Radikalisierungsprozesse und Neo-Salafismus bei Jugendlichen. Eine Betrachtung mit Hilfe des Labeling Approach


Bachelorarbeit, 2019

96 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Erklärung zentraler Begrifflichkeiten der Arbeit.
2.1 Der Ansatz des Labeling Approach
2.2 Die Lebensphase Jugend
2.3 Radikale Jugendsubkultur
2.3.1 Der Subkulturbegriff
2.3.2 Der Jugendkulturbegriff
2.3.3 Politischer Neo-Salafismus

3 Theorien des Labeling Approach
3.1 Die Grundlegung des Labeling Approach durch Becker
3.1.1 Der Begriff der Sozialen Gruppe
3.1.2 Die Funktionen der Gruppe
3.1.3 Die Kommunikative Konstruktion der sozialen Realität
3.2 Abweichendes Verhalten
3.2.1 Normen und das Verhältnis von Norm zu Verhalten
3.2.2 Die Arten Abweichenden Verhaltens
3.3 Zwischenfazit

4 Die Lebensphase Jugend junger Muslime in Deutschland
4.1 Allgemeine Herausforderungen der Lebensphase Jugend
4.1.1 Die Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
4.1.2 Einstellungen und Herausforderungen Jugendlicher in Deutschland
4.1.3 Strukturmerkmale und Herausforderungen der Jugendphase junger Muslime
4.2 Zwischenfazit

5 Politischer Neo-Salafismus in Deutschland
5.1 Ideologiekonzept des politischen Neo-Salafismus
5.2 Attraktivitätsmomente des politischen Neo-Salafismus
5.3 Subkulturelle Stilelemente des politischen Neo-Salafismus
5.4 Radikalisierung – Theoriemodell für die Sozialarbeiterische Praxis

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Der Salafismus hat da für Orientierungssuchende eine k ollek tive Strategie aus einem Guss: Zurück in die Zeit, in der alles vermeintlich gut war, zurück zu den Wurzeln: Klare Regeln, eindeutige Zugehörigk eiten, unhinterfragte Wahrheiten und gar der sichere Weg zum Paradies“ (EL-MAFAALANI 2014a, S. 1).

Die Begriffe >>Salafismus 1 << und >>Dschihadismus2 << werden durch die mediale Berichterstattung und damit zunehmend auch im breiten öffentlichen Diskurs, als eine demokratiefeindliche, radikale und teilweise militante bis hin zu einer terroristischen Ideologie charakterisiert. Jedoch stellt die >>Salafiyya3 << vorerst eine religiöse Strömung des sunnitischen Islam dar und orientiert sich an den religiösen Texten der >>Gefährten des Propheten Mohammed4 << und der ersten drei Generationen der Muslime. (DANTSCHKE 2017, S. 62) Denn innerhalb des Islam, wie auch in jeder anderen Religion, gibt es verschiedene Strömungen. Wie etwa Konservative, Fundamentalistische oder Liberale. (TOPRAK/WEITZEL 2017, S. 48) Vereinfacht beschrieben, stellt der Salafismus einen Teil des sunnitisch-wahabitischen Islams dar und wird, so Toprak und Weitzel (2017), laut Dantschke (2014), dem fundamentalistischen Spektrum innerhalb der Glaubensrichtung zugeordnet (ebd.). Mit dem Begriff des >>Fundamentalismus<< ist hier gemeint, dass Anhänger*innen allein die wortwörtliche Auslegung der Texte anerkennen und den ursprünglichen Textsinn zum >>einzig wahren Wort Gottes<< erheben (ebd.; TILLSCHNEIDER 2014, S. 125). Historische Einflüsse und die sich daraus ergebenden Auslegungen in den Glaubenstexten werden hierbei abgelehnt und negiert, da Anhänger*innen sich an den strengen und kompromisslosen Lehrmeinungen der Glaubenstexte orientieren (TOPRAK/WEITZEL 2017, S. 48).

Laut Verfassungsschutzbericht 2017, hat sich die Anzahl der in Deutschland lebenden Menschen, die als Anhänger*innen einer salafistischen Gruppierung gelten, seit dem Jahr 2011 fast verdreifacht. Waren es im Jahr 2011 rund 3.800 Personen in Deutschland, die diesem Spektrum zugeschrieben wurden, sind es im Jahr 2017 bereits rund 10.800 Personen. (BUNDESAMT FÜR VERFASSUNGSCHUTZ 2017, S. 189) Im Jahr 2018, so Schätzung, beläuft sich das neo-salafistische Personenpotenzial auf rund 9.700 Personen, davon gelten 1.100 als militant. Es wird jedoch davon ausgegangen, so informelle Quellen, dass sich deutschlandweit rund 36.000 Personen zu den politisch-missionarischen Neo- Salafisten zählen. (OSTWALDT/COQUELIN 2018a, S. 5) Die Ideologie des Neo-Salafismus ist laut Verfassungsschutzbericht zudem die einzige islamistische Gruppierung mit einem signifikant steigenden Personenpotenzial (BUNDESAMT FÜR VERFASSUNGSCHUTZ 2017, S. 189; PFAHL-TRAUGHBER 2015, o.S.) .

Der aktuelle Forschungsstand zum Thema zeigt, dass besonders junge Menschen mit unterschiedlichen lebensweltlichen und religiösen Hintergründen, sich einer der drei großen Strömungen des Neo-Salafismus 5, dem sogenannten >>politischen Neo-Salafismus6 << anschließen. Ein zentrales Merkmal der Gruppierung ist hier das politische Engagement für ein >>schariakonformes<<,7 islamisch-politisches System. (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 85f.) In der Fachliteratur und im medialen Konsens ist gar von einer >>radikalen Jugendsubkultur<< die Rede (DANTSCHKE 2017, S. 64; SCHNEIDERS 2014, S. 11f.). Dazu kommt das 90 Prozent der Anhänger*innen der neo-salafistischen Jugendsubkultur aus muslimisch geprägten Familien mit Migrationshintergrund stammen. Wiederum 90 Prozent davon gehören dem männlichen Geschlecht an. (BAUKNECHT 2018c, S. 17) Es kann also davon ausgegangen werden, dass es sich beim politischen Neo-Salafismus um ein Phänomen handelt, welches männlich dominiert ist (TOPRAK/WEITZEL 2017, S. 51; HAFENEGER 2015, S. 11). Der politische Neo-Salafismus ist in seiner Erscheinungsform streng, kompromisslos und rückwärtsgewandt (TOPRAK/WEITZEL 2017, S. 47–50; SCHNEIDERS 2014, S. 11f.). Er gründet auf einer „Ideologie der Ungleichwertigkeit“, die sich gegen Meinungsfreiheit, Pluralität und die Gleichheitsgrundsätze, die eine Demokratie ausmachen, richtet“ (DANTSCHKE 2014a, S. 489 Hervorhebung im Original). Das Ideologiekonzept in Form einer radikalen Jugendsubkultur richtet sich somit auch gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und weiter gegen die allgemeinen Menschenrechte. Aus diesem Blickwinkel betrachtet stellt der politische Neo-Salafismus eine Gefahr für die westliche Welt und die nach einer Demokratie ausgerichteten Gesellschaft in Deutschland dar. (ebd.) Auch schließt der Begriff >>NeoSalafimus<<oderauch>>Neo-Salafiyya<<nach Ceylan und Kiefer (2013) eine Vielzahl von Gruppierungen und Strömungen mit ein, die sich selbst als eine universelle, weltweit agierende Bewegung verstehen (ebd.).

„Das genuin Neue am Salafismus in Deutschland ergibt sich aus zwei Punk ten: der Verlagerung der Debatte in die deutsche Gesellschaft und der suk zessiv wachsenden Anziehungsk raft des Salafismus auf junge Menschen in Deutschland“ (TOPRAK/WEITZ EL 2017, S. 48).

Das Glaubenskonstrukt des Salafismus vertritt und ideologisiert die Idee einer >>ethniztätsblinden Umma8 <<, was laut der Autoren Toprak und Weitzel (2017) auch einen besonderen Attraktivitätsmoment für junge Menschen mit Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen darstellt (ebd., S. 55-57). Denn die Vorstellung von sozialer Gleichheit und einer weltweiten, stetig wachsenden Bewegung anzugehören, schafft besonders für junge Menschen Orientierung und nicht zuletzt eine Aufwertung des eigenen Selbstwertgefühls, sowie die Schaffung einer kollektiven Identität und einer klaren und sinnhaften Handlungsvorgabe, im Sinne eines eindeutigen und scharf umrissenen und Normen- und Wertesystems, sowie eine Abgrenzung zum politischen System in Deutschland (TOPRAK/WEITZEL 2017, S. 53–57; CEYLAN/KIEFER 2013, S. 75–79). Zwar entsprechen die Zahlen der Anhänger*innen des politischen Neo-Salafismus im Verhältnis zur muslimischen Gesamtbevölkerung von ca. 4,5 Millionen Menschen in Deutschland nur etwa einem Prozent, jedoch zeichnet sich anhand stetig steigender Zahlen der Anhänger*innen ein bedrohliches Bild ab (BAUKNECHT 2018c, S. 3; DANTSCHKE 2014b, S. 172; SAID/FOUAD 2014c, S. 36). Diese Feststellung leitet zur These der vorliegenden Arbeit über:

Sie besagt, dass negativ konnotierte Zuschreibungen im Sinne des Ansatzes des >>Labeling Approach<< als Teil der Soziologie des >>Abweichenden Verhaltens<<, eine Erklärungsgrundlage dafür darstellen, dass sich junge Muslime in Deutschland aus muslimisch geprägten Elternhäusern einer radikalen Jugendsubkultur zuwenden. Eine Gesellschaft scheint also aktiv daran beteiligt zu sein, Phänomene wie den politischen Neo- Salafismus mit zu produzieren. Einleitend für den Ansatz des Labeling Approach folgt nun eine Anmerkung des Soziologen Siegfried Lamnek (2013), der betont, dass der Anspruch des Labeling Approach nach Keckeisen (1974) , der sich auf die Phänomenologie bezieht, wiefolgtcharakterisiertwerdenkann(2013,S.251).

