Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1


Hausarbeit, 2019

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Ironman
2.1. Was ist ein Triathlon? Was ist ein Ironman?
2.2. Welcher Energiestoffwechsel wird beim Ironman beansprucht?
2.3. Welches Muskelfasern werden beim Ironman benutzt?
2.4. Welche Herausforderungen werden beim Ironman an den Athleten gestellt?

3. Diabetes mellitus Typ 1
3.1. Was ist Diabetes mellitus?
3.2. Formen von Diabetes mellitus
3.3. Diabetes mellitus Typ 1 und Sport- Was ist zu beachten?
3.4. Besonderheiten während des sportlichen Wettkampfes
3.5. Die Insulinzufuhr während eines Wettkampfes

4. Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1
4.1. Was ist Nutrient Timing?
4.2. Die zeitliche Planung des Nutrient Timings
4.3. Vorherige Planung des Nutrient Timings für den Ironman
4.3.1. Ermittlung der optimalen Flüssigkeitszufuhr bei sportlicher Betätigung
4.3.2. Ermittlung des täglichen Kalorienbedarfs meines Athleten
4.4. Einwöchiger Nutrient Timing Plan für den Ironman
4.4.1. Basisernährung von Montag bis Dienstag vor dem Wettkampf
4.4.2. Carboloading von Mittwoch bis Freitag vor dem Wettkampf
4.4.3. Nutrition Timing am Wettkampftag (Samstag)
4.4.4. Nutrient Timing nach der Belastung zur Regeneration

5. Fazit

6. Grafik- und Tabellenverzeichnis

7. Literaturverzeichnis

Anhang

8. Ernährungsplan für die Basisernährung

9. Ernährungsplan für das Carboloading

1. Einleitung

Einmal einen Ironman laufen- für viele Triathleten ein absoluter Traum. Viele Triathleten arbeiten monatelang bzw. auch jahrelang auf diesen einen Tag hin. An diesem Tag zählt alles und man möchte seine antrainierte Leistung auch zu 100% abrufen können.

Damit die Leistungsfähigkeit bzw. die Energie nicht während des Wettkampfs verloren geht, ist es besonders wichtig, neben dem Training vor allem auch auf die Ernährung zu achten. Sie ist ein sehr entscheidender Schlüssel zum Erfolg und kann sogar die Leistung so verbessern das neue Bestzeiten möglich sind.

Das Geheimnis dahinter heißt Nutrient Timing. Beim Nutrient Timing geht es darum, die Ernährung rund um das Training optimal zu gestalten und vor allem am Wettkampftag, vor, während und nach dem Wettkampf auf eine optimale und passgenaue Ernährung zu setzen. Dies ist besonders wichtig, denn beim Ironman wird der Körper einer stundenlangen Belastung ausgesetzt und falsche Ernährung kann somit nicht nur eine schlechtere Endzeit hervorrufen sondern auch eine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Würde ein Athlet bei dem Wettkampf nicht auf eine ausreichende Versorgung mit genügend Wasser, Kohlenhydraten und Elektrolyten achten, können Dehydration, Wasservergiftung, allgemeine Schwächeanfälle als auch der Abbruch des Wettkampfes die Folge sein. Die Wichtigkeit des Nutrient Timings rückt somit bei Leistungssportlern sowie Hobbysportlern immer mehr in den Vordergrund.

In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1.

Zu Beginn werde ich vorerst sowohl den Ironman als Wettkampf darstellen und auf die verschiedenen Herausforderungen für den Athleten eingehen. Hierbei geht es vor allem um die Energiebereitstellungssysteme und die Muskelfasern, die beim Ironman beansprucht werden. Denn auf Basis der Energiebereitstellungssysteme wird auch das Nutrient Timing festgelegt.

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit Diabetes mellitus und geht auf die verschiedenen Erscheinungsformen dieser Krankheit ein. Ein Augenmerk wird dabei vor allem auf Diabetes mellitus Typ 1 in Zusammenhang mit sportlicher Betätigung gelegt. Hierbei werden sowohl Besonderheiten während einer sportlichen Belastung als auch die optimale Insulinzufuhr erläutert.

