Miguel de Unamuno "Niebla" - wie der Nebel-Begriff darstellend zur Protagonistencharakterisierung eingesetzt wird


Hausarbeit, 2004

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung – Die Generation von 1898

2. Anfangscharakteristik des Protagonisten

3. Der Einsatz des Nebel -Begriffes

4. Die Entwicklung des Protagonisten

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung – Die Generation von 1898

La generación del 1898“ (auch: La generación del desastre) bezeichnet diejenigen Dichter, Schriftsteller und Philosophen, welche im „gescheiterten“ Spanien, Ende des 19. Jahrhunderts, ihre Werke veröffentlichten. Zu ihnen gehörten u.a. Azorín, Baroja, Antonio Machado, Valle-Inclán, Ortega y Gasset sowie als führende Persönlichkeit Miguel de Unamuno. Unamuno und sein Werk Nebel sollen Thema dieser Arbeit sein. Doch vorerst möchte ich einen kurzen Überblick zur Generación del 98 geben.[1]

Der Ausdruck der Generación del 98 wurde von Azorín geprägt und stellt eine heterogene Gruppe der o.g. verschiedenen Autoren dar. Diese Generation wurde durch die gemeinsamen Erfahrungen in der Phase der Restauration nach 1875 beeinflusst. Die zu dieser Zeit in Spanien bestehenden Probleme konnten nicht gelöst werden, was zum Verlust der letzten spanischen Kolonien in den USA führte, auch `desastre´ genannt. Aufgrund der Niederlage des eigenen Landes und des scheinbaren Versagens aller Politiker begaben sich diese Männer auf die Suche nach den Ursachen des Niedergangs des `alten Spanien´. Die Gruppe um Unamuno zeichnet sich „durch radikale Selbstanalyse und zugleich Rückbesinnung auf transepochale Werte“ aus, welche „Spanien aus einer tiefen politischen, wirtschaftlichen und sozialen, vor allem aber geistigen Krise [...] herauszuführen versuchte“[2]. Sie alle erhofften sich dadurch Antworten und einen Weg in eine glückliche Zukunft Spaniens. Die Generation von 98 strebte die `Regeneración de España´ an.

Um ihre Ideen und Gedanken verbreiten und der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, stellte Azorín selbst die Generation in mehreren Zeitungsartikeln dar. Auch die anderen Schriftsteller schrieben über ihre Gruppe, z.B. veröffentlichte Unamuno in der Madrider Tageszeitung El Imparcial 1916 einen Aufsatz mit dem Titel `Nuestra egolatría de los del 98´.[3]

Der erste Artikel Azoríns über die Generation von 98 stellte den engen Bezug zu den vorangegangen Generationen dar und hob deren wertvolle Bedeutung hervor:

„... nichts geschieht zufällig, weder in der physischen noch in der moralischen Welt; nichts kann als

das Erste angesehen werden; alles hat seine Wurzeln in der Zeit und ist von einer starken

Mitursache gezeugt. Der Protest der Generation von 1898 – an den Ortega erinnert hat – hätte

ohne die kritische Arbeit einer früheren Generation nicht stattfinden können.“[4]

Diese Anerkennung vorangegangener Errungenschaften zeigt sich ebenso in der Weiterentwicklung der Literatur, insbesondere in der des Romans. In seinem Essay, ` Unamuno – Niebla´, schreibt G. Müller: „Der `neue´ Roman der Generación del 98 versteht sich nicht ohne weiteres als bloßer Ersatz, er sucht vielmehr die Auseinandersetzung mit dem voraufgehenden Roman.“[5]

Der Titel, also das Wort `Nebel´, des Unamuno-Romans lässt den Leser zuerst an die so genannte Wetterlage denken, an eine feuchte Kälte und eingeschränkte Sichtverhältnisse. Allerdings wird schon am Anfang des Lesens klar, dass der Roman keineswegs von Wettererscheinungen handelt und der Begriff `Nebel´ zum Ausdruck von Gefühlen, Zuständen, etc. eingesetzt wird. Aus diesem Grund werde ich in dieser Arbeit die Anwendung des `Nebel-Begriffes´ in Unamunos Roman Nebel sowie die Charakteristik des Protagonisten im Zusammenhang mit diesem Ausdruck und dessen charakteristische Entwicklung untersuchen.