„Der Phänomenologe will die Pseudo-Objek tivität sozialer Sachverhalte und deren ontologischen Schein brechen, indem er sich von den „Selbstverständlichk eiten“ der Alltagswelt, von den fraglos hingenommenen Voraussetzungen, die die „natürliche Einstellung“ 9 zu dieser Welt bestimmen, reflexiv distanziert, sich (sic) „ent-fremdet“ (Garfink el), um sich Rechenschaft über Methoden und Erwartungen abzulegen, die für die soziale Erfahrung und Handlungsorientierung – seine eigene wi e derjenigen, die er beobachtet und mit denen er interagiert – k onstitutiv sind, ohne dieser „natürlichen Einstellung“ in der Regel zugänglich oder präsent zu sein“ (KECKEISEN 1974, S. 55 Hervorhebung im Original).

Einfacher ausgedrückt, wird hier gefordert hinter das Auftreten sozialer Sachverhalte und Konstrukte zu blicken. Genauer die >>Selbstverständlichkeiten<< der eigenen Wahrnehmung und die Normen- und Wertsysteme einer Gesellschaft zu hinterfragen und zu analysieren. Es bedeutet die Loslösung bekannter und ins eigene Wahrnehmungskonzept aufgenommenen Deutungen, sowie derjenigen, die beobachtet werden und mit denen interagiert wird. (KECKEISEN 1974, S. 55) Gemeint ist eine Art >>Bruch<< mit der subjektiven und objektiven Wirkmächtigkeit als allgemein selbstverständlich hingenommener gesellschaftlich-sozialer Sachverhalte, zugunsten eines >>neuartigen<< und dennoch empirisch haltbaren Verständnisses >>Abweichenden Verhaltens<< und der >>Konstruktion von Sozialer Realität<<. Ein Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet hier somit die Analyse des Phänomens des politischen Neo- Salafismus bei männlichen Jugendlichen aus Deutschland aus muslimisch geprägten Elternhäusern und dem Ursachenbündel sozialer und politischer Faktoren, welche in Anbetracht des Definitionsansatzes nach Becker (2014) eine weiterführende, theoretisch fundierte Dimension erhalten sollen. So werden den Faktoren der familiären Situation, individueller Krisen und mangelnder Systemintegration, Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen und dem Erleben von Einsamkeit und Isolation junger Muslime in ihrer Lebenswirklichkeit auf mehreren Ebenen Bedeutung beigemessen (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 93). Hierzu werden im weiteren Verlauf der vorliegenden Ausarbeitung Überlegungen vorgenommen, warum junge männliche Muslime dafür prädestiniert zu sein scheinen, sich der radikalen Jugendsubkultur des politischen Neo- Salafismus zuzuwenden. Und dies obwohl sie in Deutschland aufwachsen und leben und TeilderdeutschenGesellschaftsind.

An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass auch der Titel der vorliegenden Arbeit:

Radikalisierungsprozesse im Hinblick auf politischen Neo-Salafismus bei Jugendlichen in

Deutschland aus muslimisch geprägten Elternhäusern

Eine Betrachtung unter dem Ansatz des Labeling Approach

Zuschreibungen beinhaltet, die mit dem Gesamtanspruch an diese Arbeit kritisch-reflexiv bearbeitet und hinterfragt werden sollen. Da der politische Neo-Salafismus in der Fachliteratur als radikale Jugendsubkultur beschrieben wird, gilt es weiterhin anhand des aktuellen Forschungsstandes zum Thema aufzuzeigen, welche spezifischen Angebote die neo-salfistische Jugendsubkultur jungen Menschen bietet und was genau die Attraktivität dieser ausmacht (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 93). Besonders in Anbetracht das Jugendkulturen und Jugendsubkulturen stets in einem direkten Zusammenhang mit den Bedürfnissen und Fragen von Jugendlichen stehen. Innerhalb derer, werden diese Fragen und Bedürfnisse in einem hohen Maße identitätsstiftend ausgedrückt und thematisiert (SCHRÖDER/LEONHARDT 1998, S. 20). Neuere Publikationen kritisieren zudem, dass gleichermaßen von Medien, Politik und Wissenschaft ein >>Fundamentalismus- Verdacht<< gegenüber jungen Muslimen forciert wird. Somit werden diese von Wissenschaft und Gesellschaft allein schon aufgrund ihres religiösen Hintergrunds als junge Menschen mit >>Gefahrenpotenzial<< eingeordnet und interpretiert. Das hat zur Folge, dass auch damit zusammenhängende >>Ausgrenzungsprozesse<< unterfüttert werden. (SCHIFFAUER 1999, S. 101f.) Dies lässt Überlegungen zu, dass die genannten Zuschreibungen und daraus resultierende Prozesse nicht erst, aber in potenzierter Form seit den Terroranschlägen des 11. September 2001, eine von der Forschung und nicht zuletzt von der Profession der Sozialen Arbeit noch wenig behandelte, aber gleichzeitig durchaus brisante Qualität aufweisen.

Die zwei zentralen Forschungsfragen der vorliegenden Ausarbeitung lauten somit:

1. Welche theoretischen Ansätze sind geeignet um das Phänomen des politischen Neo-Salafismus bei männlichen Jugendlichen in Deutschland aus muslimisch geprägten Elternhäusern zu erklären und was genau macht den politischen Neo- Salafismus für junge Muslime so attraktiv?
2. Lässt sich die Hinwendung zur radikalen Jugendsubkultur des Neo-Salafismus bei männlichen Jugendlichen aus muslimisch geprägten Elternhäusern auch durch negativ konnotierte Zuschreibungen nach dem Ansatz des Labeling Approach erklären?

Ziel dieser Arbeit ist es festzustellen, warum sich junge Muslime einer radikalen Jugendsubkultur zuwenden und was im Einzelnen die Attraktivitätsmomente sind, die diese jungen Menschen in der >>Lebensphase Jugend<< dahingehend ansprechen. Dies geschieht in Anbetracht der vorliegenden Forschungsfragen aber keinesfalls unter dem Aspekt, junge Muslime unter einen Generalverdacht zu stellen. Aus dem überwiegend objektiv gehaltenen aktuellen Forschungsstand zum Thema sollen Schlüsse abgeleitet werden, die dazu dienen sollen, dass Phänomen des Neo-Salafismus in Deutschland zu analysieren. Als theorieleitende Folie dient hier überwiegend der Ansatz des Labeling Approach nach Becker. Somit hat die vorliegende Ausarbeitung den Anspruch, einen differenzierten, phänomenologisch begründeten Beitrag zum dahingehend bisher eher spärlichen Forschungsstand der Sozialen Arbeit zu leisten.

Die vorliegende Bachelorthesis ist wie folgt aufgebaut:

Das vorliegende erste Kapitel dient der Einführung und orientierungsleitenden Übersicht über den Gegenstand der vorliegenden Ausarbeitung und stellt anhand der forschungsleitenden Fragestellungen die Relevanz für die Soziale Arbeit dar. Zielsetzung ist es, die Beantwortung dieser im weiteren Verlauf aufzuzeigen. Kapitel 2 widmet sich der Erklärung zentraler Begrifflichkeiten. Somit wird einleitend der Ansatz des Labeling Approach zusammenfassend dargestellt und erläutert. Weiter wird die Lebensphase Jugend definiert und es wird aufgezeigt was genau unter einer radikalen Jugendsubkultur zu verstehen ist. Daraufhin folgt eine Definition des Phänomens des politischen Neo- Salafismus hinsichtlich eines aktuellen Forschungsstandes zum Thema. Mit der Begriffserklärung als Fundament, beschreibt und erläutert das dritte Kapitel die Theorien des Labeling Approach nach Becker (2014). Hier werden auch wesentliche Aspekte anderer Autoren aufgeführt, die dazu dienen sollen, den Ansatz des Labeling Approach nach Becker (2014) sowie damit zusammenhängende Erkenntnisse aufzuzeigen. Dies geschieht, um auf dementsprechende Überlegungen zurückgreifen zu können, die in jedem weiteren Kapitel mit dem jeweiligen theoretischen Rahmen in Bezug gesetzt werden. Kapitel 4 analysiert vertiefend die Lebensphase Jugend von Jugendlichen in Deutschland und geht auf die Entwicklungsaufgaben und die Herausforderungen ein, die es in der Lebensphase Jugend zu bewältigen gilt. Darauffolgend wird die Lebensphase Jugend junger Muslime dargestellt. Insgesamt werden wesentliche soziologische Strukturmerkmale und die spezifischen Herausforderungen beleuchtet, die sich für junge Muslime ergeben. Das fünfte Kapitel stellt im Zusammenhang das Phänomen des politischen Neo-Salafismus in seiner Gestalt als radikale Jugendsubkultur dar. Hier wird besonders auf die Typologie und die ideologische Fundierung der radikalen Jugendsubkultur eingegangen. Zudem werden die Funktion der spezifischen subkulturellen Stilelemente, die Ikonographie und die Attraktivitätsmomente dargestellt, die die Ideologie jungen Menschen bietet. Daraufhin wird der Begriff der Radikalisierung erläutert und ein nach Ostwald und Coquelin (2018), praxistaugliches Modell zur Analyse von Radikalisierungsprozessen aufgezeigt. Ausgehend davon werden Schlussfolgerungen für die Praxis der Mobilen Jugendarbeit aufgezeigt. Auch wird ein daraus resultierender Gestaltungsauftrag für die Soziale Arbeit abgeleitet. Kapitel 6 führt anhand eines Fazits, besonders unter Anbetracht des derzeitigen öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurses über das Phänomen des politischen Neo- Salafismus, den zentralen Erkenntnisgewinn auf, der sich aus der Bearbeitung der zwei forschungsleitenden Fragestellungen ergeben hat. Wesentliches soll hier abschließend zu einem Gesamtbild verknüpft werden, welches auch den Gestaltungsautrag derProfession der Sozialen Arbeit diskutiert.