Anschließend stelle ich einen einwöchigen Nutrient Timing Plan für meinen Athleten mit Diabetes mellitus Typ 1 für den Ironman vor. Dieser setzt sich aus verschiedenen Plänen zusammen, dem Basisernährungsplan von Montag bis Dienstag, dem Carboloadingplan von Mittwoch bis Freitag und dem Nutrient Timing Plan am Wettkampftag und dem Regenerationsplan nach dem Wettkampf. Hierbei werde ich ausführlich den zeitlichen Ablauf der Nahrungseinnahme sowie die Getränke- und Lebensmittelauswahl darstellen und begründen.

Beendet wird die Hausarbeit mit einem abschließenden Fazit.

2. Der Ironman

2.1. Was ist ein Triathlon? Was ist ein Ironman?

Ein Triathlon ist eine Ausdauersportart und besteht aus drei aufeinanderfolgenden Disziplinen: Schwimmen, Rad fahren und Laufen. Das Wort Triathlon setzt sich dabei aus dem Griechischen zusammen und bedeutet treis: „drei“ und athlos: „Wettkampf“.

Ein Triathlon kann unterschiedlich lange Distanzen haben. So kann man unterscheiden zwischen:1

1. Sprint Distanz (750m Schwimmen, 20km Rad, 5km Laufen)
2. Olympischen Distanz (1,5km Schwimmen, 40km Rad, 10km Laufen)
3. Mitteldistanz, auch Ironman 70.3 genannt (1,9km Schwimmen, 90km Rad, 21,1km Laufen (Halbmarathon))
4. Langdistanz, auch Ironman genannt (3,86km Schwimmen, 180km Rad, 42,195km Laufen (Marathon))

Aufgabe im Triathlon ist es, die drei Disziplinen nacheinander so schnell wie möglich zu bewältigen, wobei auch die Wechselzeit zwischen den Disziplinen mit eingerechnet wird. Der Athlet wird hierbei vor intensive Ausdauerherausforderungen gestellt.

Das Training verlangt neben dem klassischen Training der einzelnen Disziplinen auch ein sogenanntes „Koppeltraining“ ab, in dem zwei Disziplinen zusammen d.h. direkt hintereinander trainiert werden, um die Übergange zwischen den beiden Disziplinen besser bewältigen zu können.

Der Ironman ist ein Langdistanz- Triathlon mit den Strecken: 3,86km Schwimmen, 180km Rad, 42,195km Laufen (Marathon). Den Ursprung hat der Ironman 1978 in Oahu Hawaii, wo einige Teilnehmer u.a. auch der Commander John Collins darüber debattieren, wer fitter sei und deshalb die drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen vereinten.2

Heutzutage findet der Ironman in über 154 Ländern der Welt statt. Der alljährliche Ironman World Championship wird auf der Hauptinsel Hawaii ausgetragen.

2.2. Welcher Energiestoffwechsel wird beim Ironman beansprucht?

Damit ein Sportler eine sportliche Aktivität ausüben kann, braucht er Energie. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, die verschiedenen Energiesysteme des Körpers zu kennen und zu wissen, welcher Energiestoffwechsel beim Ironman benötigt wird, um die passende Energie mittels Ernährung zur Verfügung stellen zu können.

Im Körper muss chemische Energie zu mechanischer Energie umgewandelt werden, damit eine Muskelkontraktion stattfinden kann. Dem Körper stehen dabei vier verschiedene Energiegewinnungssystem zur Verfügung, die je nach Belastungsdauer variieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: Energiebereitstellungsarten in Bezug auf Belastungsdauer

Man unterscheidet die Energiebereitstellung ohne Sauerstoff (anaerob) und mit Sauerstoff (aerob). Energiebereitstellung ohne Sauerstoff findet auf zwei Wegen statt: Zum einen durch die energiereichen Phosphate, bei denen Energie durch die Spaltung von ATP und Kreatinphosphat gewonnen wird, zum anderen durch die anaerobe Glykolyse, bei der ein unvollständiger Glukoseabbau unter Bildung von Laktat stattfindet. Beide Energiebereitstellungsysteme finden zu Beginn einer starken Belastungsintensität statt und liefern nur für sehr kurze Zeit Energie- von 0 Sekunden bis ca. 2 Minuten. Diese Energiebereitstellung kommt vor allem bei kurzen Sprints vor.