2. Anfangscharakteristik des Protagonisten

Augusto Pérez ist der Protagonist des Romans Nebel. Er ist ein gut situierter Mann, der im Hause seiner kürzlich verstorbenen Mutter lebt. Dort wohnt er zusammen mit zwei Dienern des Hauses. Er führt ein als eintönig zu bezeichnendes Leben und ist eine in sich gekehrte Person. Dies macht Unamuno durch die ständigen Monologe des Protagonisten deutlich, welche einen Großteil der Erzählung bestimmen. Augusto zeigt schon auf den ersten Seiten pragmatische Charaktereigenschaften, beispielsweise bedauert er es, bei Regen den Regenschirm öffnen zu müssen: „`Es ist ein Unglück, sich der Gegenstände bedienen und sie gebrauchen zu müssen´ [..] `Der Gebrauch ruiniert sie, er zerstört sogar ihre ganze Schönheit. Die vornehmste Funktion der Gegenstände ist, betrachtet zu werden.´“( S.25) Der Leser bemerkt schnell, wie im nächsten Beispiel zu sehen ist, dass sich Augusto offensichtlich sehr an die seiner Meinung nach von der Gesellschaft geforderten Denk- und Vorgehensweisen hält. Sein Leben und seine Lebensweise folgen einem vorgefertigten Muster, von dem er nicht abweichen kann. Augusto verfolgt, in seine Gedanken vertieft, die schöne Eugenia bis vor deren Haustür, „`Nanu! Was ist das?´[...] Nun wurde Augusto klar, dass er ihr gefolgt war. Die Hausmeisterin betrachtete ihn [...] und dieser Blick gab ihm ein, was er zu tun habe. [...] `Dieser weibliche Zerberus´, sagte er sich, `wartet darauf, dass ich ihn nach dem Namen [...] der Dame frage, der ich gefolgt bin, und gewiß muß ich dementsprechend verfahren. Anders handeln hieße meiner Verfolgung die Krönung nehmen [...] Jedes Unternehmen muß zu Ende geführt werden. Ich verabscheue alles [...] Unvollendete.´“( S.27/28) Augusto vermag kaum eigene Entscheidungen zu treffen, ist unentschlossen und unsicher. Er scheint in seiner Persönlichkeit nicht gefestigt: „...er [...] blieb einen Moment unentschlossen stehen, indem er überlegte: `Was nun? Wohin soll ich jetzt gehen? [...] ich werde die erste Richtung einschlagen, die er [ein Hund] nimmt.´“( S.26) Aus Angst, sich falsch zu entscheiden und dadurch einen Fehler zu begehen, überlässt er die Entscheidung einem Zufall, wie im eben genannten Beispiel, in dem er sagt, er würde einfach dem nächstbesten Hund folgen. Auf diese Art und Weise kann er keine falschen Entscheidungen treffen und braucht für diese auch nicht die Verantwortung zu übernehmen. Der Protagonist zieht es also vor, andere für sich entscheiden zu lassen.

Unamuno schreibt weiterhin, dass Augusto sich nicht auf einer Reise, sondern auf einem Spaziergang durch das Leben befände (vgl.S.26). Diese Wortspielerei zeigt dem Leser die anfängliche Bedeutungslosigkeit des Lebens Augustos. Im Unterschied zu einer Reise, welche ein Ziel hat und meist geplant wird, ist ein Spaziergang, der oft ohne Ziel und Plan verläuft, von keiner größeren Bedeutung. Doch der Autor lässt das Leben Augustos eine Wendung erfahren, die es zu einer Reise werden lässt. Diese Wendung wird durch das zufällige Treffen mit Eugenia hervorgerufen. Um die Stärke der verworrenen, unbekannten Gefühle, die dieses Treffen auslöst zum Ausdruck zu bringen, setzt Unamuno zum ersten Mal im Roman den Nebel -Begriff ein. Darüber möchte ich im folgenden Teil meiner Arbeit schreiben.

[...]


[1] Vgl. Müller, G.: Essay Unamuno – Niebla, 289.

[2] Ebed.

[3] Valdivieso Rodrigo, M.: Die Generation von 98 und die spanische Malerei. Köln, Wien: Böhlau, 1988, 7/8, 31-33.

[4] Valdivieso Rodrigo, M.: Die Generation von 98 und die spanische Malerei. Köln; Wien: Böhlau, 1988,31/32.

[5] Müller, G.: Essay Unamuno – Niebla, 289.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Miguel de Unamuno "Niebla" - wie der Nebel-Begriff darstellend zur Protagonistencharakterisierung eingesetzt wird
Hochschule
Universität Kassel
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V49310
ISBN (eBook)
9783638457927
ISBN (Buch)
9783640654529
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Miguel, Unamuno, Niebla, Nebel-Begriff, Protagonistencharakterisierung
Arbeit zitieren
Marie Louis Freyberg (Autor:in), 2004, Miguel de Unamuno "Niebla" - wie der Nebel-Begriff darstellend zur Protagonistencharakterisierung eingesetzt wird, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49310

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