2 Erklärung zentraler Begrifflichkeiten der Arbeit

Um eine erste Grundlage, die einem Gesamtverständnis dienlich sein soll zu etablieren, gilt es folgend, die zentralen Begrifflichkeiten der vorliegenden Arbeit zu erläutern. Somit werden die fachspezifischen Bezeichnungen der >>Ansatz des Labeling Approach<<, die >>Lebensphase Jugend<<, die >>Radikale Jugendsubkultur<< und der >>politische NeoSalafismus<< in der aufgeführten Reihenfolge dargestellt und definiert.

2.1 Der Ansatz des Labeling Approach

„The young delinquent becomes bad, because he is defined as bad and because he is not believed if he is god” 10 (TANNENBAUM 1938, S. 17f.).

Frank Tannenbaum (1938), der >>Urvater<< des Etikettierungs- oder Reaktionsansatzes gibt für die Ursache des Auftretens >>Abweichenden Verhaltens<< vor allem die >>sozialen Reaktionen der Umwelt<< auf dieses an. >>Bösartige Handlungen<< sind demnach nicht im Individuum angelegt. Die >>theoretische Brille<< des Ansatzes des >>Labeling Approach<< fokussiert somit die Reaktionen der Umwelt, welche abweichendes Verhalten interpretieren, provozieren, produzieren und schließlich festlegen. Genauer wird hier untersucht, wie Individuen Gesellschaft erleben und wie sie in der Bewältigung kritischer Lebenssituationen,geformtundbeeinflusstwerden.(LAMNEK2013,S.225)

„There is a gradual shift from the definition of the specific acts as evil to a definition of the individual as evil, so that all his acts come to look ed upon with suspicion” 11 (TANNENBAUM 1938, S. 17).

Neben dem >>Etikettierungsansatz<< werden im Zusammenhang die >>Anomietheorie<<, das >>Subkulturkonzept<< und das >>sozialpsychologische Konzept des Risikoverhaltens<< sowie das der >>differenziellen Gelegenheiten<< genannt (BÖHNISCH 2018, S. 28–30). Die Subkultur- und Anomietheorien verweisen darauf, dass das Individuum nicht von sich heraus deviant oder delinquent ist, sondern von seiner Umwelt dazu >>gemacht<< wird, da sein Verhalten von dieser als deviant eingestuft wird (ebd., S. 29). Dieser Erkenntnisgewinn spiegelt sich differenziert im Ansatz des Labeling Approach wieder und wird dort genauer benannt. Abweichendes Verhalten, Kriminalität und Delinquenz sind hier Ergebnisse sogenannter >>Zuschreibungsprozesse<<12. Die Abweichung an sich wird somit sozial zugeschrieben wird und ist nicht objektiv vorhanden. (ebd.) Diese soziologische Denkrichtung wird auch Definitions- oder sozialer Reaktionsansatz genannt. (ebd.) Frank Tannenbaum (1938), so Lamnek (2013) beschreibt in seiner Studie mit dem Titel „Crime and the Community“ (1938) als Erster, dass durch Zuschreibungsprozesse des >>Definierens<<, >>Identifizierens<<, >>Benennens<< und >>Betonens<< der Eigenschaften von Individuen genau diese hervorgerufen werden können.(2013, S. 225) Werden Individuen permanent mit der jeweiligen Etikettierung konfrontiert, übernehmen diese in Folge die ihnen zugewiesene >>Rolle<<, zum Beispiel die des >>Außenseiters<< in ihr Selbstbild. Diese wird darauffolgend, anhand einer komplexen Folge von Prozessen, Teil ihrer Identität und ihres Selbstkonzeptes. (ebd.) Das neu erworbene Selbstkonzept stellt dann Barrieren dar, die den Zugang zu konventionellen, nichtkriminalisierten Rollen verschließen. Dieser Prozess wird also maßgeblich von den Instanzen sozialer Kontrolle gesteuert. Der sich >>antisozial Verhaltende<< bekommt seinen Verhaltensstatus als >>Abweichler<< also erst durch die Definitionsmacht sozialer Kontrolle. (ebd., S. 227) Somit beschäftigt sich der Etikettierungsansatz 13 mit einer >>sozial determinierten Normsetzung<<. Also mit den Normsetzungsinstanzen die durch eine hierarchische Ordnung und Organisationsstruktur in der Sozialstruktur auch eine Macht besitzen. Jeweiligen Individuen oder Gruppen, die die zu dieser Macht befähigt werden, agieren als Normsetzer, und legen somit >>Sollens-Vorschriften<< 14 fest die in Ihrem jeweiligen Interesse liegen. (ebd., S. 225) Daraus lässt sich schließen, dass die erste Voraussetzung eine Handlung oder ein Verhalten als>>abweichend<<zu klassifizieren, die Normsetzung selbst ist (LAMNEK 2013, S. 225). Die Normsetzung allein, verleiht diesem Konstrukt jedoch noch nicht seinen so machtvollen Gehalt und konstituiert abweichendes Verhalten. Vielmehr bekommen gesetzte Normen erst durch ihre Anwendung das Potenzial, jeweiliges Verhalten als >>normkonform<< oder als >>abweichend<< zu interpretieren und zu klassifizieren. Das als abweichend interpretierte Verhalten, oder auch das Gegenteil davon, kommt also erst durch gesellschaftliche Zuschreibungs- und Definitionsprozesse zustande. (ebd., S. 224–226) Diese Prozesse werden >>selektiv<< vorgenommen. Und zwar insoweit, als das die Normsetzung und auch die Anwendung der jeweiligen Norm auf der durch >>sozialstrukturelle Hierarchien<< und somit auch durch die darauf bezogenen und dadurch entstehenden >>Machtgefälle<< beeinflusst werden. (ebd., S. 224f.). Das zentrale Element des Labeling Approach ist somit „ […] das Zuschreiben der Abweichung durch soziale Reaktion auf Handeln […] “ (ebd., S. 226).

Besonders Howard S. Becker, so Lamnek (2013), der den Labeling Approach durch seinen >>Definitionsansatz<< geprägt hat, betont diese Erkenntnis (ebd., S. 225). Demzufolge sind der breiten Masse zugängliche, allgemein akzeptierte und öffentliche sowie institutionalisierte Instanzen der Normsetzung, in einer besonderen Weise die Träger einer entsprechenden >>Definitionsmacht<<. In einer selektiven Ausformung der Normanwendung initiieren also besonders öffentliche Instanzen die jeweiligen Zuschreibungsprozesse die dadurch auch eine allgemein gesellschaftliche >>Wirkmacht<< bekommen. (ebd.) So wird das Individuum in seinen Verhaltensweisen insofern eingeengt und gar reduziert, als dass es ausschließlich innerhalb eines normkonformen Verhaltensrepertoires agieren kann (ebd., S.224). Denn nicht konforme Handlungen und Verhaltensweisen werden meist per se als abweichend identifiziert und interpretiert. Um aus dem engen Rahmen der konformen Verhaltensmöglichkeiten auszubrechen, versucht das Individuum nun seinen jeweiligen Handlungsspielraum zu vergrößern, indem es auf als abweichend deklarierte und definierte Verhaltensweisen zurückgreift. (ebd.) Somit führt das >>Labeln<< oder >>Etikettieren als<< zu einer Form des sekundär abweichenden Verhaltens. Dies mündet laut Etikettierungsansatz darin, dass die als abweichend zugeschriebene Rolle in das jeweilige Selbstkonzept mit aufgenommen wird und somit auch Teil des jeweiligen Identitätskonzeptes wird. Die Übernahme der zugeschriebenen Rolle, die als abweichend definiert gilt, wird im Sinne einer >>Selbsterfüllenden Prophezeiung<< also persönlichkeitskonform wahrgenommen. (ebd., S.224f.)

Bezugnehmend zur vorliegenden Arbeit bedeutet dies, dass jeweilige Zuschreibungsprozesse innerhalb der deutschen Gegenwarts- und Mehrheitsgesellschaft in ihrer institutionalisierten Ausformung, bei erster Betrachtung eine derartige Wirkmacht besitzen, dass sich als >>junge Menschen mit Migrationshintergrund<< und >>junge

Menschen mit Gefahrenpotenzial<< gelabelte Jugendliche aus muslimisch geprägten Elternhäusern, in Ermangelung normkonformer Verhaltensweisen, geradezu dazu aufgefordert sehen, deviantes Verhalten an den Tag zu legen. Dies lässt die Vermutung zu, dass diese Prozesse auch Auswirkungen auf das beobachtbare Phänomen des politischen Neo-Salafismus haben. Da die vorliegende Arbeit als Zielgruppe Jugendliche benennt, soll im Folgenden aber vorerst genauer auf Begrifflichkeit der >>Lebensphase Jugend<< eingegangen werden.

