Das Schauspiel der öffentlichen Meinung auf der Bühne des SPIEGEL ONLINE

Eine Inhaltsanalyse zur Theorie der "Schreispirale" im Kontext zur Diffamierung von Flüchtlingen


Hausarbeit, 2018

40 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 THE0RIE
2.1 BISHERIGER FORSCHUNGSSTAND
2.2 BEGRIFFSDEFINITIONEN
2.2.1 FLUCHTLINGE UND FLUCHTLINGSKRISE
2.2.2 DIFFAMIERUNG
2.2.3 ISLAMISIERUNG
2.3 BILDUNG INHALTLICHER HYPOTHESEN

3 FORSCHUNGSAUFBAU
3.1 INHALTSANALYSE ALS UNTERSUCHUNGSMETHODE
3.2 HYPOTHESEN
3.3 FORSCHUNGSFRAGEN
3.4 UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND FORSCHUNGSZEITRAUM
3.5 DAS CODEBUCH
3.5.1 KATEGORIEN
3.5.1.1 FORMALE KATEGORIEN
3.5.1.2 INHALTLICHE KATEGORIE
3.6 RELIABILITATSTEST

4. AUSWERTUNG UND ERGEBNISDARSTELLUNG
4.1 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE FI
4.2 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE F2
4.3 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE F3
4.4 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE F4

5 SCHLUSSFOLGERUNG
5.1 UBERPRUFUNG DER HYPOTHESEN
5.2 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE

6 FAZIT UND AUSBLICK

1 Einleitung

Am 24. September 2017 ereignete sich in Deutschland die Bundestagswahl. Wahrend des Wahlkampfes herrschte ein rauerTon, denn es gait die Stimmen der deutschen Staatsburger fur sich zu gewinnen. Die Alternative fur Deutschland (AfD) erkannte moglicherweise in der Fluchtlingskrise ein enormes Potenzial sich medienwirksam zu platzieren und entfachte eine kontrovers diskutierte Debatte, uber die es sich zu sprechen lohnt.

Die Ergebnisse des Wahltags verdeutlichen, dass diese rechtspopulistische Partei zunehmend Zuspruch erfahrt. So konnte die Alternative fur Deutschland einen Zuwachs von rund 10,5 Prozent der Wahlerstimmen verzeichnen (Tagesschau, 2017). Konnte die AfD Menschen mo- tivieren kontroverse Themen offentlich auszudiskutieren? Bei genauerer Betrachtung der so- zialen Medien kann der Eindruck entstehen, dass sich Rezipienten vor allem durch Medienbe- richte uber die Fluchtlingskrise motiviert fuhlen, ihre zum Teil unangemessene und volksver- hetzende Meinung kundzutun. Es erhartet sich auRerdem der Eindruck, dass dieses Phanomen vor allem unter Beitragen der AfD auftritt. Doch wer ubernimmt die Verantwortung fur eine lauterwerdende Stimme der Bevolkerung?

Massenmedien tragen insofern Verantwortung, dass sie Einfluss auf die Gesellschaft und Mei- nungsbilder dieser nehmen (Hosel, 2015, S.9). 1st es demnach dem Verantwortungsbewusst- sein der Medientreibenden geschuldet, dass die Kommentarfunktion zu Online-Artikeln zu­nehmend deaktiviert wird, wenn Fluchtlinge im Fokus der Berichterstattung stehen?

Steht diese Handlung in einem Zusammenhang zu einer moglicherweise zunehmenden Aver­sion gegenuber Fluchtlingen? Der Spiegel Online, der im Rahmen dieser Arbeit explizit unter- sucht werden soil, verwendet dabei in ausgewahlten Ressorts folgenden automatisierten Hin- weis:

„Liebe Leserinnen und Leser, im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf SPIEGEL ONLINE finden Sie unter diesem Text kein Forum. Leider erreichen uns zum Thema Fluchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justziable Forumsbeitrage, dass eine gewissenhafte Mo­deration nach den Regeln unserer Netiguette kaum mehr moglich ist. Deshalb gibt es nur unter ausgewahlten Artikeln zu diesem Thema ein Forum. Wir bitten um Verstandnis."

Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen soil in der vorliegenden Arbeit inhaltsanalytisch untersucht werden, welche Meinungsbilder verstarkt im Kontext zur Fluchtlingskrise in den Kommentaren des Spiegel Online aufzufinden sind. Dabei soil mit besonderer Aufmerksam- keit untersucht werden, ob im Sinne der „Schreispirale" eine zunehmende Diffamierung von Fluchtlingen nachgewiesen werden kann. Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit spielt hierbei auch die sogenannte „Schweigespirale" eine zu berucksichtigende Rolle. Die Schwei- gespirale bezeichnet eine Kommunikationstheorie im Hinblick auf die offentliche Meinung. In diesem Kontext ergibt sich die forschungsleitende Fragestellung wie folgt:

Jnwieweit werden Fluchtlinge durch Kommentare des Spiegel Online, im Kontext zu Artikeln bezuglich der Fluchtlingskrise, unter Berucksichtigung derSchreispirale diffamiert?"

Zur Beantwortung der Frage werden sowohl das Forschungsinteresse als auch die Forschungs- fragen und Hypothesen zunehmend konkretisiert. Im Anschluss werden die empirische Vor- gehensweise und Analysedurchfuhrung erlautert. AbschlieRend werden sowohl die Ergeb- nisse der Analyse als auch die Reflexion der abgeschlossenen Auswertung vorgestellt.

2 Theorie

Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden der bisherige Forschungsstand vorgestellt und re- levante Begriffe entsprechend dem Kontext definiert.

2.1 Bisheriger Forschungsstand

Dieses Kapitel umfasst die aktuellen Forschungserkenntnisse in Bezug auf die offentliche Mei­nung und behandelt daruber hinaus die Theorie der „Schweigespirale". Im Rahmen des Mo- dells der Schweigespirale wird versucht einen Bezug zur sogenannten „Schreispirale" herzu- stellen.

Wie in der Einleitung bereits angedeutet handelt es sich bei der Schweigespirale urn eine The­orie zur offentlichen Meinung. Elisabeth Noelle-Neumann entwickelte in den 1970er Jahren die Theorie, dass die Bereitschaft, die eigene Meinung offentlich kundzutun, von der eigenen Einschatzung des Meinungsklimas abhangt (2001, S. 232). Die Theorie besagt, dass Menschen, die eine kontroverse Meinung haben, haufig gehemmt sind diese offentlich zu auRern. Im Rahmen dieser Untersuchung wird hinterfragt, ob die Theorie der Schweigespirale auf das Forum des Spiegel Online ubertragen werden kann. Die vorliegende Arbeit liegt also der Uber- legung zugrunde, dass Menschen ausschlieRlich dann ihre Meinung offentlich kundtun, wenn sie der Uberzeugung sind, dass diese von der Mehrheit akzeptiert wird (ebd.).

Der Journalist Sascha Lobo entwickelte 2015 diese Theorie im Rahmen seiner journalistischen Arbeit weiter und etablierte das Wort „Pobel-Populismus". Der sogenannte Pobel-Populismus bezeichnet eine Abwandlung der Schweigespirale, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht em- pirisch belegt werden konnte. Lobo geht davon aus, dass Befurworter einer drastisch geau- Rerten Meinung diese dahingehend unterstutzen, dass sie diese Meinung im Rahmen einer eigenen AuRerung bewusst zuspitzen und verstarken. Er bezeichnet dieses Phanomen als die sogenannte „Schreispirale" (ebd.). Insbesondere die Relevanz eines gesellschaftlichen Themas (Fluchtlingskrise) konnte Rezipienten einen Impuls geben, sich an einer Diskussion aktiv zu beteiligen und eine der vorliegenden Theorien zu unterstutzen. Es besteht also die Annahme eines Jauterwerdenden" Echos. Inwiefern diese Theorien im Rahmen der Inhaltsanalyse be­legt werden konnen, wird in den nachsten Kapiteln dargelegt. Zunachst folgen relevante Be- griffsdefinitionen, urn das gewunschte Verstandnis der Inhalte zu gewahrleisten.

