiert. Auf den Artikel als solches wird nicht noch einmal näher eingegangen, da die nähere Betrachtung der einzelnen Pronomengruppen den Rahmen dieser Arbeit übersteigen würde.

3.1 Attributives Adjektiv

Das attributive Adjektiv befinden sich in der Nominalphrase an zweiter Stelle nach dem Artikel. Es beschreibt ein Substantiv, hier den Kern der Nominalphrase, näher und charakterisiert diesen. Hierdurch bilden sie zusammen mit dem Substantiv ein Satzglied (NP). Es können einige Adjektive aneinander gefügt werden, um das Nomen sehr genau zu beschreiben (das wunderhübsche, große, brünette Mädchen) (vgl. Oomen- Welke, 1982, S. 43-44).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Artikel Attribut Nomen (das) (nette) (Mädchen)

Diese Form ist ein eingebettetes Attribut. Eine andere Möglichkeit des oben stehenden Satzes wäre „Das Mädchen, das nett ist.“ Hier ist das Attribut nicht eingebettet und somit kein Bestandteil einer NP (vgl. ebd., S. 45). Der Artikel der NP, sowie das Adjektiv sind hauptsächlich Indikatoren für das Teilparadigma des Nomens. Sie können auch den Numerus bestimmen, sofern dieser nicht am Nomen ersichtlich ist.

Das attributive Adjektiv ist im Deutschen abhängig vom Genus, Numerus und Kasus des Objektes. Daher wird es dekliniert und flektiert. Auch im Russischen wird das Adjektiv dekliniert, jedoch nach Repräsentanz des Bezugsnomens. Stamm- bzw. Endbetonung sind bei maskulinen Adjektiven wichtig, da sich die Endung ändert (siehe nachstehende Tabelle), neutrale und feminine Adjektive werden nach hartem oder weichen Auslaut flektiert (vgl. Leontiy, 2013, S. 97).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle wurde selber erstellt)

Attribute werden im Russischen häufiger vor dem Nomen verwendet ( malenkaja koschka = kleine Katze), statt hinter dem Nomen, was grammatikalisch nicht falsch wäre (koschka malenkaja). Letztere Variante findet sich häufig im schriftlichen Gebrauch (vgl. ebd., S. 98). Im Russischen sowie im Deutschen kann man Vergleiche anstellen und den Superlativ benutzen. Im Deutschen wird hierzu meist das Suffix –er verwendet (billig-er), im Russischen das Suffix –e,-je oder eje (garitsch-eje = heißer) oder die Konjukation boleje (mehr). Im Superlativ des Deutschen wird die Endung –sten in Kombination mit am verwenden (am schönsten), wohingegen das Superlativ im Russischen ein wenig komplexer ist. Hier wird zwischen einer synthetischen und einer analytischen Form unterschieden. Das synthetische Superlativ wird an das Genus des Verbs angepasst, wohingegen das analytische Superlativ mit dem Bezugswort samyj (am meisten) gebildet wird. Auch dieses Bezugswort wird an das Genus angepasst (sam-yj/-aja/-oe malink-ij/-aja/-oe – am kleinsten) (vgl. ebd., S. 99). Für die Komparation von zwei Subjekten verwendet man im Deutschen das Wort als (Sie ist schöner als ich). Im Russischen wird analog dazu das Wörtchen čem benutzt (ona krasivee čem ja) (vgl. ebd). Wobei hier das Adjektiv dementsprechend dekliniert sein muss.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Potential eines russisch-deutschen Sprachvergleichs
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
3,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V493653
ISBN (eBook)
9783668988699
ISBN (Buch)
9783668988705
Sprache
Deutsch
Schlagworte
russisch, deutsch, Sprachvergleich, Nominalphrase
Arbeit zitieren
Rasa Misjunaite (Autor:in), 2016, Das Potential eines russisch-deutschen Sprachvergleichs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493653

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