2.2 Die Lebensphase Jugend

Der Begriff >>Jugend<<, auch wenn dieser in der heutigen Zeit fast schon als >>Naturkonstante<< wahrgenommen wird, ist ein relativ junges Phänomen moderner Gesellschaften des 20. Jahrhunderts. >>Die Jugend<< meint eine Personengruppe von jungen Menschen zwischen 13 und 18 beziehungsweise 21 Jahren. Somit bezieht sich dieser Begriff auf eine >>Zeitspanne<< in der Biographie eines Menschen, wird aber im wissenschaftlichen Sprachgebrauch nicht einheitlich, sondern durchaus flexibel angewandt. (SANDER/WITTE MATTHIAS 2018, S. 697) Der Begriff wird weiter als >>Moratorium<< 15 bezeichnet. Hier als ein >>Raum zur Entwicklung<<, den eine Gesellschaft jungen Menschen bietet. Zudem wird die >>Jugend<< als historisch entstandenes Phänomen der Neuzeit, als >>Erziehungs- und Entwicklungsaufgabe<<, als ein >>juristisch festgesetzter Terminus<< und mitunter auch als >>gesellschaftliches Problem<< verstanden. Bezogen auf all diese Termini beschreibt der Begriff >>Jugend<< so ein Konstrukt, welches nicht etwa naturhaft vorgegeben ist. (ebd.) Deswegen gibt es etliche Perspektiven aus denen man den Begriff betrachten kann, was auch als Begründung dafür angegeben wird , warum bis dato auch keine einheitliche Definition existiert (SCHÄFERS 2001, S. 21). Denn die Fachgebiete der Soziologie, Pädagogik, der Rechtswissenschaften und Psychologie definieren den Begriff >>Jugend<< ausgehend von ihrem jeweiligen Schwerpunkt alle auf verschiedene Weise (SANDER/WITTE MATTHIAS 2018, S. 697). Die in Deutschland einheitlichste und rechtsbindende Definition gibt hierbei jedoch die Rechtswissenschaft an und definiert den Begriff der >>Jugend<< im Deutschen Achten Sozialgesetzbuch folgendermaßen: Demnach ist die Person, die als Jugendlicher gilt eine, die sich in einem Alter zwischen 14 und 18 Jahren befindet (§ 7 Abs. 1 Nr.2 SGB VIII). Die Jugendphase umfasst im rechtlichen Sinne also eine festgesetzte Altersspanne von insgesamt vier Jahren.

Der Begriff >>Jugend<<, auch wenn dieser in der heutigen Zeit fast schon als >>Naturkonstante<< wahrgenommen wird, ist ein relativ junges Phänomen moderner Gesellschaften des 20. Jahrhunderts. >>Die Jugend<< meint eine Personengruppe von jungen Menschen zwischen 13 und 18 beziehungsweise 21 Jahren. Somit bezieht sich dieser Begriff auf eine >>Zeitspanne<< in der Biographie eines Menschen, wird aber im wissenschaftlichen Sprachgebrauch nicht einheitlich, sondern durchaus flexibel angewandt. (SANDER/WITTE MATTHIAS 2018, S. 697) Der Begriff wird weiter als >>Moratorium<< 15 bezeichnet. Hier als ein >>Raum zur Entwicklung<<, den eine Gesellschaft jungen Menschen bietet. Zudem wird die >>Jugend<< als historisch entstandenes Phänomen der Neuzeit, als >>Erziehungs- und Entwicklungsaufgabe<<, als ein >>juristisch festgesetzter Terminus<< und mitunter auch als >>gesellschaftliches Problem<< verstanden. Bezogen auf all diese Termini beschreibt der Begriff >>Jugend<< so ein Konstrukt, welches nicht etwa naturhaft vorgegeben ist. (ebd.) Deswegen gibt es etliche Perspektiven aus denen man den Begriff betrachten kann, was auch als Begründung dafür angegeben wird , warum bis dato auch keine einheitliche Definition existiert (SCHÄFERS 2001, S. 21). Denn die Fachgebiete der Soziologie, Pädagogik, der Rechtswissenschaften und Psychologie definieren den Begriff >>Jugend<< ausgehend von ihrem jeweiligen Schwerpunkt alle auf verschiedene Weise (SANDER/WITTE MATTHIAS 2018, S. 697). Die in Deutschland einheitlichste und rechtsbindende Definition gibt hierbei jedoch die Rechtswissenschaft an und definiert den Begriff der >>Jugend<< im Deutschen Achten Sozialgesetzbuch folgendermaßen: Demnach ist die Person, die als Jugendlicher gilt eine, die sich in einem Alter zwischen 14 und 18 Jahren befindet (§ 7 Abs. 1 Nr.2 SGB VIII). Die Jugendphase umfasst im rechtlichen Sinne also eine festgesetzte Altersspanne von insgesamt vier Jahren.

Aus soziologischer Perspektive, unter der die vorliegende Arbeit verfasst wird, stellt >>die Jugend<<aber ein Abschnitt in der Biographie eines Menschen dar,welche mit dem Beginn der Pubertät meist um das 13. Lebensjahr beginnt und mit der Vollendung des 25. Lebensjahres endet (SCHÄFERS 2001, S. 21). Für das wissenschaftliche Fachgebiet der Soziologie und nicht zuletzt für die Profession der Sozialen Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist dieser Lebensabschnitt deshalb so interessant, da für dieses Lebensalter als >>typisch jugendlich<< bezeichnete Verhaltensweisen und Einstellungen identifiziert werden können. Somit ist Jugend „ […] eine mitbestimmte, aber sozial und kulturell „überformte“ Lebensphase, in der das Individuum die Voraussetzung für ein selbstständiges Handeln in allen gesellschaftlichen Bereichen übernimmt“ (ebd.). Als beendet gilt die Jugendphase also dann, wenn Jugendliche ihre soziale und individuelle Identität gefunden haben und eine eigene ökonomische und soziale Autonomie leben und gestalten können (ebd., S. 17f.). Dieser Indikator für die Beendigung der Jugendphase nimmt aber in der pluralisierten und postmodernen Gegenwartsgesellschaft stetig ab (ebd., S. 21f.). Eine Erklärung dafür schildert hier Vera King (2013), die betont, dass die >>Lebensphase Jugend<< im Rahmen der Jugendsoziologie und Jugendforschung auch häufig auf den Begriff der >>Adoleszens<< Bezug nimmt (2013, S. 29). Demzufolge wird die Jugendphase in drei unterschiedliche Phasen eingeteilt, welche sich zueinander abgrenzen und unterschiedliche Herausforderungen beinhalten (ebd.). So wird unterschieden zwischen der ersten >>aggressiven Frühphase<<, zweitens der darauffolgenden >>Phase der Adoleszens<< und drittens der >>Phase des verlängerten Probierens<<. Besonders ist hierbei Phase zwei hervorzuheben, die in postmodernen Gesellschaften durch die Verlängerung der Ausbildung gekennzeichnet ist. (ebd.) Dies stellt gänzlich neue Herausforderungen an junge Menschen, die sich zwar ihrem Lebensalter entsprechend in einem psychischen Ablösungsprozess befinden, aber dennoch sozial, zum Beispiel an das Elternhaus gebunden sind. Dieser Sachverhalt mündet in die dritte Phase, welche durch eine verlängerte Zeitspanne des Probierens gekennzeichnet ist und davon geprägt wird, dass sich der junge Mensch mobil und aktiv in die Gesellschaft integriert. (ebd., S. 29f.)

„Jugend … eine gesellschaftlich institutionalisierte und intern differenzierte Lebensphas e [verstanden werden], deren Abgrenzung und Ausdehnung sowie deren Verlauf und Ausprägung wesentlich durch soziale (…) Bedingungen und Einflüsse bestimmt ist. Jugend ist k eine homogene Lebenslage oder Sozialgruppe, sondern umfasst unterschiedliche, historisch veränderliche, sozial ungleiche und geschlechtsbezogen differenzierte Jugenden“ (SCHERR 2009, S. 24 Hervorhebung im Original).

Die Jugendphase stellt somit ein kulturelles Konzept dar. Übertragen auf die postmoderne und pluralisierte Form einer westlichen Gesellschaft, wie wir sie in Deutschland vorfinden, werden somit soziale und damit auch milieuspezifische Erwartungen in Bezug auf das Handeln und Verhalten an Jugendliche herangetragen. (SCHERR 2009, S. 24f.) Auch werden Annahmen darüber formuliert, welche spezifischen Risiken und Chancen in der Jugendphase liegen. Dies ist bedeutsam, für eine Bestimmung der Gestalt und des Begriffs der Jugend. (SCHERR 2009, S. 25) Diese aus soziologischer Perspektive aufgezeigte Definition wird in der vorliegenden Ausarbeitung im folgenden Verlauf weiterhin ausdifferenziert dargestellt und erläutert. Nicht zuletzt in Zusammenhang mit einer Betrachtung unter dem Ansatz des Labeling Approach.