Danach tritt die aerobe Energiegewinnung in Kraft, die man in die aerobe Glykolyse, bei der die vollständige Oxidation von Glukose stattfindet, und in die Betaoxidation, welches die Oxidation aus Fettsäuren meint, einteilen kann. Beide Energiebereitstellungssysteme liefern über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Energie, was vor allem beim Ausdauersport wichtig ist.

Alle Energiebereitstellungssysteme gehen dabei ineinander über und laufen teilweise parallel ab. Während die anaerobe Energiebereitstellung vor allem am Anfang für Energie sorgt, setzt die aerobe Energiebereitstellung nach ein paar Sekunden ebenfalls ein. Ist die anaerobe Energiebereitstellung nach ca. 2 Minuten verbraucht, übernimmt die aerobe Energiebereitstellung und sorgt für die ersten 90 Minuten für genügend Energie, indem Kohlenhydrate zur Energiegewinnung verbrannt und die Glykogenspeicher genutzt werden. Der Vorgang dieser aerobe Glykolyse findet in den Mitochondrien statt. Aus einem Molekül Glukose werden dabei 32Mol ATP gebildet. Neigt sich der Glukoseabbau nach ca. 90 Minuten dem Ende zu, setzt vermehrt die Betaoxidation ein. Diese nutzt die Verbrennung von Fetten zur Energiegewinnung und ist nahezu unerschöpflich. Aus einem Molekül Fett werden dabei sogar 107Mol ATP gebildet.3

Hierbei ist zu beachten, dass die Energiegewinnung aus Fetten (Betaoxidation) mehr Zeit und Sauerstoff benötigt, als die Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, weswegen Kohlenhydrate zuerst bei der aeroben Energiegewinnung verbrannt werden und Fette vor allem erst vermehrt nach 90 Minuten zur Energiegewinnung herangezogen werden.

Chemisch gesehen läuft der Vorgang wie folgt ab: Die Nahrungsenergie wird gespalten, wobei vor allem Kohlenhydrate und Fette als Brennstoffe zur Energiegewinnung verwendet werden. Diese werden oxidiert und die freigewordene Energie zu ATP übertragen. Im einzelnen Fall bedeutet dies, das sowohl Kohlenhydraten als auch Fette über mehrere Schritte zu Acetyl-CoA umgewandelt werden, welches dann zur weiteren Energiegewinnung in den Citrat-Zyklus eingeschleust wird. Das Acetyl-CoA wird nun über mehrere Schritte im Citrat-Zyklus zu Wasser und Kohlenstoffdioxid abgebaut, wobei Energie in Form von ATP freigesetzt wird.

Da der Ironman im Langzeitausdauerbereich anzuordnen ist erfolgt hier die Energiegewinnung auf aeroben Weg, vorerst über die aerobe Energiegewinnung mithilfe von Glukose und anschließend über den aeroben Fettabbau (Betaoxidation).

Der größte, unerschöpfliche Speicher liegt hierbei mit rund 50.000kcal im Fettgewebe. Da zur Energiegewinnung aus Fett allerdings mehr Sauerstoff benötigt wird um Energie zu gewinnen, läuft dieser Prozess nur halb so schnell ab wie die Verbrennung von Glukose. Die Folge ist hierbei eine Verringerung der Belastungsintensität.4 Daher wird zuerst der Glykogenspeicher zur Energiegewinnung herangezogen. Die Kapazität des Glykogenspeichers beträgt bei einem durchschnittlich aktiven Menschen 250-300g Glykogen im Muskel und 100-150g in der Leber; bei einem Athleten kann die Kapazität auf bis zu 600g erhöht sein. Für einen Athleten besteht zudem auch die Möglichkeit den Glykogenspeicher mithilfe von „Carboloading“5 zu erweitern, sodass höhere Kohlenhydratreserven während des Wettkampfes zur Verfügung stehen.