2.2 Begriffsdefinitionen

Die folgenden Begriffe werden definiert, urn das Verstandnis im Hinblickauf die Inhaltsanalyse zu vereinheitlichen.

2.2.1 Fluchtlinge und Fluchtlingskrise

Der Begriff der „Fluchtlinge" umfasst eine spezifische Personengruppe, die ihren Aufenthalts- ort aufgrund politischer Verfolgung, gewalttatiger Auseinandersetzungen, Kriegen oder ande- rer lebensbedrohlicher Zustande temporar oder dauerhaft verlassen mussen. Aufgrund dieser Beweggrunde spricht man von einer Flucht und bezeichnet den Fluchtenden als „Fluchtling". Die Not und der daraus abzuleitende Zwang zur Flucht sind das entscheidende Kriterium, urn diese Personengruppe von anderen (z.B. Auswanderern) zu unterscheiden.

Die „Fluchtlingskrise" beschreibt den 2015 beginnenden Krisenzustand in Europa. Damit ist sowohl die Ein- als auch Durch- und Weiterreise von mehreren Millionen Menschen innerhalb Europas gemeint. Insbesondere die damit einhergehende Asyl-, Einwanderungs- und Flucht- lingspolitik fuhrte innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten sowohl zu Beginn als auch noch im Jahr 2018 zu zahlreichen gesellschaftlichen und kontroversen Debatten (Roos, 2017, S. 10).

2.2.2 Diffamierung

Das Wort Diffamierung bezeichnet die gezielte Verleumdung Dritter. Dies kann sich durch Be- schimpfungen oder Unterstellungen auRern. Im politischen Sinne meint eine Diffamierung vor allem Ehrverletzungen und Hetze. Die Methoden umfassen sowohl physische als auch psychi- sche Angriffe und verfolgen dabei den Zweck, die betroffene Person gesellschaftspolitisch in ein negatives Licht zu rucken, auszuschalten, zum Schweigen zu bringen oder unwiderruflich zu beschadigen (StrauR, HaR und Harras, 1989, S. 126).

2.2.3 Islamisierung

Der Begriff „lslamisierung"spielt in dem Kontext zur vorliegenden Arbeit eine ungewisse Rolle. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird davon ausgegangen, dass dieser Begriff im Rahmen seiner Bedeutung Relevanz erreicht. Er wird aus dem Sprachgebrauch europaischer und US-ameri- kanischer Rechtspopulisten entnommen und meint in diesem Sinne einen politischen Kampf- begriff, der als strategisches Mittel verwendet wird, urn rassistische und kulturelle Ressenti- ments zu schuren (Posener, 2015).

2.3 Bildung inhaltlicher Hypothesen

Durch die Darlegung des aktuellen Forschungsstands (Kapitel 2.1) wird deutlich, dass die Schreispirale einen moglichen Anhaltspunkt bietet potenzielle Auspragungen der „Schweige- spirale" zu untersuchen. Die vorliegende Arbeit soil als Versuch verstanden werden, die An- nahme einer „Schreispirale" weiter zu erschlieRen und bestenfalls zu fundieren.

Im Rahmen der Inhaltsanalyse wird deshalb davon ausgegangen, dass es in den Kommentaren des Spiegel Online mehrheitlich zu einer Diffamierung von Fluchtlingen kommt und dass Kom- mentare, die scharfe Meinungsbilder enthalten, im Rahmen der Schreispirale durch darauffol- gende Kommentare zunehmend zugespitzt werden. Die inhaltliche Hypothese lautet: „Flucht- linge werden durch Kommentare des Spiegel Online, im Kontext zu Artikeln bezuglich der Fluchtlingskrise und unter Berucksichtigung derSchreispirale mehrheitlich diffamiert".