2.3 Radikale Jugendsubkultur

Um die fachspezifische Bezeichnung der >>radikalen Jugendsubkultur<< genau zu definieren, werden im Folgenden zuerst der >>Subkulturbegriff<<, danach der >>Jugendkulturbegriff<< sowie der >>Jugendsubkulturbegriff<< in der angegebenen Reihenfolge dargestellt.

2.3.1 Der Subkulturbegriff

Um 1970 gehörte der Subkulturbegriff zu den am meist diskutierten Begriffen in der Sozialwissenschaft. Dazu gehört die Feststellung, dass die Werte und Normen einer jeweiligen Sozialschicht durch die >>Sozialisationsinstanz<< der Familie, welche selbst der jeweiligen Schicht angehört, an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. (VASKOVICS 1995, S. 12) Diese Normen und Werte werden also verbindlich gemacht, verinnerlicht und auch kontrolliert. Es wird somit davon ausgegangen, dass das Individuum >>schichtspezifisch<< sozialisiert wird, was wiederum zur Ausformung und Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheiten beiträgt. (ebd.) Besonders durch die familiale Sozialisationsleistung, so Vaskovics (1995), bezogen auf die Subkultur der Eltern, wie zum Beispiel die Arbeitersubkultur, wird das Kind mit dieser vertraut gemacht und in diese auch eingeführt. Dies geschieht unter den Normen- und Wertvorgaben, die in der jeweiligen Subkultur gelten. (ebd.) Subkulturen stellen also Systeme von Normen und Werten, Symbolen und spezifischem Verhalten dar, welche wiederrum von der Gesamtgruppe allgemein anerkannt, geteilt und weitergegeben werden. Subkulturen, welche auch als >>Untersysteme<< bezeichnet werden können, weisen innerhalb des Systems einer Gesamtkultur ein hohes Maß an Eigendynamik auf und verleihen dem Individuum auch ein hohes Maß an Identifikationsmöglichkeiten mit der jeweiligen Subkultur, genauer mit den jeweiligen Norm- und Wertekonstrukten und Erwartungen dahingehend, die in dieser vorherrschen. (ebd., S. 12f.) So fühlt sich das Individuum in der jeweiligen Subkultur aufgenommen und anerkannt, da spezielle Probleme des Daseins, und deren Bedingungen, lebensweltliche Herausforderungen und Ist-Zustände innerhalb dieser besser wahrgenommen und berücksichtigt werden können (ebd., S. 13). Das wird damit erklärt, dass die Eigengruppe eine verstärkte Solidarität gegenüber spezifischen Problemen und Herausforderungen zeigt und so das Individuum welches der Subkultur angehört auffangen kann (BEHR 2007, S. 10). Die verstärkte Identifikation mit der Eigengruppe kann aber auch zu konflikthaften Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen führen, die nicht das gleiche erleben oder gleiche oder ähnliche Vorstellungen von den innerhalb der Gruppe geltenden Norm- und Wertesystemen haben (ebd., S. 10f.).

2.3.2 Der Jugendkulturbegriff

Der >>Jugendkulturbegriff<< beschreibt den kulturellen Aspekt von Jugend, und verweist auf die Notwendigkeit der Definition des Begriffs >>Kultur<< (CLARKE 1979, S. 40). Somit also:

„ […] jene Ebene, auf der gesellschaftliche Gruppen selbstständige Lebensformen entwick eln und ihren sozialen und materiellen Lebenserfahrungen Ausdruck sform verleihen [verstanden]. (…). Die

´Kultur´ einer Gruppe… (sic!) umfaßt die besondere und distink te Lebensweise dieser Gruppe …, die Bedeutungen, Werte und Ideen, wie sie in den Institutionen, in den gesellschaftlichen Beziehungen, in Glaubenssystemen, in Sitten und Bräuchen, im Gebrauch der Objek te und im materiellen Leben verk örpert sind. (…) Eine Kultur enthält die ´Landk arte der Bedeutungen´, welche die Dinge für ihre Mitglieder verstehbar machen“ (CLARKE 1979, S. 40f. Hervorhebung im Original).

In Deutschland wurde in den 1920er Jahren der Begriff durch die >>Wandervogelbewegung<< 16 in Deutschland geprägt (METZ/RICHARD 2018, S. 723). Um 1950 wurde dann in den Vereinigten Staaten von Amerika der Begriff >>Youth Culture<<17 vom Soziologen Talcott Parsons (1902-1979) entwickelt. Dieser Begriff hat daraufhin auch die deutsche Sozialforschung stark beeinflusst. (ebd.) So wurde festgestellt, dass die verlängerten Ausbildungs- und Schulzeiten, und die damit zusammenhängende Abhängigkeit von Bildungsinstitutionen wie Schule und dem Elternhaus, einen aus diesem Sachverhalt resultierenden >>Generationen- bzw. Autoritätenkonflikt<< auslöst. Somit bilden sich im Kontrast zur >>Erwachsenenkultur<< 18 teilautonome Jugendkultur en heraus. (ebd., S. 723f.)

In einer höchst ausdifferenzierten und pluralisierten Gesellschaft bundesdeutschen Gesellschaft, werden die dadurch vertretenen Jugendkulturen als Teilkulturen verstanden. Und zwar dann, wenn Gemeinsamkeitserleben durch einen spezifischen Lebensstil, gemeinsame Aktivitäten, Weltanschauungen, symbolische Handlungen, Sprache und Kleidung generiert wird und für jeden erkennbar ist und in der sozialen Umwelt mach außen getragen wird. (SCHÄFERS 2001, S. 150; SCHRÖDER/LEONHARDT 1998, S. 17) Es werden diejenigen Jugendkulturen als >>Jugendsubkulturen<< bezeichnet, die sich im Rahmen ihrer spezifischen Kultur, bewusst zur vorherrschenden Kultur und Jugendkultur abgrenzen (SCHERR 2009, S. 187). Wesentliches Merkmal von Jugendsubkulturen ist somit „die Abgrenzung gegen Werte, Normen und Stile der gesellschaftlich vorherrschenden Kultur“ (ebd.). Diese Abgrenzung kann bis hin zu einer offenen Ablehnung dieser reichen (GRIESE 2000, S. 21). Innerhalb der Subkulturtheorie werden also zwei zu unterscheidende Typen von Subkultur genannt. Erstens eine sogenannte >>Teilkultur<<, welche keine eigenständige Kultur ausgehend von >>der Jugend<< innerhalb des herrschenden Systems darstellt, sondern vielmehr eine Kultur beschreibt, die für die Jugendlichen ist. Als Teilkulturen werden hier >>Kompensationskulturen<< und >>Konsumkulturen<< angeführt, die einen hohen >>Integrationsgrad<< besitzen. So zum Beispiel Sportvereine. (BEHR 2007, S. 24f.) Der zweite Typus der Subkulturen sind die sogenannten >>Gegenkulturen<<. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie gegen das vorherrschende System wirken und zumeist politisch orientiert sind. (ebd.) In Bezug auf die vorliegende Arbeit wäre hier auch der politische Neo-Salafismus in Gestalt einer radikalen Jugendsubkultur als Beispiel einer Gegenkultur anzuführen. Die genannten Gegenkulturen sind weiterhin nochmals in zwei Arten unterteilt. In >>regressive Subkulturen<< und in >>progressive Subkulturen<<. (ebd., S. 25) Die regressiven Subkulturen versuchen einen in einem wortwörtlich konservativ zu verstehenden Sinn, den vergangenen Stand der Gesellschaft wiederherzustellen und Normen zu etablieren, welche in der gegenwärtigen Gesellschaft nicht mehr wirken. Sie streben den Austausch derzeitiger politischer und institutioneller Amtsinhaber an, um alte Normen wieder aufleben zu lassen und politisch und gesellschaftlich neu zu etablieren. (ebd.) Die Anhänger*innen dieser Kulturen stammen meist aus kleinbürgerlichen Haushalten, welche in der postmodernen pluralisierten Gesellschaft in Deutschland aber immer weiter aufbrechen und verschwinden. Somit verringert sich in diesem Zusammenhang auch die Zahl der regressiven Subkulturen. (ebd.) Als Beispiel für eine radikal agierende regressive Subkultur, ist hier die Neo-Nazi Szene aufzuführen, deren Normen und Werte sich an denen des Dritten Reichs 19 orientieren und welche anstreben diese wieder zu etablieren (ebd.). Die zweite Art der hier zu nennenden Subkulturen sind die >>progressive Subkulturen<<. Diese möchten mit Hilfe ihrer eigenen Normen, Werte und Institutionen den gegenwärtigen Stand der Gesellschaft ändern oder anders ausgedrückt, sind diese stark daran interessiert das gesamtgesellschaftliche Wertordnungssystem neu- oder umzugestalten. (BEHR 2007, S. 25) Anhänger*innen stammen zumeist aus dem Arbeitermilieu. Als Beispiel kann hier die studentische Protestbewegung der >>Hippies<< genannt werden, welche sich zum Ende der 1960er Jahre gegen politische und gesellschaftliche Strukturen in den Vereinigten Staaten von Amerika in Form von Protesten Gehör verschaffte. Auch moderne Formen der Studentenbewegungen können darunter eingeordnet werden. (ebd.)