Um die Leistung während des Ironmans dauerhaft aufrechtzuerhalten und für genügend schnelle Energie zu sorgen, empfiehlt es sich, während des Wettkampfes die aerobe Glykolyse bestmöglich zu unterstützen, indem zusätzliche Kohlenhydrate in Form von Getränken, Gels und Riegeln zu sich genommen werden. Diese können schnell verbrannt werden und somit schnell neue Energie liefern. Zudem können durch die regelmäßige Zufuhr von Kohlenhydraten während der Belastung Schwankungen im Blutzuckerspiegel vermieden werden, die sich andernfalls positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirkt.6

2.3. Welches Muskelfasern werden beim Ironman benutzt?

Die Anforderungen an den Muskel während einer sportlichen Betätigung sind je nach Sportart unterschiedlich. Den Ansprüchen an diese unterschiedlichen Belastungen wird der Muskel mit verschiedenen Muskelfasern gerecht. Man unterscheidet hierbei drei verschiedene Muskelfasertypen, die sich je nach Farbe, Anzahl der Mitochondrien, Geschwindigkeit und Volumen (Dicke) voneinander unterscheiden:

1. Rote Muskelfasern (Typ 1, „slow-twitch Fasern“)7

Die roten Muskelfasern sind für langanhaltende aerobe Ausdauerbelastungen geeignet und finden mit Sauerstoff statt. Die dünnen Muskelfasern sind langsam zuckend und ermüdungsresistent, haben viele Mitochondrien und sind reich an Myoglobin, ein Protein, welches den Sauerstoff von den Zellen zu den Mitochondrien transportiert.

2. Weiße Muskelfasern (Typ 2b, „fast-twitch Fasern“)

Die weißen Muskelfasern sind für Sprints, Gewichtheben und andere kurze starke Belastungen bis 60 Sekunden geeignet und finden ohne Sauerstoff statt. Sie sind dick, schnell zuckend, schnell ermüdbar und enthalten weniger Myoglobin und wenig Mitochondrien.

3. Intermediäre Muskelfaser (Typ2a, „fast-twitch Fasern“)

Die intermediären, roten Muskelfasern sind eine Mischung aus roten und weißen Muskelfasern, sind für Mittelstreckenläufe und Schwimmen gut geeignet und finden mit und ohne Sauerstoff statt. Sie sind dick, ermüdungsresistent, schnell zuckend und haben viele Mitochondrien.

Durchschnittlich verfügt der Mensch über 600 Skelettmuskeln, die je nach ihrer Funktion zu unterschiedlichen Anteilen aus den drei Muskelfasertypen bestehen.8 Jeder Muskel besteht dabei aus einer Mischung aller drei Muskelfasern. Diese Zusammensetzung ist von der genetischen Präposition, dem Geschlecht und den generellen Muskeltyp abhängig. Durchschnittlich besitzt ein Mensch allerdings mehr Typ 1 Muskelfasern. Obwohl die einzelnen Muskelfasern nicht spezifisch umgewandelt werden können, kann man doch die Leistung der einzelnen Muskelfasern verbessern. Je nachdem welche Muskelfasern man für seine Sportart benötigt, können diese trainiert werden. Denn durch richtiges Training können die benötigten Muskelfasern leistungsfähiger werden. Es kann somit zwar nicht die Anzahl aber der Anteil der Muskelfasern geändert werden.

Beim Ironman sind vor allem die roten Muskelfasern für langanhaltende Ausdauerbelastungen wichtig. Diese können durch regelmäßiges Ausdauertraining verbessert werden, da Ausdauertraining die Vo2max (maximale Menge an Sauerstoff) des Muskelfasertyps 1 erhöht und somit für bessere Leistung sorgt.

Aber auch die weißen Muskelfasern sind beim Ironman vor allem zu Beginn und zum Ende erforderlich. Im Verlauf des Wettkampfs kommen allerdings die Muskelfasern des Typ 1 zum Einsatz, da sie die Muskelkraft über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten können.

2.4. Welche Herausforderungen werden beim Ironman an den Athleten gestellt?

Der ist Ironman ein Langdistanz Triathlon, der vom Athleten ein hohes Maß an Ausdauer und Durchhaltevermögen abverlangt. Die Belastungsphasen beim Ironman sind hierbei durch mittleres Belastungsniveau und kurzfristige Maximalbelastungen gekennzeichnet. Dabei werden vor allem die roten Muskelfasern beansprucht und die Energiegewinnung findet über die aerobe Energiebereitstellung durch Kohlenhydrate und Fette statt. Da Kohlenhydrate schneller verstoffwechselt werden können und schneller Energie liefern, empfiehlt es sich, während dieses Wettkampfes auf eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr zu achten. Da die Kohlenhydrate in Glykogenspeichern gespeichert werden, aber der Speicherplatz begrenzt ist, empfiehlt es sich, durch die Methode „Carboloading“ die Glykogenspeicher vor dem Wettkampf zu erhöhen, sodass noch länger Energie zur Verfügung stehen kann. Wichtige ernährungsrelevante Leistungsfaktoren beim Ironman sind somit die Größe der Glykogenspeicher und die Versorgung mit Kohlenhydraten.