3 Forschungsaufbau

Dieses Kapitel beinhaltet den systematischen Aufbau der Forschungsarbeit. Es wird die Bil- dung von Forschungsfragen und Hypothesen vorgenommen und es werden sowohl der Un- tersuchungszeitraum als auch der Gegenstand der Untersuchung festgelegt. AbschlieRend wird das Codebuch der vorliegenden Inhaltsanalyse vorgestellt

3.1 Inhaltsanalyse als Untersuchungsmethode

Um die ubergeordnete Forschungsfrage beantworten zu konnen wird als Untersuchungsme­thode eine Mischform der qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse durchgefuhrt. In An- betracht der ubergeordneten Forschungsfrage: Jnwieweit werden Fluchtlinge durch Kom- mentare des Spiegel Online, im Kontext zu Artikeln der Fluchtlingskrise, unter Berucksichtigung der Schreispirale diffamiert?"gilt es die Kommentare des Spiegel Online mit Hilfe eines Kate- goriensystems, welches auRerdem das zentrale Instrument einer Inhaltsanalyse darstellt, zu untersuchen. Der qualitative Aspekt dieser Inhaltsanalyse unterliegt vor allem dem Anspruch die Individualist groRererTextmengen herauszuarbeiten (Fruh, 2015, S. 69). Durch den quan­titativen Teil soil primar das Vorkommen unterschiedlicher Merkmale in ausgewahlten Text- mengen untersucht werden. Aus diesem Grund werden ausschlieRlich relevante Aspekte im Kontext zur definierten Problemstellung untersucht (ebd.). Die Inhaltsanalyse kann demzu- folge als Verfahren zur Erhebung von Deutungsmustern verstanden werden. Damit diese Deu- tungsmuster erkannt werden konnen mussen im Rahmen dieser Forschungsarbeit Kategorien und Analyseeinheiten definiert werden, die auf die Beantwortung der Forschungsfrage abzie- len. AuRerdem wird ein Codebuch erstellt, das konkrete Anweisungen zur Codierung gibt und somit die intersubjektive Nachvollziehbarkeit gewahrleisten soil. Das Codebuch kann im An- hang eingesehen werden.

3.2 Hypothesen

Auf Grundlage der bisherigen Arbeitsschritte folgt in diesem Kapitel die Entwicklung der Hy­pothesen. Diese werden von der inhaltlichen Hypothese: „Fluchtlinge werden durch Kommen­tare des Spiegel Online, im Kontext zu Artikeln bezuglich der Fluchtlingskrise und unter Beruck­sichtigung derSchreispirale mehrheitlich diffamiert."abgeleitet.

HI: Am haufigsten nehmen Kommentierende kritischen Bezug auf Fluchtlinge.
H2: Der Islam nimmt den hochsten Stellenwert in den Kommentaren ein.
H3: Diffamierende Kommentare gegenuber dem Akteur Fluchtling kommen am haufigsten vor.
H4: Das Phanomen der Schreispirale tritt am haufigsten im Kontext zur politischen Reglemen- tierung auf.

3.3 Forschungsfragen

Die Intention dieserempirischen Untersuchung basiert auf dem Versuch inhaltsanalytisch dar- zulegen inwieweit Fluchtlinge durch Kommentare des Spiegel Online, im Kontext zu Artikeln bezuglich der Fluchtlingskrise und unter Berucksichtigung der Schreispirale diffamiert werden. Zur sachgemaRen Durchfuhrung der Inhaltsanalyse wird die ubergeordnete Forschungsfrage in konkrete Fragestellungen untergliedert. Es ist Ziel folgende Fragen zu beantworten:

FI: Inwiefern wird durch Kommentierende Bezug auf den Akteur „Fluchtling" genommen?
F2: Welchen Stellenwert nimmt der Begriff "Islamisierung" in den Kommentaren ein?
F3: In welchem Verhaltnis treten diffamierende und nicht-diffamierende Kommentare in Be­zug auf den Akteur Fluchtling auf?
F4: In welchem Kontext tritt das Phanomen der Schreispirale auf?