Als >>radikale Jugendsubkulturen<< werden diejenigen definiert, in welchen Jugendliche versuchen, jeglicher „[…] Vereinnahmungen durch System, durch Kommerz- und Kulturbetrieb, zu entgehen und ihren eigenen Stil zu entwickeln“ (SCHÄFERS 2001, S. 150). Und dies über den Rahmen einer Freizeitkultur hinaus, in Gestalt von zuvor erwähnten Gegenkulturen, welche für sich den Anspruch erheben, eine alternative Gesellschaftsordnung und/oder Lebensführung auf politischer und kultureller Ebene zu etablieren (SCHERR 2009, S. 187). Nach Röll beziehen sich die Jugendlichen einer radikalen Jugendsubkultur auf die jeweilige Ideologie, die sie gemeinsam teilen. Sie stellen nach außen hin ein geschlossenes System dar, da sie sich gegenüber >>dem Außen<<, also der ihnen umgebenden Umwelt außerhalb Ihrer Subkultur, in einem hohen Maße abgrenzen. Im Rahmen einer von ihnen geforderten ideologisch fundierten Gesellschaftsordnung, befürworten diese auch teilweise die Anwendung von Gewalt. (2016, S. 15) Auch die radikale Jugendsubkultur des >>politischen Neo-Salafismus<<, welche sich in Deutschland derzeit drastisch entwickelt, stellt eine solche Gegenkultur dar (SAID/FOUAD 2014c, S. 33). Darum wird folgend der Begriff des >>politischen Neo- Salafismus<< näher beleuchtet.

2.3.3 Politischer Neo-Salafismus

Das Phänomen des >>politischen Neo-Salafismus<< in Gestalt einer radikalen Jugendsubkultur wird in der aktuellen und weitreichenden Debatte darüber häufig mehrdeutig, undifferenziert oder unbedacht, für unterschiedliche Phänomene verwendet (BAUKNECHT 2018a, S. 4). Umso mehr verlangt eine wissenschaftliche Fundierung des Gegenstands der vorliegenden Arbeit danach, relevante Begriffe differenziert aufzuführen und zu erläutern, was im Folgenden geschieht. Wie schon in Kapitel Eins erwähnt, stellt der >>Salafismus<< eine hoch dynamische ideologische Strömung des >>Islamismus<< dar. Wobei hier zwischen verschieden Ausprägungen unterschieden werden muss. (VOLK 2014, S. 1–3) Das Bundesamt für Verfassungsschutz definiert den Begriff >>Islamismus<< aktuell wie folgt:

„Der Islamismus basiert auf der Überzeugung, dass der Islam nicht nur eine persönliche, privat e Angelegenheit ist, sondern auch das gesellschaftliche Leben und die politische Ordnung bestimmt oder zumindest teilweise regelt. Der Islamismus postuliert die Existenz einer gottgewollten und daher „wahren“ und absoluten Ordnung, die über den von Menschen gemachten Ordnungen steht. Mit ihrer Auslegung des Islam stehen Islamisten im Widerspruch insbesondere zu den im Grundgeset z verank erten Grundsätzen der Volk ssouveränität, der Trennung von Staat und Religion, der freien Meinungsäußerung und der allgemeinen Gleichberechtigung. Ein wesentliches ideologisches Element des Islamismus ist außerdem der Antisemitismus“ (BUNDESAMT FÜR VERFASSUNGSSCH U TZ 2018, S. 1)

Es kann somit festgestellt werden, dass >>islamistische Bewegungen<<, das Merkmal aufweisen, die Religion des Islam zu ihrem Zwecke umzudeuten, indem sie diese extrem politisieren. Zudem richten sich islamische Bestrebungen aktuell laut Bundesverfassungsschutz gegen die Wertvorstellungen des Deutschen Grundgesetzes (GG) und werden somit als Gefahr für die freiheitlich demokratische Grundordnung in Deutschland eingestuft. (BUNDESAMT FÜR VERFASSUNGSSCHUTZ 2018, S. 1) Islamistische Organisationen, welche auch in Deutschland agieren, lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen. Zum einen in Organisationen, die bezogen auf die jeweiligen Herkunftsländer eine strikte und kompromisslose Umgestaltung des dort bestehenden Gesellschaftssystems und der sich daraus ergebenden Gesellschaftsordung fordern. Und zwar mit dem Ziel, eine islamische Rechtordnung, die sogenannte >>Scharia<< 20 in das bestehende System einzuspeisen um dieses nach der >>Schariagesetzgebung<< umzuformen. (ebd.) In Deutschland liegt dabei der Fokus dieser Organisationen darauf, durch als propagandistisch eingestufte Aktivitäten und dem Sammeln von Spendengeldern die Mutterorganisationen in den jeweiligen Herkunftsländern zu unterstützen (ebd.) .Die zweite Kategorie islamischer Gruppierungen in Deutschland hat ebenfalls das Motiv, eine Änderung der in den Herkunftsländern vorherrschenden Staats- und Gesellschaftsordnungen anzustreben, jedoch versuchen diese Organisationen zusätzlich, ihren Anhänger*innen mit Hilfe einer legalistischen Strategie, also durch Lobbyarbeit größere Freiräume zu verschaffen um ein schariakonformes Leben in Deutschland zu ermöglichen und letztendlich zu etablieren (ebd.). Und zwar mit dem Ziel, dieses letztendlich auch rechtsbindend in das bestehende System in Deutschland einzuspeisen (ebd.).

Dies veranschaulicht an dieser Stelle, zwingend zwischen den Begriffen >>Islam<< und >>Islamismus<< zu unterscheiden. Denn der Islam gilt als eine weltweit anerkannte Religion, während sich die politische Ideologie des Islamismus, gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung richtet und weit über eine rein religiöse Ausübung des Islam hinausgeht. (GROTEPASS 2012, S. 9) Die islamische Gelehrsamkeit hat schon vor mehreren hundert Jahren die >>klassischen fünf Güter<<, so den >>Schutz des Lebens<<, >>des Eigentums<<, der >>Bildung bzw. Vernunft<<, der >>Familie<< und des >>Glaubens<< definiert. Diese Schutzklauseln sind somit sozialen, religiösen, rechtlichen und moralischen Normen unterzuordnen (BAUKNECHT 2018b, S. 23). Die wortwörtliche Auslegung der kanonischen Texte des Koran, also die rein literarische Leseart der Dogmatiker und Salafisten, die zudem viele Jugendliche anspricht, verkehrt die ursprüngliche Botschaft des Koran und der beinhalteten Suren21 jedoch in das Gegenteil (ebd.). Somit geht es den derzeitigen >>Neo-Salafisten<< darum, eine >>Re-Islamierung<< der Welt und besonders der westlich geprägten Welt anzustreben. Dies bedeutet aber keine sinngenaue Rückbesinnung auf traditionell-religiöse Werte. Vielmehr stellt diese Strömung ausgehend von einem sunnitisch geprägten Islam, eine Ideologisierung dessen dar, welche die Strukturen westlicher Ideologien übernimmt, für sich nutzt und möglichst gewinnbringend für das eigene System integriert. (ebd.) Für den Begriff und das Phänomen des >>Salafismus<< hingegen, liegt bis dato noch keine einheitliche und allgemein gültige Definition vor (VOLK 2014, S. 3). Die Vermutung liegt nahe, die Ursache in der Komplexität und Ausgestaltung des Phänomens zu suchen. Auch hat der Forschungstand dazu, bislang nur hinlänglich Betrachtung gefunden (ebd., S. 4). Zwingend notwendig ist es daher im Folgenden, den Begriff des >>Salafismus<< genauer dazulegen.

In seiner Etymologie22 wird der Begriff vom arabischen >>Salafiyya<< abgeleitet. Dieser Terminus ist wiederum auf >>salaf as salih<< zurückzuführen, was wiederum als >>die frommen Altvorderen<< übersetzt werden kann (PFAHL-TRAUGHBER 2015, o.S.; SAID/FOUAD 2014c, S. 31). Ausgehend des Wirkens des Propheten Muhammads werden diejenigen Muslime als solche bezeichnet, die der Gründergeneration des Islam und der zwei darauffolgenden Generationen angehören (BAUKNECHT 2018a, S. 4; CEYLAN/KIEFER 2013, S. 77). Da eine Generation in der Glaubenslehre des Islam anders als in der europäischen Auffassung von 30 Jahren, eine Zeitspanne von bis zu 80 Jahren abdeckt, wird hier eine Zeitspanne von 240 Jahren angegeben, in der das Wirken der frommen Altvorderen ursprünglich zum Tragen kam. Datiert wird dieses Wirken auf die Jahre 610 bis 850 nach Christus. (BAUKNECHT 2018a, S. 4) Das aus dem 7.Jahrhundert nach Christus überlieferte Verständnis des Islam in seiner Ausgestaltung und im Wirken als eine allumfassende Lebenswirklichkeit mit all ihren darauf bezogenen lebensweltlichen Aspekten, stellt das gedankliche- und handlungsgenerierende Zentrum der Salafisten der Gegenwart dar (ebd.). Auch Pfahl-Traughber gibt an, dass es sich dabei um ein Phänomen handelt, welches>>rückwärtsgewandt<<,dieTraditionender>>frommenAltvorderen<<ausdem 7. Jahrhundert nach Christus als Bezugspunkt nimmt (2015, o.S.). Ceylan und Kiefer (2013) hingegen betonen, dass die drei Generationen der frommen Altvorderen und Ihr Wirken in ihren theologischen Ansichten, sowie in Ihrer grundlegenden Methodik in der islamischen Rechtsfindung, besonders bei orthodox agierenden Sunniten positiv besetzt ist (ebd., S.77). Dies da der Begriff des >>Salaf<< in aller erster Linie stets mit der >>Reinheit<< des Glaubens assoziiert wird. Darum ist das Wirken der >>salaf as salih<< auch bis heute noch ein Maßstab, der in theologischen Diskussionen und Predigten Anwendung findet. (ebd.) Die Hinwendung zu den fünf Säulen des Islam, >>dem Glaubensbekenntnis<<, dem >>rituellen Gebet<<, dem >>Fasten im Monat Ramadan<<, die >>Pilgerfahrt nach Mekka<< und die >>Entrichtung von Almosen<< ist auch hier der Kern des heutigen Islam (BAUKNECHT 2018a, S. 5). Dies soll in Abgrenzung zum aktuell in der Öffentlichkeit eher negativ konnotierten Begriff >>Salafismus<< an dieser Stelle besonders betont werden. Denn der Begriff >>Salafismus<< generiert sehr große gesellschaftliche, besonders mediale und pädagogische Aufmerksamkeit, die mit einer inhaltlichen Undifferenziertheit einhergeht. Während das Wort >>salaf<< eine Selbstbezeichnung darstellt, die die Zugehörigkeit zur >>Salafyya<< anzeigt, wird die Begrifflichkeit >>Salafismus<< im aktuellen Diskurs in Deutschland eher als eine Fremdzuschreibung verwendet. (OSTWALDT 2017, S. 2) Dies stellt in Hinblick auf die vorliegende Arbeit einen Erkenntnisgewinn dar, den es in Zusammenhang mit dem Ansatz des Labeling Approach, besonders zu berücksichtigen gilt.