Da die Belastungsdauer aufgrund der langen Distanzen sehr hoch ist, ist es von besonderer Wichtigkeit, die Ernährung in flüssiger und fester Form während des Wettkampfs genau zu planen. Die Belastungsdauer liegt dabei je nach Leistungsniveau zwischen 7,5h (Leistungssportler) bis zu 15 Stunden (Amateur).9 In dieser Zeit erleidet der Körper aufgrund der hohen sportlichen Belastung einen starken Schweißverlust, wodurch ein hoher Flüssigkeits- und Elektrolytverlust entsteht, welcher bei Nichtausgleich zu starken Energieeinbußen führen kann. Diese Verluste sollten daher unbedingt durch Ernährung ausgeglichen werden, um Leistungseinbußen und negative, körperliche Folgen zu vermeiden. Daher ist eine genaue Planung der zuzuführenden Nährstoffe sowie Flüssigkeiten mithilfe des Nutrient Timings unabdinglich.

3. Diabetes mellitus Typ 1

3.1. Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Blutzuckerhaushalt nicht mehr richtig funktioniert.

Normalerweise läuft der Blutzuckerhaushalt wie folgt ab: Gelangt viel Zucker in Form von Kohlenhydraten aus der Nahrung ins Blut steigt der Blutzuckerspiegel an und Insulin wird abgegeben. Insulin ist ein Hormon, welches den Blutzuckerspiegel kontrolliert und in der Bauchspeicheldrüse in den langerhansschen Inseln gebildet wird. Die dortigen ß-Zellen produzieren das Insulin. Die Aufgabe des Insulins ist es, Zucker aus dem Blut in die jeweiligen Körperzellen zu befördern, und die Zellen somit mit Energie zu versorgen, wodurch der Blutzuckerspiegel wieder sinkt.. Der Normalwert des Blutzuckers liegt hierbei bei Nicht- Diabetikern im Nüchternzustand bei 90-125mg/dl (5,6-6,9mmol/l) und nach einer Mahlzeit bei 130-160mg/dl (7,8-11mmol/l).

Fehlt allerdings das Insulin im Blut wie es bei Diabetikern (Typ1) der Fall ist, kann der Zucker aus dem Blut nicht in die Zellen gelangen, sodass diese nicht mit Energie versorgt werden und das Blut überzuckert. So weist ein erhöhter Blutzuckerspiegel von über 125mg/dl (6,9mmol/l) im Nüchternzustand auf eine Diabeteserkrankung hin. Bei einer starken Überzuckerung durch kohlenhydratreiche Ernährung kann der Wert sogar über 300-400mg/dl (16,7mmol/l) ansteigen. Dies kann zum diabetischen Koma (Ketoazidose) führen, in der der Betroffene bewusstlos wird und schnellstmöglich ärztlich behandelt werden muss. Dieser Überzuckerung kann man durch das Zuführen von Insulin entgegenwirken und somit seinen Blutzucker im Normalbereich halten. Eine weitere Gefahr ist die Unterzuckerung (unter 90mg/dl, 5,6mmol/l) bei der der Körper mit zu wenig Energie versorgt wird. Hier gilt es schnelle, einfache Kohlenhydrate hinzuzufügen, um den Blutzuckerspiegel wieder anzuheben.

Des Weiteren ist neben der gefährlichen Überzuckerung und Unterzuckerung auch mit anderen negativen Auswirkungen auf den Organismus rechnen, wenn die Erkrankung nicht mit Insulin behandelt wird. Da die wichtigen Organe nicht oder nicht ausreichend mit Energie versorgt werden, fühlt sich der Betroffene ausgelaugt und schwach und es kann zu Müdigkeit, verringerter Leistungsfähigkeit aber auch Zittern kommen. Außerdem können Folgeerscheinungen wie Nierenschädigung, Schädigung der Augennetzhaut aber auch ein höheres Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko entstehen. Daher gilt es, eine Diabetes Erkrankung unbedingt zu behandeln.