3.4 Untersuchungsgegenstand und Forschungszeitraum

Die Grundgesamtheit dieser Arbeit umfasst alle Online-Artikel des Spiegel Online. Die deutsch- sprachige Nachrichten-Webseite wurde ausgewahlt, weil sie die drittgroRte Reichweite unter den Online-Nachrichtenportalen erzielt (IVW, 2014). Lediglich Bild.de und Focus Online errei- chen mehr Menschen durch redaktionelle Inhalte (ebd.). Neben dem hohen reprasentativen Potenzial verfugt das Nachrichtenportal auRerdem uber ein Diskussionsforum. Dieser Aspekt ist das entscheidendes Kriterium fur eine erfolgreiche Durchfuhrung der angestrebten Unter­suchung.

AuRerdem musste entweder die Head oder die Subline das Wort „Flucht", ^Fluchtling" oder ^Fluchtlingskrise" enthalten. Mithilfe der Suchfunktion des Spiegel Online wurde auf das Ar- chiv zugegriffen. Daruber hinaus wurde durch die Eingabe der relevanten Stichworte sicher- gestellt, dass nur Artikel angezeigt wurden, die die oben genannten Worter im Titel enthalten haben. Im nachsten Schritt wurde der Untersuchungszeitraum definiert, urn eine sinnvolle Eingrenzung vornehmen zu konnen. Unter dieser Bedingung wurden ausschlieRlich Artikel im Zeitraum vom 19.06.2017 (LetzterTag derAnmeldung einer Partei zu den Bundestagswahlen 2017) bis zum 24.09.2017 (Stichtag der Bundestagswahlen 2017 in die Untersuchung einbe- zogen. Das bedeutet, dass der gesamte Untersuchungszeitraum 14 Wochen umfasst. Auf Grund der unregelmaRigen und zum Teil sehr unterschiedlichen Anzahl an Kommentaren un- terhalb eines Artikels, wurden ausschlieRlich die ersten drei Kommentare eines Artikels in die Untersuchung miteinbezogen. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 23 Artikeln und 69 Kommentaren.

3.5 Das Codebuch

Damit die relevanten Inhalte der Kommentare und Artikel miteinander verglichen werden konnen wird ein Codebuch entwickelt. Es dient als Anleitung mit konkreten Anweisungen im Hinblick auf das Vorgehen und gibt die Kriterien vor, die es im Rahmen der Untersuchung zu berucksichtigen gilt. Es ist Ziel durch das Codebuch ein intersubjektiv nachvollziehbares Bei- werk zu erstellen, das auRenstehenden Personen die jeweiligen Schritte der Untersuchung verstandlich macht. Das Codebuch wird in zwei Bereiche unterschieden. Im ersten Teil werden das Untersuchungsziel, die Hypothesen, Forschungsfragen, Auswahl- und Analyseeinheit, der Untersuchungszeitraum und eine Erklarung der Herangehensweise des Codierers aufgefuhrt. Im zweiten Teil des Codebuchs befindet sich das Kategoriensystem, welches sowohl die for- malen als auch inhaltlichen Kategorien beinhaltet.

3.5.1 Kategorien

Im Folgenden werden die formalen und inhaltlichen Kategorien der Inhaltsanalyse vorgestellt. Die Kategorien beschreiben die gewahlten Untersuchungseinheiten und mussen klardefiniert werden, urn die Ausgangssituation der Auswertung explizit darzulegen (Bonfadelli, 2002, S. 89).

3.5.1.1 Formale Kategorien

Die formalen Kategorien umfassen die Artikelnummer, den Codierer, das Medium, das Ress- ort, den Titel des Artikels, das Erscheinungs- und Abrufdatum, die Kommentarnummer, die Anzahl aller zum Artikel gehorenden Kommentare, das Kommentardatum, die Kommentar- lange und die jeweilige Identitatszuordnung des Kommentierenden.

Codierer-ID: Damit der Codierer des jeweiligen Artikels identifiziert werden kann, wird der Name des Codierers durch ein Kurzel gekennzeichnet.

Medium: Die Codierung des Mediums wird vorgenommen, urn darzulegen aus welchem Me­dium der untersuchte Artikel stammt.