Bezugnehmend dazu ist es aber weiterhin wichtig aufzuzeigen, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Christus, die sogenannte >>Salafiyya<< als Strömung des Islams formierte (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 77). Diese thematisierte und strebte stark die „Vereinbarkeit von Moderne und Islam“ (ebd.) an. Denn nach ihrer Auffassung hatten die Muslime in ihrer Geschichte schon eine vorbildliche Gesellschaft aufgebaut. Diese gilt es somit als >>lohnbringend<< zu erhalten (ebd.). Davon jedoch abzugrenzen ist die „gegenwertige defensive Bewegung der Neo-Salafiyya“ (ebd., S. 78) welche im Gegensatz zur >>modernistischen Salafiyya<< eine antimodernistische und hochgradig >>defensive<< Bewegung darstellt (ebd.). Jegliche Neuerungen innerhalb des Isalm sowie dessen Vereinbarkeit mit der Moderne, eine die entscheidend von den Industrienationen der westlichen Welt geprägt ist, werden innerhalb der Gruppierung stark negiert und abgewertet, ja sogar sprichwörtlich >>verteufelt<< (PFAHL-TRAUGHBER 2015, o.S.). Als >>Neo-Salafismus<< mit dem Präfix >>Neo<<, handelt es sich darum auch um ein Phänomen der westlich orientierten Welt, da es nicht allein im arabischen Raum, sondern in den europäischen Nationen und als stetig wachsende neue Bewegung auch in Deutschland auftritt (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 78). Diese ist zwar von der Bewegung der >>Salafiyya<< in ihrer religiös motivierten Reorientierung zur Gründergeneration des Islams inspiriert, weist jedoch eine hochgradig ideologische Komponente auf (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 78).

Traughber (2015) und Dantschke (2014) verweisen darauf, dass der politische Salafismus wiederum in drei Strömungen unterteilt werden muss:

Erstens in die Strömung des >>politisch-missionarischen Salafismus <<, dessen Anhänger*innen zur Mehrheit die Anwendung von Gewalt ablehnen. Zweitens in die Strömung des >>politisch missionarischen Salafismus<< dessen Anhänger*innen Gewalt legitimieren, bis hin zu einem bewaffneten >>Dschihad<<. Drittens der >>dschihadistische Salafismus<<, der guerillaähnliche und militante Strukturen aufweist und die Anwendung von Gewalt gegen identifizierte >>Ungläubige<< propagiert und ausübt. Allen drei Strömungen des Salafismus ist gemein, dass sie das globale Ziel verfolgen, eine einheitliche religiöse Ordnung und politische Ziele zu etablieren, welche einer salafistischen Interpretation davon entspechen. (2015, o.S.; 2014b, S. 178f.) Politische Neo-Salafisten versuchen aktiv politischen Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 86). Besonders für junge Muslime scheint diese Strömung eine besondere Attraktivität dazustellen. Das kann damit erklärt werden, so Ceylan und Kiefer (2013), dass die Strömung einen transzendentalen Bezugspunkt für seine Anhänger*innen darstellt und zwar in Bezug auf Identifikationskonzepte auf politischer, sozialer und theologischer Ebene. Der Neo-Salfismus stellt somit für junge Muslime eine Orientierungshilfe dar, welche scheinbar nicht oder nur ungenügend von der eigenen Familie, Jugendinstitutionen und Einrichtungen, sowie von Schule und Jugendhilfeträgern, von Gemeinden und letztendlich auch vom Staat offeriert werden können. (ebd., S. 93f.)

Folgend gilt es aber den Ansatz des Labeling Approach und bezugnehmende theoretische Erkenntnisse differenziert darzustellen. Der Erkenntnisgewinn daraus wird innerhalb der vorliegenden Ausarbeitung im jeweiligen Zwischenfazit in den jeweils dargestellten theoretischen Rahmen eingebaut.

3 Theorien des Labeling Approach

“In the process of identification his companions, hang-outs, play, speech, income, all his conduct, the personality itself, become subject to scrurinity and question. From the community`s point of view, the individual who used to do bad an mischievious things has now become a bad and unredeemab l e human being” 23 (TANNENBAUM 1938, S. 17).

Den >>Ansatz des Labeling Approach<< gilt es, weiterführend zu den Erkenntnissen Tannenbaums (1938) und Lemerts (1951) differenzierter zu betrachten, da er einerseits als >>Stigmatisierungstheorie<< und andererseits als >>Definitionsansatz<< dient (SCHUMANN 1985, S. 308). Besonders in Edwin M. Lemerts (1951) Konzept der >>primären Devianz<< und >>sekundären Devianz<< wird die sogenannte >>Stigmatisierungstheorie<< betont (ebd.). Im Sinne einer >>Labelingperspektive<< ist die genannte sekundäre Form der Devianz jedoch von größerer Bedeutung (LAMNEK 2013, S. 226). Diese beruht „auf einer in der Folge eines bestimmten Verhaltens vorgenommene Rollenzuschreibung seitens der sozialen Umwelt als Abweichler“ (ebd.). Macht das als abweichend etikettierte Individuum aufgrund dieser Rollenzuschreibung auch gehäuft Erfahrungen, die ihn in der Rollenannahme der zugeschriebenen Rolle bekräftigt, übernimmt er infolge die ihm zugeschriebene Rolle in sein Selbstkonzept (ebd., S. 226f.).

Schematische Darstellung der sekundären Devianz nach Rüther (1975) in Lamnek (2013)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schemati s che Dars tel l ung der s ekundären Devi anz (LAMNEK 2013, S. 229).

„Ist das Individuum einmal als deviant stigmatisiert oder etikettiert, dann wird es durch die Reak tion der anderen k onformen Mitglieder der Gemeinschaft gezwungen, sich mit dem Etik ett auseinanderzusetzen. Eine wichtige Rolle spielt der Stereotyp von Devianz, ihre Vorstellung von dem, was Abweichung ist und wie man sich einem Abweichler gegenüber zu benehmen habe“ (LAMNEK 2013, S. 227f. Hervorhebung im Original; LEMERT, EDWIN, M./CALDWELL 1951, S. 64).

Lemert (1951), so Lamnek (2013), betont, dass diese Perspektive des Labelingansatzes auch beinhaltet, nicht zu beanspruchen einen allumfassenden Erklärungsansatz für das gesamte Spektrum >>Abweichenden Verhaltens<< in der Hand zu haben. Denn offizielle Sanktionen, wie sie zum Beispiel ein Rechtsstaat vorgibt, müssen auch nicht zwingend zu einer stabilen Form Abweichenden Verhaltens führen. (ebd., S. 229) Lemert (1951), so Lamnek (2013) weiter, untersuchte dahingehend vorwiegend das >>Wirken<< sogenannter >>Kontrollagenturen<< wie es staatliche und gesellschaftliche Institutionen sind (ebd., S.227). Dies spielt für die vorliegende Ausarbeitung insofern eine Rolle, als dass auch Jugendliche von Kontrollagenturen, wie zum Beispiel der Institution Schule, beeinflusst werden und sich dort allein aufgrund dessen, dass Leistung nach einem Notensystem bewertet (kontrolliert) wird, mit entsprechenden Etikettierungen auseinandersetzen müssen. So wird zum Beispiel ein junger Mensch, der im Schulapparat entsprechend funktioniert und nach jeweiliger >>Sollens-Ertwartung<< Leistung erbringt, mit hoher Wahrscheinlichkeit als >>guter<< Schüler gelabelt. Hingegen wird ein junger Mensch, der sich nicht oder nur teilweise dem vorgegebenen System Schule anpasst und auch nicht vorgegebene >>Sollens-Erwartungen<< erfüllt, von der sozialen Umwelt als >>auffällig<<, >>schwach<< oder >>ungenügend<< gelabelt. Auf der aufgeführten theoretischen Folie Lemerts (1951), hat der Soziologe Haward S. Becker (2014) den Labelingansatz weiterentwickelt, welcher im Folgenden dargestellt wird.