3.2. Formen von Diabetes mellitus

Bei Diabetes mellitus kann man zwei Formen unterscheiden: Diabetes mellitus Typ 1 und Diabetes mellitus Typ 2. 80-90% aller Diabetiker haben Diabetes mellitus Typ 2, welche auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet wird. Diese Form tritt häufig im Alter auf und wird durch Übergewicht und Mangel an körperlicher Bewegung begünstigt. Bei dieser Form produziert der Körper nicht mehr ausreichend Insulin, welches für den Transport des Zuckers im Blut in die Körperzellen verantwortlich ist und somit für Energie sorgt. Dieser Diabetes Form kann man durch mehr Bewegung und gesunder Ernährung entgegenwirken und eine Insulinverbesserung erlangen.

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist hingegen meist angeboren und kann als Autoimmun-erkrankung verstanden werden. Diese Form entwickelt sich meist in jungen Jahren. Bei Diabetes mellitus Typ 1 liegt eine Störung der in der Pankreas befindlichen ß-Zellen vor, die mit einem absoluten Insulinmangel einhergeht. Eigene Antikörper zerstören die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse und somit kann kein Insulin gebildet und ausgeschüttet werden.10 Betroffene sind somit lebenslang auf die Zuführung von Insulin in Form von Spritzen oder Medikamenten angewiesen.

In meiner Hausarbeit geht es um einen sportlich aktiven Athleten mit Diabetes mellitus Typ 1, weswegen ich mich ausschließlich auf diese Form beziehen werde.

3.3. Diabetes mellitus Typ 1 und Sport- Was ist zu beachten?

Einen sportlichen Wettkampf mit Diabetes mellitus Typ 1 zu meistern, ist heutzutage mit Vorplanung gut möglich. Sport ist grundsätzlich für einen Diabetiker zu empfehlen, wenn er genau eingestellt und überprüft ist. Wichtig hierbei ist allerdings, dass sich die Diabetestherapie an den Sport anpasst und nicht umgekehrt. Hierzu gibt es kein gemeingültiges Rezept sondern dies muss genau und individuell erprobt werden. Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang ein Buch zu führen und seinen Insulinbedarf bei sportlicher Betätigung genau zu ermitteln und zu protokollieren. Somit kann die Steuerung und Einschätzung der Belastung optimal stattfinden. Zur Unterstützung kann zudem vor Antritt eines Wettkampfes eine ärztliche Untersuchung und Beratung in Anspruch genommen werden.11

Grundsätzlich gilt seine Diabetes Erkrankung gut zu kennen und im Griff zu haben und eine Überzuckerung (Hyperglykämie) sowie eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu vermeiden. Ziel ist ein konstanter Blutzuckerspiegel, der die Leistungsfähigkeit während des Sports aufrechterhält.

ier Hierzu Bevor ein Wettkampf stattfinden kann, gilt es im Vorbereitungstraining den optimalen Blutzuckerspiegel während der Belastung zu bestimmen und aufrechtzuerhalten. Hierzu führt sich der Athlet die gleiche Menge an Kohlenhydraten zu, wie es auch im Wettkampf stattfinden würde und ermittelt daraufhin die passende Insulinzufuhr. Dies erfordert gute Vorbereitungszeit, da er während der Belastung stetig seinen Blutzucker kontrollieren und einschätzen muss. Hat er allerdings einmal das beste Verhältnis von der zugeführten Menge an Kohlenhydraten zu der Insulinmenge ermittelt, kann er diese auch im Wettkampf beibehalten.

Sport hat zudem auch positive Effekte auf Diabetes mellitus Typ 1, denn er verbessert die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Durch Sport kann der Stoffwechsel eines Diabetikers stabilisiert werden und es kann zu einen stabileren Blutzucker, geringeren Laktatanstieg und einer Normalisierung des Glykogenspeichers kommen. Insulin kann somit eingespart werden, wodurch der Insulinbedarf sinkt. Daher sind folgende Einflussfaktoren bei der Ermittlung der optimalen Insulinzufuhr mit einzukalkulieren:

1. in Wettkampfsituationen werden Stresshormone ausgeschüttet, die den Blutzuckerspiegel erhöhen
2. durch körperliche Aktivität steigt die Insulinempfindlichkeit der Muskel- und Fettzelle, wodurch weniger Insulin benötigt wird, um Energie in die Zellen aufzunehmen12
3. Ausdauersportarten führen zu sinkenden Blutzuckerwerten
4. beim Sport verbrennen die Muskeln vermehrt Zucker

Diese Einflussfaktoren zeigen, dass bei sportlicher Betätigung grundsätzlich weniger Insulin benötigt wird als im normalen Alltag. Dies sollte unbedingt mit einkalkuliert werden.