Artikelnummer: Durch die Codierung der Artikelnummer kann nachvollzogen werden, wel- cherArtikel untersucht worden ist.

Titel: Durch das Codieren des Titels eines Artikels, wird der genaue Wortlaut einer Hauptuber- schrift festgehalten.

Kommentarnummer: Die Kommentarnummer dient der Unterscheidung der Anordnung des jeweiligen Kommentars.

Anzahl aller Kommentare: Es wird erfasst wie viele Kommentare sich insgesamt unterhalb eines Artikels befinden.

Das Erscheinungsdatum & das Abrufdatum: Fur jeden Artikel werden sowohl das Erschei- nungs- als auch das Abrufdatum nummerisch erfasst. Das Abrufdatum entspricht dem Tag, an dem der Artikel zur Codierung abgerufen worden ist.

Ressort: Das Ressort wird codiert, damit die inhaltliche Rubrik nachzuvollziehen ist.

Das Kommentardatum: Fur jeden Kommentar wird nummerisch das Datum der Veroffentli- chung erfasst.

Umfang des Kommentars: Die Lange des Kommentars wird anhand der vorkommenden Zei- lenanzahl codiert.

Identitat des Kommentierenden: Hierwird zwischen Klarnamen und Pseudonym unterschie- den und die Identitat des Kommentierenden codiert.

3.5.1.2 Inhaltliche Kategorie

Die inhaltlichen Kategorien dienen der Entnahme relevanter inhaltlicher Merkmale des Unter- suchungsmaterials. Folgende inhaltliche Kategorien wurden im Rahmen der Forschungsarbeit untersucht:

Thematischer Schwerpunkt: Hier wird festgehalten an welcher Stelle die Thematik „Flucht- ling", „Flucht" oder „Fluchtlingskrise" aufgegriffen wird. Es wird zwischen der Head- und Sub­line des Artikels unterschieden.

Relevante Kernaspekte des Artikels: Durch die Unterscheidung der relevanten Kernaspekte werden die ubergeordneten Themen des Artikels codiert. Es wird zwischen Politik, Strafdelikt, Abschiebung, Integration, Kultur, Forderung, Bildung, Religion, Sport, Flucht und Asyl unter­schieden.

Art der Bewertung von Fluchtlingen: In dieserTandemkategorie soil eine Kausalitat zwischen der Bezugnahme auf den Akteur Fluchtling und den Gegenstand der Bewertung hergestellt werden. Dazu gehoren folgende Unterkategorien:

a. Bezugnahme auf den Akteur „Fluchtling": Hier wird die Bezugnahme des Kommentierenden auf den Akteur Fluchtling codiert. Es wird zwischen der Au- Rerung einer Herabwurdigung, Beschimpfung, Verschworung, Unterstellung, Benachteiligung und von Zuspruch, Kritik, Ablehnung, Empathie, Mitleid, Un- verstandnis, Hetze odergar keiner Bezugnahme unterschieden.
b. Bezugsgegenstand des Kommentierenden: Hier wird codiert auf welchen Ge­genstand sich der Kommentierende im Rahmen seiner Aussage bezieht. Hier- bei wird zwischen Bildung, Sprache, Religion, Kriminalitat, Herkunft, Gesell- schaftlichem, Sozialleistungen, politischen Reglementierungen, Naivitat, Nut- zen, Fluchtbedingungen und keinerlei Bezugsgegenstand unterschieden.

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Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Das Schauspiel der öffentlichen Meinung auf der Bühne des SPIEGEL ONLINE
Untertitel
Eine Inhaltsanalyse zur Theorie der "Schreispirale" im Kontext zur Diffamierung von Flüchtlingen
Hochschule
Hochschule Hannover
Veranstaltung
Angewandte Sozialforschung
Note
1,0
Jahr
2018
Seiten
40
Katalognummer
V493415
ISBN (eBook)
9783668995093
ISBN (Buch)
9783668995109
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schweigespirale Schreispirale
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Das Schauspiel der öffentlichen Meinung auf der Bühne des SPIEGEL ONLINE, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493415

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