3.1 Die Grundlegung des Labeling Approach durch Becker

Mit seinem >>Definitionsansatz<< zum Labeling Approach, legt Becker (2014) den Fokus nicht allein auf die Erklärung von Abweichenden Verhaltens, sondern betont den Anspruch, es in einem Gesamtzusammenhang zu begreifen (SCHUMANN 1985, S. 308). Becker (2014), so Schumann (1985), bezieht sich also nicht nur darauf, die Handlungen des devianten Individuums zu untersuchen, sondern zusätzlich werden die Handlungen und Interpretationen der >>Anderen<<, des >>Gegenübers<< und der >>sozialen Umwelt<<, mit in die Betrachtung für die Erklärung von Abweichendem Verhalten einbezogen (ebd., S. 308f.). Dies aber keinesfalls zugunsten einer deterministischen Sichtweise, die davon gespeist wird, dass alle, und insbesondere auch zukünftige Ereignisse, durch die jeweiligen Vorbedingungen eindeutig festgelegt werden können (ebd., S. 309).

[...]


1 Der Begri ff bes chrei bt „ […] Ausrichtungen an den angeblichen oder tatsächlichen Gesellschafts- und Religionsvorstellungen der Frühgeschichte des Islam, welche Abweichungen oder Neuerungen kaum beziehungsweise nicht zulassen“ (PFAHL-TRAUGHBER 2015, o.S.).

2 DerBegriff>>Dschihadismus<<stehtineinerengenVerbindungzumNetzwerk>>Al-Qaida<<.
Al -Quai da verfol gt ei ne gl obal e Agenda und agi ert i m Gegens atz zu nati onal gebundenen Gruppen, wi e der
>>Hamas<< oder der >>Hisbollah<< trans nati onal (LOHLKER 2011, o.S.).

3 Der Begri ff >>Salafiyya<< exi s ti ert s ei t dem neunten Jahrhundert und trat durch den Redens führer Ahmad Ibn Hanbal auf, der es ei nforderte, di e rei ne Textgl äubi gkei t zur rel i gi ös en Vorgabe zu machen. An Stel l en, an denen Texte ni cht ei ndeuti g und offens i chtl i ch s i nd, s ol l en di es e nach i hm, dem theol ogi s ch-rechtl i chen Vers tändni s der >>Salaf<< / >>der Altvorderen<< aus gel egt werden. (ABOU-TAAM 2012, o.S.).

4 Di e >>Altvorderen<< (arab. as -s alaf as-s âlih) (DANTSCHKE 2017, S. 62).

5 Aus der Sicht deutscher Sicherheitsbehörden handelt es sich hierbei um die dynamischste der religiös radikalen Gruppierungen weltweit (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 80)

6 Ei ne der drei großen Haupts trömungen des Neo-Sal afi s mus , neben dem >>puristischen Neo-Salafismus<< und dem >>dschihadistischen Neo-Salafimus<< (ebd., S. 82–87).

7 >>Scharia<< i s t di e Bezei chnung für das i s l ami sche Recht, wel ches auf ei ne göttl i che Offenbarung zurückgeführt wi rd. „Im Hinblick auf seine religiösen und rechtlichen Normen, für die Mechanismen zur Findung dieser Normen und für die Auslegungsvorschriften des Islam“ (ROHE 2009, o.S.) .

8 Mus l i mi s che Wel tgemei ns chaft (CEYLAN/KIEFER 2013, S. 75).

9 Der Begri ff >>natürliche Einstellung<< mei nt hi er: „ […] the stance in which the everyday world is taken for granted as it is experienced in everyday life. It is a stance that does not raise serious and persistent questions concerning the nature of everyday experience but, instead, takes that experience as a fact” (DOUGLAS 1974, S. 14).

Deuts che Übers etzung der Autori n: “Die Haltung in der die alltägliche Welt als solche hingenommen wird, wie sie im Alltagserleben wahrgenommen wird. Es ist eine Haltung, die keine ernsten und hartnäckigen Fragen in Bezug auf die Natur der Alltagserfahrung aufwirft, sondern diese Erfahrung als Tatsache hinnimmt“ (Aus dem Engl i s chs prachigen: DOUGLAS 1974, S. 14).

10 Deuts che Übers etzung der Autori n: „Der junge Kriminelle wird böse, weil er als böse definiert wird und nicht daran geglaubt hat das er gut sein könnte“ (Aus dem Engl i s chs prachigen: TANNENBAUM 1938, S. 17f.).

11 Deuts che Übers etzung der Autori n: „Es existiert eine schrittweise Verschiebung von der Definition spezifisch böser Taten, hin zu einer Definition des Individuums als böse, so dass alle seine Handlungen/Taten mit Argwohn betrachtet werden“ (Aus dem Engl i s chs prachigen: TANNENBAUM 1938, S. 17f.).

12 Auch>>Labelingprozesse<<genannt.

13 engl . >>Labeling Approach<<

14 Auch >>Sollens-Erwartung<<

15 Mögl i chkei ts raum der Entwi ckl ung (SANDER/WITTE MATTHIAS 2018, S. 697).

16 Am 4. November 1901 wurde i n Berl i n-Stegl i tz di e Wandervogel bewegung i n Form des >>Wandervogel- Ausschusses für Schülerfahrten e.V.<< gegründet. Di e Bewegung hatte um 1913 über 25.000 Mi tgl i eder und war di e ers te Jugendbewegung i n Deuts chl and, di e ei ne von der äl teren Generati on unabhängi ge, ei gens tändi ge und j ugends pezi fi s che Lebens motto ans trebte. Mi l i euübergrei fend s chl os sen s i ch ab dem Jahre 1904 dem vorherrs chenden Patri archat und der Ges chl echtertrennung i n Schul e und anderen Ins ti tuti onen zum Trotz, wei bl i che und männl i che Gymnas i asten und Vol ks chül er zus ammen. Gel ebt wurde der Lebens s ti l i nnerhal b Jugendbewegung mi t dem Motto: Mi t der Kl ampfe i n di e Natur! Taus ende j unge Männer zogen 1914 unter den >>Feldwandervögeln<< i n den ers ten Wel tkri eg. (SCRIBA 2014, o.S.).

17 DeutscheÜbersetzung:Jugendkultur

18 Auch >>Adul t Cul ture<< ( METZ/RICHARD 2018, S. 724).

19 Propagandabegri ff der Nati onal s ozi alis ten. Bezei chnung für das nati onal sozialistis che Deuts chl and von 1933 bi s 1945 (O.V. 2013, o.S.).

20 Von arabi s ch šarīa >>Weg<< ist das isl amis che Recht, wel ches vorers t nur di e Aufgabe bes itzt einen Gottes bezug zwi s chen Mens ch und Gott herzus tel l en (BAUKNECHT 2018b, S. 23).

21 Rel i gi ös e Vers e des Koran

22 Erfors chung der Herkunft der Wörter (KLUGE/SEEBOLD 1999, S. 236).

23 Deuts che Übers etzung der Autori n: „Im Prozess der Identifikation werden seine Begleiter, Auseinandersetzungen, Spiel, Sprache, Einkommen, das allumfassende Verhalten und die Persönlichkeit selbst einer Prüfung und Fragestellung unterzogen. Aus Sicht der Gemeinschaft ist das Individuum, welches früher schlechte und schelmische Dinge getan hat, nun zu einem schlechten und untragbaren Menschen geworden “ (Aus dem Engl i s chs prachigen: TANNENBAUM 1938, S. 17).

Ende der Leseprobe aus 96 Seiten

Details

Titel
Radikalisierungsprozesse und Neo-Salafismus bei Jugendlichen. Eine Betrachtung mit Hilfe des Labeling Approach
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart  (Fakultät Sozialwesen)
Veranstaltung
Soziologie, Interkulturelle Soziale Arbeit, Extremismusforschung
Note
1,2
Autor
Jahr
2019
Seiten
96
Katalognummer
V493624
ISBN (eBook)
9783346026866
ISBN (Buch)
9783346026873
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit zeichnet sich durch ein hohes Maß an analytischer Schärfe in der Argumentation aus. Übergeordnete Begründungszusammenhänge werden dargelegt und die Komplexität des Phänomens wird aufgezeigt. Der Labeling Approach wird dabei als besonders geeignet für das Verstehen von Radikalisierungsprozessen herausgearbeitet. Es wird deutlich, wie sehr generalisierte negative Zuschreibungen an der Genese von Radikalisierungsprozessen im Jugendalter beteiligt sind. Die Argumentation ist sämtlich mit aktueller Fachliteratur unterfüttert und empirischen Befunden fundiert.
Schlagworte
Radikalisierung, Neo-Salafismus, Jugendsubkultur, Kollektive Identität, Labeling Approach, Jugendphase, Gruppenprozesse, Islam, Migrationshintergrund, Bildungschancen, Entwicklungsaufgaben, Jugendliche aus muslimisch geprägten Elternhäusern, Ideologiekonzept, Stufen der Radikalisierung, Soziale Arbeit, Mobile Jugendarbeit, Extremismus, Doppelstruktur Jugendphase junger Muslime, junge Muslime in Deutschland
Arbeit zitieren
Charlott-Katharina Sternitzke (Autor:in), 2019, Radikalisierungsprozesse und Neo-Salafismus bei Jugendlichen. Eine Betrachtung mit Hilfe des Labeling Approach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493624

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Titel: Radikalisierungsprozesse und Neo-Salafismus bei Jugendlichen. Eine Betrachtung mit Hilfe des Labeling Approach



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