3.4. Besonderheiten während des sportlichen Wettkampfes

Oberstes Gebot beim Wettkampf ist es eine Unterzuckerung zu vermeiden und den Blutzuckerspiegel konstant bzw. leicht erhöht zu halten. Ein leicht erhöhter Blutzuckerspiegel weist dabei die besten Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit während des Sports auf. Um dies zu erreichen kann zum einen die Insulindosis gesenkt zum anderen können vermehrt Kohlenhydrate zu sich genommen werden. Wichtig ist im Vorbereitungstraining herauszufinden, mit welchen Blutzuckerwert der Athlet am besten in einen Wettkampf startet. Als Faustregel gilt dabei den Wettkampf mit einem leicht erhöhten Blutzuckerspiegel von 150 und 180mg/dl (8,3 und 10 mmol/l) zu beginnen um einen Puffer gegen Unterzuckerung zu haben.

Allerdings sollte gerade für Leistungssportler ein zu hoher Blutzucker vermieden werden, da es ggf. Kraft- und Konzentrationseinbußen mit sich bringen kann. Hierbei hilft viel nicht gleich viel, sondern die genaue Dosis ist wichtig. Dabei gibt es keine Faustregel, sondern die individuelle Insulindosis sollte im Vorbereitungstrainings anhand eines Sporttagebuchs und ggf. mit Absprache des Arztes gut ermittelt und eingestellt werden.

Ebenso wie bei Nicht-Diabetikern gelten Kohlenhydrate und Fette als wichtige Energielieferanten beim Ausdauersport. Um die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, ist eine regelmäßige Kohlenhydratzufuhr in Kombination mit der passenden Insulinzufuhr wichtig. Hierbei ist zu bedenken, dass aufgrund der sportlichen Aktivität weniger Insulin benötigt wird, da Sport die Insulinempfindlichkeit der Zellen erhöht.

Auch wenn die optimale Insulinzufuhr ermittelt wurde, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, gilt es zur Sicherheit sowohl während des Trainings als auch während des Wettkampfes stetig ein Blutzuckermessgerät zur Kontrolle des Blutzuckers sowie Insulin sowie Glukagon (oder schnelle Kohlenhydrate) mitzuführen, um eventuelle Blutzuckerschwankungen zu erkennen und entgegenwirken zu können.

Befindet man sich in einer längeren Unterzuckerung (unter 90mg/dl (5,0mmol/l) oder in einer Überzuckerung (Hyperglykämie) über 250mg/dl (13,9mmol/l) sollte das Training allerdings dringend unterbrochen werden.

3.5. Die Insulinzufuhr während eines Wettkampfes

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten sich das benötigte Insulin zuzuführen: Die Nutzung eines Insulin Pens, bei dem Insulin manuell gespritzt wird oder die Nutzung einer Insulinpumpe, die sowohl automatisch als auch auf Knopfdruck Insulin an den Körper abgibt. Welche Zuführung gewählt wird, hängt dabei oft von den individuellen Vorlieben ab. Mein Athlet hat sich hierbei für die Insulinpumpe entschieden, auf die nun genauer eingegangen wird:

Die Insulinpumpe ist ein kleines batteriebetriebenes Hilfsmittel, welches am Körper getragen wird und die Funktion der Bauchspeicheldrüse nachahmt, indem sie kontinuierlich kleine Mengen an Insulin durch eine dünne Nadel, die unter der Haut liegt, in den Körper abgibt. Die Basalrate, womit die Grundversorgung mit Insulin gemeint ist, wird individuell auf den Diabetiker eingestellt und gibt daraufhin kontinuierlich Insulin ab. Wird eine Mahlzeit eingenommen, kann sich der Diabetiker über einen Knopfdruck zusätzlich Insulin zufügen. Daher ist es meinem Athleten möglich, sich während des Sports sehr einfach Insulin über die Insulinpumpe zuzufügen. Wichtig ist allerdings die genaue Menge zu kalkulieren.

Im Vorbereitungstraining hat mein Athlet bereits die Einnahme von Getränken, Gels und Riegeln während des Wettkampfes genau erprobt und die optimale Insulinzufuhr für sich vermittelt. Er ist schon seit Jahren mit der Zuführung von Insulin mithilfe der Insulinpumpe in Kombination mit Sport vertraut und weiß daher auch, dass er aufgrund sportlicher Belastung weniger Insulin benötigt als gewöhnlich. Zudem ist er bestens informiert und erprobt, wie er bei einer eventuell auftretenden Über- bzw. Unterzuckerung zu reagieren hat. Sollte eine Überzuckerung auftreten, kann er sich auf Knopfdruck eine angemessene Menge von Insulin über seiner Insulinpumpe zuführen, was zum Sinken des Blutzuckerspiegels führt. Sollte eine Unterzuckerung auftreten, gilt es schnelle Kohlenhydrate zu sich zu nehmen z.B. in Form von Gels oder Traubenzucker. Diese bringen seinen Blutzucker wieder in die Höhe.

4. Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1

4.1. Was ist Nutrient Timing?

Heutzutage ist bekannt, dass die Leistungsfähigkeit eines Wettkampfsportlers nicht nur von seinem Training abhängt, sondern vor allem auch durch eine zeitlich richtig abgestimmte Zuführung von Nährstoffen verbessert werden kann. Diese Nährstoffe können die Energiesysteme des menschlichen Körpers bestmöglich unterstützen und für eine bessere Belastung und Leistungsfähigkeit sorgen. In diesem Zusammenhang wurde „Nutrient Timing“ immer beliebter.

Unter „Nutrient Timing“ versteht man die Zugabe bestimmter Lebensmittel und Nährstoffe rund um eine sportliche Betätigung, mit dem Ziel den Wettkampfprozess bestmöglich zu unterstützen und eine optimale Leistungsfähigkeit während des gesamten Wettkampfes zu ermöglichen. Aber auch die tagtägliche Ernährung vor dem Wettkampf und die Ernährung nach dem Wettkampf werden mit berücksichtigt. Diese zielen vor allem darauf ab, sich gesund zu ernähren und mit allen wichtigen Mikro- und Makronährstoffen versorgt zu sein.

[...]


1 www.dtu-info.de (letzter Zugriff: 10.06.19)

2 http://www.ironman.com/~/media/790f8dd1445c4afb911f32ad37bed145/geschichte%20des%20ironman%201.pdf (letzter Zugriff:10.06.19)

3 Lehrskript: Vertiefende Sporternährung 1, Academy of Sports, Backnang. S. 17

4 Vgl. Lehrskript: Vertiefende Sporternährung 1, Academy of Sports, Backnang, S.30

5 nähere Ausführung in Kapitel 4.4.2.

6 Vgl. Lehrskript: Vertiefende Sporternährung 1, Academy of Sports, Backnang. S. 30

7 a.a.O, S. 26

8 www.marathonfitness.de/muskelfasertypen-tabelle-bestimmen/ (letzter Zugriff: 10.06.19)

9 www.bumfuzzled.de/ironman-triathlon-trainingsplan-ernaehrung/ (letzter Zugriff: 10.06.19)

10 Vgl. Lehrskript: Vertiefende Sporternährung 2, Academy of Sports, Backnang, S.32ff.

11 a.a.O . S . 39

12 Vgl. Lehrskript: Vertiefende Sporternährung 2, Academy of Sports, Backnang, S.32ff.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
36
Katalognummer
V492899
ISBN (eBook)
9783668990012
ISBN (Buch)
9783668990029
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nutrient Timing, Nutrient Timing beim Ironman, Ironman und Diabetes, Ernährungsberatung beim Ironman, Ernährung beim Triathlon, Triathlon und Diabetes, Sporternährung, Ernährung beim Ironman
Arbeit zitieren
Lisa Hennek (Autor:in), 2019, Nutrient Timing für den Ironman für einen Triathleten mit Diabetes mellitus Typ 1, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492899

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